Entwicklung der europäischen und nationalen Rechtsetzung zur Blauzungenkrankheit vor dem Hintergrund des Tierseuchengeschehens in den Jahren 2006 bis 2015
Seiten
2021
|
1. Aufl.
Mensch & Buch (Verlag)
978-3-96729-119-3 (ISBN)
Mensch & Buch (Verlag)
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Die Arbeit untersucht und bewertet das behördliche Zusammenwirken von Wissenschaft und Legislative auf europäischer und nationaler Ebene in Bezug auf das Ausbruchsgeschehen des Serotyps 8 der Blauzungenkrankheit in Mitteleuropa zwischen den Jahren 2006 bis 2015. Ziel war es, zu ermitteln, ob die europäischen und nationalen rechtlichen Vorgaben unter Berücksichtigung der biologischen Charakteristika der Blauzungenkrankheit und des zeitgleichen wissenschaftlichen Fortschritts eine effiziente, zielgerichtete und effektive Bekämpfung der Blauzungenkrankheit ermöglichten.
In einem ersten Schritt wurde die Verbreitung der Blauzungenkrankheit in Rheinland-Pfalz erfasst. Dies erfolgte durch eine chronologische Aufarbeitung der Daten aus dem deutschen Tierseuchennachrichtensystem, dem Animal Disease Notification System der Europäischen Union und dem World Animal Health Information System der Weltorganisation für Tiergesundheit.
Der zweite Schritt bestand aus der Ermittlung der rechtlichen Normen mit unmittelbarer Verbindung zur Blauzungenkrankheit anhand einer Schlagwortsuche in den Datenbanken „EUR-Lex“ und „juris“ sowie der Bewertung der für die Bekämpfung relevanten Änderungen.
Im Mittelpunkt des dritten Schritts stand die Erfassung der chronologischen Entwicklung der rechtlichen Normen und die Berücksichtigung wissenschaftlicher Empfehlungen zum Seuchengeschehen. So konnte gezeigt werden, wann neue wissenschaftliche Erkenntnisse Eingang in die Rechtsetzung fanden. Es war möglich, den Hintergrund neuer bzw. geänderter normativer Vorgaben zu erkennen und zu analysieren. Fachliche Begründungen wurden mit dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand auf Kohärenz überprüft. Die Analyse der Rechtsetzung und der Rechtsauslegung in der praktischen Anwendung folgten den Regeln der juristischen Hermeneutik.
In einem vierten Schritt fand die Kontextualisierung der drei Elemente „rechtliche Normen“, „wissenschaftliche Erkenntnisse“ und „Ausbreitungshistorie“ statt. Hierfür wurde zeitlich geordnet untersucht, in wie weit der wissenschaftliche Kenntnisstand Eingang in die Rechtsetzung fand, welche Änderungen in der Rechtsetzung vorgenommen wurden und wie sich das konkrete Blauzungengeschehen über die Zeit entwickelte.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Gesetzgeber die biologischen Besonderheiten der Blauzungenkrankheit – insbesondere ihre Vektorabhängigkeit – umfassend in der Rechtsetzung berücksichtigt hat. Allerdings konnte auf Grund bestehender Divergenzen zwischen europäischem und nationalem Recht, Lücken in Begriffsdefinitionen und Festlegung von für den Vollzug benötigten konkreten Kriterien festgestellt werden.
Vor dem Hintergrund des globalisierten Wirtschaftshandelns und der möglichen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit über ein Verdriften infizierter Vektoren ist die Entwicklung eines gesamteuropäischen Bekämpfungskonzepts, welches sich im Konsens des Gesundheitskodex für Landtiere der Weltorganisation für Tiergesundheit widerspiegelt, geboten. Angesichts der zahlreichen Serotypen und Virusstämme der Blauzungenkrankheit mit unterschiedlicher Virulenz wäre es darüber hinaus empfehlenswert die Virulenz als Kriterium für die zu ergreifenden Maßnahmen einzubeziehen. Die Gesetzgebung zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit sollte in diesem Sinne angepasst werden, um eine einheitliche europäische Bekämpfungsstrategie in der Europäischen Union zu definieren. Development of European and national legislation on bluetongue in the light of the animal disease situation between 2006 and 2015
This thesis examines and assesses the regulatory interaction between science and legislation at European and national level in relation to the outbreak of bluetongue virus serotype 8 in Central Europe between 2006 and 2015. The aim was to determine whether European and national legislation has enabled efficient, targeted and effective control of bluetongue by taking into account the biological characteristics of bluetongue and the simultaneous scientific progress. In this context, existing possibilities for improvement for future action should be identified if appropriate.
In order to take the Europe wide development into account as well as to enable a deep analysis of small geo-graphical areas, the first step was to record the spread of bluetongue in the Federal State of Rhineland-Palatinate as a country affected by the disease at a very early stage within the Federal Republic of Germany on the one hand, and the Federal Republic of Germany in the context of the pan-European bluetongue epizootic on the other. This was done by chronologically processing the data from the German Animal Disease Notification System (TSN), the Animal Disease Notification System (ADNS) of the European Union and the World Animal Health Information System (WAHIS) of the World Organisation for Animal Health.
The second step consisted of identifying the legal standards directly linked to bluetongue by means of a keyword search in the databases "EUR-Lex" and "juris" and the evaluation of the changes relevant to the control.
The third step focused on recording the chronological development of the legal standards on the basis of an analysis of the uptake or consideration of scientific recommendations on the epizootic. This allowed to show when new scientific findings were incorporated into legislation. In addition, it was possible to identify and analyse the background of new or modified normative requirements. Technical justifications were checked for coherence with the current state of scientific knowledge. The analysis of the legislation and the interpretation of the law in practical application followed the rules of legal hermeneutics, which describes the legal methodology to infer the correct meaning of the legal text by interpretation.
In a fourth step, the contextualisation of the three elements "legal norms", "scientific findings" and "propagation history" took place. For this purpose, the extent, to which the scientific knowledge was incorporated into the legislation, which changes were made in the legislation and how the actual bluetongue occurrence developed over time were examined in chronological order. Traditional legal interpretation methods were used to analyse, among other things, whether the necessary hermeneutical control steps preceded a change in the law – a change in the law was therefore necessary and purposeful in the chosen form –, if changes were necessary from an animal health point of view as well as whether progressive scientific knowledge was taken into account.
The results clearly showed that the legislative had taken the biological characteristics of bluetongue - in particular its vector dependency - fully into account in the legislation. However, due to existing divergences between European and national law, gaps in definitions of terms and the establishment of specific criteria required for enforcement, as well as the breaking up of the primarily chosen structure and the interrelationships within and between the individual relevant standards through amendments or legal changes introduced at short notice, it was not always possible to comply with the principle of clarity of standards.
Against the background of globalised economic activity and the possible spread of bluetongue via the drifting of infected vectors, the development of a pan-European control concept, which is reflected in the consensus of the Codex of the World Organisation for Animal Health, is necessary. Furthermore, given the large number of bluetongue serotypes and strains with varying degrees of virulence, it would be advisable to include virulence as a criterion for the measures to be taken, as it is already done in the control of avian influenza. The legislation on bluetongue control should be adapted in this sense in order to define a uniform European control strategy to deal efficiently, effectively and cost-consciously with BT as a vector-borne animal disease in the European Union.
In einem ersten Schritt wurde die Verbreitung der Blauzungenkrankheit in Rheinland-Pfalz erfasst. Dies erfolgte durch eine chronologische Aufarbeitung der Daten aus dem deutschen Tierseuchennachrichtensystem, dem Animal Disease Notification System der Europäischen Union und dem World Animal Health Information System der Weltorganisation für Tiergesundheit.
Der zweite Schritt bestand aus der Ermittlung der rechtlichen Normen mit unmittelbarer Verbindung zur Blauzungenkrankheit anhand einer Schlagwortsuche in den Datenbanken „EUR-Lex“ und „juris“ sowie der Bewertung der für die Bekämpfung relevanten Änderungen.
Im Mittelpunkt des dritten Schritts stand die Erfassung der chronologischen Entwicklung der rechtlichen Normen und die Berücksichtigung wissenschaftlicher Empfehlungen zum Seuchengeschehen. So konnte gezeigt werden, wann neue wissenschaftliche Erkenntnisse Eingang in die Rechtsetzung fanden. Es war möglich, den Hintergrund neuer bzw. geänderter normativer Vorgaben zu erkennen und zu analysieren. Fachliche Begründungen wurden mit dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand auf Kohärenz überprüft. Die Analyse der Rechtsetzung und der Rechtsauslegung in der praktischen Anwendung folgten den Regeln der juristischen Hermeneutik.
In einem vierten Schritt fand die Kontextualisierung der drei Elemente „rechtliche Normen“, „wissenschaftliche Erkenntnisse“ und „Ausbreitungshistorie“ statt. Hierfür wurde zeitlich geordnet untersucht, in wie weit der wissenschaftliche Kenntnisstand Eingang in die Rechtsetzung fand, welche Änderungen in der Rechtsetzung vorgenommen wurden und wie sich das konkrete Blauzungengeschehen über die Zeit entwickelte.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Gesetzgeber die biologischen Besonderheiten der Blauzungenkrankheit – insbesondere ihre Vektorabhängigkeit – umfassend in der Rechtsetzung berücksichtigt hat. Allerdings konnte auf Grund bestehender Divergenzen zwischen europäischem und nationalem Recht, Lücken in Begriffsdefinitionen und Festlegung von für den Vollzug benötigten konkreten Kriterien festgestellt werden.
Vor dem Hintergrund des globalisierten Wirtschaftshandelns und der möglichen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit über ein Verdriften infizierter Vektoren ist die Entwicklung eines gesamteuropäischen Bekämpfungskonzepts, welches sich im Konsens des Gesundheitskodex für Landtiere der Weltorganisation für Tiergesundheit widerspiegelt, geboten. Angesichts der zahlreichen Serotypen und Virusstämme der Blauzungenkrankheit mit unterschiedlicher Virulenz wäre es darüber hinaus empfehlenswert die Virulenz als Kriterium für die zu ergreifenden Maßnahmen einzubeziehen. Die Gesetzgebung zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit sollte in diesem Sinne angepasst werden, um eine einheitliche europäische Bekämpfungsstrategie in der Europäischen Union zu definieren. Development of European and national legislation on bluetongue in the light of the animal disease situation between 2006 and 2015
This thesis examines and assesses the regulatory interaction between science and legislation at European and national level in relation to the outbreak of bluetongue virus serotype 8 in Central Europe between 2006 and 2015. The aim was to determine whether European and national legislation has enabled efficient, targeted and effective control of bluetongue by taking into account the biological characteristics of bluetongue and the simultaneous scientific progress. In this context, existing possibilities for improvement for future action should be identified if appropriate.
In order to take the Europe wide development into account as well as to enable a deep analysis of small geo-graphical areas, the first step was to record the spread of bluetongue in the Federal State of Rhineland-Palatinate as a country affected by the disease at a very early stage within the Federal Republic of Germany on the one hand, and the Federal Republic of Germany in the context of the pan-European bluetongue epizootic on the other. This was done by chronologically processing the data from the German Animal Disease Notification System (TSN), the Animal Disease Notification System (ADNS) of the European Union and the World Animal Health Information System (WAHIS) of the World Organisation for Animal Health.
The second step consisted of identifying the legal standards directly linked to bluetongue by means of a keyword search in the databases "EUR-Lex" and "juris" and the evaluation of the changes relevant to the control.
The third step focused on recording the chronological development of the legal standards on the basis of an analysis of the uptake or consideration of scientific recommendations on the epizootic. This allowed to show when new scientific findings were incorporated into legislation. In addition, it was possible to identify and analyse the background of new or modified normative requirements. Technical justifications were checked for coherence with the current state of scientific knowledge. The analysis of the legislation and the interpretation of the law in practical application followed the rules of legal hermeneutics, which describes the legal methodology to infer the correct meaning of the legal text by interpretation.
In a fourth step, the contextualisation of the three elements "legal norms", "scientific findings" and "propagation history" took place. For this purpose, the extent, to which the scientific knowledge was incorporated into the legislation, which changes were made in the legislation and how the actual bluetongue occurrence developed over time were examined in chronological order. Traditional legal interpretation methods were used to analyse, among other things, whether the necessary hermeneutical control steps preceded a change in the law – a change in the law was therefore necessary and purposeful in the chosen form –, if changes were necessary from an animal health point of view as well as whether progressive scientific knowledge was taken into account.
The results clearly showed that the legislative had taken the biological characteristics of bluetongue - in particular its vector dependency - fully into account in the legislation. However, due to existing divergences between European and national law, gaps in definitions of terms and the establishment of specific criteria required for enforcement, as well as the breaking up of the primarily chosen structure and the interrelationships within and between the individual relevant standards through amendments or legal changes introduced at short notice, it was not always possible to comply with the principle of clarity of standards.
Against the background of globalised economic activity and the possible spread of bluetongue via the drifting of infected vectors, the development of a pan-European control concept, which is reflected in the consensus of the Codex of the World Organisation for Animal Health, is necessary. Furthermore, given the large number of bluetongue serotypes and strains with varying degrees of virulence, it would be advisable to include virulence as a criterion for the measures to be taken, as it is already done in the control of avian influenza. The legislation on bluetongue control should be adapted in this sense in order to define a uniform European control strategy to deal efficiently, effectively and cost-consciously with BT as a vector-borne animal disease in the European Union.
Erscheinungsdatum | 24.09.2021 |
---|---|
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 450 g |
Themenwelt | Veterinärmedizin ► Allgemein |
Veterinärmedizin ► Klinische Fächer ► Parasitologie | |
Schlagworte | Blauzungenkrankheit • Bluetongue • blue tongue disease • Deutschland • disease controle • EU • Europäische Union • European Union • Germany • Gesetz • Law • Rheinland Pfalz • Rhineland Palatinate • Seuchenbekämpfung • Verbreitung • Veterinärmedizinische Jurisprudenz • veterinary jurisprudence |
ISBN-10 | 3-96729-119-7 / 3967291197 |
ISBN-13 | 978-3-96729-119-3 / 9783967291193 |
Zustand | Neuware |
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