Das kleine Buch vom Cannabis (eBook)
256 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-26464-2 (ISBN)
Hanfsamen im Supermarkt, CBD-Öl in der Drogerie, medizinisches Cannabis in der Schmerztherapie: Seit einigen Jahren erlebt die Hanfpflanze einen Imagewandel. Lange galt Cannabis lediglich als hochgefährliche Droge, heute wird erkannt, wie es unser Leben verbessern kann: Die Inhaltsstoffe dienen als Gesundheitshelfer im Alltag, Mediziner setzen Cannabis zunehmend als Arzneimittel ein, und Hanf als Lebensmittel ist eine wertvolle Quelle für Vitamine und Antioxidantien. Cannabis-Expertin Janika Takats erklärt die Wirkung der verschiedenen Inhaltsstoffe der Hanfpflanze, verdeutlicht, was legal ist, und räumt auf Basis neuester Forschungsergebnisse mit alten Vorurteilen auf.
Janika Takats war zuletzt Chefredakteurin des »in.fused« Magazin für Gesundheit, Lifestyle und Cannabis. Sie spricht regelmäßig auf Veranstaltungen wie der »re:publica« oder der »Cannabis Normal Konferenz«, der größten Konferenz des Deutschen Hanfverbandes. 2017 hat Takats das »CannaFem Network« gegründet, ein Netzwerk für Frauen, die sich beruflich oder privat mit der Hanfpflanze beschäftigen. Die 32-Jährige ist Mutter einer Tochter und lebt in Berlin.
Einleitung
Cannabis ist eine besondere Pflanze. Nicht nur aufgrund ihrer Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten, sondern auch, weil sie in ihrer Bedeutung wie kaum eine andere mit Zuschreibungen, Geschichte und Vorurteilen aufgeladen ist. Während einige Menschen, immer noch der Auffassung sind, Cannabis sei ein gefährliches »Rauschgift«, sehen andere in ihr die Retterin des Planeten (Klimawandel) und der Menschheit (Medizin).
Keine andere Pflanze wurde je so heiß diskutiert. Dabei ist es auch deshalb schwer einen Konsens zu finden, weil die Streitenden oft völlig gegensätzliche Aspekte mit der Pflanze verbinden: Ein Klinikpsychiater hat vielleicht die Erfahrung gemacht, dass Cannabis Psychosen auslöst und dazu führt, dass man die Kontrolle über das eigene Leben verliert – eine niedergelassene Psychiaterin setzt Cannabis hingegen erfolgreich in ihrer Praxis ein, um Angstzustände und Zwangsstörungen zu behandeln. Und während Eltern sorgenvoll auf den Cannabiskonsum ihrer Studententochter schauen, würde der Architekt nie auf den Joint nach einem anstrengenden Arbeitstag verzichten wollen. Wer hat hier nun recht?
In den letzten Jahren ist auch die Häufigkeit der Berichterstattung über Cannabis stark gestiegen. So ziemlich jede größere Zeitung und jede Wissenssendung haben sich bereits dem Thema gewidmet. In Talkrunden wird das Für und Wider einer Legalisierung diskutiert; in Gesundheitsmagazinen werden die Behandlungsmöglichkeiten mit medizinischem Cannabis beschrieben. Besondere Aufmerksamkeit erhielten Städte wie Berlin, Düsseldorf oder Bremen mit ihren gescheiterten Versuchen, Modellprojekte zu initiieren, um eine geregelte Abgabe an Genusskonsumenten zu testen. In der Berichterstattung wird das Thema dabei oft verkürzt oder sehr allgemein behandelt und geht selten über die Grundlagen hinaus.
»Enthüllungsberichte« im Fernsehen oder in diversen YouTube-Videos wollen vermeintliche Betrügereien aufdecken und stellen dabei die Wirksamkeit von Cannabis oder speziell CBD komplett infrage. Auf der anderen Seite gibt es wiederum zahlreiche Cannabis-Enthusiasten, die die Pflanze und ihre (angeblich) wunderbaren Heilkräfte preisen. Dadurch werden nicht selten falsche Hoffnungen geweckt und Risiken außen vor gelassen.
Das Thema Cannabis polarisiert also nach wie vor und oft ist dabei mehr (persönliche) Meinung als fundiertes Fachwissen im Spiel. In dieser aufgeheizten Debatte ist es für Außenstehende, die sich fragen, ob und inwiefern sie von der Anwendung der Pflanze profitieren können, schwierig, valide Antworten zu finden.
Zunächst einmal: Cannabis ist kein Wunderkraut. Das wachsende Interesse an Cannabisprodukten wie CBD-Tropfen als bloße Scharlatanerie abzutun wird der Pflanze jedoch genauso wenig gerecht, und wir vertun Chancen, wenn wir die Berichte über ihre Heilkräfte als völligen Unsinn abqualifizieren und uns nicht näher mit den tatsächlichen medizinischen Möglichkeiten befassen. Denn aus zahlreichen Erfahrungsberichten schwer kranker Menschen weiß man, dass Cannabis sehr wohl als Medizin eine Berechtigung hat.
Umso wichtiger ist es, dass sich Interessenten eigenständig und aus möglichst vielfältigen Quellen informieren. Patienten haben sich in jahrelangem Hin und Her das Recht auf ihre Medizin erkämpft. Doch es bleibt noch viel zu tun: Auch wenn eine Gesetzesänderung bereits im Jahr 2017 Cannabis als Medizin für schwer kranke Menschen zugänglich gemacht hat, herrschen immer noch viel Unwissen sowie Vorbehalte und Unsicherheiten bei Ärzten wie Patienten. Außerdem ist die medizinische Versorgung mit Cannabis noch immer lückenhaft: Patienten haben oft Schwierigkeiten, einen Arzt zu finden, der bereit ist, mit ihnen einen Therapieversuch zu unternehmen und müssen lange oder gar vergebens um die Kostenübernahme durch die Krankenkassen kämpfen, die immer noch rund ein Drittel der Anträge ablehnt.
Die Cannabisforschung hat durch die zunehmende internationale Liberalisierung an Fahrt aufgenommen. Mehr und mehr Studien belegen, dass Cannabis kranken Menschen helfen und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgeben kann, zeigen aber auch Grenzen auf. Beides ist wichtig, um aus Cannabis ein seriöses, gut erforschtes Arzneimittel zu machen und nicht falschen Versprechungen aufzusitzen. Die Pflanze ist kein Allheilmittel. Vorsicht ist geboten, wenn selbst ernannte Heiler und Experten versprechen, Cannabis könne Krebs heilen und sei effektiver als schulmedizinische Methoden – denn dies zu glauben ist falsch und gefährlich.
Ein Umstand, auf den ich auch in diesem Buch ausführlich eingehe, ist, dass die Forschung in Bezug auf Cannabis und dessen einzelne Bestandteile in vielen Bereichen noch am Anfang steht. Dies heißt jedoch nicht, dass es keine Studien gäbe. Im Gegenteil: Es gibt sie, und es werden ständig mehr. Die Cannabisforschung ist jedoch komplex, da hier nicht nur ein einzelner Wirkstoff, sondern eine ganze Palette von Bestandteilen zusammenspielen. Daher wird die Wissenschaft noch viele Jahre damit beschäftigt sein, Lücken zu schließen und Zusammenhänge zu untersuchen.
Doch Cannabis ist nicht nur Medizin oder Rauschmittel. Die Pflanze ist weitaus vielseitiger einsetzbar, und fast jeder Teil von ihr ist für den Menschen nutzbar. Von den nährstoffreichen Samen über die kräftigen Fasern des Stängels bis zur Zellulose in seinem Inneren sind die Einsatzmöglichkeiten schier endlos. Allein das THC in den Blüten ist es, was die Pflanze illegal macht. Cannabissorten, die weitestgehend THC-frei sind, unterliegen zwar bestimmten Regularien, können aber legal angebaut, verarbeitet und verwendet werden. So kann Cannabis tatsächlich viele Teile unseres Lebens bereichern sowie gesünder und nachhaltiger machen.
Diese vielseitigen Einsatzmöglichkeiten sind auch der Grund, warum Cannabis jetzt sein Comeback feiert. Ob in der Ernährung, beim Sport, in der Textilproduktion, in der Kosmetik oder beim Hausbau: In immer mehr Lebensbereichen wird Cannabis wiederentdeckt und als neuer Trend gefeiert. Und während THC-haltiges Cannabis als Betäubungsmittel derzeit nur für schwer kranke Menschen legal zugänglich ist, hat sich das lange Zeit vernachlässigte Cannabinoid Cannabidiol (CBD) zum Lifestyleprodukt und neuen Gesundheitstrend gemausert. International ist ein Markt entstanden, der die Vorzüge der Substanz anpreist und immer mehr Produkte herausbringt.
Dabei hat Cannabis auch in der Vergangenheit schon seine Höhen und Tiefen erlebt. In Kriegszeiten wurden Bauern wegen der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Pflanze vor allem als Faserlieferant dazu verpflichtet, Hanf anzubauen. Später wurde ein regelrechter Krieg gegen sie geführt, weil sie als gefährliche Droge für den Verfall der Gesellschaft verantwortlich gemacht wurde. Und während Cannabis in Kulturen auf der ganzen Welt Jahrhunderte, gar Jahrtausende lang als Heilpflanze verwendet und geschätzt wurde, wurde dem Gewächs im UN-Einheitsabkommen von 1961 jeglicher medizinische Wert abgesprochen und es wurde im vergangenen Jahrhundert gar gänzlich verboten. Damit verschwand es von den Feldern, aus den Geschäften sowie aus den Medizinbüchern, und ein Großteil des Wissens über die Pflanze geriet in Vergessenheit.
Und dennoch: Selbst die botanisch unbedarfteste Person erkennt beim Betrachten des Blattes sofort, dass es sich um die Cannabispflanze handelt. Das Blatt wurde zum Symbol. Zum Symbol der Jugendkultur, der Widerstandsbewegungen gegen das Establishment, der Rückbesinnung auf die Natur und des Rebellentums.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist Cannabis besonders. Normalerweise investieren Unternehmen viel Geld, um neue Produkte zu bewerben und bei potenziellen Käufern Begehrlichkeiten zu wecken. Cannabis ist anders. Hier bestanden seit Jahren bereits ein Markt, eine rege Nachfrage sowie eine ganze Branche, die Produkte für den Konsum, die Aufzucht oder das damit verbundene Lifestyle-Feeling lieferte, ohne das auch nur ein Gramm Cannabis (legal) verkauft worden wäre.
Was also ist dran an dem aktuellen Hype? Was kann Cannabidiol wirklich, und was muss man beim Kauf beachten? Wenn Jugendliche mit CBD-Kaugummis in der Tasche auf der Straße von Polizisten angehalten werden – kann es dann überhaupt legal sein?
Auf all diese Fragen und noch viele weitere will dieses Buch Antworten geben. Es soll einen Überblick über das Thema bieten: Für Laien verständlich, aber doch tiefgehend, damit sich am Ende niemand mehr fragen muss, ob man mit medizinischem Cannabis Gefahr läuft, den Führerschein zu verlieren oder ob man von Cannabissamen aus dem Bioladen high werden kann. Das Buch soll dabei helfen, Informationen einzuordnen. Es soll Chancen und Möglichkeiten aufzeigen, wie Cannabis unsere Gesundheit und unseren Alltag positiv beeinflussen kann. Es soll zeigen, wie kranke Menschen schon heute von der Pflanze profitieren können und welche Rolle Cannabis bei einer gesunden und nachhaltigen Lebensweise spielen kann. Gleichzeitig soll es aber auch die Grenzen aufzeigen und vor falschen Versprechungen oder übertriebenen Erwartungen warnen.
Einige beschriebene Anwendungsmöglichkeiten (speziell die von Cannabidiol) grenzen stark an eine medizinische Behandlung. Solche sollten stets in Begleitung eines erfahrenen Mediziners oder Heilpraktikers erfolgen. Die Praxis sieht jedoch häufig so aus, dass sich viele der im Gesundheitswesen tätigen Menschen kaum oder gar nicht mit medizinischem Cannabis oder CBD auskennen. Die Betroffenen sind daher häufig auf sich allein gestellt. Ihnen will ich in diesem Buch einen Überblick über die Möglichkeiten geben und darlegen, welche...
Erscheint lt. Verlag | 8.3.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Technik | |
Schlagworte | Alternativmedizin • Appetit anregen • Cannabinoide • Cannabislegalisierung • CBD • CBD-Öl • eBooks • Ernährung & Gesundheit • Gesundheit • Gras • Hanf • Hanföl • Heilpflanzen • Legalisierung • legalisierung 2024 • Marihuana • Medizin • Natürlich heilen • Pflanzliche Heilmittel • Ratgeber • Ratgeber Gesundheit • Schmerzen besiegen • Schmerztherapie • Superfood • Terpene • THC • vapen • Wirkung |
ISBN-10 | 3-641-26464-2 / 3641264642 |
ISBN-13 | 978-3-641-26464-2 / 9783641264642 |
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