Männergespräche mit 170 Berliner Bürgermeistern (eBook)
582 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-7948-8 (ISBN)
Johannes Simang, ev. Pfarrer, 1952 geboren in Marburg / Lahn, seit dem ersten Lebensjahr in Berlin aufgewachsen. Nach 12 Jahren Dienst in der Mark Brandenburg hat sich mir meine Heimatstadt Berlin neu erschlossen. Meine letzte Station als Gemeindepfarrer war Friedrichshain, nun lebe ich in Spandau, da meine Frau Spandauerin ist. Immer ist sie mir gefolgt, nun ich ihr. Seit 1988 bin ich ehrenamtlich aktiv in der ev. Männerarbeit. Aus Begleitern sind Freunde geworden ... wir bleiben im Gespräch.
Kap. I: Ein endloser Beginn
Jürgen: Männer, was ist eigentlich Heimat?
Wolfgang: Meine Familie – das macht für mich Heimat aus.
Dirk: Familie, ja, aber auch meine Freunde, meine Gemeinde, eben mein soziales Umfeld.
Detlef: Familie, ja, aber die Sprache gehört irgendwie auch dazu. Als ich nach Berlin gekommen bin, musste ich mich schon daran gewöhnen, dass man hier kein richtiges Hochdeutsch spricht.
Johannes: Kommst du aus dem Bereich Hannover, dass du so versessen auf Hochdeutsch bist.
Detlef: Nein, aus dem Rheinland. Meine in der Schule gesprochene Sprache war für mich Hochdeutsch.
Johannes: Rheinländer und hochdeutsch. Spaßvogel. Aber egal. Wie sagt man so schön bei euch: „Man muss ooch gönne könne!“ Also, meinetwegen sprecht ihr Hochdeutsch.
Detlef: Genaugenommen kam ich wegen der Ingenieurschule 1964 nach Berlin. Erfreulicherweise hat sich damals damit auch der Wehrdienst erledigt. Na ja, dies mit der Schule auch, denn ich wollte und musste Geld verdienen, und da man mit dem Meisterbrief auch eine Firma gründen kann, habe ich die Meisterprüfung gemacht.
Jürgen: Ich habe erst Elektriker gelernt, weil ich diese Empfehlung vom Arbeitsamt bekam. Am Ende wurde ich aber Theologe.
Detlef: Kennst Du den Witz über den ältesten Beruf: Ein Maurer, ein Gärtner und ein Elektriker treffen sich. Auf die Frage, wer wohl den ältesten Beruf ausübt, sagte der Maurer: „Der Maurer hat den Turm zu Babel gebaut“. „Nein, ich übe den ältesten Beruf aus“, sagt der Gärtner und fährt fort: „Ich legte den Garten Eden an“. Da äußert sich der Elektriker: „Der Elektriker ist der älteste Beruf. Was sagte Gott: „Es werde Licht“ – und was glaubt ihr, wer die Leitungen verlegt hat?“
Jürgen: Na, dann passen meine Berufe ja doch gut zusammen. Ich habe euch einen Gesprächspartner mitgebracht. Wir kennen uns schon gut 35 Jahre durch die Männerarbeit. Achim. Er wohnt in Eberswalde, wird uns also mit seiner ‚Außensicht‘ begleiten, damit wir nicht alles gar zu ‚rosig‘ sehen.
Wolfgang: Dazu neigen wir wohl alle nicht. Du kennst doch den Spruch über Berliner „Nicht gemeckert ist schon halb gelobt!“ Nichtsdestotrotz, schön, dass du da bist, Achim.
(alle nicken ihm zu)
Achim: Ich hätte da auch noch einen Beitrag. Ihr habt mit Heimat alle recht, aber der Ort ist eben auch Heimat. Was meint ihr, warum Jürgen nach seinen Pfarrämtern in Eisenhüttenstadt und Müllrose wieder in Berlin gelandet ist?
Jürgen: Du hast ja so recht. Und weil meine Frau Spandauerin ist, leben wir in Spandau. Für mich ist es ein Teil Berlins, für sie ‚ihr Spandau‘. Und durch meine letzte Pfarrstelle hier in Friedrichshain haben wir, der Männerkreis, uns ja auch kennengelernt.
Also, der genaue Ursprung von Berlin ist nicht zu datieren, aber es wird vermutet, dass das Gebiet schon seit der Steinzeit besiedelt war. Es wird angenommen, dass germanische Stämme an der Stelle des heutigen Berlin in der frühen Eisenzeit lebten.
Johannes: Im 6. Jahrhundert siedelten sich hier slawische Stämme an. Sie prägten die Region und entwickelten eine eigene Kultur. Der Name Berlin leitet sich vom slawischen Wort ‚brlo‘ ab, was so viel wie Sumpf oder Morast bedeutet.
Detlef: Heute heißt noch ein Kreuzberger Szene-Bier ‚brlo‘.
Dirk: Die meisten Berliner mögen aber doch seit alters her ihr vier Wochen in Kellern gelagertes ‚Pils‘.
Achim: Nun kommt der Part der Allgemeinbildung: Ab dem 10. Jahrhundert wurde die Region von den Machtkämpfen zwischen deutschen Kaisern und slawischen Stämmen beherrscht und im 12. Jahrhundert vereinte der deutsche Kaiser Lothar III. die Region unter dem Namen ‚Berlin‘ als Zentrum seiner Herrschaft.
Dirk: Später wurde Berlin zur Hauptstadt des Kurfürstentums Brandenburg und ab dem 18. Jahrhundert zur Residenz des preußischen Königs und späteren deutschen Kaisers. Heute ist Berlin die Hauptstadt Deutschlands und hat eine lange und reiche Geschichte.
Jürgen: Die ältesten Funde im Berliner Bereich stammen aus der Steinzeit. Schon vor rund 55.000 Jahren haben Menschen in der Region gelebt, als Jäger erst, wie Funde in den Spandauer Kiesgruben belegen, meist neben den Sümpfen an den Übergängen über die Spreearme. Archäologische Ausgrabungen haben beispielsweise in der Gegend um den Müggelsee im Südosten Berlins Werkzeuge, Keramik und Siedlungsreste aus dieser Zeit zutage gebracht. Aber auch am Wannsee und in Britz gab es Funde aus der Jungsteinzeit so 3500-1700 v Chr.
Johannes: Daneben gibt es auch Funde aus der Bronzezeit und der Eisenzeit, die auf eine kontinuierliche Besiedlung der Region bis in die Slawenzeit hindeuten. Bei Grabungen in der Nähe des Alexanderplatzes wurden beispielsweise Fundamente von slawischen Siedlungen aus dem 9. bis 12. Jahrhundert entdeckt. Insgesamt spiegeln die archäologischen Funde im Berliner Bereich eine lange und reiche Geschichte wider, die bis in die Frühgeschichte zurückreicht, besonders am genannten Müggelsee, in Köpenick, Teltow und Spandau.
Jürgen: Ja, es gibt auch in Spandau ältere archäologische Funde, die auf eine frühe Besiedlung der Region hindeuten. Eine der bedeutendsten Fundstätten ist der Kolk, ein archäologisches Gelände in der Nähe des Spandauer Zentrums. Dort wurden Reste von Siedlungen und Gräbern aus der Bronzezeit, der Eisenzeit und der slawischen Periode gefunden.
Zu den Funden gehören Spuren von Wohngebäuden, Werkzeugen, Waffen und Keramik sowie Schmuckgegenstände und andere Alltagsgegenstände. Auch Funde aus der Römerzeit wurden in Spandau gemacht, insbesondere in der Nähe des Hahneberges.
Dirk: Ich dachte, das ist wie am Friedrichshain ein Trümmerberg?
Jürgen: Die Funde belegen, dass Spandau seit Jahrtausenden besiedelt ist und ein wichtiger Ort in der Region war, lange bevor es zu einem Stadtteil von Berlin wurde. Die archäologischen Funde geben Einblick in das Leben der Menschen in früheren Epochen und helfen dabei, die Geschichte der Region besser zu verstehen. Erst nach dem II. Weltkrieg lagerte man dort Trümmer, die den Hahneberg künstlich erhöhten.
Wolfgang: Aber uns interessiert ja Berlin. Vor 1200 n. Chr. waren verschiedene Völker in den Berliner Gebieten ansässig. In der Steinzeit lebten hier vermutlich Jäger und Sammlergruppen, die sich von der Jagd, Fischfang und dem Sammeln von Früchten und Kräutern ernährten.
Johannes: In der Bronzezeit und der Eisenzeit siedelten in der Region germanische Stämme und später auch slawische Gruppen. Die Slawen gründeten im heutigen Berlin und in der Umgebung Siedlungen und Dörfer und prägten die Landschaft mit ihren Wegen, Feldern und Siedlungen.
Detlef: Während des Frühmittelalters wurden die Berliner Gebiete von verschiedenen Stämmen und Gruppen kontrolliert, darunter der Obodriten-Stamm, der zum slawischen Volk gehörte und später im Mecklenburgischen siedelte, und die germanischen Stämme der Heveller und Semnonen.
Immerhin weiß man, dass König Heinrich I. 928 die Hevellerburg Brennabor erobert hat.
Dirk: Und 948 wurden die Bistümer Brandenburg und Havelberg durch Otto I. den Großen gegründet.
Wolfgang: Und 983 gab es einen Slawenaufstand. Die wenigen Siedler und Priester wurden vertrieben – für fast 300 Jahre blieben sie weg.
Achim: Im 12. Jahrhundert wurde die Region unter der Herrschaft deutscher Kaiser vereint und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Zentrum der Region. So entstand die Stadt Berlin im Laufe der Jahrhunderte neben den Orten, die wir heute kennen.
Detlef: Es gibt übrigens eine Legende zu Stadtgründung. Ich sammele ja eigentlich Anekdoten, aber das ist mal eine Ausnahme: Sie besagt, dass der Prinz Jüterbog, Sohn des slawischen Fürsten von Brandenburg, auf der Jagd einen Bären verfolgt haben soll. Als er ihn schließlich erschöpft hatte, ließ er ihn in einer Mulde in der Spree liegen. Er kündigte an, dass er an dieser Stelle eine Stadt gründen würde, wenn der Bär wieder aufstehen und weiterlaufen würde. Der Bär tat dies tatsächlich und so wurde an dieser Stelle im Jahr 1237 Berlin gegründet. Es handelt sich aber nur um eine Sage, denn Berlin war bereits vor der Gründung als Handelsort bekannt.
Johannes: Berlin und Cölln wurden im Jahr 1307 offiziell zu einer Doppelstadt vereinigt. Die beiden Städte lagen am gegenüberliegenden Ufer der Spree, und im Jahr 1237 wurde Berlin auf der rechten Seite des Flusses gegründet, gefolgt von Cölln auf der...
Erscheint lt. Verlag | 28.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Aus der Geschichte lernen - Wohnungsbau nach den Kriegen. • Geschichte im Gespräch mit den 170 Berliner Bürgermeistern erleben. • Repräsentanten Berlins würdigen. • Stadtplanung, soziale Gerechtigkeit, Teilhabe - Verantwortung für die Zukunft. • Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl stärken. |
ISBN-10 | 3-7693-7948-9 / 3769379489 |
ISBN-13 | 978-3-7693-7948-8 / 9783769379488 |
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