Veränderungen des weißen Blutbildes bei Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) mit verschiedenen Erkrankungen
Seiten
2019
|
1. Aufl.
Mensch & Buch (Verlag)
978-3-86387-990-7 (ISBN)
Mensch & Buch (Verlag)
978-3-86387-990-7 (ISBN)
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Ziel der Studie war es Veränderungen der Zellzahl der weißen Blutzellen bei Erkrankungen von Heimtierkaninchen zu untersuchen. Ebenso sollte ein Methodenvergleich zwischen der maschinellen und manuellen Differenzierung des weißen Blutbildes vorgenommen werden.
Die manuelle Differenzierung war vor allem bei häufiger auftretenden Leukozytenpopulationen vergleichbar mit den Messungen des automatischen Analysegerätes (Sysmex XT-2000iV). Weniger häufig auftretende Zellpopulationen konnten dagegen genauer mit der maschinellen Messung ermittelt werden. Prognostische und diagnostische Parameter für einzelne Erkrankungen konnten nicht nachgewiesen werden.
Die Gesamtleukozytenzahl hatte wenig Aussagekraft bei spezifischen Erkrankungen. Nur selten waren Werte außerhalb des Referenzbereiches nachweisbar. Diese waren nicht krankheitsspezifisch. Neoplastische Erkrankungen wie Thymome und Lymphome gingen wahrscheinlicher mit einer Leukozytose einher. Kaninchen wiesen bei Erkrankungen häufiger eine Leukozytose (16,7 %) als eine Leukopenie (3,9 %) auf, die eher bei Kaninchen mit sehr schlechtem Allgemeinzustand (z. B. SIRS, Kokzidiose) nachgewiesen wurde.
Eine Linksverschiebung in Richtung der stabkernigen Heterophilen entwickelte sich anders als bei Kleintieren signifikant häufiger bei akuten, nicht-infektiösen Erkrankungen. Das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis war bei 86,2 % (387/449) aller Proben bei Erstvorstellung im klinikinternen Referenzbereich (Messbereich: 0,1-5,3; Median: 0,6). 1,1 % (5/449) der Proben lagen unterhalb des Referenzbereichs und waren somit in den lymphozytären Bereich verschoben, während 12,7 % (57/449) oberhalb des Referenzbereichs und somit in den heterophilen Bereich verschoben waren. Das Verhältnis lag bei gesunden Referenzkaninchen signifikant häufiger im lymphozytären Bereich (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001). Der Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis war bei 0,6, d. h. es lagen bei den meisten Proben deutlich mehr Lymphozyten als Heterophile vor. Im Vergleich dazu lag das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis erkrankter Kaninchen ebenfalls signifikant im lymphozytären Bereich (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001), d. h. die Lymphozytenzahl lag wie bei gesunden Kaninchen oft im Referenzbereich. Der Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis von erkrankten Kaninchen bei Erstvorstellung lag mit 1,7 (Messbereich: 0,01 - 45) deutlich über dem der gesunden Kaninchen und die Heterophilenzellzahl war bei erkrankten Kaninchen signifikant häufiger höher als die Lymphozytenzellzahl (Kruskal-Wallis-Test; p < 0,001). Im Verlauf der Erkrankungen sank der Median auf 1,02 und näherte sich damit dem Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis gesunder Kaninchen an.
Die Anzahl der Monozyten war sehr variabel. Ihr Vorkommen in der Heilungsphase kann ein Hinweis darauf sein, dass viele Kaninchen erst nach der akuten Erkrankung vorgestellt werden. Monozytosen bei Infektionskrankheiten scheinen bei Kaninchen ebenso wie bei Kleintieren aufzutreten.
Eine Eosinophilie wie bei Kleintieren konnte bei parasitären Erkrankung nicht nachgewiesen werden und scheint entgegen Vermutungen in der Literatur eine untergeordnete Rolle bei Kaninchen zu spielen. Stattdessen wurde bei Ektoparasiten- bzw. Kokzidienbefall signifikant häufiger eine Eosinopenie gemessen. Andere nicht-parasitäre Krankheitsbilder wie neurologische Erkrankungen, die vermutlich unabhängig von einer Infektion mit Encephalitozoon cuniculi auftraten, wiesen dagegen eine um 73,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Eosinophilie auf.
Die Anzahl der Basophilen wies eine hohe Variabilität auf, die ähnlich dem Vorkommen bei Kleintieren ist und in dieser Studie keine direkte Krankheitszuordnung zulässt.
Mikroskopisch wurden vor allem Granula in Monozyten bei erkrankten Kaninchen festgestellt, die vermutlich einen Hinweis auf den Schweregrad der Erkrankung geben können.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Veränderungen des weißen Blutbildes bei Heimtierkaninchen deutlich zu denen von Kleintieren unterscheiden. Viele Erkrankungen scheinen ohne Veränderungen einherzugehen oder weisen stark individuelle Schwankungen auf. Das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis kann ein Krankheitshinweis, aber nicht -beweis sein. Die Monozytenzahl sollte vor allem bei infektiösen Erkrankungen beachtet werden. Changes of the white blood cells in pet rabbits (Oryctolagus cuniculus) with several diseases
The goal of this thesis was to investigate measurable differences in the white blood cell count of sickened pet rabbits as well as a comparison between the manual and the analysing of the blood count with an automized analysing device.
For more common populations of leukocytes the manual method showed similar results as the automized method (using a Sysmex XT-2000iV). However, the automized method was able to give more precise numbers for less common cell populations. Prognostic or diagnostic parameters for specific diseases could not be found.
The leukocyte count is not a strong indicator for specific diseases since results were rarely found outside of the known reference range and were not specific to a disease. It seems that neoplastic diseases like thymoma and lymphoma were accompanied by a leukocytosis. We were able to find that especially rabbits in an overall bad condition (SIRS, coccidiosis, etc.) are more prone to suffer from a leukocytosis (16.7 %) than a leukopenia (3.9 %).
Differing from small animals there was a significantly increased chance of a left-shift towards banded heterophile for acute, non-infectious diseases. 86.2 % (387/449) of all samples of initial registrations exhibited a heterophile-lymphocyte-ratio that was within our clinic-internal reference range (range: 0.1-5.3; median: 0.6). However, 1.1 % (5/449) had a ratio below our reference range and can be placed in the lymphocytic category, whereas 12.7 % (57/449) were above the reference range in the heterophile category. The ratio of the healthy control group was significantly shifted towards the lymphocytic category (Kolmogorov-Smirnov; p < 0.001). The median of the heterophile-lymphocyte-ratio was 0.6, meaning samples consisted of more lymphocytes than heterophiles. In comparison, the heterophile-lymphocyte-ratio of sick rabbits can also be placed in the lymphocytic category (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001), meaning the count of lymphocytes often was, similar to the control group, within the reference range. The median of the heterophile-lymphocyte-ratio of sick rabbits was 1.7 (on initial registration) and therefore significantly above that of healthy rabbits. The count of heterophile of sick rabbits was often significantly lower than their lymphocyte count (Kruskal-Wallis-Test; p < 0.001). With the progression of the disease, the median converged towards 1.02 resembling a median of that of healthy rabbits.
Monocyte count was subject to fluctuations. Their appearance through recovery could be a hint that most rabbits were treated long after their initial infection. It seems that monocytoses accompanied with infectious diseases of rabbits as well as other small animals.
In contrast to small animals eosinophilia could not be diagnosed for rabbits suffering from a parasitic illness and, despite suggested through scientific papers, seems to be less common in rabbits. Instead eosinopenia is more common to be diagnosed on rabbits suffering from ectoparasites or a infections with coccidia. However, other non-parasitic-originated diseases like neurologic illness which were probably not a result of an infection with Encephalitozoon cuniculi, got a 73.5 times higher chance of getting an eosinophilia.
Basophil count also was subject to fluctuations, similar to other small animals, and therefore did not seem to relate to any specific disease.
Microscopic changes were most often found as granula in monocytes of sick rabbits, which seems to hint at the seriousness of the illness.
All in all, changes in the white blood count of rabbits are vastly different from other small animals. Most diseases seem to progress without any notable changes in the blood count or show strong individual differences. The heterophile-lymphocyte-ratio can be used as an indication of the illness but not as a clear identifier. Additionally, the monocyte count should be taken into account especially for infectious diseases.
Die manuelle Differenzierung war vor allem bei häufiger auftretenden Leukozytenpopulationen vergleichbar mit den Messungen des automatischen Analysegerätes (Sysmex XT-2000iV). Weniger häufig auftretende Zellpopulationen konnten dagegen genauer mit der maschinellen Messung ermittelt werden. Prognostische und diagnostische Parameter für einzelne Erkrankungen konnten nicht nachgewiesen werden.
Die Gesamtleukozytenzahl hatte wenig Aussagekraft bei spezifischen Erkrankungen. Nur selten waren Werte außerhalb des Referenzbereiches nachweisbar. Diese waren nicht krankheitsspezifisch. Neoplastische Erkrankungen wie Thymome und Lymphome gingen wahrscheinlicher mit einer Leukozytose einher. Kaninchen wiesen bei Erkrankungen häufiger eine Leukozytose (16,7 %) als eine Leukopenie (3,9 %) auf, die eher bei Kaninchen mit sehr schlechtem Allgemeinzustand (z. B. SIRS, Kokzidiose) nachgewiesen wurde.
Eine Linksverschiebung in Richtung der stabkernigen Heterophilen entwickelte sich anders als bei Kleintieren signifikant häufiger bei akuten, nicht-infektiösen Erkrankungen. Das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis war bei 86,2 % (387/449) aller Proben bei Erstvorstellung im klinikinternen Referenzbereich (Messbereich: 0,1-5,3; Median: 0,6). 1,1 % (5/449) der Proben lagen unterhalb des Referenzbereichs und waren somit in den lymphozytären Bereich verschoben, während 12,7 % (57/449) oberhalb des Referenzbereichs und somit in den heterophilen Bereich verschoben waren. Das Verhältnis lag bei gesunden Referenzkaninchen signifikant häufiger im lymphozytären Bereich (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001). Der Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis war bei 0,6, d. h. es lagen bei den meisten Proben deutlich mehr Lymphozyten als Heterophile vor. Im Vergleich dazu lag das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis erkrankter Kaninchen ebenfalls signifikant im lymphozytären Bereich (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001), d. h. die Lymphozytenzahl lag wie bei gesunden Kaninchen oft im Referenzbereich. Der Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis von erkrankten Kaninchen bei Erstvorstellung lag mit 1,7 (Messbereich: 0,01 - 45) deutlich über dem der gesunden Kaninchen und die Heterophilenzellzahl war bei erkrankten Kaninchen signifikant häufiger höher als die Lymphozytenzellzahl (Kruskal-Wallis-Test; p < 0,001). Im Verlauf der Erkrankungen sank der Median auf 1,02 und näherte sich damit dem Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis gesunder Kaninchen an.
Die Anzahl der Monozyten war sehr variabel. Ihr Vorkommen in der Heilungsphase kann ein Hinweis darauf sein, dass viele Kaninchen erst nach der akuten Erkrankung vorgestellt werden. Monozytosen bei Infektionskrankheiten scheinen bei Kaninchen ebenso wie bei Kleintieren aufzutreten.
Eine Eosinophilie wie bei Kleintieren konnte bei parasitären Erkrankung nicht nachgewiesen werden und scheint entgegen Vermutungen in der Literatur eine untergeordnete Rolle bei Kaninchen zu spielen. Stattdessen wurde bei Ektoparasiten- bzw. Kokzidienbefall signifikant häufiger eine Eosinopenie gemessen. Andere nicht-parasitäre Krankheitsbilder wie neurologische Erkrankungen, die vermutlich unabhängig von einer Infektion mit Encephalitozoon cuniculi auftraten, wiesen dagegen eine um 73,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Eosinophilie auf.
Die Anzahl der Basophilen wies eine hohe Variabilität auf, die ähnlich dem Vorkommen bei Kleintieren ist und in dieser Studie keine direkte Krankheitszuordnung zulässt.
Mikroskopisch wurden vor allem Granula in Monozyten bei erkrankten Kaninchen festgestellt, die vermutlich einen Hinweis auf den Schweregrad der Erkrankung geben können.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Veränderungen des weißen Blutbildes bei Heimtierkaninchen deutlich zu denen von Kleintieren unterscheiden. Viele Erkrankungen scheinen ohne Veränderungen einherzugehen oder weisen stark individuelle Schwankungen auf. Das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis kann ein Krankheitshinweis, aber nicht -beweis sein. Die Monozytenzahl sollte vor allem bei infektiösen Erkrankungen beachtet werden. Changes of the white blood cells in pet rabbits (Oryctolagus cuniculus) with several diseases
The goal of this thesis was to investigate measurable differences in the white blood cell count of sickened pet rabbits as well as a comparison between the manual and the analysing of the blood count with an automized analysing device.
For more common populations of leukocytes the manual method showed similar results as the automized method (using a Sysmex XT-2000iV). However, the automized method was able to give more precise numbers for less common cell populations. Prognostic or diagnostic parameters for specific diseases could not be found.
The leukocyte count is not a strong indicator for specific diseases since results were rarely found outside of the known reference range and were not specific to a disease. It seems that neoplastic diseases like thymoma and lymphoma were accompanied by a leukocytosis. We were able to find that especially rabbits in an overall bad condition (SIRS, coccidiosis, etc.) are more prone to suffer from a leukocytosis (16.7 %) than a leukopenia (3.9 %).
Differing from small animals there was a significantly increased chance of a left-shift towards banded heterophile for acute, non-infectious diseases. 86.2 % (387/449) of all samples of initial registrations exhibited a heterophile-lymphocyte-ratio that was within our clinic-internal reference range (range: 0.1-5.3; median: 0.6). However, 1.1 % (5/449) had a ratio below our reference range and can be placed in the lymphocytic category, whereas 12.7 % (57/449) were above the reference range in the heterophile category. The ratio of the healthy control group was significantly shifted towards the lymphocytic category (Kolmogorov-Smirnov; p < 0.001). The median of the heterophile-lymphocyte-ratio was 0.6, meaning samples consisted of more lymphocytes than heterophiles. In comparison, the heterophile-lymphocyte-ratio of sick rabbits can also be placed in the lymphocytic category (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001), meaning the count of lymphocytes often was, similar to the control group, within the reference range. The median of the heterophile-lymphocyte-ratio of sick rabbits was 1.7 (on initial registration) and therefore significantly above that of healthy rabbits. The count of heterophile of sick rabbits was often significantly lower than their lymphocyte count (Kruskal-Wallis-Test; p < 0.001). With the progression of the disease, the median converged towards 1.02 resembling a median of that of healthy rabbits.
Monocyte count was subject to fluctuations. Their appearance through recovery could be a hint that most rabbits were treated long after their initial infection. It seems that monocytoses accompanied with infectious diseases of rabbits as well as other small animals.
In contrast to small animals eosinophilia could not be diagnosed for rabbits suffering from a parasitic illness and, despite suggested through scientific papers, seems to be less common in rabbits. Instead eosinopenia is more common to be diagnosed on rabbits suffering from ectoparasites or a infections with coccidia. However, other non-parasitic-originated diseases like neurologic illness which were probably not a result of an infection with Encephalitozoon cuniculi, got a 73.5 times higher chance of getting an eosinophilia.
Basophil count also was subject to fluctuations, similar to other small animals, and therefore did not seem to relate to any specific disease.
Microscopic changes were most often found as granula in monocytes of sick rabbits, which seems to hint at the seriousness of the illness.
All in all, changes in the white blood count of rabbits are vastly different from other small animals. Most diseases seem to progress without any notable changes in the blood count or show strong individual differences. The heterophile-lymphocyte-ratio can be used as an indication of the illness but not as a clear identifier. Additionally, the monocyte count should be taken into account especially for infectious diseases.
Erscheinungsdatum | 20.09.2019 |
---|---|
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Themenwelt | Veterinärmedizin ► Kleintier |
Veterinärmedizin ► Heimtier ► Kaninchen | |
Schlagworte | Augenerkrankungen • Basophils • blood analysis • blood cells • blood picture • Blutbild • Blutzellen • Diagnosis • Diagnostic techniques • encephalitozoon cuniculi • eosinophils • eye diseases • Kaninchen • Kaninchenkrankheiten • Kidney diseases • Laboratory Methods • Liver Diseases • monocytes • Nierenerkrankungen • Oryctolagus cuniculus • Otitis media • rabbit diseases • rabbits • weißes Blutbild |
ISBN-10 | 3-86387-990-2 / 3863879902 |
ISBN-13 | 978-3-86387-990-7 / 9783863879907 |
Zustand | Neuware |
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