Retrospektive Analysen zur prognostischen Relevanz klinischer und labordiagnostischer Befunde unter besonderer Berücksichtigung der Plasma-L-Laktatkonzentration bei Rindern mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini
Seiten
2019
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6730-4 (ISBN)
VVB Laufersweiler Verlag
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Retrospektive Analysen zur prognostischen Relevanz klinischer und labordiagnostischer Befunde unter besonderer Berücksichtigung der Plasma-L-Laktatkonzentration bei Rindern mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini
Aufgrund des akuten Krankheitsverlaufs bei einer Darmscheibendrehung oder einem Volvulus intestini kommt es auch bei rascher chirurgischer Intervention nicht selten vor, dass keine Heilung erzielt werden kann. Mithilfe dieser Arbeit sollte überprüft werden, ob es möglich ist, anhand der Plasma-L-Laktatkonzentration eine prognostische Aussage zu treffen. Des Weiteren wurde untersucht, ob die prognostische Aussage durch die Hinzunahme weiterer labordiagnostischer und klinischer Parameter verbessert werden kann.
In einer retrospektiven Analyse wurden die Daten von 455 Rindern, die zwischen dem 12.12.1996 und dem 4. 4. 2015 wegen einer Darmscheibendrehung oder eines Volvulus intestini an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung der Ludwig-Maximilians-Universität München behandelt wurden, ausgewertet. Die Tiere wurden in zwei Altersgruppen (Jungtiergruppe, Adultgruppe) eingeteilt.
Für die erhobenen klinischen Daten wurde eine univariable binär-logistische Regressionsanalyse durchgeführt, um zu überprüfen, welche klinischen Parameter statistisch signifikant mit einem negativen Therapieausgang assoziiert waren. Für die labordiagnostischen Parameter wurde berechnet, ob sich der Median je nach Therapieausgang statistisch signifikant voneinander unterscheidet. Darauf aufbauend wurde für die Laborparameter, für die dies der Fall war, eine Receiver-Operating-Characteristics (ROC)-Analyse durchgeführt. Daran anschließend wurde mithilfe der multivariablen binär-logistischen Regressionsanalyse ein labordiagnostisches Modell, ein klinisches Modell sowie ein gemischtes Modell, das sowohl labordiagnostische als auch klinische Variablen enthielt, erstellt, mit dem Ziel, die prognostische Aussagekraft von L-Laktat bei Tieren mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini zu erhöhen.
Die Heilungsrate betrug in der Jungtiergruppe 43,3 %, während in der Adultgruppe 60,0 % der Tiere überlebten. In der Jungtiergruppe waren Hypothermie, reduziertes Verhalten, Beeinträchtigung im Stehvermögen, ein schlechter Ernährungszustand, Dehydratation (erkennbar durch reduzierten Hautturgor und Enophthalmus), eine blasse oder zyanotische Schleimhautfarbe, ein deutlich erhöhter Abdomenumfang sowie eine verminderte oder fehlende Darmmotorik statistisch signifikant mit einem erhöhten Risiko für einen negativen Therapieausgang assoziiert. Das Vorhandensein von Koliksymptomen verringerte dagegen das Risiko, nicht zu überleben. In der Adultgruppe waren Hypothermie, reduziertes Verhalten, das Unvermögen zu stehen, eine stark ausgeprägte Dehydratation, eine blasse Schleimhautfarbe, ein deutlich erhöhter Abdomenumfang sowie eine fehlende Darmmotorik statistisch signifikant mit einem negativen Therapieausgang assoziiert. Das Vorhandensein von Koliksymptomen hatte in der Adultgruppe keine statistisch signifikante Aussagekraft.
Auch für die Operations- und Sektionsbefunde wurde die prognostische Relevanz untersucht. Wurden Tiere, die intra operationem euthanasiert worden waren, aus der Berechnung ausgeschlossen, erhöhte sich in der Jungtiergruppe das Risiko für einen negativen Therapieausgang statistisch signifikant, wenn Anzeichen einer fortgeschrittenen Devitalisierung des Darmes (verminderte oder fehlende Darmtätigkeit nach Reposition, unangenehmer Geruch der Bauchhöhle, Farbabweichungen (dunkelblau bis schwarz) der veränderten Darmanteile vor Reposition) vorhanden waren. In der Adultgruppe wurden dagegen keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen intraoperativen Befunden und dem Therapieausgang nachgewiesen.
In beiden Altersgruppen war die area under the curve (AUC) für L-Laktat am größten im Vergleich zu den anderen labordiagnostischen Parametern, die je nach Therapieausgang statistisch signifikant verschieden waren (AUCJungtier: 0,81, 95 % – Konfidenzintervall (95 % KI): 0,77 – 0,86, AUCAdult: 0,78, 95 % KI: 0,69 – 0,88). Nach Maximierung der Summe aus Sensitivität und Spezifität wurde für die Jungtiergruppe der Schwellenwert von ≥ 5,8 mmol/l (Sensitivität: 76,7 %, Spezifität: 75,2 %, Positiver prädiktiver Wert: 80,2 %, Negativer prädiktiver Wert: 71,1 %) berechnet. Für die Adultgruppe lag er bei ≥ 5,5 mmol/l (Sensitivität: 63,9 %, Spezifität: 83,3 %, Positiver prädiktiver Wert: 71,9 %, Negativer prädiktiver Wert: 77,6 %). Alle multivariablen Modelle hatten eine genauere prognostische Aussagekraft als die L-Laktatkonzentration allein. Das klinische Modell der Jungtiere enthielt die Parameter Temperatur, Verhalten, Haltung, Bulbuslage und Darmmotorik. Die AUC der vorhergesagten Wahrscheinlichkeit lag bei 0,88 (95 % KI: 0,83 – 0,92). Das labordiagnostische Modell basierte auf den Parametern Plasma-L-Laktat und Harnstoff (AUC = 0,86, 95 % KI: 0,82 – 0,90). Das gemischte Modell bestand aus den Parametern Darmmotorik, Plasma-L-Laktat und Harnstoff (AUC = 0,87, 95 % KI: 0,82 – 0,91). In der Adultgruppe enthielt das klinische Modell die Parameter Temperatur, Verhalten und Schleimhautfarbe (AUC = 0,87, 95 % KI: 0,78 – 0,96). Das labordiagnostische Modell bestand aus Basenexzess und Phosphat und war damit das einzige Modell, in dem L-Laktat nicht enthalten war (AUC = 0,80, 95 % KI: 0,71 – 0,90). Die AUC des gemischten Modells mit den Parametern Temperatur, Schleimhautfarbe und Plasma-L-Laktat war mit dem Wert von 0,89 (95 % KI: 0,82 – 0,96) am höchsten.
Die vorliegende Studie zeigt, dass eine erhöhte Plasma-L-Laktatkonzentration statistisch signifikant mit einem erhöhten Risiko für einen negativen Therapieausgang bei Rindern mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini assoziiert ist. Die prognostische Aussagekraft konnte durch die Berechnung multivariabler Modelle verbessert werden. Diese Modelle können, wenn sie richtig angewandt werden, eine nützliche Hilfestellung bei der Einschätzung von Tieren mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini sein.
Aufgrund des akuten Krankheitsverlaufs bei einer Darmscheibendrehung oder einem Volvulus intestini kommt es auch bei rascher chirurgischer Intervention nicht selten vor, dass keine Heilung erzielt werden kann. Mithilfe dieser Arbeit sollte überprüft werden, ob es möglich ist, anhand der Plasma-L-Laktatkonzentration eine prognostische Aussage zu treffen. Des Weiteren wurde untersucht, ob die prognostische Aussage durch die Hinzunahme weiterer labordiagnostischer und klinischer Parameter verbessert werden kann.
In einer retrospektiven Analyse wurden die Daten von 455 Rindern, die zwischen dem 12.12.1996 und dem 4. 4. 2015 wegen einer Darmscheibendrehung oder eines Volvulus intestini an der Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung der Ludwig-Maximilians-Universität München behandelt wurden, ausgewertet. Die Tiere wurden in zwei Altersgruppen (Jungtiergruppe, Adultgruppe) eingeteilt.
Für die erhobenen klinischen Daten wurde eine univariable binär-logistische Regressionsanalyse durchgeführt, um zu überprüfen, welche klinischen Parameter statistisch signifikant mit einem negativen Therapieausgang assoziiert waren. Für die labordiagnostischen Parameter wurde berechnet, ob sich der Median je nach Therapieausgang statistisch signifikant voneinander unterscheidet. Darauf aufbauend wurde für die Laborparameter, für die dies der Fall war, eine Receiver-Operating-Characteristics (ROC)-Analyse durchgeführt. Daran anschließend wurde mithilfe der multivariablen binär-logistischen Regressionsanalyse ein labordiagnostisches Modell, ein klinisches Modell sowie ein gemischtes Modell, das sowohl labordiagnostische als auch klinische Variablen enthielt, erstellt, mit dem Ziel, die prognostische Aussagekraft von L-Laktat bei Tieren mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini zu erhöhen.
Die Heilungsrate betrug in der Jungtiergruppe 43,3 %, während in der Adultgruppe 60,0 % der Tiere überlebten. In der Jungtiergruppe waren Hypothermie, reduziertes Verhalten, Beeinträchtigung im Stehvermögen, ein schlechter Ernährungszustand, Dehydratation (erkennbar durch reduzierten Hautturgor und Enophthalmus), eine blasse oder zyanotische Schleimhautfarbe, ein deutlich erhöhter Abdomenumfang sowie eine verminderte oder fehlende Darmmotorik statistisch signifikant mit einem erhöhten Risiko für einen negativen Therapieausgang assoziiert. Das Vorhandensein von Koliksymptomen verringerte dagegen das Risiko, nicht zu überleben. In der Adultgruppe waren Hypothermie, reduziertes Verhalten, das Unvermögen zu stehen, eine stark ausgeprägte Dehydratation, eine blasse Schleimhautfarbe, ein deutlich erhöhter Abdomenumfang sowie eine fehlende Darmmotorik statistisch signifikant mit einem negativen Therapieausgang assoziiert. Das Vorhandensein von Koliksymptomen hatte in der Adultgruppe keine statistisch signifikante Aussagekraft.
Auch für die Operations- und Sektionsbefunde wurde die prognostische Relevanz untersucht. Wurden Tiere, die intra operationem euthanasiert worden waren, aus der Berechnung ausgeschlossen, erhöhte sich in der Jungtiergruppe das Risiko für einen negativen Therapieausgang statistisch signifikant, wenn Anzeichen einer fortgeschrittenen Devitalisierung des Darmes (verminderte oder fehlende Darmtätigkeit nach Reposition, unangenehmer Geruch der Bauchhöhle, Farbabweichungen (dunkelblau bis schwarz) der veränderten Darmanteile vor Reposition) vorhanden waren. In der Adultgruppe wurden dagegen keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen intraoperativen Befunden und dem Therapieausgang nachgewiesen.
In beiden Altersgruppen war die area under the curve (AUC) für L-Laktat am größten im Vergleich zu den anderen labordiagnostischen Parametern, die je nach Therapieausgang statistisch signifikant verschieden waren (AUCJungtier: 0,81, 95 % – Konfidenzintervall (95 % KI): 0,77 – 0,86, AUCAdult: 0,78, 95 % KI: 0,69 – 0,88). Nach Maximierung der Summe aus Sensitivität und Spezifität wurde für die Jungtiergruppe der Schwellenwert von ≥ 5,8 mmol/l (Sensitivität: 76,7 %, Spezifität: 75,2 %, Positiver prädiktiver Wert: 80,2 %, Negativer prädiktiver Wert: 71,1 %) berechnet. Für die Adultgruppe lag er bei ≥ 5,5 mmol/l (Sensitivität: 63,9 %, Spezifität: 83,3 %, Positiver prädiktiver Wert: 71,9 %, Negativer prädiktiver Wert: 77,6 %). Alle multivariablen Modelle hatten eine genauere prognostische Aussagekraft als die L-Laktatkonzentration allein. Das klinische Modell der Jungtiere enthielt die Parameter Temperatur, Verhalten, Haltung, Bulbuslage und Darmmotorik. Die AUC der vorhergesagten Wahrscheinlichkeit lag bei 0,88 (95 % KI: 0,83 – 0,92). Das labordiagnostische Modell basierte auf den Parametern Plasma-L-Laktat und Harnstoff (AUC = 0,86, 95 % KI: 0,82 – 0,90). Das gemischte Modell bestand aus den Parametern Darmmotorik, Plasma-L-Laktat und Harnstoff (AUC = 0,87, 95 % KI: 0,82 – 0,91). In der Adultgruppe enthielt das klinische Modell die Parameter Temperatur, Verhalten und Schleimhautfarbe (AUC = 0,87, 95 % KI: 0,78 – 0,96). Das labordiagnostische Modell bestand aus Basenexzess und Phosphat und war damit das einzige Modell, in dem L-Laktat nicht enthalten war (AUC = 0,80, 95 % KI: 0,71 – 0,90). Die AUC des gemischten Modells mit den Parametern Temperatur, Schleimhautfarbe und Plasma-L-Laktat war mit dem Wert von 0,89 (95 % KI: 0,82 – 0,96) am höchsten.
Die vorliegende Studie zeigt, dass eine erhöhte Plasma-L-Laktatkonzentration statistisch signifikant mit einem erhöhten Risiko für einen negativen Therapieausgang bei Rindern mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini assoziiert ist. Die prognostische Aussagekraft konnte durch die Berechnung multivariabler Modelle verbessert werden. Diese Modelle können, wenn sie richtig angewandt werden, eine nützliche Hilfestellung bei der Einschätzung von Tieren mit Darmscheibendrehung oder Volvulus intestini sein.
Erscheinungsdatum | 10.01.2019 |
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Reihe/Serie | Edition Scientifique |
Sprache | deutsch |
Maße | 146 x 210 mm |
Gewicht | 225 g |
Themenwelt | Veterinärmedizin |
Schlagworte | Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-8359-6730-4 / 3835967304 |
ISBN-13 | 978-3-8359-6730-4 / 9783835967304 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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