Schlagfertigkeit (eBook)
240 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-16649-9 (ISBN)
Dr. Matthias Nöllke hat Kommunikationswissenschaften, Politik und Literaturwissenschaft studiert. Er ist seit vielen Jahren als Autor und Keynote-Speaker tätig, u.a. für den Bayerischen Rundfunk und für zahlreiche Unternehmen. Im Haufe Verlag sind von ihm über 20 erfolgreiche Ratgeber und Sachbücher erschienen.
Matthias Nöllke Dr. Matthias Nöllke hat Kommunikationswissenschaften, Politik und Literaturwissenschaft studiert. Er ist seit vielen Jahren als Autor und Keynote-Speaker tätig, u.a. für den Bayerischen Rundfunk und für zahlreiche Unternehmen. Im Haufe Verlag sind von ihm über 20 erfolgreiche Ratgeber und Sachbücher erschienen.
Schlagfertig werden – aber wie?
Schlagfertigkeit boomt. Seit vielen Jahren schon. Als dieses Buch zum ersten Mal erschien, war das noch nicht so. Damals war das Angebot noch recht überschaubar. Doch heute gibt es zahlreiche Bücher, die Ihnen helfen sollen, sich mit »cleveren Sprüchen« zu behaupten, in jeder Lebenslage »gekonnt zu kontern« oder sich zur »Schlagfertigkeitsqueen« zu krönen. Fast jeder Rhetoriktrainer und jede Trainerin hat auch das Thema Schlagfertigkeit im Angebot. Schlagfertigkeit soll Sie dabei unterstützen, besser zu verkaufen, besser zu flirten, besser zu verhandeln und sich ohne tiefere Kenntnisse durch mündliche Prüfungen zu mogeln. Solche Auswüchse würden wir hier anprangern, wäre in einem Internetforum nicht ausgerechnet dieses Buch für solche zwielichtigen Vorhaben empfohlen worden.
Dafür ist es selbstverständlich nicht geschrieben worden. Es geht nicht darum, einfach nur witzige oder gar freche Antworten zu finden. Bei der Schlagfertigkeit, wie wir sie verstehen, ist das eigentliche Ziel, die eigene Souveränität zu bewahren. Schlagfertigkeit soll Sie schützen, sie soll Ihnen ermöglichen, Ihre persönliche Würde zu behalten. Einen möglichst lockeren Spruch rauszuhauen, ist nicht das Ziel, zumal das – gerade im Berufsleben – höchst nachteilige Folgen haben kann.
Frechheit siegt nicht immer
Schlagfertige Antworten sind selten besonders nett, das liegt in ihrer Natur. Häufig enthalten sie ein gewisses Quäntchen Bosheit, das gibt ihnen Würze und verstärkt ihre Wirkung. Allerdings liegt darin auch eine gewisse Gefahr. Mit manchen Techniken und Standardantworten, die Sie in einigen Publikationen finden, bekommen Sie höchstwahrscheinlich Ärger. Auch wenn der Ton allgemein etwas rauer geworden ist, gilt noch immer: Wer schlagfertig ist, muss nicht unbedingt frech oder gar unverschämt werden. Damit schaffen Sie sich nur Feinde. Und es hilft Ihnen wenig, wenn Sie meinen, die anderen sollten das doch nicht so verbissen sehen. Allzu oft tun sie es eben doch – gerade im Berufsleben. Studien über Mobbing zeigen es ganz deutlich: Sehr häufig beginnt Mobbing mit einer verletzenden, kränkenden Bemerkung. Der »Mobber« rächt sich sozusagen auf seine Weise. Nach seinem Empfinden haben Sie damit angefangen, unter die Gürtellinie zu schlagen. Kränkungen setzen eine destruktive Abwärtsspirale in Gang. Sie vergiften Beziehungen, machen Menschen bitter und hart. Ob das all die Schlagfertigkeitstrainer wissen?
Tipp
Stellen Sie niemanden bloß. Respektieren Sie immer die persönliche Würde der anderen. Wer andere »in die Pfanne haut«, ist nicht schlagfertig, sondern unverschämt.
Sie müssen die Situation richtig einschätzen
Eine schlagfertige Antwort ist immer situationsabhängig. Was im Kreise Ihrer Kollegen prächtig ankommt, kann in Gegenwart Ihrer Vorgesetzten für Irritationen sorgen. Eine Bemerkung wird ganz unterschiedlich aufgefasst, je nachdem, ob Ihr Gegenüber Sie schon kennt oder Ihnen das erste Mal begegnet. Ist die Situation angespannt oder relaxt? Steht Ihr Gegenüber kurz davor, in die Luft zu gehen? Das muss gar nichts mit Ihnen zu tun haben. Aber es könnte unangenehme Folgen haben, wenn Sie jetzt Ihren »Mörderspruch« anbringen, der Ihnen sonst so viele wohlwollende Lacher einbringt.
Sie brauchen ein Gespür dafür, was in der Situation angemessen ist und was nicht. Sie müssen variabel sein. Denn viel Zeit, um nachzudenken, haben Sie nicht. Die Wahrheit ist: Sie dürfen sich überhaupt keine Gedanken machen, ob ein bestimmter Satz jetzt passt oder nicht. All das muss Ihnen automatisch in den Sinn kommen – gerade weil Sie die Situation zutreffend einschätzen können. Wie Sie ein Gespür für die passende Antwort entwickeln, das erfahren Sie in diesem Buch.
Tipp
Wer in jeder Situation die gleichen Standardsprüche anbringt, ist ganz gewiss nicht schlagfertig.
Wann soll man überhaupt schlagfertig sein?
Schlagfertigkeit braucht einen Anlass. Typischerweise handelt es sich um eine unangenehme Situation, mit der Sie nicht gerechnet haben und die Ihnen eine Reaktion abverlangt. Sie werden angegriffen, man macht sich über Sie lustig oder missachtet Ihre Interessen.
Übung
Testen Sie doch einmal anhand folgender Beispiele Ihre Reaktion: Sie sitzen in der Kantine und haben sich gerade einen Kaffee geholt. Da kommt ein Arbeitskollege vorbei und bemerkt: »Na, machen Sie wieder zwei Stunden Kaffeepäuschen?« Ihre Reaktion?
Sie wollen heute frühzeitig nach Hause. Kurz vor Dienstschluss kommt Ihr Vorgesetzter mit einem Stapel Papier zu Ihnen und erklärt: »Da müssen Sie heute noch drüberschauen.« Ihre Reaktion?
Sie sitzen in einem Meeting. Als Sie gerade reden und die anderen Ihnen interessiert zuhören, sagt Ihr Nachbar laut: »Wann haben Sie sich denn das letzte Mal die Ohren sauber gemacht?« Die anderen lachen. Ihre Reaktion?
Die neue Sekretärin hat für Sie einen Geschäftsbrief geschrieben, der voller Fehler steckt. Als Sie sie darauf aufmerksam machen, bemerkt sie leichthin: »Seien Sie mal nicht so pingelig. Seit der neuen Rechtschreibung weiß doch ohnehin keiner mehr, wie es richtig geschrieben wird.«
Ihre Reaktion?
Sie halten eine Präsentation. Ein humorvoller Kollege hat Ihnen eine Folie untergeschmuggelt, auf der eine boshafte Karikatur Ihres Vorgesetzten zu sehen ist. Als Sie die Folie auflegen, ernten Sie schallendes Gelächter.
Ihre Reaktion?
Sie sprechen mit einem Kollegen. Ihnen unterläuft ein kleines Missgeschick. Ihr Kollege raunzt Sie an: »Sind Sie eigentlich blöd?«
Ihre Reaktion?
Sie sind Mitglied einer etwas antriebsschwachen Projektgruppe. Sie machen Vorschläge und versuchen die anderen ein wenig zur Mitarbeit anzuregen. Ein Kollege wirft Ihnen einen missbilligenden Blick zu und meint verächtlich: »Sind Sie hier der Chef? Oder was?« Ihre Reaktion?
Haben Sie Mühe, sich etwas einfallen zu lassen? Oder finden Sie Ihre Reaktion nicht vollkommen überzeugend? Fühlen Sie sich eigentlich nur unbehaglich? Das ist keineswegs ungewöhnlich, sondern die typische Ausgangslage. Übrigens auch für Leute, die sonst durchaus schlagfertig sind. Wir brauchen Schlagfertigkeit gerade dort, wo es uns üblicherweise die Sprache verschlägt. Schlagfertigkeit hilft uns, aus solchen Situationen herauszukommen.
Vorsicht, Verletzungsgefahr!
Schlagfertigkeit funktioniert ein wenig wie ein Fechtkampf und tatsächlich stammt der Begriff auch von dort: Er bezeichnet die Fertigkeit, (zurück) zu schlagen, möglichst elegant mit spitzem Florett und natürlich extrem schnell. Wir müssen einen Treffer landen, bevor wir selbst getroffen werden.
Allerdings ist es nicht der Schlagfertige, der angreift. Vielmehr setzt er sich geschickt und geistesgegenwärtig zur Wehr. Er pariert einen Angriff. Das französische Wort »riposte« hat genau diese zwei Bedeutungen. Es bezeichnet den Gegenschlag beim Fechtkampf und die schlagfertige Antwort.
So gesehen ist Schlagfertigkeit nie ganz harmlos; es besteht immer Verletzungsgefahr, denn Schlagfertigkeit ist eine Waffe. Aber eine, die Sie nur zur Selbstverteidigung einsetzen sollten. Sonst kann Schlagfertigkeit schnell destruktiv werden und die Atmosphäre vergiften, auch wenn Ihre Gegenschläge scherzhaft daherkommen. Und noch etwas gilt es zu beachten: Die Schärfe Ihrer Antwort sollte sich an der Schärfe des Angriffs orientieren. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie jede Replik vorher auf die Goldwaage legen müssen, aber die Verhältnismäßigkeit sollte schon in etwa gewahrt bleiben. Wer nach einem harmlosen Scherz fürchterlich zurückschlägt, reagiert ebenso unangemessen wie derjenige, der hart angegangen wird und leichthin darüber hinweggeht. Im ersten Fall erzeugen Sie Rachegefühle und verlieren Sympathien, im zweiten Fall erzeugen Sie allenfalls Mitleid und riskieren, dass man Sie nicht mehr respektiert. Genau dagegen richtet sich aber Ihre schlagfertige Replik: Sie lassen es nicht durchgehen, dass man Sie unangemessen behandelt.
Das spielerische Element
Zwar geht es häufig um Situationen, die gar nicht besonders lustig sind: Sie werden angegriffen, verächtlich gemacht oder jemand geht Ihnen einfach nur auf die Nerven. Und doch – oder gerade deswegen – kann es sehr hilfreich sein, die ganze Sache spielerisch anzugehen. In vielen Fällen ist die schlagfertige Antwort nicht ganz so ernst gemeint, sondern kommt mit einem Augenzwinkern daher. Warum das? Sehr einfach: Weil Sie damit Ihre Souveränität behalten. Sie...
Erscheint lt. Verlag | 29.7.2022 |
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Reihe/Serie | Haufe Fachbuch | Haufe Fachbuch |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management |
Schlagworte | Beispiele • Körpersprache • Kritik • Lernen • Publikum • Rhetorik • Schlagfertig • Schlagfertigkeit • Sprüche • Techniken • Tipps • trainieren |
ISBN-10 | 3-648-16649-2 / 3648166492 |
ISBN-13 | 978-3-648-16649-9 / 9783648166499 |
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Größe: 331 KB
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