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Über die Rechtfertigung

Eine Soziologie der kritischen Urteilskraft
Buch
496 Seiten
2007 | 1., Aufl.
Hamburger Edition, HIS (Verlag)
978-3-936096-85-9 (ISBN)

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Über die Rechtfertigung - Luc Boltanski, Laurent Thévenot
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Auf welche Weise artikulieren Menschen in konfliktträchtigen Situationen – in einem alltäglichen Streit oder einer Tarifauseinandersetzung – Widerspruch und wie rechtfertigen sie ihr Handeln, um dann möglicherweise mit ihrem Gegenüber Einvernehmen oder zumindest einen tragfähigen Kompromiss zu erzielen? Dieser Frage gilt das Interesse Luc Boltanskis und Laurent Thévenots. Die Autoren entwickeln eine ebenso anregende wie ambitionierte »pragmatische Soziologie«, die nicht nur eine neue Sichtweise auf soziale Interaktion eröffnet, sondern als wegweisendes soziologisches Paradigma in Frankreich intensiv debattiert wird.
Anders als die traditionelle Soziologie, die das Handeln von Individuen, Gruppen und Klassen auf objektive und den Akteuren verborgene Kräfte zurückführte, nehmen Boltanski und Thévenot die Fähigkeit des Menschen ernst, solche Situationen und deren Anforderungen zu meistern, indem sie auf verschiedene Rechtfertigungsprinzipien zurückgreifen, die ihren Ursprung in der Objektwelt sowie in unterschiedlichen Vorstellungen vom Gemeinwohl haben.
Dabei identifizieren die Autoren sechs für unsere heutige Gesellschaft konstitutive Rechtfertigungsordnungen, die ideengeschichtlich in zentralen Werken der politischen Philosophie Gestalt angenommen haben: die der Inspiration bei Augustinus, der häuslichen Sphäre bei Bossuet, des Ruhmes und der öffentlichen Meinung bei Hobbes, des Marktes bei Smith, des Staatsbürgers bei Rousseau und der Industrie bei Saint-Simon. Wie Boltanski und Thévenot unter anderem am Beispiel einer systematischen Analyse von Management-Strategien zeigen, können all diese Rechtfertigungsordnungen in spezifischen gesellschaftlichen Bereichen gleichzeitig präsent sein und den Akteuren als Ausgangs- und Bezugspunkt in ihrem Bemühen um Verständigung und Anerkennung dienen. Mit ihnen lassen sich auch viele Konflikte erklären, die dann entstehen, wenn die Beteiligten – bewusst oder unbewusst – auf unterschiedliche Ordnungen rekurrieren.
Als Synthese sozialphilosophischer, soziologischer, organisationstheoretischer und ökonomischer Ansätze bietet das Buch eine innovative Perspektive auf Grundfragen der Sozialwissenschaften, die theoretisch reizvoll und zugleich von weitreichender politischer Relevanz sind.

Luc Boltanski ist Professor für Soziologie an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris und Mitglied der Groupe de sociologie politique et morale. Laurent Thévenot, Wirtschaftswissenschaftler und Statistiker, ist Professor an der École des Hautes Études en Sciences Socia les (EHESS) und Mitglied der Groupe de sociologie politique et morale.

Aus dem Inhalt:
Das Verallgemeinern von Beobachtungen aus dem Forschungsfeld und die Herstellung statistischer Äquivalenz
Alltägliche Identifizierung und wissenschaftliches Bestimmen
Vom Vergleich zur Beurteilung
Beweisführung und Spannung zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen
Die Spannung zwischen unterschiedlichen Formen von Allgemeinheit
Interesse für Äußerungsformen der Kritik
Allgemeinheit und Gemeinwohl: Die Größen der politischen Philosophie
Die Suche nach einem umfassenden Modell
Das soziale Band auf dem Prüfstein der Dinge
Der Gang der Argumentation

Übersetzer Andreas Pfeuffer
Sprache deutsch
Original-Titel De la justification
Gewicht 776 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte Hardcover, Softcover / Soziologie/Soziologische Theorien • HC/Soziologie/Soziologische Theorien • Organisationstheorie • Rechtfertigung • Sozialphilosophie • Soziologische Theorie
ISBN-10 3-936096-85-6 / 3936096856
ISBN-13 978-3-936096-85-9 / 9783936096859
Zustand Neuware
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