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Gibt es Geisterschiffe wirklich? (eBook)

Die Wahrheit hinter den Meeres-Mythen
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
320 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40102-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gibt es Geisterschiffe wirklich? -  Olaf Fritsche
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Ganz schön spannend: das geheime Leben der Meere Monsterwellen, die sich aus dem Nichts auftürmen und sogar Ölplattformen verschlingen; Frachter, die blitzschnell in die Tiefe gerissen werden; Geisterschiffe, Riesenkraken und Seeschlangen - alles nur Seemannsgarn? Nein, das gibt es wirklich! Heute, mit den Methoden moderner Wissenschaft, weiß man mehr. Sensoren, Satelliten und Tiefsee-U-Boote helfen, die - bisweilen schauerliche - Wahrheit hinter den Legenden ans Licht zu bringen. In seiner unterhaltsamen Mischung von Fakten und Anekdoten enthüllt Olaf Fritsche, was man über das geheime Innenleben der Meere inzwischen herausgefunden hat.

Olaf Fritsche ist Biophysiker, promovierter Biologe und Wissenschaftsjournalist. Nach seinem Studium hat er mehrere Jahre als Redakteur bei «Spektrum der Wissenschaft» gearbeitet und anschließend als freier Journalist für zahlreiche Zeitungen, Zeitschriften und Online-Publikationen über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen aus Natur und Technik berichtet. Bei Rowohlt sind zahlreiche allgemeinverständliche Sachbücher von ihm erschienen. Außerdem schreibt Fritsche Lehrbücher für Studierende der Biologie und Medizin.

Olaf Fritsche ist Biophysiker, promovierter Biologe und Wissenschaftsjournalist. Nach seinem Studium hat er mehrere Jahre als Redakteur bei «Spektrum der Wissenschaft» gearbeitet und anschließend als freier Journalist für zahlreiche Zeitungen, Zeitschriften und Online-Publikationen über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen aus Natur und Technik berichtet. Bei Rowohlt sind zahlreiche allgemeinverständliche Sachbücher von ihm erschienen. Außerdem schreibt Fritsche Lehrbücher für Studierende der Biologie und Medizin.

Phantomschiffe – Trugbilder mit geblähten Segeln


Es woget die See, es brauset das Meer,

hoch türmen sich Wogen auf Wogen.

Dort aus der Ferne, so graus und hehr,

kommt ein schwarzes Schiff gezogen.

Es regt sich auf Deck nicht Mann oder Maus,

es schwimmt auf dem Meere, und nirgends legt’s an.

 

Die Sterne des Himmels leuchten so hell

durch Tauwerk, Segel und Masten.

Es segelt bald langsam, es segelt bald schnell,

als dürft es nicht ruhen, nicht rasten.

Ein Totenkopf in den Segel steht!

 

Es eilen die Schiffe aus seinem Bereich;

denn sein Anblick bringt Tod und Verderben.

Der mutigste Seemann wird starr und bleich

und betet, um selig zu sterben.

So schwimmt das Schiff kreuz und quer

viel hundert Jahre auf dem Meer.

 

Der fliegende Holländer wird es genannt,

es ist mit dem Fluche belastet.

Als herrliches Schiff ging es einst aus dem Lande

und ist seitdem nicht mehr gelandet.

Theodor Fathschild: «Der Fliegende Holländer»

Sie kommen aus dem Nichts, sind plötzlich einfach da. Manchmal nur als undeutliche Silhouette, als schummrige Leuchterscheinung, manchmal klar und detailliert erkennbar. Und vom einen Moment auf den anderen sind sie wieder verschwunden. Spurlos. Als hätte es sie nie gegeben.

Aber … Hat es sie überhaupt gegeben? Sind die sogenannten Phantomschiffe real? Sind es optische Täuschungen? Oder einfach nur Hirngespinste aus der Werkstatt für Seemannsgarn mit Schauergarantie?

Ein Kapitän wie ein Teufel

Bernard Fokke war nicht der Teufel. Manche mochten ihn aber dafür gehalten haben, denn Fokke soll groß, ungewöhnlich hässlich und jähzornig gewesen sein. Vor allem aber war er ein Kapitän, wie es keinen zweiten gab im 17. Jahrhundert. Für die Route Holland–Kapstadt–Java benötigte er 1678 gerade einmal drei Monate und vier Tage, wie ein Brief belegt, den er dem Gouverneur der damals niederländischen Republik Java im Indischen Ozean vorlegte. Drei Monate und vier Tage – im 17. Jahrhundert grenzte dies an Hexerei, zumal andere Schiffe doppelt so lange benötigten. Es war, als ob der Holländer fliegen könnte. Nur der Satan selbst oder jemand, der mit ihm im Bunde war, vermochte so schnell zu segeln!

Bernard Fokkes Route auf seiner unglaublichen Rekordfahrt

Wer einmal mit Fokke gefahren war, wusste es besser. Nicht der Teufel steckte hinter der Geschwindigkeit, mit welcher der Kapitän im Auftrag der niederländischen Ostindien-Kompanie das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas umschiffte, sondern Wagemut und Technik. Fokke hatte auf seinem Schiff, der Libera Nos, die hölzernen Rahen, an denen die Segel aufgehängt werden, durch stabilere eiserne Stangen ersetzt. Mit ihnen konnte er auch bei starkem Sturm alle Segel stehen lassen, wenn ein normales Schiff längst Tuch reffen musste. Wo andere kaum von der Stelle kamen, fuhr Fokke also mit vollen Segeln weiter.

Bis er eines Tages wohl zu viel riskiert hatte und von einer Fahrt nicht mehr zurückkehrte. Jetzt hat der Teufel endgültig Besitz von ihm ergriffen, mutmaßten einige Seeleute. Und schon bald spannen sie Seemannsgarn, in dem sie den Fliegenden Holländer gesehen hatten, wie er verdammt für alle Ewigkeit noch immer um das Kap der Guten Hoffnung fuhr.

Der Kern der Verdammnis

Ob die Legende vom Fliegenden Holländer tatsächlich auf den friesischen Kapitän Bernard Fokke zurückgeht, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Viele Forscher halten ihn für das historische Vorbild, obwohl sein Name seltsamerweise in keiner Version genannt wird. Stattdessen heißt der Kapitän im Mythos meist Van der Decken, gelegentlich auch Vanderdecken, Van Diemen, Tyn Van Straten, Van Evert oder Van Halen.

Fest steht, dass der Fliegende Holländer seit Jahrhunderten unumstritten der Superstar unter den Phantomschiffen ist. Anfangs gaben die Seefahrer die Geschichten über ihn nur mündlich weiter. Mitunter heimlich, denn nicht jeder Kapitän duldete es, wenn seine Männer an Bord über Fluch und Verdammnis redeten. Später hielten einige die Erzählungen auch schriftlich fest, und im 19. Jahrhundert wurde der Stoff so beliebt, dass selbst Dichter wie Heinrich Heine und Komponisten wie Richard Wagner ihn aufgriffen.

Wie bei Prominenten üblich verschleierten die vielen Ausschmückungen und Gerüchte zunehmend den Blick auf die wahren Hintergründe, sodass es heute anstelle einer einzelnen Legende ein ganzes Bündel an Geschichten um den Fliegenden Holländer gibt und nicht einmal zweifelsfrei feststeht, ob mit dem Namen ursprünglich das Schiff oder sein Kapitän gemeint war. Einen großen Unterschied macht das aber sowieso nicht, denn wenigstens darin besteht Einigkeit, dass Segler wie Seebär aus den Niederlanden stammen und ihrer beider Schicksale durch einen Fluch bis ans Ende aller Tage untrennbar miteinander verknüpft sind.

Den ältesten schriftlichen Überlieferungen zufolge lautete der Name des Kapitäns Van der Decken. Er soll ein überaus tüchtiger und fähiger Seemann gewesen sein, der im Auftrag der niederländischen Ostindien-Kompanie exotische Waren nach Holland brachte. Zu einer Zeit, als es den Suezkanal noch nicht gab, bedeutete dies eine Fahrt um das berüchtigte Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas. Hier ringen der Atlantik mit seinem kalten Benguelastrom und der warme Agulhasstrom des Indischen Ozeans miteinander. Begleitet von heftigen Fallböen von der Küste, wo der Tafelberg über 1000 Meter schroff aus dem Meer ragt. Schiffe, die passieren wollten, mussten früher manchmal wochenlang in den Stürmen auf eine günstige Gelegenheit warten. Taten sie das nicht, gesellten sie sich schnell zu den Hunderten von Wracks, die Taucher alleine in den Gewässern der Tafelbucht in der Nähe des Kaps gefunden haben.

An der Südspitze Afrikas wechseln Kaps und Buchten einander ab.

Van der Decken wollte aber nicht warten. Nachdem sein Schiff und ein weiterer Kauffahrer einen ganzen Tag erfolglos gegen zunehmend stärker werdende Winde angekämpft hatten, entschloss sich der Kapitän des anderen Schiffes, in der Tafelbucht vor Anker zu gehen, bis sich die Elemente beruhigt hatten. Nicht so der Holländer. Fluchend soll Van der Decken über das Deck gestiefelt sein und geschworen haben: «Möge ich auf ewig verdammt sein, wenn ich klein beigebe, und müsste ich auch bis zum Jüngsten Gericht hier kreuzen!»

Hätte er mal daran gedacht, dass man vorsichtig sein soll mit dem, was man sich wünscht – es könnte in Erfüllung gehen. So aber wandte sich sein Schwur gegen ihn, und bis in unsere Zeit hinein begegnen Seefahrer an der Südspitze Afrikas dem Fliegenden Holländer in seinem immerwährenden Kampf, den er doch nicht gewinnen kann. Wie aus dem Nichts taucht er plötzlich auf und verschwindet ebenso unvermittelt wieder. Das Schiff war zu einem Phantom geworden.

Weitere gute Gründe, auf ewig verflucht zu sein

So weit der Kern der Legende, in dem sich die meisten Erzählungen einig sind. Aber eben nicht alle. Immerhin wird die Schuld für den Fluch allerorten dem Kapitän angelastet, der sich großspurig über die Gesetze des Himmels und der Seefahrt hinweggesetzt haben soll. In den schwächeren Versionen flucht er lediglich gotteslästerlich vor sich hin, was vermutlich nur aus Sicht einer frommen Landratte mit ewiger Verdammnis bestraft werden müsste. Schwerwiegender ist da schon der Vorwurf, der Kapitän hätte im Jähzorn den Steuermann erschlagen und über Bord geworfen. Und absolut unverzeihlich wäre unter Seeleuten die Weigerung, einem anderen Schiff in Seenot zu helfen, wie es mancherorts auf der Anklageschrift steht.

Gerne wird der Mythos auch mit ein bisschen Sex aufgepeppt – Sex hat schließlich schon immer für gesteigerte Aufmerksamkeit gesorgt. So soll der Kapitän mit einer Hexe im Bunde gewesen sein, die ihm extra für jeden seiner Aufenthalte im Hafen eine schöne Jungfrau fing und gefügig machte. Kurz vor seiner Abreise brachten die beiden Fieslinge das arme Geschöpf dann gemeinschaftlich um. Dieses sadistische Treiben fand ein Ende, als sich die Hexe einmal vergriff und ein Mädchen entführte, das nicht nur so schön wie ein Engel war, sondern auch so tugendhaft und fromm. Ihren Glauben konnte das satanische Duo nicht brechen, und so töteten sie die standhafte Jungfrau sofort und warfen sie ins Meer. Kaum war die Tat vollbracht, ließ der Teufel jedoch ihr Gesicht auf dem Wasser erscheinen und dem Kapitän zurufen, er könne sie haben, wenn er zu ihr käme. Noch ein gutes Stück wahnsinniger, als er sowieso schon gewesen sein muss, jagt der Fliegende Holländer seitdem der Erscheinung nach. Ohne eine wirkliche Chance, seine Wollust jemals befriedigen zu können.

Weniger brutal, dafür deutlich romantischer sind die Varianten, in denen der Kapitän durch die wahre Liebe einer Frau endlich doch erlöst werden kann. Je nachdem, wie gut der Erzähler es mit ihm meint, darf der Verfluchte alle sieben, zehn oder nur alle hundert Jahre an Land kommen, um eine Braut zu finden. Was zunächst wie ein verlockendes Hintertürchen klingt, entpuppt sich häufig als zusätzliche Schikane, denn welche Dame ist schon offen für solch eine extreme Form des Speed-Datings mit unverbrüchlichen Treueschwüren bis in den Tod? Immerhin entließ Richard Wagner in seiner Oper Der Fliegende Holländer auf diese Weise den Kapitän aus seinem...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2018
Zusatzinfo Zahlr. s/w Abb.
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte Atlantis • Bermudadreieck • Doggerland • Havarie • Kalmare • Meer • Meerjungfrauen • Methanblasen • Monsterwellen • Monsterwesen • Ozean • Riemenfisch • Riesenkraken • Tsunami
ISBN-10 3-644-40102-0 / 3644401020
ISBN-13 978-3-644-40102-0 / 9783644401020
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