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Das Deutsche Demokratische Reich (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie die extreme Rechte Geschichte und Demokratie zerstört

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
288 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12389-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
(CHF 19,50)
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Ein wegweisendes und dringend erforderliches Buch für alle Demokraten Platz 1 Sachbuchbestenliste Deutschlandfunk Kultur SPIEGEL-Bestseller In seinem hochaktuellen Buch bietet Volker Weiß eine tiefgehende und historisch fundierte Zeitdiagnose zur AfD und der extremen Rechten. Scharfsinnig enthüllt er, wie die extreme Rechte von dem Ziel getrieben ist, den westlichen Liberalismus zu überwinden und eine alternative Geschichtsdeutung durchzusetzen. Mit neuen beeindruckenden Details und einer Analyse der rechten Gegenerzählungen seziert der Autor die neurechte Szene. Die extreme Rechte spricht von einem geistigen Bürgerkrieg, der in Deutschland tobe - und den sie gleichzeitig anheizt. In diesem Kampf geht es um nichts weniger als um die Deutungshoheit über Geschichte und Gegenwart, um Deutschland aus dem Westen herauszulösen. Die widersprüchlichen, verklärenden und oft schrillen Geschichtskonstruktionen der extremen Rechten weisen auf ein Ziel: ein »Deutsches Demokratisches Reich« als Synthese aus den autoritären Systemen der deutschen Vergangenheit. Mit seinem Buch knüpft Volker Weiß an seinen Bestseller »Die autoritäre Revolte« an und analysiert diese neuen Methoden der kulturellen Kriegsführung vor allem in den Feldern der Geschichts- und Geopolitik. Rechtzeitig zur anstehenden Bundestagswahl zeigt der Historiker die aktuelle Entwicklung des neuen rechten Denkens auf. Die wichtigsten Strömungen und Akteure werden hierbei untersucht, und immer wieder weitet der Autor den Blick hin auf vergleichbare Aktionen der rechten Milieus in Russland und den USA. Eine kluge wie schonungslose Darstellung der strategischen Umdeutung unserer Geschichte und der gezielten Zerstörung demokratischer Werte durch die extreme Rechte.

Volker Weiß, Dr. phil., geboren 1972. Der Historiker war viele Jahre als Fachautor für DIE ZEIT und ZEIT Geschichte, Jungle World, Frankfurter Rundschau,  FAZ, Taz, Spiegel-Online tätig und schreibt heute exklusiv für SZ,. Er ist einer der besten Kenner der neurechten Szene. Sein Buch 'Die autoritäre Revolte. Die neue Rechte und der Untergang des Abendlandes' gilt als Standardwerk zum Thema und wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017 nominiert.

Volker Weiß, Dr. phil., geboren 1972. Der Historiker war viele Jahre als Fachautor für DIE ZEIT und ZEIT Geschichte, Jungle World, Frankfurter Rundschau,  FAZ, Taz, Spiegel-Online tätig und schreibt heute exklusiv für SZ,. Er ist einer der besten Kenner der neurechten Szene. Sein Buch "Die autoritäre Revolte. Die neue Rechte und der Untergang des Abendlandes" gilt als Standardwerk zum Thema und wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017 nominiert.

»Great again!«


Das Bild Donald Trumps nach dem gescheiterten Attentat während des US-Wahlkampfes 2024 ging um die Welt: die Faust gereckt, das Gesicht verzerrt ruft er seinen Anhängern zu: »Kämpft!« Es bedient die Formsprache eines Arbeiterführers oder schwarzen Bürgerrechtlers aus früheren Zeiten, ohne dass der US-Präsidentschaftskandidat damit etwas zu tun gehabt hätte. Der weiße Milliardär Trump stand für das Gegenteil dieser Geschichte – und verkaufte sich den Wählerinnen und Wählern dennoch erfolgreich als Kandidat gegen »die Elite«.

Wladimir Putin wiederum bestellte unmittelbar nach seiner Einführung ins Präsidentenamt im Jahr 2000 die »mächtigsten Geschäftsmänner Russlands« in den Kreml, um ihnen vor laufenden Kameras des russischen Fernsehens die Leviten zu lesen. Im Anschluss an diesen »Schauprozess« lud er die versammelten Oligarchen zum Grillen jenseits der russischen Öffentlichkeit ein. »Tief im Wald am Rand von Moskau«, schreibt die britische Russland-Korrespondentin Catherine Belton, empfing er seine Gäste – in der ehemaligen Datscha Joseph Stalins.[1] Diese sowjetischen Referenzen des postsowjetischen Machthabers reichten aus, um die Verhältnisse zu klären, und künftig dominierte in Russland wieder die staatliche Mafia.

All diese Symbole sind der Geschichte entlehnt, sie wurden aus ihren Kontexten gerissen und doch verstanden, denn auf Zeichen gibt es kein ewiges Copyright. Ihre Bedeutung ist an gesellschaftliche Verabredungen gebunden. Wiederholungen rufen Vergangenheit auf und ändern diese zugleich. Trump und Putin konnten bekannte Elemente der Geschichte aufgreifen und auf sich ummünzen. Ein Vorgang, der auch als »Resignifikation« beschrieben wird, als Aneignung und Umdeutung bekannter Symbole und Begriffe.

Die Liste solcher Operationen ist lang. Verschiebungen, Umdeutungen, zerbrochene Bilder sind die Mittel, mit denen der historische Diskurs als Abrissunternehmen geführt wird. Haupakteure in diesem Prozess sind die neuen autoritären und nationalistischen Bewegungen, seien sie wie in Deutschland in der Opposition oder wie in Russland an der Regierung. Es soll kein Stein auf dem anderen bleiben. Um die Gegenwart politisch umzudekorieren wird tief in den Fundus der Nationalgeschichte gegriffen. »Nazis«, das weiß die russische Propaganda, sind heute vor allem in der Ukraine zu finden, während Lenin längst im Westen zu Hause ist. Eingefleischte Antikommunisten deuten heute die DDR zum preußischen Ordnungsstaat und die Sowjetunion zur modernisierten Form des russischen Reiches positiv um, die sie gestern noch als »Reich des Bösen« mit allen Mitteln bekämpfen wollten. Mit der gegenläufigen Behauptung, der Nationalsozialismus sei eine »linke« Bewegung gewesen, lässt sich nicht nur die Geschichte des 20. Jahrhunderts völlig neu schreiben, mit ihr wird auch die politische Gegenwart auf den Kopf gestellt. Das Projekt der »historisch-fiktionalen Gegenerzählung«, mit der die extreme Rechte seit Langem ihren Zugriff auf die Geschichte gestaltet, hat durch die erweiterten Resonanzräume der Strömung erheblich an Lautstärke hinzugewonnen.[2]

Diese Geschichtspolitik konstruiert eine Vergangenheit, die es nie gegeben hat, um darauf eine Zukunft zu bauen: »Make … great again!« Doch solange die Trümmer der Realgeschichte noch in das Bewusstsein der Gegenwart ragen, stören sie die Vorstellungskraft des Publikums. Zur Vorbereitung der verheißenen glorreichen Zukunft muss zunächst das historische Geschehen neu überschrieben werden, um die Vergangenheit wieder attraktiver erscheinen zu lassen. Das darin wirksame Verfahren einer strategischen Resignifikation des Historischen soll in diesem Buch beschrieben werden.

Mit diesem Mittel führt die extreme Rechte ihren systematischen Angriff auf die moderne Geschichtsschreibung aus, seit sich diese nicht mehr der identitätsstiftenden Reproduktion nationaler Heldenmythen verschrieben hat, sondern einen hinterfragenden Blick auf die Akteure, Ideologien und Prozesse wirft. Die kritische Perspektive wird von allen als Hemmnis gesehen, die sich in den Dienst der nationalen »Wiedergeburt« gestellt haben. Sie können in der Aufarbeitung nur eine »Vergiftung der Vergangenheit« entdecken, wie es einer ihrer Netzwerker, Götz Kubitschek, in einer geschichtspolitischen Grundsatzrede ausdrückte, mit der er einer reflexiven Geschichtsschreibung den »Krieg« erklärt.[3]

Solche Angriffe sind lange bekannt, sie zielen auf eine vollkommene Zerstörung des historischen Sinns durch die kontinuierliche Erschütterung von grundlegendem Wissen. Schon zwischen den Weltkriegen, merkt Hannah Arendt an, seien »die Methoden des Bürgerkrieges in die normale politische Propaganda [ge]tragen« worden.[4] Nach dem Vorbild dieser Zeit finden sich Begriffe gekapert, Geschehenes verdreht und »alternative Fakten« geschöpft. Die Empfehlung, die Donald Trumps damaliger Berater Steve Bannon für den Umgang mit kritischen Medien aussprach, ist längst sprichwörtlich geworden: »flood the zone with shit«.[5] Dank neuester Technologien ist dafür mittlerweile die ganze Welt empfänglich, und vom Einfluss und der Reichweite eines Elon Musk konnte Alfred Hugenberg nur träumen, als er sein Medienimperium gegen die Weimarer Republik in Anschlag brachte.

Ironischerweise kommen dabei jedoch verstärkt Methoden zur Anwendung, die einst als progressiv erachtet wurden. Die »Subversion durch Resignifikation«, ein Schlachtruf, mit dem einst »Macht« revolutionär dekonstruiert werden sollte, ist längst zum gefügigen Mittel der Gegenrevolution geworden. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Praxis, deren eigentlicher Zweck hätte sein sollen, erstarrte Verhältnisse aufzubrechen, um dem Fortschritt Raum zu verschaffen, ihr Gegenteil bewirkt. Hannah Arendt schildert diesen Verfall von Urteilsfähigkeit am Beispiel der stalinistischen Propaganda. Da die Linke sowieso »überzeugt« gewesen sei, »daß alle traditionelle Geschichtsschreibung, die ja notwendigerweise die Benachteiligten und Unterdrückten aus dem Gedächtnis der Menschheit ausschließt, ohnehin eine Fälschung sei, sahen sie in den faustdicken Lügen totalitärer Propaganda nur den faustdicken Spaß, der die Gültigkeit der überlieferten Geschichte überhaupt in Frage zog.«[6] Das vermag zu erklären, weshalb die Strategie der Subversion von Bedeutungssystemen sich langfristig gegen die Subversiven selbst wenden konnte. Während der Corona-Pandemie zeigte sich besonders ausgeprägt, wie die Überzeugung, dass nichts geglaubt werden kann, darin umschlägt, alles zu glauben. Das bleibt langfristig nicht ohne Folgen, die gestiftete Verwirrung gestaltet einen Übergang in ein »prätotalitäre[s] Meinungschaos«, von dem Arendt feststellt, dass es den Zeitgenossen in Deutschland und der Sowjetunion vor dem Zweiten Weltkrieg erleichtert habe, »offenkundig absurde Behauptungen zu akzeptieren«.[7] Insofern ist die mit viel Hingabe betriebene Zerstörung der öffentlichen Meinung und des historischen Sinns für den Populismus eine lohnende Investition. Wenn die rationalen Systeme erst einmal dekonstruiert sind, können andere danach ganz im Sinne der neuen Autoritäten rekonstruiert werden. Damit wird der Angriff auf die Geschichte zum Angriff auf die Gesellschaft.

Dieses Buch widmet sich den Überschreibungen und Umdeutungen des Historischen, mit denen in der Gegenwart massiv Politik gemacht wird. Die Kapitel bauen aufeinander auf, sind jedoch auch einzeln als für sich lesbar, der Schlussteil soll das Beobachtete im Ganzen theoretisch reflektieren. Als konkrete Beispiele für die Operationen untersuchen die ersten drei Kapitel die neue russisch-deutsche Allianz am rechten Rand sowie ihre aktuellen und historischen Stichwortgeber. Ein Vergleich der offiziellen russischen Geschichtspolitik mit den Positionen der deutschen Rechten vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges fördert einige mitunter erstaunliche Gemeinsamkeiten zutage. Die anschließende Betrachtung der Versuche des AfD-Milieus, den Nationalsozialismus zu etwas gänzlich anderem zu machen, gehen den Spuren eines Zitats nach, das Joseph Goebbels zugeschrieben wird und dem in dieser Umdeutung eine zentrale Rolle zukommt. Sie gibt zugleich Einblick in die historische Recherche, um den Aufwand zu verdeutlichen, der für die Gegenwehr mitunter nötig ist und veranschaulicht, über wie lange Zeiträume Umdeutungen und Aneignungen ihre Wirkungen entfalten können. Abschließend wird das verstörende Phänomen der antikommunistischen DDR-Nostalgie in Augenschein genommen, die sich seit einiger Zeit am rechten Rand bemerkbar macht. Ihr gelingt das Kunststück, an Elemente der repressiven DDR-Gesellschaft positiv anzuknüpfen und zugleich mit der Parole »Wir sind das Volk!« das Erbe der Bewegung für sich in Anspruch zu nehmen, die sich gegen dieses System gestellt hatte. Wie sich zeigen wird, sind diese Phänomene kaum auf Deutschland beschränkt, sie lassen sich in ähnlicher Form auch in anderen Ländern beobachten. Als erster Schritt kommen dabei zumeist jene »Verkehrungen ins Gegenteil« der politischen Propaganda zur Geltung, die von der Literaturwissenschaftlerin Sylvia Sasse jüngst präzise analysiert wurden,[8] und werden mit Elementen der Geschichte verknüpft politisch dienstbar gemacht.

Bei den Betrachtungen fallen immer wieder die zentrale Rolle von Begriffen und deren Wandelbarkeit in der Zeit auf, denn viele Umdeutungen schließen an ähnliche Operationen in der Vergangenheit an. Die Rekonstruktion solcher Prozesse kann daher helfen, die...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2025
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte AfD • Alice Weidel • Ampel • BSW • Bundestagswahl • CDU • CSU • Demokratie • Extremismus • Faschismus • Februar 2025 • Geschichtspolitik • Geschlechterpolitik • Götz Kubitschek • Grüne • Habeck • Identitäre • Identitären Bewegung • Liberalismus • Lindner • Linksextremismus • Merz • Nationalismus • Nationalsozialismus • Neofaschismus • Neue Rechte • Neues Sachbuch 2025 • Neuwahlen • Ostdeutschland • Politik 2025 • Populismus • Propaganda • Rechtsextremismus • Rechtspopulismus • Sachsen • Sahra Wagenknecht • Scholz • SPD • Thüringen • Verschwörungsmythen • Verschwörungstheorie • Wahl 2025 • Westdeutschland
ISBN-10 3-608-12389-X / 360812389X
ISBN-13 978-3-608-12389-0 / 9783608123890
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