A Tailor's Notes (eBook)
216 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-2247-0 (ISBN)
das Hemd .
die Historie .
Das klassische Herrenhemd ist zumeist aus Baumwolle gefertigt und besteht in seiner jetzigen Form mit durchgeknöpfter Knopfleiste seit Ende des 19ten Jahrhunderts.
Vor dem 20ten Jahrhundert waren Hemden meist aus Leinen gewebt, nicht durchknöpfbar und man musste sie über den Kopf ziehen. Der Umlegekragen ist ebenfalls eine Komponente des modernen Herrenhemdes. Bis zu Beginn des 20ten Jahrhunderts war dieser als Stehkragen konzipiert, wie heute noch bei Frack- und einigen Cut-, sowie Smokinghemden zu finden und separat zum Waschen abknöpfbar.
Neben Baumwolle werden ebenfalls Leinen, Wolle und Kaschmir oder Mischformen verschiedener Materialen für meist etwas weniger förmliche Freizeithemden verwendet. Seide und Seidenmischungen sind sehr hochwertig, aber eher selten, da sie zwar sehr weich zu tragen, aber gleichermaßen wärmestauend und deutlich undankbarer in der Pflege als Baumwolle sind. Synthetische Fasern werden für klassische Hemden vorwiegend aus Kostengründen verwendet und sprechen in der Regel für eine geringere Produktqualität.
das Material .
Als Baumwolle, dem heute meist verwendeten Material für Hemden, bezeichnete man die Samenhaare der Baumwollpflanze, einem Malvengewächs. Man findet sie in tropischen und subtropischen Gebieten, deren größte Produzenten heute China, Indien und die USA sind. Baumwolle macht rund ein Drittel aller textil verwendeten Fasern der Welt aus. Lässt man die chemischen Fasern außen vor, sind es über 60 Prozent mit einem Erntevolumen von grob 25 Millionen Tonnen jährlich.
Ein einziges Kilo dieser Baumwollfasern hat, je nach Herkunftsland, einen Wasserverbrauch von 7.000 bis 25.000 Liter in der Wachstumsphase und ist dementsprechend stark wetterabhängig. Von jedem geernteten Kilo können nach entkernen, säubern und ausbürsten lediglich um etwa 350 Gramm weiter versponnen werden. Eine Bilanz an Wasserinvestition, die die Wertschätzung und die durchdachte Wahl von Baumwollprodukten sinnvoll erscheinen lassen sollte. Baumwolle zeichnet sich allgemein durch ihre hohe Fähigkeit aus Feuchtigkeit aufzunehmen, ist pflegeleicht und atmungsaktiv.
Es werden ca. 200-300 Gramm Baumwolle pro Hemd versponnen. Qualitative Unterschiede der Baumwolle machen sich neben ihrer Färbung hauptsächlich durch die Länge ihrer Fasern, der Stapellänge, bemerkbar. Grundsätzlich kann gesagt werden:
Je länger eine Faser ist, desto feiner und weicher ist sie. Insgesamt reichen die Faserlängen (Stapellänge) von 15-56 Millimeter, wobei Fasern unter 10 Millimeter nicht verspinnbar sind. An den Rohstoffbörsen unterteilt man nach Staple Convention Chart grob:
KURZ | 20-24 mm |
MITTEL | 25-28 mm |
MITTELLANG | 29-31 mm |
LANG | 32-35 mm |
BESONDERS LANG | 35-55 mm |
Stapellängen der Bezeichnung ´besonders lang` machen dabei lediglich 2-3 Prozent des jährlichen Weltaufkommens aus. Die beste Qualität liefert die Gattung Gossypium barbadense, deren gebräuchliche Handelsnamen ägyptische Mako-Baumwolle, Pima-Cotton und Sea-Island-Cotton sind. Sie fallen unter die Bezeichnung ´besonders lang`.
die Technik .
Aus den Fasern der Baumwolle wird durch Drehung ein Garn hergestellt. Diese Garne können auf verschiedene Arten miteinander zu einem Gewebe verwebt werden. Dabei bezeichnet man die vertikal verlaufenden Fäden als Kette und die horizontal verlaufenden Fäden als Schuss.
Verdreht man zwei oder mehr Garne miteinander, entsteht daraus ein Zwirn. Dieser ist belastbarer als ein einfaches Garn. Werden die Kettgarne einer Bindung durch Zwirne ersetzt, entsteht ein Halbzwirn. Werden Kett- und Schussgarne durch Zwirne ersetzt, wird daraus ein Vollzwirn (two-ply oder two fold).
Kette und Schuss in einer Leinwandbindung
Die Zwirnung macht das Gewebe gleichmäßiger, fester und weniger anfällig für Flusenbildung. Je höher ein Material gedreht ist, desto mehr verliert es jedoch auch seine rohstoffspezifischen Eigenschaften, da der Stoff härter wird und die Fasern wenig Raum haben ihre Strukturen auszubreiten. Die Stärke der Drehung lässt sich für den Endverbraucher meist nur durch Fühlen und Erfahrung abschätzen. Früher war diese Herstellungsart der Standard für Hemden. Heute ist es ein zusätzliches Qualitätsmerkmal.
Besonders bei Maßschneidern kann man heute noch eine Menge Stoffangaben finden, die bei Hemden von der Stange meist nicht mehr ersichtlich sind.
der Zwirn
Gebräuchlich ist die Angabe der Kette und des Schusses in Nm (Nummer metrisch). Die Angabe besagt: X Meter Garn wiegen 1 Gramm. Ein Stoff mit der Angabe 120/1 x 120/1 hat also Kett- und Schussgarne mit dem Länge von 120 Metern auf 1 Gramm verarbeitet. Bei Zwirnen wird das Gewicht der Garne halbiert und die Verzwirnung dahinter angegeben. 60/2 x 60/2 ist also ein Vollzwirn aus Garnen des Gewichts von 1 Gramm auf 120 Meter. Da das Garn beim Zwirn gedoppelt wird, verkürzt es sich bei gleichem Gewicht um die Hälfte. Das gleiche Gewicht als Vierfachzwirn wäre 30/4 x 30/4 etc.
Zwirne sind in einer Bandbreite von 40/2 x 40/2 bis 180/2 x 180/2 erhältlich. Es gilt natürlich immer zu beachten, dass feiner nicht unbedingt stets besser ist, zumal der Verwendungszweck nicht von jedem Stoff gleich unterstützt wird.
Außerhalb des Europäischen Festlandes und mitunter auch hier wird die Bezeichnung Ne (Nummer englisch) verwendet. Auf den ersten Blick sehen die Zahlen gleich aus, besagen jedoch nicht die Anzahl der Meter auf 1 Gramm, sondern auf 0,59 Gramm. In England oder außerhalb Europas ist dies unbedingt zu beachten.
Verglichen mit dem Gewicht des Stoffes pro laufendem Meter (lfm: 1 Meter Länge des Stoffes vom meist 1,40-1,60 Meter breiten Ballen) kann man zudem erahnen, wie dicht der Stoff gewebt ist. Mit wenig Erfahrung ist es jedoch einfacher es zu erfühlen.
die Stoffe .
Die aus Garnen und Zwirnen hergestellten gängigen Hemdenstoffe:
Popeline
Beim Popeline wird eine sehr dicht eingestellte Kette mit einem weicher eingestellten Schuss verwebt, wodurch eine leichte Querrippung entsteht.
Oxford
Aus kräftiger, grober Baumwolle gewebt und in der Regel zweifarbig, hat er eine recht sportliche Optik. Meist ist die Kette farbig und der Schuss weiß. Der Oxford ist nach der englischen Universitätsstadt benannt und wird typisch als Freizeithemd mit Button-Down Kragen und Sportmanschette angeboten. Ein Oxford ist immer mehrfädig in Kette und/oder Schuss. Andernfalls handelt es sich um einen Pin Point. Das porige Gewebe eignet sich durch seine Saugfähigkeit gut als Sommerstoff und nimmt Feuchtigkeit besser auf als feinere Gewebe.
Pin Point
Pinpoint bedeutet Nadelspitze und ist die etwas feinere Version des Oxford. Die meist weißen Schussfäden zeigen sich hier nur sehr klein. Etwa in Nadelspitzengröße.
Fil à Fil
Bei diesem Stoff werden abwechselnd helle und dunkle Fäden in Kett- und Schussrichtung verwebt. Daher auch der Name Fil à Fil (frz.: Faden für Faden). Diese Farbtechnik kann mit Webtechniken kombiniert werden. So kann ein Popeline beispielsweise als Fil à Fil gewebt werden.
Batist (Chambray)
Ein sehr feiner Stoff, dessen Fasern man häufig veredelt. Beim Mercerisieren beispielsweise werden Garne/Zwirne unter Natronlauge gestreckt, wodurch sie glatter und seidiger werden. Durch seine glatte und feste Struktur wirkt der Stoff kühl. Die Namensgebung nach dem flandrischen Weber Jean-Baptiste Chambrey im 13ten Jahrhundert deutet bereits darauf hin, dass die Stoffe oft in den Beneluxländern hergestellt und auch heute noch dort veredelt werden. Ist ein Batist in der Kette gefärbt, sagt man Chambray.
Natté
Der Natté ist ein in sich kariert wirkender Stoff. Durch eine besondere Bindungsart (Panamabindung) bekommt er eine offene und luftige Struktur. Das französische Wort natter bedeutet flechten und spielt auf seine Oberflächenstruktur an. Meist wird er mit zwei nebeneinanderliegenden Kett- und zwei nebeneinander liegenden Schussfäden gewebt.
Mille raye
Diese ´tausendfache Streifen` ist ähnlich dem Fil à Fil, wechselt jedoch nur in Kettrichtung helle und dunklere Fäden und lässt so ein gestreiftes Warenbild entstehen.
Flanell
Ein Stoff kann auf verschiedene Arten angeraut werden und erlangt somit eine besondere Weichheit. Flanellstoffe sind häufig aus Wolle oder Kaschmirwolle,...
Erscheint lt. Verlag | 22.2.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Technik |
ISBN-10 | 3-7407-2247-9 / 3740722479 |
ISBN-13 | 978-3-7407-2247-0 / 9783740722470 |
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