Großbaustelle digitale Transformation (eBook)
245 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44735-3 (ISBN)
Andreas Holtschulte begleitete jahrelang SAP-Kunden bei der Implementierung von Software-Lösungen in deren Unternehmen. Inzwischen hat er sich als selbstständig gemacht und berät Unternehmen bei ihren digitalen Transformationsvorhaben.
Andreas Holtschulte begleitete jahrelang SAP-Kunden bei der Implementierung von Software-Lösungen in deren Unternehmen. Inzwischen hat er sich als selbstständig gemacht und berät Unternehmen bei ihren digitalen Transformationsvorhaben.
Kapitel 1
Mi casa, su case
Jedes Jahr werden in Deutschland Hunderte Häuser gebaut, saniert und verschönert. Weil es den Wert steigert, weil sich jemand den Traum vom Eigenheim erfüllt, weil die Ruine ein Schnäppchen war, oder weil es eben gemacht werden muss und nicht länger aufgeschoben werden kann. Einer von diesen Häuslebauern bin ich, genauer gesagt einer von den Häusle-Umbauern: Andreas Holtschulte, Jahrgang 1983, aufgewachsen im und geprägt vom Ruhrgebiet, seit 2015 Eigenheimbewohner in einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg.
Dazu eine kleine Anmerkung: Meine Frau meint, meinen Werdegang, wie es mich nach Ilvesheim verschlagen hat und dass ich da jetzt ein Haus besitze, interessiere doch keinen. »Willst du die Leute mit deinem Lebenslauf zu Tode langweilen?«, gibt sie zu bedenken. Da hat sie natürlich einen Punkt. Guter Hinweis (Daumen-hoch-Icon). Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für ihre vielen, vielen klugen Warnungen und Ratschläge bedanken, die mir im Leben schon viel Ärger erspart haben. Allerdings kann ich das jetzt auch nicht einfach so stehen lassen. Klar schaffe ich es mit meiner Biografie nicht in die Bild-Zeitung ; Sie werden auch kein Video über mich finden, das jemand mit den Worten »Unglaublich, was als Nächstes passiert« anpreist. Aber wenn ich schon ein Buch schreibe, das nun Menschen wie Sie lesen, stellt sich beim Lesen für den einen oder anderen doch sicher irgendwann die Frage: »Was ist das denn für einer?« Deshalb geht es auf diesen Seiten nicht immer nur um die digitale Transformation, die deutsche Wirtschaft und das große Ganze, sondern manchmal eben einfach nur um mich. Und um meine Haussanierung, denn ich bin überzeugt, dass sich der Umbau eines Hauses und der eines Unternehmens gar nicht so sehr unterscheiden. Aber dazu später mehr. An dieser Stelle nur so viel: Wenn ich heute mein erfolgreich saniertes Domizil verlasse und zu meinem ehemaligen Arbeitgeber SAP SE nach Walldorf fahre, dauert das keine Viertelstunde. Ich kann während der Fahrt zum Beispiel ein paar Hörbuchabschnitte hören. Hätten wir schon autonom fahrende Autos im ganz normalen Stadtverkehr, könnte ich auch an meinem nächsten Buch schreiben. Oder noch besser: Ich würde einfach drauflos referieren, und die smarte Autosoftware jagt das alles durch eine Textsoftware und schickt mir direkt die fertigen Kapitel auf meine Geräte! Mann, irgendwie kann ich die Zukunft kaum erwarten.
Bei SAP, wo ich insgesamt zehn Jahre gearbeitet habe, endete meine Reise als Angestellter. Um meine Frau zu ärgern, könnte ich über diese Jahre schreiben: Ich war als Global Product Owner mit meinem Team verantwortlich für drei Industrieausprägungen der Lagerverwaltungssoftware SAP Extended Warehouse Management (meine Frau: »Gäähn …«). Meine Kunden kamen in dieser Zeit aus allen möglichen Branchen: Automobilkonzerne, Maschinenbauer, Pharma und Chemie, Unternehmen, die Getränke, Nahrung oder Textilien produzieren, Händler und Firmen aus dem Bereich Öl und Gas. Fragen, die ich beantworten sollte, waren zum Beispiel: Wie führen wir eine neue ERP-Software ein? Wann setzen wir auf Standards, und wo haben wir Alleinstellungsmerkmale, die uns von der Konkurrenz abheben? Welche Innovationen sind beim Aufbau neuer Geschäftsmodelle und bei Qualitätssteigerungen hilfreich?
Solche Fragen zu beantworten ist immer noch mein Job, auch wenn ich mittlerweile selbstständig bin. SAP hat in unzähligen Bereichen die besten Softwarelösungen für Unternehmen, die ich kenne. Zum Gesamtbild gehört aber natürlich noch mehr, über das man sprechen kann und in einigen Fällen auch sprechen muss. Wenn ich mit meinem Team digitale Transformationsprojekte unterstütze, bin ich mal in der Rolle des Solution Architect, mal in der Rolle des unabhängigen Gutachters, mal als Qualitätssicherer oder Trusted Advisor und auch als Projektleiter beteiligt.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen eine zweite Bedenkenträgerin vorstellen, der es nicht gelungen ist, dieses Buch zu verhindern: meine Tochter Marlene. Sie zählt weniger Lebensjahre als ich Finger, und sie hatte ihr erstes Buchprojekt schon vor mir fertig. Es war ein viel beachteter Beitrag in einer sehr bekannten Buchreihe. Vielleicht kennen Sie selbst das eine oder andere Werk aus der bekannten Markenwelt »Meine erste Schulklasse«. Marlene hat sich darin auf unerwartete Weise in die deutsche Digitalisierungsdebatte eingebracht und einen Punkt herausgestellt, den wir digitalen Transformierer oft vergessen: »Es ist voll langweilig«, steht in diesem Buch der Freundschaft, geschrieben in der schönen Krakelschrift eines Digital Natives, »dass mein Vater immer über Datenschutz und Digitalisierung spricht.« Ja, gut. Der hat gesessen.
Für dieses Buch habe ich mir vorgenommen, meine Lieblingsthemen so zu behandeln, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Ich habe zwar jetzt schon Schiss, wie meine Familie mir das Ding um die Ohren hauen wird, aber Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben ja einen entscheidenden Vorteil: Wir wohnen nicht zusammen, und wenn es Ihnen zu viel wird, können Sie das Buch einfach weglegen und sagen: Ist ja alles schön und gut mit der Transformation, aber für heute reicht’s!
In diesem Buch wird es immer wieder darum gehen, dass ich ein Haus saniert habe, in dem meine beiden Bedenkenträgerinnen, mein Sohn, unser Kater und ich heute wohnen, und wie ich dabei vorgegangen bin. Keine Sorge: Ich bin nicht etwa mit meinen Dokumenten durcheinandergekommen, während ich parallel an einem ganz anderen Buch schreibe. Beim Verlag hat auch niemand gepennt. Im Gegenteil, es ist so: Aus unserer Sicht ist eine Haussanierung, wie meine Familie und viele andere Haushalte sie hinter sich gebracht haben, wunderbar dazu geeignet, die Chancen und Risiken zu veranschaulichen, die die digitale Transformation und den Unternehmensumbau im Jahr 2021 betreffen. Wenn Sie vor der Situation stehen, Ihr Arbeitsumfeld oder sogar Ihr gesamtes Unternehmen strukturell an neue Bedürfnisse anpassen zu müssen, liefert das Projekt Haussanierung viel hilfreiches Futter für solch einen Anwendungsfall. Irgendwann ist jede Firma mal eine Baustelle. Mi casa, su casa heißt die bekannte Redewendung – machen wir doch »Mein Haus, Ihr Case« daraus! Wir reden bei der Umsetzung von Anwendungsfällen, die mit Innovationstechnologie umgesetzt werden, von Use Cases. Ihr Case umfasst somit alle Prozesse in Ihrem Unternehmen, die wir uns anschauen sollten.
Wenn ich auf den folgenden Seiten von meinen Erfahrungen als Häuslebauer berichte, soll Ihnen das helfen, die digitale Transformation besser zu verstehen. Ich will Sie außerdem für einige Fehler sensibilisieren, die ich selbst als Häusle-Umbauer gemacht habe. So oder so ähnlich kann das nämlich auch bei der Erneuerung in Unternehmen passieren. Also machen Sie es wie ich, aber besser! Willkommen auf der Baustelle.
1.1 Was mein Hausbau mit Ihrem Unternehmen zu tun hat
Seit 2015 leben meine Frau, meine Tochter und ich jetzt in unserem Eigenheim in Ilvesheim. Natürlich nicht zu vergessen mit unserem Sohn (und dem Kater), den ich Ihnen später auch noch vorstellen werde (nein, nicht den Kater). Der deutsche Klassiker: Familie gründen, Haus beziehen. Jahr für Jahr entscheiden sich neue Familien dafür, ein Haus zu kaufen, sei es zahlen und einziehen oder die Variante Bruchbude zu Traumhaus machen, wie bei uns. So gesehen war unsere Entscheidung für die eigene Hütte nichts Ungewöhnliches, auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich noch immer ein Land der Mietwohnungen ist und es fast überall sonst in Europa mehr Eigentumswohnungen und Eigenheime gibt. Gekauft haben wir das Haus schon im Jahr 2012, vollkommen abgeschlossen war die Sanierung im Wesentlichen aber erst 2016. »Im Wesentlichen« schreibe ich bewusst, denn noch heute gibt es einige Stellen, die nicht fertig sind. Irgendwie hört es nie auf. Das kauft man mit ein, wenn man ein eigenes Haus haben will. Man kann ja auch nicht einfach ein Unternehmen gründen, und zack, läuft es ewig wie von selbst.
Nicht alle, mit denen ich spreche, können nachvollziehen, warum es für mich ein Eigenheim sein musste. Und dann auch noch selbst Hand anlegen, so viel Arbeit neben dem Job – ist der eigentlich bescheuert, der Holtschulte? Aber wenn ich mir meine Biografie so anschaue, hatte ich wohl keine andere Wahl. Im Grunde träumte ich schon lange Zeit davon, in einem eigenen Haus zu leben. Bis heute liebe ich den Gedanken, jedes Detail meines Hauses selbst zu bestimmen. Zu wissen, dass mir eigentlich niemand mein Zuhause wegnehmen kann. Es ist wahrscheinlich das Bedürfnis nach etwas Sicherheit in dieser von Veränderung...
Erscheint lt. Verlag | 10.3.2021 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Wirtschaft |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management | |
Schlagworte | Change • Digitalisierung • Familienunternehmen • Internet 4.0 • Internet der Dinge • internet of things • IOT • KMU • Lieferkette • Management • Supply Chain • Unternehmensführung |
ISBN-10 | 3-593-44735-5 / 3593447355 |
ISBN-13 | 978-3-593-44735-3 / 9783593447353 |
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Größe: 4,3 MB
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