Tipps vom Hundedoktor (eBook)
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-4519-0 (ISBN)
Dr. Bela Ferenz Wolf ist Tierarzt, Journalist, Kolumnist und Autor. Von Tierarzt Bela Wolf bereits veröffentlichte Bücher: "Tipps vom Hundedoktor- Gesunde und glückliche Hunde müssen nirgends durch!" "Ist Ihr Hund hochsensibel?" "Tipps vom Katzendoktor" "Verliebt in einen Balkanboy" Alle Infos zum Autor finden Sie unter unter: www.tierarzt-wien.com Besuchen Sie Dr. Wolf doch auf Facebook oder schreiben Sie ihm Ihre Meinung unter office@tierarzt-wien.com
Tamme und Cesar, oder vier Fäuste für ein Halleluja
Tamme Hanken, genannt „Knochenbrecher-Tamme, und Cesar Millan, genannt der „Hundeflüsterer“, haben einiges gemeinsam.
Was beide Herren verbindet?
Beide scheffeln Unmengen an Geld auf Kosten der Tiere.
Beide haben keinerlei Hemmungen, ihre Gewaltherrschaft und Macht gegenüber Tieren öffentlich einzusetzen und vorzuführen.
Beide haben keinerlei relevante Ausbildung oder veterinärmedizinische Befugnis, ihre selbsternannte Macht gegenüber Tieren anzuwenden.
Beide hatten das Glück, von irgendjemand Prominenten durch Zufall an die Öffentlichkeit geholt zu werden. (In Millans Fall war es Jada Pinkett Smith, Frau von US-Schauspieler Will Smith)
Beide werden auf allen Fernsehkanälen der deutsch- und englischsprachigen Sender immer wieder rauf- und runtergespielt.
Und immer, wenn man denkt, es ist endlich Ruhe, geht es wieder von vorne los.
Beide haben tausende Fans, weil Leute gerne glauben, was man ihnen in der Fernsehküche vorsetzt, egal wie dümmlich oder grausam es auch ist.
Beide arbeiten nach der gleichen Methode: Der eine bekämpft Schmerzen mit Schmerzen, der andere Aggression mit Aggression. Beides ein Wahnsinn.
Beide bereiten Tieren Schmerzen mit tierquälerischen Methoden.
Das Schlimmste an der gemeinsamen Geschichte: Menschen, die diese Sendungen gesehen haben, machen das Zuhause nach. Tiere kommen dabei zu Tode oder werden vor Qualen halb ohnmächtig. Keiner stellt das ab, kein Aufschrei geht durchs Netz, keine Demos, im Gegenteil, die Anhänger werden täglich mehr. Ein klitzekleiner Erfolg gegen diese mittelalterlichen Machenschaften waren einzig und allein Unmutskundgebungen vor Millans Auftritt in der Wiener Stadthalle. Der Auftritt fand trotzdem statt.
Teilweise liegt es wohl am verloren gegangenen Hausverstand und am abhanden gekommenen gesunden Menschenverstand, dass Leute dubiose Methoden nicht oder nicht genug hinterfragen. Wer seinen Vierbeiner liebt, kann unmöglich mitmachen oder tatenlos zusehen, wie so etwas mit seinem Tier passiert.
Warum werden beide dennoch immer erfolgreicher? Weil es nach dem Prinzip läuft: Sex sells, aber Tiere verkaufen sich noch um ein Eckhaus besser.
Wenn es um Tiere geht, geht’s immer um Emotionen. Und wenn’s um Emotionen geht, wird der Mensch unberechenbar.
Ein drastisches Beispiel: ein todkranker Patient, dem die Schulmedizin nicht mehr helfen kann, klammert sich wie ein Ertrinkender an jeden noch so winzigen Strohhalm der Hoffnung. Er glaubt möglicherweise an Aura-Leser und Wunderheiler, selbst wenn es sein letztes Geld kostet, selbst gegen jede Vernunft. Er wird irrational. Warum? Weil niemand glauben will, was nicht sein darf. Niemand will glauben, dass das Ende wirklich absehbar nah ist. Niemand will glauben, dass der Hund sterbenskrank oder unheilbar aggressiv ist.
Und dann passiert das: im Fernsehen sieht man die Methoden der beiden Herren. Man sieht dümmlich lächelnde Hundebesitzerinnen, die den großen „Kochenbrecher“- Guru , wie er sich selbst gerne bezeichnet (Frage am Rande: Würde irgendjemand zu einem Chiropraktiker, Arzt oder Orthopäden gehen, der sich „Knochenbrecher“ nennt?) anstrahlen, während sie ihrem vor Schmerzen schreienden Hund eigenhändig die Schnauze zuhalten, man sieht, wie sie es zulassen, dass sich ein Mann in Größe eines wilden Bären auf ihren Hund wirft, ihm die Knochen bricht, die unaufgewärmten Gelenke ausrenkt, ihm den Hals halb umdreht, gegen jede Anatomie, gegen jede Physik handelt und gegen jegliche veterinärmedizinische Lehrmethode sowieso und dann nimmt er noch viel Geld und falls der Hund überlebt, hat er großes Glück gehabt. Das Resultat: noch mehr Schmerzen. Dann darf der nächstbeste Tierarzt alles wieder gut machen, falls das überhaupt noch möglich ist. Und alle machen mit! Schon mal einen Bandscheibenvorfall gehabt, oder das Fusserl verstaucht? Gehen Sie dann bitte in diesem Zustand zum "Heiler" und lassen Sie sich einmal kräftig durchwalken. Im besten Fall rufen Sie anschließend noch selbst die Rettung. Im schlimmsten Fall landen Sie im OP oder sind lebenslänglich gelähmt.
Käme jemals ein Tierarzt auf die Idee, solche Methoden anzuwenden, könnte er auf der Stelle zusperren und hätte obendrein eine saftige Anzeige von der Tierärztekammer.
Aber gegen selbsternannte Gurus ist kein Kraut gewachsen. Schuld ist der Konsument, der mündige Hundebesitzer, derjenige, der da mitmacht. Grundsatzdiskussionen im Netz ohne Ende zu diesem Thema. Unzählige Befürworter. Menschen, die ihre Hunde damit quälen. Trainer, die das nachmachen und empfehlen. Haufenweise wird nach Beweisen für Tierquälerei verlangt, wo es doch reicht, einfach hinzusehen!
Man sieht täglich auf Wiens Straßen, wohin das führt: Fußtritte a la Millan in die Weichteile, vorzugsweise Richtung Becken-und Bauchgegend, Strangulationen und Rucke mit Ketten und Halsungen Modell "Millan", für Kreditkartenbesitzer leider auch schon via Internet in Österreich lieferbar.
Wie das Prinzip funktioniert?
Ich erkläre jetzt die Millan-Methode:
Zuerst den Hund erschöpfen (gerne mit Würgehalsband kilometerlang ganz knapp am Fahrrad nebenher rennen lassen, oder am Laufband befestigen und darauf traben lassen, bis er niederbricht), dann ist er "ruhig und ausgeglichen".
Die Folgen: von Überbelastung der gesamten Wirbelsäule und des gesamten Bewegungsapparates (Bandscheibenvorfälle, Bänderrisse, Zerrungen, Quetschungen, Prellungen, Frakturen, Muskelrisse, Verstauchungen) bis zu Kreislaufkollaps, Herzversagen und Tod ist alles drin.
Man kann Hunde auch zu Tode erschöpfen. Junge Hunde kann man übertrainieren und überfordern, die noch im Wachstum befindlichen Organe werden in der Entwicklung schwer gestört und nachhaltig geschädigt. Gestört wird auch die Psyche. Große Hunde sind erst mit zwei Jahren ausgewachsen.
Anschließend wird empfohlen, den Hund hart auf Gehorsam zu trainieren. Entweder mit der geballten "Dreifingermethode" (die Fingerstöße sollen „Hundebisse“ imitieren) bei der man diese irgendwo, begleitet von lauten Zisch- oder Drohlauten, mehrmals hart in den Hundehals stößt, und/oder gleichzeitig seitlich mit dem Fuß in die Weichteile (Becken, Bauch) tritt. Hundebisse nachmachen? Soll das ein Scherz sein? Leider kann man darüber keineswegs lachen. C.M. meint das ernst. Selbst wenn es vergleichbar wäre: welcher Hund, der andauernd von seiner Hundefamilie „zurechtgebissen“ wird, wäre noch geistig normal? Im Zwinger nennt man das „Mobbing“. Millan empfiehlt es.
Die Folgen: Schäden der gesamten inneren Organe, Nierenblutungen, Milzrisse, Leberblutungen, Schäden an den Geschlechtsorganen, Blasenrupturen, Beckenknochen-, Wirbelsäulen-, Hintere Extremitäten-Frakturen oder Verstauchungen; das harmloseste sind Blutergüsse und Prellungen, die man dank Fell nicht sieht.
In weiterer Folge wird empfohlen, immer das Millan Halsband zu benutzen, (gegebenenfalls Ketten- oder Stachelhalsband, falls man dieses grad nicht zur Hand hat), notfalls den Hund an selbigem strangulierend durch die Luft zu wirbeln, hochzuheben oder wenigsten daran heftig und ruckartig zu zerren. Dieses Halsband besteht aus zwei verbunden Teilen, damit es nicht verrutscht und ist extra dünn und so konzipiert, dass es direkt hinter den Ohren anliegt und auf beide Karotiden sowie Parotiden und knapp über den Kehlkopf drückt. Es sperrt also die Blutzufuhr zum Gehirn ab und nimmt dem Hund zusätzlich die Luft zum Atmen.
Die Folgen: Erstickungsanfälle, hochgradige Sauerstoffunterversorgung, Ohnmacht, Herzrasen, Kehlkopfschäden, Schäden der Speiseröhre und der Lunge; Lungenemphysem, Lungenödem, Glaukom, Augenaustritte, Angst- und Panikattacken, Todesangst. Fallweiser Genickbruch durch Strangulation.
Jetzt erkläre ich die Hanken-Methode:
Zerren, Quetschen und gewaltsames, stumpftraumatisches Einwirken auf Bänder, Knochen, Gelenke und Muskulatur des Hundekörpers, welcher noch dazu schon in irgendeine Weise krankhaft vorgeschädigt ist.
Die Folgen: Hochgradige Schmerzen, Lahmheit, Knochenbrüche wie Querfrakturen (durch direkte Krafteinwirkung auf die feststehende Extremität, z. B. Tamme wirft sich mit ganzer Gewalt seiner Körpermasse auf den Hund), Schrägfrakturen (ähnlich, nur schräg einwirkende Kraft), Biegungsfrakturen (durch Abknickung der Extremität an einer Kante oder direkte Schlageinwirkung), Spiral- oder Torsionsfrakturen (durch indirekte Gewalteinwirkung wie Verdrehung der feststehenden Extremität), Berstungsfrakturen, Kompressionsfrakturen (zB. Wirbelkörperfraktur), Abrissfrakturen, Bänderrisse, stumpfe Traumata, Quetsch-, Zerr-,und Risswunden, Ödeme, Nervenrisse, Nervenquetschungen, anhaltende chronische Nervenschäden, ausgekegelte Gelenke, Bandscheibenvorfälle bis zur kompletten Lähmung, hochgradigste Schmerzen bis zur Euthanasie.
Von der psychischen Belastung sowie dem geschädigten Vertrauen rede ich gar nicht mehr.
Der Vorteil beider Methoden: der eine liefert dem anderen laufend die Kundschaft.
Und vielen ganz offensichtlich blinden Menschen die Berechtigung, ihre Brutalität weiterhin fröhlich auf Kosten wehrloser Opfer auszuleben. Menschen, Tierbesitzer, Trainer, sogenannte Tierfreunde, die sich Beiträge der beiden im Fernsehen oder im Internet frohlockend ansehen, nichts Schlimmes daran finden können, danach immer noch Fußtritte als harmlose Kicks bezeichnen und Tierärzte als Lügner hinstellen, weil sie es wagen, die heiligen zwei anstatt als Helden zu feiern, als Verbrecher zu entlarven, sind in der...
Erscheint lt. Verlag | 16.5.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
Medizin / Pharmazie | |
Veterinärmedizin | |
ISBN-10 | 3-7412-4519-4 / 3741245194 |
ISBN-13 | 978-3-7412-4519-0 / 9783741245190 |
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Größe: 323 KB
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