Kokainjahre
Rüffer & Rub (Verlag)
978-3-907351-40-6 (ISBN)
Verharmlost als Mittel, um kreativer und leistungsstärker zu werden, hat Kokain in Europa eine gefährliche Akzeptanz in allen Gesellschaftsschichten gefunden. Meistens wird Kokain als Pulver in der Partyszene, im Büro oder gar auf Baustellen konsumiert, und dabei wird völlig übersehen, wie gefährlich es ist. Was oft aus Neugier oder als Spaß beginnt, führt häufig in eine fatale Abhängigkeit.
An einem ausgelassenen Abend mit seinen Freunden probiert ein 22-jähriger junger Mann zum ersten Mal Kokain und gerät kurz darauf in den Teufelskreis dieser zerstörerischen Droge. Die Veränderung geschieht rapide: Aus dem klugen, zielstrebigen und begabten jungen Studenten wird ein verzweifelter Mensch mit einer schweren Suchterkrankung. Und obwohl er alles versucht, die Sucht hinter sich zu lassen, ist das Verlangen nach der Substanz stärker.
Die Eltern begleiteten ihren Sohn durch die dreijährige Sucht und unterstützten ihn bei seinen Ausstiegsversuchen, die letztlich misslingen. Diesen Weg beschreibt seine Mutter Marina Jung in eindrücklichen Worten. Da man in der Öffentlichkeit und selbst in gewissen Fachkreisen viel zu wenig über die Droge und ihren Wirkcharakter weiß, hat sie ihre Erfahrungen aufgezeichnet. Dabei verknüpft sie Fakten und Erkenntnisse zu einer multiperspektivischen Sichtweise. Die Leserinnen und Leser können dadurch nachvollziehen, warum Kokain besonders unberechenbar und gefährlich ist und was eine Suchterkrankung mit der betroffenen Person und mit dem sozialen Umfeld macht.
Und schließlich führt die Autorin die Leserinnen und Leser in die Lebensrealität von suchtkranken Menschen, unter anderem auch durch Texte und Fallbeispiele von Betroffenen.
Marina Jung, 1959, studierte Betriebsökonomie und erwarb einen MAS in Psychosozialem Management. Sie beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit sozialer und beruflicher Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen. In einer großen öffentlichen Verwaltung etablierte sie ein Case-Management-Angebot für Mitarbeitende mit Langzeitabsenzen, und in einer psychiatrischen Klinik leitete sie die Sozialberatung und das Job Coaching. Seit 2023 ist sie Geschäftsführerin einer Stiftung, die sich für Projekte im Bereich der Drogenprävention engagiert und Unterstützungsangebote für Personen mit einer Abhängigkeitserkrankung entwickelt. Es ist der Autorin ein großes Anliegen, dass Suchterkrankungen enttabuisiert werden, dass Sucht in der breiten Bevölkerung als Krankheit akzeptiert wird und dass auch Angehörige von suchtkranken Menschen eine Stimme erhalten.
Vorwort von Prof. Dr. Boris B. Quednow
1 Verwaiste Eltern
2 Vom Habenwollen zum Habenmüssen
– Der Schritt in die Unfreiheit
3 Von Dopamin und Diagnosekriterien
– Der Sucht auf der Spur
4 Gelegentlich, wöchentlich, täglich
– Wie Kokain in ein Leben dringt
5 Suchtgedächtnis und Erlaubnis gebende Gedanken
– Warum Rückfälle dazugehören
6 Existenzielle Krisen
– Warum Crack den Absturz ins Bodenlose garantiert
7 Ein Kartenhaus bricht zusammen
– Oder vom moralischen Kompass, der verloren geht, und von anderen Nebenwirkungen
8 Bangen und Hoffen
– Wenn Angehörige versuchen, das Unmögliche möglich zu machen
9 Scham, Stolz und Liebe
– Warum Beziehungen nichts nützen und trotzdem unverzichtbar bleiben
10 Von Optimismus, Tiefpunkten und Stigmatisierung
– Warum die Suchterkrankung schwer fassbar bleibt
11 Ursache von Sucht
– Weshalb die Frage nach dem Warum nicht weiterführt
12 Kreative Lösungen und Hilflosigkeit
– Warum kontrollierter Konsum nicht funktionieren kann
13 Herkömmliche und neue Therapieansätze
– Warum die Substanzforschung gefordert bleibt
14 Kokainsucht
– Eine chronische Krankheit mit Todesfolge
15 Was Angehörige, Freundinnen, Experten und Politikerinnen tun können
– Und warum Haltungsänderungen zur Entstigmatisierung beitragen
Anhang
Quellen
Anmerkungen
Beratung für Angehörige
Dank
Biografie der Autorin
Selbst wenn Benedict nie straffällig wurde, so hatte sich sein moralischer Kompass dennoch verändert. Wir fragten ihn einmal, wie weit er denn gehen würde, wenn ihm seine finanziellen Mittel ausgingen. Auf einem Sparkonto besaß er damals einen Betrag von 2000 Franken, die er von seinem Großvater zur Geburt respektive zur Kommunion erhalten hatte. Ob er auch dieses Geld für den Kokainkonsum antasten würde? Benedict versicherte uns glaubhaft, dass er auf dieses Geld nie zurückgreifen würde, wisse er doch um die spezielle Bedeutung dieses Geschenks. Später setzte er das Geld trotzdem zur Finanzierung seines Konsums ein. Im Rahmen eines heftigen Rückfalls und nachdem er innerhalb von zweieinhalb Jahren schon beinahe seine gesamten Ersparnisse in die Sucht gesteckt hatte, sah er keinen anderen Weg, als zur Bank zu fahren, um einen größeren Betrag von diesem Sparkonto abzuheben. Zu diesem Zeitpunkt hatte er keine Möglichkeit mehr, sein Handeln nach ethisch-moralischen Prinzipien zu beurteilen. Anna Lembke bringt es im lesenswerten Bestseller »Die Dopamin Nation« (2023) auf den Punkt: »Im Sog des Verlangens gibt es keine Möglichkeit zur freien Entscheidung.«
Erscheinungsdatum | 28.03.2025 |
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Verlagsort | [Zürich] |
Sprache | deutsch |
Maße | 160 x 235 mm |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Suchtkrankheiten | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Drogen • Gesellschaft • Kokain • Sohn • Sucht • Suchterkrankung |
ISBN-10 | 3-907351-40-1 / 3907351401 |
ISBN-13 | 978-3-907351-40-6 / 9783907351406 |
Zustand | Neuware |
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