Untersuchung über die Auswirkungen des zunehmenden Grads der Brachyzephalie auf den Gesichtsschädel bei Perserkatzen
Seiten
2019
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6813-4 (ISBN)
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6813-4 (ISBN)
- Keine Verlagsinformationen verfügbar
- Artikel merken
Unter Brachyzephalie ist im Allgemeinen eine Längenreduktion des Schädels zu verstehen. Die Verkürzung der Fazialregion unterlag in den letzten Jahrzehnten eines progressiven Verlaufs bis hin zu extremen phänotypischen Ausprägungen. Dadurch entstand aus dem traditionellen Typ, der „Doll-Face“ Perserkatze mit noch vorhandener Fazialregion ein moderner extrem kurzgesichtiger Typ, die „Peke-Face“ Perserkatze. Aus der veränderten fazialen Konformation resultieren zahlreiche gesundheitliche Auswirkungen. Ziel dieser Studie war es Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ausprägungen brachyzephaler Schädelkonformation und den extraorbitalen Anteilen der Bulbi oculi, den Zahnstellungen wie auch den oberen luftführenden Wegen unter Berücksichtigung des Geschlechts, des Alters und der Körpermasse zu ermitteln. Für die Messungen wurden 69 Perserkatzen verschiedener Schädeldimensionen rekrutiert, wobei zehn Europäisch Kurzhaarkatzen (EKH) als Referenzpopulation dienten. Auf Grundlage der Computertomographie wurden für die Messungen dreidimensionale Rekonstruktionen der Schädel erstellt. Die Kraniometrie ergab bei den Perserkatzen im Rassenvergleich mit den EKH einen signifikant höheren fazialen Index, kranialen Index und Schädelindex wie auch einen tendenziell kleineren kraniofazialen Winkel. Diese Ergebnisse stimmten mit den Erkenntnissen aus vorangegangenen kraniometrischen Studien bei Hunden überein. Ebenso konnten Abhängigkeiten der kraniometrischen Indizes untereinander festgestellt werden. Daraus resultiert, dass nicht allein der Gesichtsschädel von Brachyzephalie betroffen ist, sondern der Schädel als Ganzes. Anhand der diffus gestreuten kraniometrischen Indizes konnten Übergangsformen innerhalb der Perserkatzenpopulation von nahezu mesozephaler Schädelkonformation bis hin zu stark brachyzephalen Dimensionen ermittelt werden. Erwartungsgemäß konnte bei der Vermessung der Bulbi oculi festgestellt werden, dass die extraorbitalen Bulbusanteile der Perserkatzen durchschnittlich signifikant größer waren als die der EKH. Innerhalb der Perserkatzenpopulation konnten eindeutige Zusammenhänge zwischen den Schädeldimensionen und dem Anteil der extraorbital gelegenen Bulbi oculi gesehen werden. So waren bei einem Anstieg der kraniometrischen Indizes, insbesondere des Schädelindex und einem Abfall des kraniofazialen Winkels größere extraorbitale Bulbusanteile zu verzeichnen. Infolge der exponierten Position ist der Augapfel weniger durch die Orbita geschützt, wodurch es häufiger zu Traumata im Bereich der Augen kommen kann. Die Ergebnisse dieser Studie beweisen, dass nicht nur eine Rasseprädisposition für eine Proptosis bulbi vorliegt, sondern eine maßgebliche Beeinflussung der Lage durch die Schädeldimensionen innerhalb der Perserkatzenpopulation besteht und somit verschiedene Zwischenformen bis hin zu Extremen vertreten sind.
Zudem wiesen die Perserkatzen signifikant häufiger Zahnfehlstellungen im Ober- und Unterkiefer auf als die EKH. Auch in diesem Fall brachte ein Anstieg der kraniometrischen Indizes, des kranialen Index wie auch ein Abfall des kraniofazialen Winkels eine größere Anzahl unphysiologisch gestellter Dentes im Oberkiefer mit sich. Da allerdings bei stärker ausgeprägter Brachyzephalie lediglich der Oberkiefer innerhalb der Perserkatzenpopulation von den Zahnfehlstellungen betroffen war, kann davon ausgegangen werden, dass dieser einer stärkeren Längenreduktion unterliegt als die Mandibula und daher weniger Platz für die einzelnen Zähne zur Verfügung stellen kann. Weiterhin waren bei den Perserkatzen im Vergleich zu den EKH signifikant größere Winkel der Canini zum harten Gaumen aufzufinden. Jedoch konnten keine relevanten Zusammenhänge zwischen den kraniometrisch bestimmten Schädeldimensionen und dem Caninuswinkel hergestellt werden. Die Zahnfehlstellungen, insbesondere die des Caninus und des P4, der funktionell als Reißzahn dient, sorgen für Abweichungen im Jagd- und Kauverhalten. Im Zuge dieser Messung konnte beobachtet werden, dass der harte Gaumen insbesondere bei den ausgeprägt brachyzephalen Perserkatzen signifikant häufiger eine gebogene Form aufwies. Ebenso resultierte aus der brachyzephalen Schädelform eine geringere relative Höhe der Apertura nasi ossea. So ist schon der knöcherne Beginn der Nasenhöhle bei der Perserkatze geringer bemessen als bei der EKH. Die beengten Platzverhältnisse bei den Perserkatzen spiegelten sich in allen Untersuchungen der Querschnittsflächen der luftführenden Wege wider. Aufgrund dessen lässt sich die respiratorische Symptomatik in Form von Stridor bei den Perserkatzen erklären. Innerhalb der Perserkatzenpopulation selbst konnten keine repräsentativen Zusammenhänge der kraniometrisch bestimmten Schädeldimensionen zum luftführenden Weg ermittelt werden. Eine Ausnahme bildeten die kleineren Nares im Verhältnis zum Meatus nasopharyngeus bei steigendem fazialen Index.
Zusammenfassend belegt diese Studie, dass die klinischen Folgen der Brachyzephalie nicht allein auf eine Rasseprädisposition der Perserkatzen zurückzuführen sind, sondern maßgeblich ein Ergebnis der extremen Übertypisierung sind. Die Brachyzephalie von Hund und Katze steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit verschiedener veterinärmedizinischer Institutionen. Bei Hunden sind bereits Entscheidungshilfen für Amtstierärzte bezüglich der Beurteilung von Qualzuchtausprägungen bei Brachyzephalen entwickelt worden. Mithilfe der Ergebnisse dieser Studie könnte ein solcher Beurteilungsschlüssel auch bei brachyzephalen Katzen wie der Perserkatze in Erwägung gezogen werden, um den progressiven Verlauf der Qualzucht einzudämmen.
Zudem wiesen die Perserkatzen signifikant häufiger Zahnfehlstellungen im Ober- und Unterkiefer auf als die EKH. Auch in diesem Fall brachte ein Anstieg der kraniometrischen Indizes, des kranialen Index wie auch ein Abfall des kraniofazialen Winkels eine größere Anzahl unphysiologisch gestellter Dentes im Oberkiefer mit sich. Da allerdings bei stärker ausgeprägter Brachyzephalie lediglich der Oberkiefer innerhalb der Perserkatzenpopulation von den Zahnfehlstellungen betroffen war, kann davon ausgegangen werden, dass dieser einer stärkeren Längenreduktion unterliegt als die Mandibula und daher weniger Platz für die einzelnen Zähne zur Verfügung stellen kann. Weiterhin waren bei den Perserkatzen im Vergleich zu den EKH signifikant größere Winkel der Canini zum harten Gaumen aufzufinden. Jedoch konnten keine relevanten Zusammenhänge zwischen den kraniometrisch bestimmten Schädeldimensionen und dem Caninuswinkel hergestellt werden. Die Zahnfehlstellungen, insbesondere die des Caninus und des P4, der funktionell als Reißzahn dient, sorgen für Abweichungen im Jagd- und Kauverhalten. Im Zuge dieser Messung konnte beobachtet werden, dass der harte Gaumen insbesondere bei den ausgeprägt brachyzephalen Perserkatzen signifikant häufiger eine gebogene Form aufwies. Ebenso resultierte aus der brachyzephalen Schädelform eine geringere relative Höhe der Apertura nasi ossea. So ist schon der knöcherne Beginn der Nasenhöhle bei der Perserkatze geringer bemessen als bei der EKH. Die beengten Platzverhältnisse bei den Perserkatzen spiegelten sich in allen Untersuchungen der Querschnittsflächen der luftführenden Wege wider. Aufgrund dessen lässt sich die respiratorische Symptomatik in Form von Stridor bei den Perserkatzen erklären. Innerhalb der Perserkatzenpopulation selbst konnten keine repräsentativen Zusammenhänge der kraniometrisch bestimmten Schädeldimensionen zum luftführenden Weg ermittelt werden. Eine Ausnahme bildeten die kleineren Nares im Verhältnis zum Meatus nasopharyngeus bei steigendem fazialen Index.
Zusammenfassend belegt diese Studie, dass die klinischen Folgen der Brachyzephalie nicht allein auf eine Rasseprädisposition der Perserkatzen zurückzuführen sind, sondern maßgeblich ein Ergebnis der extremen Übertypisierung sind. Die Brachyzephalie von Hund und Katze steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit verschiedener veterinärmedizinischer Institutionen. Bei Hunden sind bereits Entscheidungshilfen für Amtstierärzte bezüglich der Beurteilung von Qualzuchtausprägungen bei Brachyzephalen entwickelt worden. Mithilfe der Ergebnisse dieser Studie könnte ein solcher Beurteilungsschlüssel auch bei brachyzephalen Katzen wie der Perserkatze in Erwägung gezogen werden, um den progressiven Verlauf der Qualzucht einzudämmen.
Erscheinungsdatum | 29.08.2019 |
---|---|
Reihe/Serie | Edition Scientifique |
Sprache | deutsch |
Maße | 146 x 210 mm |
Gewicht | 197 g |
Themenwelt | Veterinärmedizin |
Schlagworte | Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-8359-6813-0 / 3835968130 |
ISBN-13 | 978-3-8359-6813-4 / 9783835968134 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Mehr entdecken
aus dem Bereich
aus dem Bereich
A Practical Guide
Buch | Hardcover (2024)
Wiley-Blackwell (Verlag)
CHF 204,30
Buch | Hardcover (2024)
Wiley-Blackwell (Verlag)
CHF 174,35
Buch | Softcover (2024)
British Small Animal Veterinary Association (Verlag)
CHF 119,95