Worauf es ankommt (eBook)
448 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-26433-8 (ISBN)
Als der amerikanische Unternehmer Stephen Schwarzman 1985 mit minimalem Startkapital die Investmentgesellschaft Blackstone gründete, ahnte er noch nicht, dass sie ihn zu einem der einflussreichsten Unternehmer weltweit machen würde. Er hat geschafft, wovon viele Unternehmensgründer, Studenten und Berufseinsteiger träumen: den Weg zum Erfolg erfolgreich zu meistern. In seiner langerwarteten Autobiografie beschreibt Schwarzman nun erstmals, was er in entscheidenden Momenten seines Lebens gelernt hat und welche Prinzipien ihn auf seinem Weg an die Spitze begleitet haben. Der Weg zum Erfolg verlief niemals gerade, aber das Festhalten an einer starken Unternehmenskultur und dem simplen Mantra 'Mache niemals Verluste' hat Blackstone zu einem der stärksten und innovativsten Unternehmen des Finanzsektors gemacht. Schwarzmans Geschichte ist inspirierend, unterhaltsam und lehrreich - das Begleitbuch für eine neue Generation von Jungunternehmern und alle, die ihr größtmögliches Potenzial entfalten wollen.
Stephen A. Schwarzman ist Vorstandsvorsitzender, Geschäftsführer und Mitgründer von Blackstone, einer der weltweit erfolgreichsten Investmentfirmen. Zusätzlich zu beratenden Funktionen für jeden der letzten drei US-Präsidenten in Wirtschaftsfragen und anderen Belangen nimmt er als Mäzen unter anderem in den Bereichen Bildung, Kultur und Kunst großen Einfluss. Stephen A. Schwarzman hält Abschlüsse aus Yale und der Harvard Business School und lebt mit seiner Frau und seinen drei Hunden in New York City.
Hohe Ziele setzen
Schwarzman’s Curtains and Linens befand sich unter der Hochbahn in Frankford, einem hauptsächlich von der Mittelschicht bewohnten Stadtteil Philadelphias. Das Sortiment bestand aus Gardinen, Bettwäsche, Handtüchern und anderen Haushaltswaren. Der Laden florierte, die Produkte waren gut, die Preise angemessen und die Kunden loyal. Mein Vater, der das Geschäft von meinem Großvater geerbt hatte, war fachkundig und freundlich. Er war zufrieden damit, wie das Geschäft lief. Obwohl er intelligent war und hart arbeitete, legte er keinen Ehrgeiz an den Tag, sich aus seiner Komfortzone hinauszubewegen.
Im Alter von zehn Jahren fing ich an, im Geschäft mitzuarbeiten, für zehn Cent die Stunde. Ich fragte meinen Großvater schon bald nach einer Erhöhung des Stundenlohns auf 25 Cent. Er lehnte ab. »Wie kommst du auf die Idee, dass du 25 Cent pro Stunde wert bist?« Die Frage war berechtigt. Wenn eine Kundin mit Fenstermaßen hereinkam und wissen wollte, wie viel Stoff sie für Gardinen brauchte, hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie man das ausrechnet, geschweige denn den Wunsch, es zu lernen. Während der Weihnachtszeit wurde mir die Aufgabe übertragen, an den Freitagabenden und Samstagen älteren Damen Stofftaschentücher zu verkaufen. Ich verbrachte Stunden damit, eine Schachtel nach der anderen mit fast identischen Taschentüchern zu öffnen, von denen keines mehr als einen Dollar kostete, und sie dann alle wieder zurückzulegen, sobald die Kundin ihre Wahl getroffen oder nach fünf bis zehn Minuten alle abgelehnt hatte. Es schien mir reine Zeitverschwendung. In meinen vier Jahren als Mitarbeiter entwickelte ich mich von einem mürrischen Kind zu einem streitlustigen Teenager. Ich war besonders über den Tribut aufgebracht, den dieser Job meinem sozialen Leben abverlangte. Anstatt mich bei Fußballspielen und Highschool-Veranstaltungen zu vergnügen, hing ich im Laden fest, abgeschnitten von der Welt, an der ich teilnehmen wollte.
Zwar gelang es mir nie, etwas ansehnlich als Geschenk zu verpacken, aber dafür erkannte ich das Wachstumspotenzial dieses Geschäfts. Mein Vater gehörte zur Generation des Zweiten Weltkriegs, aber nun lebten wir in einem Zeitalter des außergewöhnlichen Friedens und Wohlstands. Häuser wurden gebaut, Vorstädte wuchsen, und die Geburtenzahl stieg. Das bedeutete mehr Schlafzimmer, mehr Badezimmer und mehr Bedarf an Heimtextilien. Was brachte da ein einziger Laden in Philadelphia? Wenn Amerika an Textilien dachte, sollte es an Schwarzman’s Curtains and Linens denken. Ich stellte mir vor, wie sich die Kette unserer Filialen von Küste zu Küste erstreckte, so wie heutzutage Bed Bath & Beyond. Das war eine Vision, für die sich Taschentücher falten lohnte. Mein Vater lehnte ab.
»Okay«, lenkte ich ein. »Dann eben in ganz Pennsylvania.«
»Nein«, wiederholte er. »Ich glaube nicht, dass ich das will.«
»Und wie steht’s mit Philadelphia? Das sollte nicht allzu schwierig sein.«
»Das interessiert mich einfach nicht.«
»Wie kannst du denn nicht interessiert daran sein?«, entfuhr es mir. »In unseren Laden kommen so viele Menschen. Wir könnten werden wie Sears.« – Die florierten zu jener Zeit und waren allgegenwärtig – »Warum willst du das nicht?«
»Die Angestellten werden in die Kasse greifen.«
»Dad, das werden sie nicht. Sears hat im ganzen Land Filialen. Die haben sich das bestimmt gut überlegt. Warum willst du nicht expandieren? Schwarzman’s könnte riesig sein.«
»Steve«, entgegnete er, »ich bin ein sehr glücklicher Mann. Wir haben ein schönes Haus. Wir haben zwei Autos. Ich habe genug Geld, um dich und deine Brüder aufs College zu schicken. Was brauche ich mehr?«
»Es geht nicht darum, was du brauchst. Es geht darum, es zu wollen.«
»Ich will es aber nicht. Ich brauche es nicht. Das würde mich nicht glücklich machen.«
Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. »Ich verstehe dich einfach nicht. Das ist doch eine todsichere Sache.«
Heute verstehe ich es. Manager zu sein kann man lernen. Man kann sogar lernen, Chef zu sein. Aber zum Unternehmer muss man geboren sein.
Meine Mutter, Arline, war rastlos und ehrgeizig, eine gute Ergänzung zu meinem Vater. Sie betrachtete uns als aufstrebende Familie in dieser Welt. Einmal beschloss sie sogar, segeln zu lernen – vermutlich sah sie uns als so etwas wie die Kennedys, mit wehendem Haar in der Meeresbrise von Hyannis Port –, also kaufte sie ein Sechs-Meter-Segelboot, lernte segeln und meldete uns bei Regatten an – Mom am Steuerruder, und Dad führte Befehle aus. Sie gewann viele Trophäen. Meine Zwillingsbrüder und ich haben ihren Kampfgeist und Siegeswillen stets bewundert. In anderen Zeiten wäre sie sicher CEO eines Großunternehmens geworden.
Wir wohnten in einer Doppelhaushälfte in Oxford Circle, einem nahezu ausschließlich jüdischen Bezirk von Philadelphia. Die Spielplätze meiner Kindheit waren geprägt von zerbrochenen Glasflaschen und rauchenden Teenagern. Gegenüber von uns wohnte einer meiner besten Freunde. Sein Vater wurde von der Mafia getötet. Meine Mutter sah mich nicht gern mit den Typen in schwarzen Lederjacken, die in den Bowling-Centern an der Castor Avenue herumhingen. Sie wollte bessere Schulen für uns. Kurz nachdem ich auf die weiterführende Schule gekommen war, entschied sie deshalb, mit uns in eine der wohlhabenderen Vorstädte zu ziehen.
In Huntingdon Valley waren Juden eine Seltenheit, sie machten etwa ein Prozent der Bevölkerung aus. Die meisten Menschen waren weiß, Mitglied einer Episkopalkirche oder katholisch, zufrieden mit ihrem Platz in der Welt. Hier musste man nicht ständig kämpfen. Niemand versuchte, mich zu verprügeln, oder bedrohte mich. Ich war gut in der Schule und führte bei der Landesmeisterschaft unser Leichtathletikteam an.
In den 1960er-Jahren waren die Vereinigten Staaten so etwas wie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentrum der Welt. Das verstärkte Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Vietnamkrieg setzte ein Umdenken in Gang, das sämtliche Bereiche erfasste – von Bürgerrechten über Sexualmoral bis hin zur Haltung gegenüber Kriegen. Ich war Teil der ersten Generation, die damit aufwuchs, ständig den Präsidenten im Fernsehen zu sehen. Unsere Staatschefs waren keine mythischen Gestalten, sondern für Menschen wie uns zugänglich.
Als ich die zehnte Klasse der Abington High School besuchte, griff die Veränderung auch dort um sich. Wie es das Gesetz in Pennsylvania vorschrieb, hörten wir jeden Morgen zum Schulbeginn Bibelverse und beteten das Vaterunser. Mich störte das nicht sonderlich, aber die Familie von Ellery Schempp schon. Als Unitarier sahen sie ihre Rechte laut des Ersten und Vierzehnten Zusatzartikels zur Verfassung verletzt. Der Schempp Fall ging bis zum Obersten Gerichtshof von Amerika, der mit 8 zu 1 Stimmen die Gesetzgebung von Pennsylvania für verfassungswidrig erklärte. Der Fall rückte die Abington High School ins Zentrum einer nationalen Debatte, in der viele Christen befürchteten, dass dieser Fall der Anfang vom Ende ihrer Religion in öffentlichen Schulen sei.
––––
In der elften Klasse wurde ich zum Schülersprecher gewählt. In dieser Position erlebte ich zum ersten Mal, was es bedeutet, Dinge aktiv umzugestalten.
Mein Vater hatte meine Idee abgelehnt, sein Geschäft in das erste Bed Bath & Beyond zu verwandeln, aber nun hatte ich bei einer Sache die Fäden in der Hand. In den Sommerferien zwischen meinem Junior- und dem Abschlussjahr fuhren wir mit dem Auto nach Kalifornien. Ich saß auf dem Rücksitz, meine Mutter am Steuer. Die warme Luft wehte mir ins Gesicht, und ich malte mir aus, was ich in meiner neuen Position alles erreichen konnte. Ich wollte nicht nur ein weiterer Name auf einer langen Liste von Schülersprechern sein. Ich wollte etwas tun, was noch niemand getan oder auch nur in Erwägung gezogen hatte. Ich wollte eine Vision entwickeln, die so aufregend war, dass die ganze Schule geschlossen dafür eintrat, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Während der Hin- und Rückfahrt von Küste zu Küste kritzelte ich Notizen auf Postkarten an meine Mitstreiter in der Schülervertretung. Was mir gerade in den Sinn kam, schickte ich bei jedem Halt an sie ab. Sie waren alle zu Hause, lungerten herum und erhielten diese Postkartenlawine, während ich nach der ultimativen Idee suchte.
Schließlich fand ich sie. Philadelphia war die Heimat von American Bandstand, einer Fernseh-Show für Teenager, moderiert von Dick Clark. Die Stadt hatte auch großartige Radiosender, wie WDAS, einen der führenden afroamerikanischen Sender im Land. Ich hörte wie besessen Musik, von James Brown bis Motown, die großen Doo-Wop-Bands der 1950er-Jahre, dann die Beatles und die Rolling Stones. Wenn ich durch die Flure der Schule spazierte, hörte ich überall Schülerrockgruppen, die in den Sanitärräumen und Treppenhäusern Songs einstudierten, wo auch immer die Akustik gut war. Einer ihrer Favoriten war »Tears on My Pillow« von Little Anthony and the Imperials. Das waren der Sound und das Lebensgefühl der Highschool. Tears on my pillow, pain in my heart.
Wie großartig wäre es, wenn wir es schafften, dass Little Anthony and the Imperials in die Schule kommen und in unserer Turnhalle auftreten würden? Sicher, sie lebten in Brooklyn, waren zu der Zeit eine der populärsten Gruppen im Land, und wir hatten kein Geld. Aber wieso nicht? Es wäre einzigartig. Es würde alle begeistern. Es musste einen Weg geben, und ich machte es zu meiner Aufgabe, ihn zu finden.
Fünfzig Jahre...
Erscheint lt. Verlag | 29.3.2021 |
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Übersetzer | Silvia Kinkel |
Zusatzinfo | 32 S. Bildteil |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | What it takes: Lessons in the Pursuit of Excellence |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
Wirtschaft | |
Schlagworte | Autobiografie • Berufsmemoir • Business & Karriere • Buy & Hold • eBooks • Einfluss • Finanzbranche • Finanzbuch • Finanzen • gamestop • Geld • GME Stock • Investmentbanker • Karriereratgeber • Memoir • Ratgeber • Reichtum • r/wallstreetbets • Selfmade-Millionär • To the moon • Unternehmer • Vermögen • Vorbild • wallstreetbets • Wirtschaft |
ISBN-10 | 3-641-26433-2 / 3641264332 |
ISBN-13 | 978-3-641-26433-8 / 9783641264338 |
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