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Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger (eBook)

Welche Anlagestrategien wirklich zu empfehlen sind und wie Sie Ihr Geld verlässlich investieren

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-96092-551-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger -  Pirmin Hotz
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Spätestens seit der Finanzkrise sind viele Anleger verunsichert und wissen nicht, wem sie sich wirklich anvertrauen können. Dr. oec. Pirmin Hotz - einer der renommiertesten Schweizer Vermögensverwalter - hat als langjähriger Verwalter von privatem und institutionellem Vermögen Fakten und Beobachtungen über den Finanzmarkt zusammengetragen, die nicht nur faszinieren, sondern gelegentlich auch an ein Haifischbecken erinnern, in dem es von Zockern, Blendern und Abkassierern nur so wimmelt. Der Autor deckt schonungslos Schwächen und Intransparenzen auf. Das Buch zeigt in unterhaltsamer, verständlicher und gleichzeitig wissenschaftlich fundierter Weise, wo für den Anleger die Tücken im Anlagegeschäft liegen, welche Anlagestrategien wirklich zu empfehlen sind und was eine verlässliche Vermögensverwaltung ausmacht.

Pirmin Hotz ist spezialisiert auf die Verwaltung von Vermögen privater und institutioneller Anleger sowie die Beratung großer institutioneller Anleger bezüglich strategischer Anlageentscheide. Pirmin hat zahlreiche renommierte Banken im gesamten deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet der Kapitalanlage beraten.

Pirmin Hotz ist spezialisiert auf die Verwaltung von Vermögen privater und institutioneller Anleger sowie die Beratung großer institutioneller Anleger bezüglich strategischer Anlageentscheide. Pirmin hat zahlreiche renommierte Banken im gesamten deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet der Kapitalanlage beraten.

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MEINE SCHICKSALSHAFTE BEGEGNUNG MIT DEM BROKER VON MERRILL LYNCH


Nach dem Tiefschlag mit Eastman Kodak dauerte es einige Monate, bis ich wieder Mut fasste, um weitere Aktien zu kaufen. Dies im Wissen, dass mir meine Mutter bei erneuten Flops nicht mehr aus der Patsche helfen würde. Allerdings bin ich ohne jeden Zweifel zur Erkenntnis gelangt, dass die Sache mit Eastman Kodak einfach Pech war. Ich war überzeugt, dass ich das mit zwischenzeitlich verbessertem Wissen über Börsen, Märkte und Unternehmen besser kann. So kaufte und verkaufte ich in meinen Teenager- und Studienzeiten eine große Anzahl Aktien und betrieb ein klassisches Stock Picking. Ab und zu gewann ich, ab und zu verlor ich. Dabei glaubte ich, besonders schlau vorzugehen, indem ich Kursgewinne von 10, 20 oder auch einmal 30 Prozent konsequent realisierte und nach neuen »Trouvaillen« suchte, bei denen ich Kurspotenzial ortete. Ich hielt mich an die Börsenweisheit: »Von Gewinnmitnahmen ist noch keiner arm geworden!« So habe ich über Jahre mein Aktienportfolio ständig umgewälzt und es mit den jeweils aussichtsreichsten Titeln bestückt. Die Kaufs- und Verkaufsabrechnungen legte ich fein säuberlich in Ordnern ab.

»Oktober. Das ist einer der besonders gefährlichen Monate, um in Aktien zu spekulieren. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar.«

Mark Twain, amerikanischer Schriftsteller (1835 – 1910)

Natürlich war ich wie jeder Börsianer überzeugt, dass die Mehrheit meiner Entscheidungen erfolgreich und ich ein überdurchschnittlich guter Stock Picker sei. Als es mir an einem regnerischen Sonntagnachmittag in den frühen 1980er Jahren einmal langweilig war, wollte ich es genau wissen. Glatte drei Ordner füllten zwischenzeitlich die von mir innerhalb von rund fünf Jahren getätigten Börsengeschäfte. Akribisch addierte ich alle Gewinne und Verluste, die ich im Laufe eines halben Jahrzehnts akkumuliert hatte. Als ich unter dem Strich meine Gesamtbilanz resümierte, war ich irritiert und ernüchtert zugleich: Außer Spesen nichts gewesen! Meine Träume, als junger Mann ein erfolgreicher Börsianer zu sein, waren geplatzt.

Zwar schloss ich acht von zehn Börsengeschäften mit einem Gewinn ab, was eigentlich recht gut ist. Dumm aber für mich war, dass ein paar Käufe total in die Hosen gingen. So kaufte ich zum Beispiel Anteile des angeschlagenen kanadischen Ölunternehmens Dome Petroleum und war bei Ausverkaufspreisen von CAD 5 – in Blütezeiten stand sie bei CAD 100 – überzeugt, dass es nicht mehr tiefer gehen könne und die kanadische Regierung einen Konkurs um jeden Preis verhindern würde. Es kam anders. Dome Petroleum ging pleite. Das gleiche Schicksal ereilte mich mit der schweizerischen Gardisette, einer führenden Unternehmung in der Herstellung von Gardinen. Die wertlosen Zertifikate bewahre ich mir heute noch zu Hause als schmerzliches Andenken an diesen Flop auf. Jahrelang erlag ich den typischen Anlegerfallen wie Selbsttäuschung und Selbstüberschätzung, indem ich mir einbildete, wie gut meine Selektion von Aktien sei. Die vielen kleinen Gewinne hatte ich in meinem Erinnerungsvermögen überbewertet, die in der Anzahl zwar weniger zahlreichen, aber im Einzelfall größeren Verluste hatte ich verdrängt. Meine Überzeugung, ein erfolgreicher Stock Picker zu sein, war in den Grundzügen erschüttert.

Grafik 2: Gardisette Holding: Ein Totalverlust. Quelle: Gardisette Holding AG Luzern.

Während meines Studiums an der Universität St. Gallen vermittelte mir im Sommer 1986 ein Freund den Kontakt zu einem erfolgreichen Broker von Merrill Lynch. Dieser Broker erzählte mir, wie professionell im Hause Merrill Lynch Anlagemanagement betrieben werde. Ich wusste natürlich, dass Merrill Lynch der weltweit führende Broker ist. Auch wusste ich, dass Merrill Lynch nur erstklassige und hochbezahlte Talente einstellt, welche für ihre Kunden herausragende Leistungen und Performance-Ergebnisse liefern müssen. Der Broker erklärte mir, dass man für ein erfolgreiches Stock Picking 24 Stunden am Tag am Markt sein und sehr schnell handeln müsse, wenn es gute Gelegenheiten gebe. So, wie ich es von meiner Studentenbude aus betreiben würde, könne das in einer schnelllebigen Welt nie und nimmer funktionieren. Der Broker von Merrill Lynch ließ mich selbstbewusst wissen, dass er für seine Kunden mit seinem schnellen und professionellen Handeln regelmäßig jährliche Renditen von 10 bis 30 Prozent erzielen würde. Manchmal würde er dieses Ziel aber schon in wenigen Wochen erreichen. Seine bevorzugten Anlageinstrumente waren Aktien und Optionen auf Aktienindizes. Die Begeisterung des Beraters schwappte rasch auf mich über, und ich träumte davon, bei ihm respektive beim weltweit führenden amerikanischen Broker investieren zu können. Und mein großer Traum, nach Beendigung meines Studiums einmal in New York, dem Finanznabel der Welt, für einen dieser Weltmarktführer – Goldman Sachs, Morgan Stanley oder Merrill Lynch – tätig zu sein, wurde immer greifbarer. Nur, wie sollte ich investieren? Als Student hatte ich gerade so viel Geld, um mir mein Studium, meinen Unterhalt und ein Auto zu finanzieren. Vom minimal geforderten Anlagevolumen bei Merrill Lynch war ich mit meinem Mikrovermögen Lichtjahre entfernt.

So kam es, dass ich die Geschichte von der Begegnung mit dem Broker von Merrill Lynch meinem Vater erzählte. Mit ihm habe ich in meiner Jugendzeit unzählige Stunden über die Börse, über Märkte und Titel gesprochen. Mein Vater war stets mein Freund und Sparringspartner, wenn es darum ging, Anlagemöglichkeiten oder eine unternehmerische Idee zu diskutieren. Ich ermunterte ihn, bei Merrill Lynch ein Wertpapierdepot zu eröffnen, das von dem erfolgreichen Broker betreut werden sollte. Mein Vater machte mit. Mit einem Betrag von 75.000 US-amerikanischen Dollars, was zu jener Zeit einem Gegenwert von rund 200.000 Schweizer Franken entsprach, stiegen »wir« ein. Mein Vater übertrug mir eine Vollmacht auf dieses Portfolio. Unser Berater von Merrill Lynch wurde beauftragt, alle anstehenden Transaktionen im Voraus bei mir absegnen zu lassen. Mein Vater beschränkte sich darauf, einmal im Monat über die laufende Performance unterrichtet zu werden.

Vier Wochen nach Auflage des Mandates war der Portfoliowert schon auf über 90.000 Dollar gestiegen. 15.000 Dollar Gewinn in einem Monat – was für ein Start! Mein Broker rief mich im Durchschnitt jeden zweiten oder dritten Tag in meiner Studentenwohnung in St. Gallen an und erklärte mir, was er kaufen oder verkaufen wolle. Vor allem handelte er mit Indexoptionen auf den US-amerikanischen Aktienmarkt. Dabei verkaufte er sogenannte Kaufoptionen, also Calls. Mein Berater spekulierte darauf, dass der Markt entweder seitwärts oder noch besser abwärts tendierte. Ich wusste natürlich ganz genau, dass der »nackte« Verkauf einer Kaufoption nicht ungefährlich ist, weil in dem Falle, dass der Markt steil nach oben tendiert, unbegrenzte Verlustrisiken lauern. Der Verkäufer einer Kaufoption hat dann nämlich die latente Verpflichtung, dem Käufer den Index zum vereinbarten Basispreis zu »liefern«1. Weil mein Broker von Merrill Lynch und sein Team rund um die Uhr präsent waren, vertraute ich darauf, dass er die Risiken jederzeit im Griff hätte. Die überwiegende Anzahl seiner Transaktionen ging in den ersten vier Wochen unserer Zusammenarbeit auch voll auf, und ich hatte wenig Zweifel, dass dies so weitergehen würde. Mein Broker arbeitete fantastisch. Meine hohen Erwartungen wurden sogar übertroffen. Stolz traf ich an einem Wochenende meinen Vater und berichtete ihm von den tollen Gewinnen. Natürlich freute er sich mit mir.

Die Wende kam prompt. Der US-amerikanische Aktienmarkt setzte im Herbst 1986 zu einer Rally an und die Kurse stiegen unaufhaltsam. Die Gewinne auf den Optionen änderten ihr Vorzeichen, und das Portfolio tauchte in Windeseile in die Verlustzone. Ich wurde nervös, denn ich stellte fest, dass durch den Hebeleffekt der Optionen ein Tagesverlust auf »meinem« Portfolio von 3 oder 5 Prozent nichts Außergewöhnliches war. Mittlerweile telefonierte ich täglich, manchmal mehrmals, mit meinem Berater von Merrill Lynch. Immer wieder erkundigte ich mich, ob mein Broker weiterhin von seiner Erwartung, dass der Markt überbewertet und eine Korrektur zu erwarten sei, überzeugt sei. Immer und immer wieder gelang es ihm, mich zu beruhigen.

Aber entgegen den Erwartungen meines Brokers von Merrill Lynch stieg der US-amerikanische Markt fast ohne Pause. Anstatt Baisse herrschte Hausse. Täglich erreichte der Dow Jones neue Höchstwerte und die leer verkauften Kaufoptionen wurden für den erforderlichen Rückkauf teurer und teurer. Bis im Spätherbst hatte sich der Portfoliowert halbiert. Es kam, dass ich in vielen Nächten kaum mehr Schlaf fand, und auch der Appetit auf Essen war weg. »Wie komme ich da wieder raus?...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Geld / Bank / Börse
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Abkassierer • Aktie • Anleihen • Banken • Bitcoins • Börse • FBV • Finanzen • Geld • Geldanlage • Gewinn • Investment • Investor • Kapital • Kapitalanlage • Kryptowährung • Rendite • Vermögen • Vermögen schützen • Vermögensverwalter • Zocker
ISBN-10 3-96092-551-4 / 3960925514
ISBN-13 978-3-96092-551-4 / 9783960925514
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