Vergleich von Atropin und Glycopyrrolat zur Prävention der durch Methadon hervorgerufenen Bradykardie bei der Anästhesie des Hundes
Seiten
2017
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6606-2 (ISBN)
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6606-2 (ISBN)
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Methadon ist ein sehr potentes Analgetikum, welches in der Veterinärmedizin heute immer mehr Anklang findet, seit es 2011 als Comfortan® (Albrecht GmbH, 10 mg/ml) auf dem deutschen Tierarzneimittelmarkt für Hunde zugelassen wurde. Ohne ein bereits zugesetztes Anticholinergikum kann Methadon jederzeit individuell auf den Patienten abgestimmt nachdosiert sowie prä- und postoperativ eingesetzt werden. Da die Verwendung von Methadon, wie bei allen Opioiden, stets zu einer starken Absenkung der Herzfrequenz und sehr oft zu einer Bradykardie führt, wird häufig ein Anticholinergikum benötigt, um dies zu verhindern. Als Anticholinergika werden in der Tiermedizin vorrangig Atropin und Glycopyrrolat eingesetzt. In dieser Studie kann erstmals die Wirkung beider Medikamente in einer kontinuierlichen Messung über 60 Minuten direkt miteinander verglichen werden.
Ziel der Arbeit ist, die Auswirkungen einer gleichzeitigen Gabe von Methadon mit jeweils einem der zwei Anticholinergika zu untersuchen und zu dokumentieren. Die Arbeitshypothese lautet, dass bei einer Methadon-Narkose mit gleichzeitigem Einsatz von Atropin oder Glycopyrrolat keine Bradykardie innerhalb der in dieser Studie berücksichtigten 60 Minuten eintritt.
Material und Methoden
Die prospektive, randomisierte Blindstudie wurde an einer inhomogenen Patientengruppe durchgeführt. In der Studienpopulation sind 10 Mischlingshunde und darüber hinaus 16 verschiedene Rassen vertreten. Die Tiere sind zwischen 7 und 96 Monate alt und wiegen zwischen 12 und 60 kg. Alle Patienten wurden aufgrund einer rein orthopädischen Erkrankung in der Klinik für Kleintiere (Chirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgestellt.
In dieser Studie wird, nach der gleichzeitigen Verabreichung von Methadon mit Atropin (n = 20) oder Glycopyrrolat (n = 20), die Entwicklung von Herzfrequenz und Blutdruck bei allen Patienten minütlich über eine Stunde hinweg aufgezeichnet.
Für die arterielle Blutdruckmessung erhalten die Patienten einen Arterienkatheter (BD Insyte-ATM, Becton Dickinson Medical Devices co., Ltd., China) in die Arteria dorsalis pedis. Außerdem findet eine oszillometrische Messung des Blutdrucks mittels SurgiVet® Advisor® Vital Signs Monitor statt.
Die Berechnung des statistischen Einflusses der Variablen GRUPPE (Glykopyrrolat- und Atropin-Gruppe) und MESSZEITPUNKT auf die Herzkreislaufparameter (HF, BD, O2, CO2) erfolgt durch den Mittelwertvergleich mittels einer zweifaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) mit Messwiederholung. Es wird weiterhin ein Gruppenvergleich mit dem Wilcoxon-Mann-Whitney-Test unter der Verwendung des Programms BMDP3D durchgeführt.
Ergebnisse
In beiden Gruppen steigt die Herzfrequenz in den ersten Minuten nach Applikation von Methadon und Atropin oder Glycopyrrolat deutlich an. Maximale Werte werden in der Atropin-Gruppe nach 6 Minuten und in der Glycopyrrolat-Gruppe nach 5 Minuten gemessen. Die Herzfrequenz der Glycopyrrolat-Gruppe liegt im Zeitintervall 0 - 29 statistisch signifikant höher als bei Atropin-Gruppe (p = 0,0006).
In der Atropin-Gruppe unterschreitet die Herzfrequenz bereits nach 24 Minuten erstmals wieder die Ausgangsfrequenz von 93 Schlägen/Minute. In der Glycopyrrolat Gruppe geschieht dies erst nach 51 Minuten. Eine deutlich längere Wirkung von Glycopyrrolat auf die Herzfrequenz wird aufgezeigt. In beiden Gruppen fällt die Herzfrequenz anschließend weiter langsam ab. Innerhalb des 60 minütigen Beobachtungszeitraums wird bei 5 Patienten eine Bradykardie festgestellt. Vier der Patienten gehören zur Atropin-Gruppe und ein Patient zur Glycopyrrolat-Gruppe. Im Mittelwert der 5 Patienten tritt eine Bradykardie nach 47,6 Minuten auf. Doch in 87,5% der Fälle kann eine Bradykardie durch den Einsatz eines der beiden Anticholinergika verhindert werden
Der Verlauf des Blutdrucks ist in beiden Gruppen sehr ähnlich. Es besteht kein signifikanter Unterschied des systolischen, diastolischen und mittleren Blutdrucks zwischen beiden Gruppen (p SAD = 0,1312, p DAD = 0,7744, p MAD = 0,6382). Über den gesamten Messzeitraum liegen die Blutdruckwerte der Atropin-Gruppe geringgradig höher als die Blutdruckwerte der Glycopyrrolat-Gruppe. Nach einer wiederholten Gabe von Atropin liegen die gemessenen Blutdruckwerte von zwei Patienten an der Grenze zur Hypertension.
Weiterhin fällt in der Studie auf, dass vier Patienten aus der Atropin Gruppe und ein Patient der Glycopyrrolat-Gruppe eine Arrhythmie unmittelbar nach Applikation von Methadon und Atropin bzw. Glycopyrrolat zeigen. Es kommt zu AV-Blöcken ersten und zweiten Grades. Nur ein Patient der Atropin-Gruppe zeigt sowohl eine Arrhythmie sowie, im Verlauf der Messung, auch eine Bradykardie.
Schlussfolgerung
In einem Zeitraum von 60 Minuten kann eine durch Methadon hervorgerufene Bradykardie weder in der Atropin-Gruppe noch in der Glycopyrrolat-Gruppe vollständig bei allen Patienten verhindert werden. Der Einsatz von Glycopyrrolat kann jedoch häufiger und langanhaltender eine Bradykardie verhindern als Atropin. Glycopyrrolat zeigt einen ebenso schnellen Wirkungseintritt wie Atropin und ist damit als Notfallmedikament sehr gut einsetzbar.
Diese Studie zeigt, dass die Verwendung von Glycopyrrolat gegenüber dem Einsatz von Atropin zu einer signifikant höheren Herzfrequenz bei vergleichbarem Blutdruck führt.
Bei Risikopatienten, bei denen eine Hypertension vermieden werden muss, sollte der Blutdruck kontrolliert werden, falls eine zweite Injektion eines Anticholinergikums notwendig ist.
Ziel der Arbeit ist, die Auswirkungen einer gleichzeitigen Gabe von Methadon mit jeweils einem der zwei Anticholinergika zu untersuchen und zu dokumentieren. Die Arbeitshypothese lautet, dass bei einer Methadon-Narkose mit gleichzeitigem Einsatz von Atropin oder Glycopyrrolat keine Bradykardie innerhalb der in dieser Studie berücksichtigten 60 Minuten eintritt.
Material und Methoden
Die prospektive, randomisierte Blindstudie wurde an einer inhomogenen Patientengruppe durchgeführt. In der Studienpopulation sind 10 Mischlingshunde und darüber hinaus 16 verschiedene Rassen vertreten. Die Tiere sind zwischen 7 und 96 Monate alt und wiegen zwischen 12 und 60 kg. Alle Patienten wurden aufgrund einer rein orthopädischen Erkrankung in der Klinik für Kleintiere (Chirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgestellt.
In dieser Studie wird, nach der gleichzeitigen Verabreichung von Methadon mit Atropin (n = 20) oder Glycopyrrolat (n = 20), die Entwicklung von Herzfrequenz und Blutdruck bei allen Patienten minütlich über eine Stunde hinweg aufgezeichnet.
Für die arterielle Blutdruckmessung erhalten die Patienten einen Arterienkatheter (BD Insyte-ATM, Becton Dickinson Medical Devices co., Ltd., China) in die Arteria dorsalis pedis. Außerdem findet eine oszillometrische Messung des Blutdrucks mittels SurgiVet® Advisor® Vital Signs Monitor statt.
Die Berechnung des statistischen Einflusses der Variablen GRUPPE (Glykopyrrolat- und Atropin-Gruppe) und MESSZEITPUNKT auf die Herzkreislaufparameter (HF, BD, O2, CO2) erfolgt durch den Mittelwertvergleich mittels einer zweifaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) mit Messwiederholung. Es wird weiterhin ein Gruppenvergleich mit dem Wilcoxon-Mann-Whitney-Test unter der Verwendung des Programms BMDP3D durchgeführt.
Ergebnisse
In beiden Gruppen steigt die Herzfrequenz in den ersten Minuten nach Applikation von Methadon und Atropin oder Glycopyrrolat deutlich an. Maximale Werte werden in der Atropin-Gruppe nach 6 Minuten und in der Glycopyrrolat-Gruppe nach 5 Minuten gemessen. Die Herzfrequenz der Glycopyrrolat-Gruppe liegt im Zeitintervall 0 - 29 statistisch signifikant höher als bei Atropin-Gruppe (p = 0,0006).
In der Atropin-Gruppe unterschreitet die Herzfrequenz bereits nach 24 Minuten erstmals wieder die Ausgangsfrequenz von 93 Schlägen/Minute. In der Glycopyrrolat Gruppe geschieht dies erst nach 51 Minuten. Eine deutlich längere Wirkung von Glycopyrrolat auf die Herzfrequenz wird aufgezeigt. In beiden Gruppen fällt die Herzfrequenz anschließend weiter langsam ab. Innerhalb des 60 minütigen Beobachtungszeitraums wird bei 5 Patienten eine Bradykardie festgestellt. Vier der Patienten gehören zur Atropin-Gruppe und ein Patient zur Glycopyrrolat-Gruppe. Im Mittelwert der 5 Patienten tritt eine Bradykardie nach 47,6 Minuten auf. Doch in 87,5% der Fälle kann eine Bradykardie durch den Einsatz eines der beiden Anticholinergika verhindert werden
Der Verlauf des Blutdrucks ist in beiden Gruppen sehr ähnlich. Es besteht kein signifikanter Unterschied des systolischen, diastolischen und mittleren Blutdrucks zwischen beiden Gruppen (p SAD = 0,1312, p DAD = 0,7744, p MAD = 0,6382). Über den gesamten Messzeitraum liegen die Blutdruckwerte der Atropin-Gruppe geringgradig höher als die Blutdruckwerte der Glycopyrrolat-Gruppe. Nach einer wiederholten Gabe von Atropin liegen die gemessenen Blutdruckwerte von zwei Patienten an der Grenze zur Hypertension.
Weiterhin fällt in der Studie auf, dass vier Patienten aus der Atropin Gruppe und ein Patient der Glycopyrrolat-Gruppe eine Arrhythmie unmittelbar nach Applikation von Methadon und Atropin bzw. Glycopyrrolat zeigen. Es kommt zu AV-Blöcken ersten und zweiten Grades. Nur ein Patient der Atropin-Gruppe zeigt sowohl eine Arrhythmie sowie, im Verlauf der Messung, auch eine Bradykardie.
Schlussfolgerung
In einem Zeitraum von 60 Minuten kann eine durch Methadon hervorgerufene Bradykardie weder in der Atropin-Gruppe noch in der Glycopyrrolat-Gruppe vollständig bei allen Patienten verhindert werden. Der Einsatz von Glycopyrrolat kann jedoch häufiger und langanhaltender eine Bradykardie verhindern als Atropin. Glycopyrrolat zeigt einen ebenso schnellen Wirkungseintritt wie Atropin und ist damit als Notfallmedikament sehr gut einsetzbar.
Diese Studie zeigt, dass die Verwendung von Glycopyrrolat gegenüber dem Einsatz von Atropin zu einer signifikant höheren Herzfrequenz bei vergleichbarem Blutdruck führt.
Bei Risikopatienten, bei denen eine Hypertension vermieden werden muss, sollte der Blutdruck kontrolliert werden, falls eine zweite Injektion eines Anticholinergikums notwendig ist.
Erscheinungsdatum | 08.08.2017 |
---|---|
Reihe/Serie | Edition Scientifique |
Sprache | deutsch |
Maße | 146 x 210 mm |
Gewicht | 205 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Veterinärmedizin ► Klinische Fächer ► Anästhesie / Intensivmedizin |
Schlagworte | Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-8359-6606-5 / 3835966065 |
ISBN-13 | 978-3-8359-6606-2 / 9783835966062 |
Zustand | Neuware |
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