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Johann Schmuzer -  Alois Epple

Johann Schmuzer (eBook)

Baumeister und Stuckator

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
204 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-9701-4 (ISBN)
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Johann Schmuzer aus Wessobrunn war einer der bedeutendsten Baumeister und Stuckatoren im vierten Viertel des 17. Jahrhunderts in Süddeutschland. Er plante Kirchen und Klöster. Unter ihm erreichte der Barockstuck sein größtes Volumen. Mit diesem Buch soll Johann Schmuzer als Baumeister und Stuckator gewürdigt werden.

Alois Epple aus Türkheim war Lehrer, ist Geschäftsführer der Joseph-Bernhart-Gesellschaft und erhielt den Preis für Bayerische Landeskunde. Er veröffentlicht zu Themen aus der Kunstgeschichte (vorwiegend über den Süddeutschen Barock), der Theologie, der Literaturgeschichte, der Lokalgeschichte, der Volkskunde (Krippenforschung) und der Geographie.

1. Teil


Johann Schmuzer – Baumeister


Lebenslauf


Während des 30jährigen Krieges, sechs Jahre vor dem Westfälischen Frieden, am 13. Mai 1642 wird in Gaispoint, ein Dorf im Schatten des Klosters Wessobrunn1, Johann Schmuzer getauft. Am selben oder einen Tag vorher dürfte er zur Welt gekommen sein. Er ist das fünfte Kind des Maurers und Stuckators Matthias2 Schmuzer und seiner Frau Elisabeth, eine geborene Rohrmoser.

Gaispoint ist ein Dorf mit 68 Anwesen aus Holzhäusern. Es gibt nur einen Viertel- und einen Achtelhof. Die anderen Anwesen sind noch kleiner, die meistens dem Kloster abgabepflichtig. Auf so kleinen Sölden, mit vielleicht ein oder zwei Kühen und nicht viel mehr Geißen im Stall, lässt sich keine Familie ernähren. Die „Bauern“ sind auf Nebenerwerb angewiesen. Die Stall- und Feldarbeit können meistens die Frauen mit ihren älteren Kindern erledigen. Die Männer müssen woanders arbeiten, damit die Familie überleben kann. Man lernt deshalb beim Vater oder bei der Verwandtschaft oder im nur gut 10 Kilometer weit entfernten Weilheim oft das Maurer- und/oder Stuckatorhandwerk. Wenn man dann älter ist, dann geht man mit anderen Maurern oder Stuckatoren aus Wessobrunn im Sommer zu oft weit entfernten Baustellen, um zu arbeiten. So wohl auch Johann Schmuzer.

Mit 21 Jahren heiratet Johann Schmuzer die Justina Vogl, ebenfalls aus Gaispoint, quasi aus der Nachbarschaft. Der eine Trauzeuge ist Klosterschreiber, der andere ist Organist. Es ist gewagt zu meinen, dass Schmuzer damals schon „prominent“ war, weil er solche Trauzeugen hatte.3 Ein Schreiber und ein Organist waren eher ärmere Leute. Ebenso phantasievoll ist die Annahme, dass Schmuzer bei seiner Hochzeit schon „Meister“ war. Damals konnte man sich auch verheiraten, ohne Meister zu sein – hauptsächlich man verdiente so viel oder hatte einen so großen Besitz, um eine Familie so schlecht und recht zu unterhalten. Archivarisch nachweisbar ist der Meistertitel bei Schmuzer jedenfalls erst 1675, als er also schon im 33. Lebensjahr stand. Damals hatte er es schon zu etwas gebracht. Er besaß nun gleich zwei Sölden samt fünf Tagwerk „Wißmadt“ und zwei Tagwerk Anger, drei Kühe, eine Jungrind und ein Kalb. In Gaispoint zählte er jedenfalls zu den größeren und wohlhabenderen Söldnern.

Am 4. Februar 1664 heiratet Schmuzer also seine Justina. Sie gebiert ihm in großer Regelmäßigkeit, im Abstand von ein bis zwei Jahren, je ein Kind. Als das jüngste Kind zwei Jahre alt ist, stirbt die fünffache Mutter. Johann Schmuzer ist Witwer. Das war am 3. Mai 1674. Schmuzer ist 32 Jahre alt.

Acht Monate später, einen Tag nach Hl.-Drei-König, also am 7. Januar 1675 findet im verschneiten Wessobrunn Johann Schmuzers zweite Hochzeit statt. Die Kinder brauchen eine Stiefmutter, denn der Vater ist dauernd unterwegs. Da bleibt keine Zeit für ein Trauerjahr. Zu dieser Zeit baut und stuckiert Schmuzer gerade in Ilgen bei Steingaden eine Wallfahrtskirche. Er verbindet also das Angenehme mit dem Notwendigen und heiratet die Anna Heiß aus Steingaden. Gute zehn Monate nach der Hochzeit, trägt man dem Johann Schmuzer wieder eine Tochter zur Taufe. Weitere gut elf Monate später trägt man wieder ein Kind von Johann und Anna Schmuzer zur Taufe. Es folgen noch weitere acht Kinder. Der kürzeste Abstand zwischen zwei Kindern ist 10 ½ Monate. Kinder werden Johann Schmuzer zu allen Jahreszeiten geboren, so dass er nicht, wie man manchmal liest, den ganzen Sommer über immer auf weit entfernten Baustellen verbringt. Ein Sohn Schmuzers wird Bildhauer, vier ergreifen den Beruf ihres Vaters und einer wird Pfarrer. Eine Tochter heiratet einen Stuckator, eine andere einen Maurer und eine dritte den Wessobrunner Klosterjäger. Die anderen Kinder sterben früh. Die Berufe von vier Söhnen und von zwei Schwiegersöhnen weisen auf die Bedeutung des Berufsstands der Maurer und Stuckatoren in Gaispoint bzw. Wessobrunn hin.

Schmuzer ist im Dorf Gaispoint, wie oben schon gezeigt, nicht nur wohlhabend, sondern auch angesehen. Dies sieht man auch an den Patenschaften, die er oder seine Frau übernehmen dürfen oder müssen, war dies doch früher eine Ehre, die man sich auch einiges kosten lassen musste. Andererseits sollten, nach dem Willen der Eltern, ihre Kinder auch entsprechend angesehene Paten bekommen, denn die Paten fühleten sich auch verantwortlich für das spätere Wohlergehen ihrer Patenkinder.4 Bei fünf Buben ist Johann Schmuzer Pate, bei 13 Mädchen ist seine Frau Patin und bei Zwillingen übernehmen beide die Patenschaft. Zehn dieser Patenkinder sind vom Klosterpfister Andreas Müller, sieben vom „Gypsator und murarius“ Johann Merk, zwei vom Maurer Johann Schmidt und eines vom Stuckator Simon Ba(a)der.

Johann Schmuzer dürfte, wie später sein Sohn und Berufsnachfolger, ins Kloster zu Tisch gebeten worden sein, z.B. bei den „Bacchanalien“, welche zeitlich mit dem Eintreffen der ersten Wagen voll Wein aus den Tiroler Weingütern im Kloster Wessobrunn zusammenfallen. Auch der erste Evangelienaltar der Fronleichnams-prozession steht vor Schmuzers Haus.

Nach einem arbeitsreichen Leben, teils auf dem Pferd von Baustelle zu Baustelle reitend, teils auf dem Bau selber mauernd und stuckierend, teils in Gaispoint in der kleinen Landwirtschaft arbeitend, stirbt Johann Schmuzer am 12. Mai 1701, einen Tag vor seinem 59. Geburtstag. Sein Sohn Franz hält sich gerade in Obermarchtal auf und unterzeichnet im Auftrag seines Vaters einen Stuckierungsauftrag. Seine zweite Frau überlebt ihn um 37 Jahre. Sie wird 90 Jahre alt. Als sie stirbt, ist die Kunstepoche ihres Mannes schon fast vorbei und in den Städten kündet sich schon der Klassizismus an.

Der Maurermeister Johann Schmuzer


Wie oben schon erwähnt, können die „Wessobrunner“, also die Bewohner der Klosterdörfer Haid und Gaispoint, von ihrer Landwirtschaft allein nicht leben.5 Fast jede Familie braucht dort ein zweites Standbein. Es zeigt sich aber, dass im 10 km von Wessobrunn entfernten Städtlein Weilheim die Auftragslage für Maurer und Stuckatoren recht gut ist. Weilheimer Maurer sind gar in Landshut oder in Innsbruck tätig. Die Gründe hierfür sind vielfältig und noch nicht gründlich erforscht. So arbeiten die ersten „Wessobrunner“ mit Weilheimer Maurern zusammen und sind auch in der Weilheimer Maurerzunft organisiert.6 Im 16. und frühen 17. Jahrhundert sind Wessobrunner Maurer mit denen aus Weilheim am Münchner Hof beschäftigt. So baut der Wessobrunner Constantin Bader 1590 an der Münchner Michaelskirche mit.7 Johann Schmuzer könnte also bei und mit den Weilheimern Maurer geworden sein - aber nicht Architekt. Es gilt also der Frage nachzugehen, wo lernte Johann Schmuzer Architektur: Baupläne zeichnen, die Statik abschätzen, Kostenvoranschläge so anlegen, dass man nicht zu teuer ist aber am Schluss etwas übrig bleibt. All dies kann man doch nicht als Maurer auf einer Baustelle lernen, wenn man Ziegel neben oder über Ziegel setzt.

Ein Lehrmeister von Johann Schmuzer dürfte sein Vater Matthäus – auch Mathias genannt - gewesen sein. Von ihm hat er wohl die Technik des Mauerns gelernt. Schon Georg Schmuzer, Großvater von Johann Schmuzer, stellt 1622 seinem Sohn Mattäus einen Maurerlehrbrief aus8 und so wird auch Matthäus seinem Sohn Johann das Maurerhandwerk gelehrt haben. Konnte Johann von seinem Vater auch den Beruf eines Architekten, wie man heute sagen würde, lernen? 1656 macht Vater Matthäus einen Entwurf für ein Langhaus mit Wölbung einer Kirche, welche an die Rotunde in Klosterlechfeld angebaut werden sollte. Matthias Schmuzer hatte also durchaus architektonische Kenntnisse. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese so groß waren, um eine Kirche wie Vilgertshofen zu planen oder den Plan für ein Kloster wie Wessobrunn zu entwerfen.

Es gibt nun zwei Anhaltspunkte die die Annahme nahe legen, dass Johann Schmuzer ein gelernter „Architekt“ war, dass er Wissen hatte, das über das eines Maurers hinausging:

  • Als Johann Schmuzer von Valentin Drexl, einem Angestellten von Herzog Maximilian Philipp, gefragt wird, ob er schon einmal ein richtiges Fundament, einen Rost für einen Turm gebaut hat, antwortet Johann Schmuzer selbstbewußt: Selber habe er noch keinen Rost gebaut aber er hat gelernt, wie man einen baut.
  • Die Wölbungen über den Seitenschiffen in Pfreimd oder in der Wallfahrtskirche in Vilgertshofen sind so kompliziert, dass ein bloßes Abschauen wohl nicht ausreichte. Zwar lassen sich für Vilgertshofen Vorbilder benennen, aber wenn Schmuzer diese „Vorbilder“ nur gesehen hat, so hätte er dies noch lange nicht selber planen und bauen können.

Wenn man also annimmt, dass Johann Schmuzer gelernt hat „richtig“ zu Planen und zu Bauen und dieses Wissen weder bei den Weilheimer Maurern noch bei seinem Vater hätte erwerben können, so stellt sich die Frage, wo hat er gelernt? Der erste Bau von Johann Schmuzer, der mehr Wissen...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Technik Architektur
ISBN-10 3-7412-9701-1 / 3741297011
ISBN-13 978-3-7412-9701-4 / 9783741297014
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