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Klinische und radiologische Befunde der Hufrehe bei Pferden - Linda Marie Schoen

Klinische und radiologische Befunde der Hufrehe bei Pferden

Buch
267 Seiten
2019
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6797-7 (ISBN)
CHF 48,70 inkl. MwSt
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Umfangreiche Forschungsarbeiten führten zu zahlreichen Neuerscheinungen zur Ätiologie, Pathogenese, Diagnostik, Therapie, Prävention und Prognose der Hufrehe von Pferden in den letzten Jahren. So wurden auf diesen Gebieten große Fortschritte gemacht und viele neue Erkenntnisse zu Präventions- und Behandlungsstrategien entwickelt. Dennoch bleibt die Krankheit, deren Therapie und Prävention eine große Herausforderung für Tier, Besitzer, Hufschmied und Tierarzt.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, unter der Vielzahl der beschriebenen klinischen und radiologischen Parameter die diagnostisch und prognostisch wertvollsten Parameter darzustellen. Hierzu wurden die Patientendaten und Röntgenbilder von 116 Pferden und 2 Eseln, die aufgrund einer Hufrehe an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen in den Jahren 2007-2016 behandelt wurden, retrospektiv ausgewertet. Zusätzlich wurden die Patientendaten und 90 Röntgenbilder von 51 Pferden aus dem gleichen Zeitraum, die nicht an Hufrehe erkrankt waren, als Kontrollgruppe erfasst.
Im ersten Schritt wurden 6 qualitative und 20 quantitative röntgenologische Parameter bewertet. Außerdem wurden 8 Quotienten aus den gemessenen Strecken (HL-Zone an 3 Messpunkten (HL1,2,3), L-Zone an 3 Messpunkten (L1,2,3), Rehestrecke und Sohlendicke) jeweils zur Huf- und Kronbeinlänge gebildet und ausgewertet. Zusätzlich wurde der Quotient aus L1,2,3 zu HL1,2,3 gebildet und ausgewertet. Die Parameter wurden auf ihren diagnostischen und prognostischen Nutzen überprüft.
Als diagnostisch relevante Röntgenparameter zeigten sich bei den Winkelmessungen: Hufbeinwinkel, Rotationswinkel, Palmarwinkel und distaler und proximaler Sohlenwinkel; Streckenmessungen: Messung der HL-Zone an allen 3 MP, Messung der L-Zone an allen 3 Messpunkten und Sohlendicke. Bei den Quotienten, den relativen Strecken im Verhältnis zur Huf- bzw. Kronbeinlänge, konnte für alle erhobenen Parameter ein diagnostischer Nutzen dargestellt werden. Die Ergebnisse der gebildeten Quotienten zur Kronbeinlänge zeigen sich als gleichwertig zu den Quotienten, die sich auf die Hufbeinlänge beziehen. Die Kronbeinlänge kann daher als Referenzgröße Anwendung finden, wenn es am Hufbein aufgrund der Reheerkrankung zu morphologischen Veränderungen gekommen ist.
Hinsichtlich der Spannbreite der erhobenen Parameter innerhalb der Kontrollgruppe zeigten der Hufbein- und Hufwandwinkel die niedrigsten Variationskoeffizienten, gefolgt von dem distalen Sohlenwinkel. Für die Streckenmessungen zeigten die HL-Zonenmessung und die Sohlendicke die niedrigsten VK, gefolgt von den Quotienten zur Hufbein- und Kronbeinlänge. Je niedriger der VK eines Parameters beim gesunden Pferd, desto einfacher ist die Abgrenzung zum pathologischen Befund am Rehehuf.
Signifikante Parameter für die kurzfristige Prognose waren: Hufbein-, Rotations-, Palmar- und distaler Sohlenwinkel, zusätzlich die Messung der HL-Zone an allen 3 Messpunkten (MP) und die relativen Strecken (Quotienten) aus dem Verhältnis von Hufwand- und Sohlendicke zur Hufbein- und Kronbeinlänge.
Signifikante Parameter für die langfristige Prognose waren: Messung der HL-Zone an MP 2 und MP 3, die relativen Strecken (Quotienten) aus HL-Zone zur Hufbeinlänge an allen 3 Messpunkten und die relativen Strecken (Quotienten) aus HL-Zone zur Kronbeinlänge an MP 2 und MP 3, des Weiteren die relativen Strecken (Quotienten) aus Rehestrecke und Sohlendicke zur Hufbein- und Kronbeinlänge.
Die Auswertung der Rotationsformen anhand der Winkeldifferenzen zwischen Zehen- /Kronbeinwinkel und Hufbein-/Hufwandwinkel zeigten sich als ungeeignet. Als mögliche Ursachen werden unterschiedliche Winkelgrößen der Parameter Zehen- und Kronbeinwinkel aufgrund unterschiedlicher Belastungsgrade, individueller Gliedmaßenstellung, und variierender Röntgentechnik angesehen, die aufgrund des retrospektiven Charakters der Studie nicht weiter belegt werden können. Darüber hinaus könnte die beobachtete bogenförmige Anordnung der Zehenknochen bei der Kontrollgruppe dazu dienen, biomechanische Kräfte in der Bewegung von den knöchernen Strukturen auf Weichteilstrukturen umzuverlagern.
Im zweiten Schritt wurden die für die Hufrehediagnostik relevanten Parameter aus dem RöLF 18 ausgewertet. Als diagnostisch wertvolle Parameter stellen sich dar: Abweichung der Parallelität von dorsaler Hufbein- und dorsaler Hufwandkontur über 3 Grad, Atrophie der Hufbeinspitze, eine Hufwanddicke >22 mm beim Warmblüter. Ein prognostischer Nutzen der Parameter aus dem RöLF 18 konnte nicht dargestellt werden. Anstelle des absoluten Grenzwertes von 22 mm Hufwanddicke beim Warmblüter könnte eine relative Hufwanddickenangabe zur Huf- oder Kronbeinlänge eine sinnvolle, von Rasse und Pferdegröße unabhängige Alternative darstellen.
Zusätzlich wurden folgende klinische Parameter beider Gruppen berücksichtigt und ausgewertet: Rasse, Alter, Geschlecht, Körperkonstitution, Weidegang, Jahreszeit bei Erstvorstellung. Dabei konnte für Alter, Körperkonstitution und Weidegang ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Für die Rehepatienten wurde das Krankheitsstadium, die auslösende Ursache, die betroffene Gliedmaße und der spezielle orthopädische Untersuchungsgang bei V.a. Hufrehe hinsichtlich der Befunde dargestellt. Zusätzlich wurde auch für die klinischen Parameter die prognostische Bedeutung für den kurz- und langfristigen Ausgang (Entlassung und Symptomfreiheit nach 1 Jahr) überprüft. Hierbei zeigten sich ein steigender OBEL-Grad und ein eingesunkener Kronsaum bei Erstvorstellung als signifikante klinische Befunde für eine ungünstige kurzfristige Prognose (Euthanasie).
Für die praktische Anwendung empfiehlt sich die Nutzung der relativen Strecken aus den gemessenen röntgenologischen Parametern Rehestrecke, Sohlendicke und Hufwanddicke zur Hufbeinlänge. Die Ergebnisse dieser relativen Strecken (Quotienten) zeigten sich als diagnostisch und prognostisch vorteilhaft gegenüber den absoluten Streckenmessungen. Die bereits beschriebenen Grenzwerte für den Quotienten aus HL-Zone (dorsale Hufwanddicke an MP 2) und Hufbeinlänge = relative Hufwanddicke (QHL2HB) aus der Literatur konnten mittels der Ergebnisse der Studie bestätigt werden, für die Quotienten aus Rehestrecke und Sohlendicke zur Hufbeinlänge werden weitere Studien größerer Fallzahl gesunder und an Rehe erkrankter Pferde nötig sein. Die Nutzung der Quotienten macht die Verwendung eines Maßstabs überflüssig und berücksichtigt die individuelle Hufgröße. Aufgrund der niedrigen Spannweite der Werte des Quotienten aus HL-Zone und Hufbeinlänge (QHLHB) bei gesunden Pferden empfiehlt sich dieser Parameter besonders. Durch Messungen an zwei Messpunkten (proximal und distal) kann anhand des QHLHB auch zwischen einer Absenkung (Messwerte gleichgroß) und einer Rotation des Hufbeins (Messwerte nach distal zunehmend) unterschieden werden.
Von den klinischen Parametern empfehlen sich für die Prognose: Der Obelgrad und die Beurteilung, ob der Kronsaum eingesunken ist. Für eine fundierte Diagnose und Prognose bei Hufrehe bleibt die Auswertung mehrerer Parameter aus klinischer und röntgenologischer Untersuchung des Patienten zusammen mit engmaschigen Verlaufskontrollen allerdings unabdingbar.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Sprache deutsch
Maße 146 x 210 mm
Gewicht 267 g
Themenwelt Veterinärmedizin
Schlagworte Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft
ISBN-10 3-8359-6797-5 / 3835967975
ISBN-13 978-3-8359-6797-7 / 9783835967977
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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