Die Auswirkung von Atropin bzw. Glykopyrrolat auf den intraokularen Druck bei Hunden unter Verwendung eines standardisierten Narkoseprotokolls
Seiten
2015
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6363-4 (ISBN)
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Klinikum Veterinärmedizin, Klinik für Kleintiere (Chirurgie) Justus-Liebig-Universität Gießen Die Auswirkung von Atropin bzw. Glykopyrrolat auf den intraokularen Druck bei Hunden unter Verwendung eines standardisierten Narkoseprotokolls Christian Feichtenschlager Einleitung In der Veterinärmedizin sind Atropin und Glykopyrrolat Vertreter der Anticholinergika, die häufig im Rahmen der Anästhesie zur Vorbeugung und Behandlung einer Bradykardie eingesetzt werden. Gerade Präparate aus der Wirkstoffgruppe der Opioide machen auf Grund der depressiven Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System den zusätzlichen Einsatz eines Anticholinergikums oftmals unumgänglich. Im Hinblick auf die Kontrolle des intraokularen Druckes (IOD) bei ophthalmologischen Patienten ist die Kenntnis über Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente von großer Bedeutung. In der Literatur findet man nur wenige Arbeiten, in welchen die Auswirkung von Atropin bzw. Glykopyrrolat auf den intraokularen Druck beim narkotisierten Hund untersucht wird. Material und Methoden In dieser prospektiven randomisierten Blindstudie wurden 34 Hunde im Alter zwischen einem und acht Jahren untersucht. Alle Tiere sind in der klinischen und ophthalmologischen Untersuchung unauffällig, gehören der ASA-I oder ASA-II Gruppen an und entstammen dem Patientengut des Klinikums Veterinärmedizin, Klinik für Kleintiere (Chirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Messungen erfolgen im Zuge der Patientenvorbereitung für einen chirurgischen Eingriff. Alle Studientiere erfahren ein Narkoseprotokoll, welches sich nur im eingesetzten Anticholinergikum unterscheidet und die Hunde in eine Glykopyrrolat- und Atropin-Gruppe zuordnet. Die Patienten erhalten zur Narkoseeinleitung eine intravenöse Applikation von Midazolam (0,5 mg/kg) und Propofol (5 mg/kg; SD ± 1,5). Anschließend wird eine Propofol-Dauertropfinfusion (24 mg/kg/h) zur Narkoseerhaltung zugeführt. Als Analgetikum wird Methadon (0,75 mg/kg) und als Anticholinergikum Glykopyrrolat (0,01 mg/kg) bzw. Atropin (0,02 mg/kg) verabreicht. Während der Messung werden die Hunde auf dem Operationstisch in eine sternale Lage verbracht und der Kopf in einer für diese Studie entwickelte Haltevorrichtung platziert. Die Messung des IOD (TONO-PEN AVIA® VETTM) und der Herz-Kreislauf-Parameter (Herzfrequenz HF und arterieller Blutdruck BD) erfolgen beim anästhesierten Tier zu folgenden Zeitpunkten: vor (IOD0, HF0, BD0) und nach (IOD1, HF1, BD1) Applikation von Methadon, nach Gabe von Glykopyrrolat bzw. Atropin (IOD2, HF2, BD2), 5 (IOD3, HF3, BD3), 10 (IOD4, HF4, BD4) und 15 (IOD5, HF5, BD5) Minuten nach Gabe des Anticholinergikums. Ergebnisse Zu keinem Messzeitpunkt (IOD1-IOD5) kann eine signifikante Beeinflussung des IOD durch Glykopyrrolat- bzw. Atropin festgestellt werden (p = 0,609). Beide Vertreter der Anticholinergika zeigen in der jeweiligen Patientengruppe eine ähnliche Auswirkung auf den IOD und unterscheiden sich nicht signifikant (p = 0,605). Die Methadongabe hingegen, führt zu einem hoch signifikanten Abfall des IOD (p < 0,0001) welcher durchschnittlich am rechten Auge 4,5 mmHg (SD ± 2,9) und am linken 4,7 mmHg (SD ± 3,3) beträgt. Der Einsatz von Methadon ruft bei allen Tieren eine ausgeprägte Bradykardie hervor. Der Abfall der Herzfrequenz unmittelbar nach der Bolusgabe (HF1) beträgt 43 % gegenüber dem Ausgangswert (HF0). Zusätzlich zeigen die Hunde nach Injektion des Opioids einen hoch signifikanten Abfall des Blutdruckes (p < 0,0001). Der systolische Blutdruck liegt bei der BD1-Messung 14 % unter dem Wert der BD0-Messung. Bei 31 Studienpatienten (91,2 %) kommt es nach Methadongabe zu einem Atemstillstand. Der Verlauf der Herzfrequenz in der Glykopyrrolat-Gruppe bzw. Atropin-Gruppe ist ähnlich und unterscheidet sich nur geringfügig. Nach einem initial stark ausgeprägten Anstieg der Herzfrequenz kommt es zwischen dem Messzeitpunkt HF4 und HF5 in beiden Gruppen zu einem Abfall der Frequenz (Glykopyrrolat-Gruppe: -7,2 % und Atropin-Gruppe: -7,8 %). Der Blutdruck wird durch beide Anticholinergika signifikant beeinflusst (p < 0,0001). Schlussfolgerung Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass Atropin und Glykopyrrolat in der oben beschriebenen Dosierung bedenkenlos bei ophthalmologisch unauffälligen Hunden eingesetzt werden können und keine signifikante Änderung des IOD hervorrufen. Der Methadon induzierte Abfall des IOD könnte in Zukunft eine Rolle bei der Behandlung von Glaukompatienten spielen. Eine gezielte therapeutische Anwendung dieses Medikamentes muss jedoch noch in weiteren Studien untersucht werden.
Erscheint lt. Verlag | 10.10.2015 |
---|---|
Reihe/Serie | Edition Scientifique |
Sprache | deutsch |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Veterinärmedizin ► Kleintier |
Schlagworte | Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-8359-6363-5 / 3835963635 |
ISBN-13 | 978-3-8359-6363-4 / 9783835963634 |
Zustand | Neuware |
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