Oberflächenkontamination durch nosokomiale Problemkeime in der Intensivstation einer Kleintierklinik
Seiten
2019
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6772-4 (ISBN)
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6772-4 (ISBN)
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Nosokomiale Infektionen mit Antibiotika-resistenten Bakterien werden auch in der Veterinärmedizin zu einem immer größeren Problem. Zu der Frage, welche Bedeutung abiotischen Vektoren bei der Persistenz und Verschleppung dieser Erreger zukommt, liegen gerade aus Tierkliniken bisher aber nur wenige Daten vor. In der vorliegenden Arbeit, wurden deshalb die Oberflächen von Arbeitsräumen, Einrichtungsgegenständen und Geräten in einer Kleintier-Intensivstation (ICU) auf ihre bakterielle Kontamination untersucht. Die Beprobung erfolgte im Tupfverfahren systematisch an 60 definierten Probenentnahmestellen (PS) unmittelbar im Anschluss an die turnusmäßige Generaldesinfektion (Durchgang I) sowie drei Wochen später (Durchgang II). Alle Proben wurden kulturell-bakteriologisch auf drei bekannte Typen von Hospitalkeimen („Problemkeimen“) untersucht: Extended Spectrum-Betalaktamase (ESBL) bildende Bakterien, Methicillin-resistente Staphylokokken (MRS) und multiresistente Acinetobacter baumannii-Stämme. Mit molekularen Methoden der bakteriellen Feintypisierung wurde versucht, Hinweise auf die Herkunft der jeweiligen Bakterienisolate zu erhalten. Als Parameter des allgemeinen Hygienestatus wurde außerdem an jeder Stelle die aerobe, mesophile Gesamtkeimzahl (amGKZ) bestimmt.
In der fraglichen ICU waren Vertreter aller drei gesuchten Hospitalkeimgruppen nach¬weisbar. Die 12 Isolate, die sich phänotypisch als EBSL-bildende Bakterien bestätigen ließen, gehörten den Spezies Enterobacter cloacae (7), Klebsiella pneumoniae (2), K. oxytoca (2) bzw. Escherichia coli (1) an. Mittels PCR waren bei diesen Isolaten die Gene der Betalaktamase-Typen TEM, SHV und/oder CTX-M nachweisbar. Ein ESBL-bildendes K. pneumoniae-Isolat (Sequenz¬typ ST15) war außerdem Carbapenem-resistent und kodierte für die Carba¬pene¬mase OXA-48.
Insgesamt 42 weitere Isolate wurden anhand des mecA-Gens als MRS identifiziert. Die Isolate verteilten sich auf 7 Staphylococcus-Spezies, wobei S. epidermidis (15 Isolate), S. warneri (14) und S. intermedius (6) dominierten. Methicillin-resistente Stämme von S. aureus- oder S. pseud¬inter¬medius wurden nicht gefunden. Die Makrorestriktionsanalyse der 14 S. warneri Isolate mit der Endonuklease SmaI ergab vier verschie¬dene Restriktions¬profile, wobei allein 10 Isolate (71,4 %) das Profil III aufwiesen und damit identisch waren.
Die 91 A. baumannii Isolate waren mit der Amplified Ribosomal DNA Restriction Analy¬sis (ARDRA) zwei Genotypen mit den ARDRA-Codes 1-1-1-2-1 (68,1 % der Isolate) und 1-1-1-2-3 (39,9 %) zuzuordnen. Unter der Verwendung von 21 antimikrobiellen Wirkstoffen konnte man außerdem 14 verschiedene Resistenzprofile differenzieren, die mit den ARDRA-Codes assoziiert waren. Alle 91 A. baumannii-Isolate waren resistent gegen Penicillin G, Oxacillin, Amoxicillin, Cefovecin, Cephalexin, Enrofloxacin, Fusidinsäure, Gentamicin, Linco¬mycin, Rifampicin und Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Hohe Resistenzquoten von mindestens 89 % waren auch gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure, Chloramphenicol, Marbofloxacin, Tetra¬cyklin und Doxy¬cyclin vorhanden. Dagegen waren alle Isolate sensibel gegen¬über Polymyxin B, Meropenem und Imipenem.
Jeder Problemkeim-Typ wurde in jedem der beiden Beprobungsdurchgänge gefunden und dabei jeweils an mindestens drei PS. Am häufigsten war A. baumannii nachweisbar. Gegenüber Durchgang I hatte sich der Anteil der mit Problemkeimen behafteten PS im Durchgang II mehr als verdoppelt (26,7 % vs. 55 %). An 6,7 % bzw. 11,7 % der PS waren zwei oder sogar alle drei Problem¬keim-Typen gleichzeitig vorhanden. An einer PS waren in beiden Durchgängen jeweils alle drei Problem¬keim-Typen nachweisbar. Unter den verschie¬denen Flächentypen hafteten Problemkeime besonders häufig dem Fußboden, den Arbeitsflächen und den Klima¬anlagen an.
Hinsichtlich der durchschnittlichen amGKZ waren die Proben¬entnahme¬stellen im Durchgang II signifikant stärker belastet als im Durchgang I (1,1 x 103 KbE/PS vs. 2,7 x 103 KbE/PS; p = 0,0116). Zwei- und dreifaktorielle Varianzanalysen ergaben, dass dieser Unterschied vor allem auf die signifikanten Belastungsunterschiede zwischen den beiden Durchgängen I und II an den auf dem Fußboden gelegenen PS zurückzuführen war (p = 0,0004). Außerdem war die geometrisch gemittelte amGKZ an denjenigen PS, die mit einem oder mehreren Problemkeimen behaftet waren, mit nur einer Ausnahme stets größer als an den von Problem¬¬¬keimen unbelasteten PS. Signifikant war dieser Unterschied allerdings nur im Durchgang II und zwar zwischen den unbelasteten PS und den mit irgendeinem Problemkeim kontaminierten PS (p = 0,020).
Nach diesen Ergebnissen sind Oberflächen in der Umgebung von Tieren und Personal relevante Vektoren für den Erhalt und die Verschlep¬pung von nosokomialen Problemkeimen in Tierkliniken. Das Ausmaß der Flächenkontamination und damit vermutlich auch das Verschleppungs- und Infektionsrisiko steigen mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur chemischen Flächen¬desinfektion. Die nach¬gewie¬sene Erregervielfalt deutet auf einen multiplen Eintrag derartiger Mikroorganismen hin und unterstreicht die Bedeutung der lückenlosen Flächendesinfektion in kurzen zeitlichen Abständen.
In der fraglichen ICU waren Vertreter aller drei gesuchten Hospitalkeimgruppen nach¬weisbar. Die 12 Isolate, die sich phänotypisch als EBSL-bildende Bakterien bestätigen ließen, gehörten den Spezies Enterobacter cloacae (7), Klebsiella pneumoniae (2), K. oxytoca (2) bzw. Escherichia coli (1) an. Mittels PCR waren bei diesen Isolaten die Gene der Betalaktamase-Typen TEM, SHV und/oder CTX-M nachweisbar. Ein ESBL-bildendes K. pneumoniae-Isolat (Sequenz¬typ ST15) war außerdem Carbapenem-resistent und kodierte für die Carba¬pene¬mase OXA-48.
Insgesamt 42 weitere Isolate wurden anhand des mecA-Gens als MRS identifiziert. Die Isolate verteilten sich auf 7 Staphylococcus-Spezies, wobei S. epidermidis (15 Isolate), S. warneri (14) und S. intermedius (6) dominierten. Methicillin-resistente Stämme von S. aureus- oder S. pseud¬inter¬medius wurden nicht gefunden. Die Makrorestriktionsanalyse der 14 S. warneri Isolate mit der Endonuklease SmaI ergab vier verschie¬dene Restriktions¬profile, wobei allein 10 Isolate (71,4 %) das Profil III aufwiesen und damit identisch waren.
Die 91 A. baumannii Isolate waren mit der Amplified Ribosomal DNA Restriction Analy¬sis (ARDRA) zwei Genotypen mit den ARDRA-Codes 1-1-1-2-1 (68,1 % der Isolate) und 1-1-1-2-3 (39,9 %) zuzuordnen. Unter der Verwendung von 21 antimikrobiellen Wirkstoffen konnte man außerdem 14 verschiedene Resistenzprofile differenzieren, die mit den ARDRA-Codes assoziiert waren. Alle 91 A. baumannii-Isolate waren resistent gegen Penicillin G, Oxacillin, Amoxicillin, Cefovecin, Cephalexin, Enrofloxacin, Fusidinsäure, Gentamicin, Linco¬mycin, Rifampicin und Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Hohe Resistenzquoten von mindestens 89 % waren auch gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure, Chloramphenicol, Marbofloxacin, Tetra¬cyklin und Doxy¬cyclin vorhanden. Dagegen waren alle Isolate sensibel gegen¬über Polymyxin B, Meropenem und Imipenem.
Jeder Problemkeim-Typ wurde in jedem der beiden Beprobungsdurchgänge gefunden und dabei jeweils an mindestens drei PS. Am häufigsten war A. baumannii nachweisbar. Gegenüber Durchgang I hatte sich der Anteil der mit Problemkeimen behafteten PS im Durchgang II mehr als verdoppelt (26,7 % vs. 55 %). An 6,7 % bzw. 11,7 % der PS waren zwei oder sogar alle drei Problem¬keim-Typen gleichzeitig vorhanden. An einer PS waren in beiden Durchgängen jeweils alle drei Problem¬keim-Typen nachweisbar. Unter den verschie¬denen Flächentypen hafteten Problemkeime besonders häufig dem Fußboden, den Arbeitsflächen und den Klima¬anlagen an.
Hinsichtlich der durchschnittlichen amGKZ waren die Proben¬entnahme¬stellen im Durchgang II signifikant stärker belastet als im Durchgang I (1,1 x 103 KbE/PS vs. 2,7 x 103 KbE/PS; p = 0,0116). Zwei- und dreifaktorielle Varianzanalysen ergaben, dass dieser Unterschied vor allem auf die signifikanten Belastungsunterschiede zwischen den beiden Durchgängen I und II an den auf dem Fußboden gelegenen PS zurückzuführen war (p = 0,0004). Außerdem war die geometrisch gemittelte amGKZ an denjenigen PS, die mit einem oder mehreren Problemkeimen behaftet waren, mit nur einer Ausnahme stets größer als an den von Problem¬¬¬keimen unbelasteten PS. Signifikant war dieser Unterschied allerdings nur im Durchgang II und zwar zwischen den unbelasteten PS und den mit irgendeinem Problemkeim kontaminierten PS (p = 0,020).
Nach diesen Ergebnissen sind Oberflächen in der Umgebung von Tieren und Personal relevante Vektoren für den Erhalt und die Verschlep¬pung von nosokomialen Problemkeimen in Tierkliniken. Das Ausmaß der Flächenkontamination und damit vermutlich auch das Verschleppungs- und Infektionsrisiko steigen mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur chemischen Flächen¬desinfektion. Die nach¬gewie¬sene Erregervielfalt deutet auf einen multiplen Eintrag derartiger Mikroorganismen hin und unterstreicht die Bedeutung der lückenlosen Flächendesinfektion in kurzen zeitlichen Abständen.
Erscheinungsdatum | 24.04.2019 |
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Reihe/Serie | Edition Scientifique |
Sprache | deutsch |
Maße | 146 x 210 mm |
Gewicht | 346 g |
Themenwelt | Veterinärmedizin |
Schlagworte | Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-8359-6772-X / 383596772X |
ISBN-13 | 978-3-8359-6772-4 / 9783835967724 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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