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Untersuchung zur Verbesserung der Effektivität der elektrischen Betäubung von Mastschweinen unter Berücksichtigung ihres genetischen Hintergrundes, der Stromparameter und ausgewählter Schlachtkörpermerkmale

(Autor)

Buch | Hardcover
224 Seiten
2023
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-7109-7 (ISBN)
CHF 51,50 inkl. MwSt
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Für die Schweineschlachtung ist in Deutschland die Elektrobetäubung und die Betäubung mittels Kohlenstoffdioxid zugelassen, wobei letztere aufgrund der für die Tiere belastenden Einleitungsphase kontrovers diskutiert wird. Für die Elektrobetäubung von Mastschweinen gelten in Deutschland die Verordnung der Europäischen Gemeinschaft (EG) Nr. 1099/2009 sowie die Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV) zur Durchführung dieser Verordnung. Die Elektrobetäubung führt, korrekt angewandt, unmittelbar zu einer Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit der Schweine. Dennoch kommt es auch im Rahmen der Elektrobetäubung zu Fehlbetäubungen. Die aktuell geltenden rechtlichen Vorgaben für die Elektrobetäubung von Mastschweinen beruhen insbesondere auf Labordaten aus dem Jahr 1978. Die technischen Gegebenheiten in den Schlachtbetrieben wurden seitdem weiterentwickelt. Zudem haben sich die Schlachtschweine verändert, da andere Kreuzungen und genetische Linien mit variablen Schlachtkörpermerkmalen genutzt werden. Mit der vorliegenden Studie sollten Stromparameter identifiziert werden, die effektiver als die aktuellen rechtlichen Vorgaben die Zahl der Fehlbetäubungen reduzieren und somit den Tierschutz verbessern. Zusätzlich wurden weitere Einflussfaktoren auf die Betäubungseffektivität und Schlachtkörpermerkmale untersucht. Im Fokus stand der genetische Hintergrund der Schweine, für den ein Effekt auf die Betäubungseffektivität angenommen wurde.
Für die Untersuchungen wurden 12028 Schweine verschiedener genetischer Linien, eingeteilt in die Schlachtgruppen Bio-Schweine, Schwäbisch-Hällische Landschweine (+Veredelungskreuzungen, SHV-Schweine) und weiße Mastschweine (WS-Schweine), in einem süddeutschen Schlachtbetrieb über einen Zeitraum von mehr als 14 Monaten mit unterschiedlichen Betäubungseinstellungen untersucht. Betäubungseinstellungen mit einer Kopf-Durchströmungszeit von 1 s wurden als Betäubungsprogramm (BP) A zusammengefasst, solche mit einer Kopf-Durchströmungszeit von mindestens 4 s unter BP-B.
Für das BP-A, das den Vorgaben der Verordnung (EG) Nr. 1099/2009 sowie den Empfehlungen der European Food Safety Authority (EFSA) entsprach, betrug die Nachbetäubungsrate 2,71 %, für das BP-B, das den Vorgaben der deutschen TierSchlV sowie den Empfehlungen des Handbuchs Tierschutzüberwachung bei der Schlachtung und Tötung (Stand: März 2017) der Arbeitsgemeinschaft Tierschutz der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) folgte, dagegen 5,79 %. Gemäß der Empfehlungen des Beratungs- und Schulungsinstitutes für Tierschutz bei Transport und Schlachtung (bsi) Schwarzenbek soll die Nachbetäubungsrate 1 % nicht übersteigen. Demnach waren zwar auch die Nachbetäubungsraten mit dem BP-A verbesserungswürdig, lagen jedoch um die Hälfte und höchstsignifikant (p < 0,0001) niedriger als beim BP-B. Als weitere signifikante Einflussfaktoren auf die Betäubungseffektivität wurden die Ansatzposition der Betäubungszange (p = 0,0001) und die Schlachtgruppe (p = 0,0021) identifiziert. Der Anlieferungszeitraum der Schweine (p = 0,2452) und die Entfernung zwischen Herkunfts- und Schlachtbetrieb (p = 0,2480) zeigten dagegen keinen signifikanten Effekt. In den Schlachtgruppen betrugen die Nachbetäubungsraten für Bio-Schweine 5,36 %, für SHV-Schweine 3,69 % und für WS-Schweine 3,16 %. Die Nachbetäubungsraten bei der genetischen Linie „Pig Improvement Company Deutschland GmbH“ (PIC) x Pietrain (Pi) lagen verglichen mit denen der genetischen Linien Deutsche Landrasse (DL) x Pi, Large White (LW) x DL x Pi und Schwäbisch-Hällisches Landschwein (SH) x Pi signifikant niedriger. Die Ergebnisse belegen den Einfluss des genetischen Hintergrunds der Schweine auf die Betäubungseffektivität, da Schweine der genetischen Linie PIC x Pi sowohl in der Schlachtgruppe der Bio-Schweine als auch bei den WS-Schweinen vertreten waren, sowohl mit dem BP-A als auch mit dem BP-B betäubt wurden und von verschiedenen Herkunftsbetrieben stammten. Der im Musculus semimembranosus gemessene pH40-Wert (pH40-Wert Schinken) wurde ebenfalls höchstsignifikant (p < 0,0001) von der Schlachtgruppe, dem genetischen Hintergrund der Schweine, ihrem Herkunftsbetrieb, dem verwendeten BP A/B, der Außentemperatur des Schlachttages und der Interaktion Schlachtgruppe / BP-A/B sowie signifikant (p = 0,0025) vom Zeitraum der Anlieferung der Schweine am Schlachtbetrieb beeinflusst. Beispielsweise lag der pH40-Wert Schinken bei SHV-Schweinen signifikant höher als bei Bio-Schweinen (6,58 vs. 6,40; p = 0,0343) oder WS-Schweinen (6,58 vs. 6,50; p < 0,0001) sowie bei mit dem BP-A betäubten Schweinen signifikant höher als bei mit dem BP-B betäubten Schweinen (6,53 vs. 6,46, p < 0,0001).
Die Befunde der vorliegenden Arbeit zeigen somit, dass bei der Wahl der Stromparameter unter Beachtung der Gegebenheiten eines Schlachtbetriebes vor Ort auch der genetische Hintergrund der Schlachtschweine berücksichtigt werden sollte, um eine tierschutzgerechte Betäubung für alle Tiere zu gewährleisten. Auch Fleischqualitätsparameter wie der pH40-Wert lassen sich durch die Anpassung der Betäubungseinstellungen optimieren. Damit sind die für die Elektrobetäubung einzusetzenden Stromparameter individuell auf den Schlachtbetrieb und auf die in dem Betrieb geschlachteten Tiere abzustimmen.
Die vorliegenden Ergebnisse belegen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um individuelle BP für unterschiedliche genetische Linien bzw. Schweinerassen zu entwickeln und somit angepasste nationale und internationale Empfehlungen für die bei der Elektrobetäubung einzusetzenden Stromparameter zu erarbeiten. Neben der Verbesserung des Tierschutzes ist eine adäquate Elektrobetäubung auch im Hinblick auf die Gewährleistung der Fleischqualität von großer Bedeutung. In Germany, electrical stunning and stunning using carbon dioxide are the approved stunning methods for pig slaughter. However, the latter method is discussed controversially due to the stressful initiation phase for the pigs. In Germany, Council Regulation (EC) No 1099/2009 and the national German regulation on the protection of animals at the time of slaughter (TierSchlV) apply to the electrical stunning of fattening pigs. When applied correctly, electrical stunning immediately leads to a loss of perception and insensibility. Nevertheless, high backup stunning rates (BSR) can still be observed in electrically stunned pigs. The legal standards of electrical stunning were determined under laboratory conditions in 1978. However, the technical conditions in the abattoirs have been further developed since then. In addition, the slaughtered pigs have also changed, because today different crossbreeds and genetic lines with different carcass traits are used. With the present study, key parameters of electrical stunning should be identified that reduce BSR more effectively than the legally prescribed parameters of electrical stunning. In addition, other influencing factors on stunning effectiveness and carcass traits were examined. The focus was on the genetic background of the pigs, which was previously assumed to have an effect on stunning effectiveness.
For this purpose, 12,028 pigs of different genetic lines, divided into the slaughter groups of organic pigs (Bio), Swabian-Hall pigs and crossbreed pigs (SHV, German: Schwäbisch-Hällisches Schwein) and white fattening pigs (WS) were slaughtered in a southern German abattoir over a period of more than 14 months with different key parameters of electrical stunning. Stunning settings with a current flow time of 1 s were summarized as stunning program (SP) A, those with a current flow time of at least 4 s under SP-B.
As a result, a BSR of 2.71 % was determined for SP-A, which met the requirements of the Council Regulation (EC) No 1099/2009 and the recommendations of European Food Safety Authority (EFSA). For SP-B, which corresponded to the national German regulation on the protection of animals at the time of slaughter (TierSchlV) and the Handbuch Tierschutzüberwachung bei der Schlachtung und Tötung (Status March 2017) by the AG Tierschutz der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) the BSR was 5.79 %. According to the recommendations of the Training and Consultancy Institute for animal welfare at transport and slaughter (bsi) Schwarzenbek, the BSR should not exceed 1 %. Although SP-A needs improvement, the BSR was around half and highly significantly (p < 0.0001) lower than BSR with SP-B. In addition, the stunning electrode position had a highly significant (p = 0.0001) and slaughter group a significant (p = 0.0021) effect on the stunning effectiveness. However, the stunning effectiveness was not significantly influenced by the arrival time at abattoir (p = 0.2452) or by the distance from farm to abattoir (p = 0.2480). Regarding the slaughter groups, BSR for the Bio-pigs was 5.36 %, 3.69 % for the SHV-pigs and 3.16 % for the WS-pigs respectively. BSR of the Pig Improvement Company Deutschland GmbH (PIC) x Pietrain (Pi) genetic line were significantly lower compared to those of the German Landrace (DL) x Pi, Large White (LW) x DL x Pi and white Swabian breed (SH; Swabian-Hall pig, German: Schwäbisch-Hällisches Schwein) x Pi. The results demonstrate the influence of the genetic background of the pigs on the stunning effectiveness, since pigs of the genetic line PIC x Pi were represented in the slaughter group of Bio-pigs and WS-pigs, were stunned with SP-A and SP-B and derived from different farms. The pH40 in the semimembranosus muscle (pH-SM40) was also highly significant (p < 0.0001) influenced by the slaughter group, the genetic background of the pigs, their farm of origin, the SP A/B used, the outside temperature on the day of slaughter and the interaction slaughter group / SP-A/B and significantly (p = 0.0025) influenced by the period of delivery of the pigs to the abattoir. For instance, the pH-SM40 in SHV-pigs was significantly higher than in Bio-pigs (6.58 vs. 6.40; p = 0.0343) or WS-pigs (6.58 vs. 6.50; p < 0.0001) as well as for pigs stunned with SP-A compared to pigs stunned with SP-B (6.53 vs. 6.46, p < 0.0001).
Therefore, the investigations show when choosing the key parameters of electrical stunning, the circumstances of slaughtering at abattoir and the genetic background of the pigs slaughtered should be taken into account in order to ensure animal welfare during stunning. Also meat quality parameters as the pH-SM40 can be optimized by adjusting the SP. This means that the key parameters of electrical stunning must be individually adapted to the abattoir and the animals slaughtered there.
The presented results demonstrate the necessity of further studies, to develop individual SP for genetic lines or pig breeds to adapt national and international recommendations for the key parameters of electrical stunning. In addition to the improvement of animal welfare, an adequate electrical stunning is also of great importance to ensure meat quality.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Verlagsort Gießen
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 500 g
Themenwelt Veterinärmedizin Allgemein
Schlagworte Betäubung • Effektivität • Schlachtung
ISBN-10 3-8359-7109-3 / 3835971093
ISBN-13 978-3-8359-7109-7 / 9783835971097
Zustand Neuware
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