Wer löscht morgen? Engagement und Freiwillige Feuerwehr (eBook)
225 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8738-3 (ISBN)
Doris Rosenkranz lehrt und forscht an der Technischen Hochschule Nürnberg zu Bürgerschaftlichem Engagement und Freiwilligenmanagement. Prof. Dr. Rosenkranz ist Sprecherin der Hochschulkooperation Ehrenamt sowie u.a. Mitglied im Vorstand der Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern.
1.Einleitung
Die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern stehen in den kommenden Jahren vor einem gewaltigen Wandel. Einerseits gibt es demografischen Druck: Durch Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur wird bis zum Jahr 2041 mindestens ein Drittel der Aktiven nicht mehr zur Verfügung stehen. Andererseits sind die Freiwilligen Feuerwehren nahezu an jedem Ort in Bayern anzutreffen. Sie sind ein wichtiger Stabilisator in den Gemeinden. Mit ihrem Konzept ehrenamtlichen Engagements machen sie Strukturen der Demokratie erlebbar. Freiwillige Feuerwehren in der Form, wie sie in Bayern realisiert werden, sind damit Orte, an denen die Partizipation in einer demokratischen Gesellschaft unmittelbar sichtbar wird. Neben ihrem Versprechen der „Hilfe für alle“ bieten die Freiwilligen Feuerwehren auch den Ort zu einem „Engagement für alle“ – egal ob im Einsatzdienst, als Vereinsmitglied oder als Unterstützung bei Veranstaltungen. Sie sind ein zentraler Pfeiler demokratischer Teilhabe. Sie haben somit jede Aufmerksamkeit für ihren Fortbestand verdient.
In der vorliegenden empirischen Studie wird eine wissenschaftliche Analyse zu Chancen und Herausforderungen der Freiwilligen Feuerwehren durchgeführt, multimethodisch angelegt und in konkrete Handlungsimpulse überführt.
Beitrag zur Lebensqualität – kontinuierlicher Wandel
Bürgerinnen und Bürger in den Freiwilligen Feuerwehren in Bayern leisten zu 96 Prozent als Ehrenamtliche die Daseinsvorsorge zu „Brandschutz und technischer Hilfeleistung“. Diese Struktur der Hilfe hat eine lange historische Tradition, unterliegt durch gesellschaftliche Veränderungen aber auch einem stetigen Wandel. Die Analysen dieser Studie befassen sich mit der Frage, wie dieses ehrenamtliche Engagement zukunftsfest zu gestalten ist und wie weiterhin Menschen als ehrenamtlich Aktive in der kommunalen Daseinsvorsorge gewonnen und gehalten werden können. Als Prämisse gilt, dass die bestehende Hilfestruktur erhalten werden soll.
Engagement, wie wir es bisher kennen, verändert sich kontinuierlich: das gilt für individuelle Vorlieben und Motivationen genauso wie für den Wunsch nach Anerkennung oder die Nachfrage nach Informationen. Wenn Verantwortliche für Engagement diesen Wandel wahrnehmen, ihn mitdenken und in eine eigene Strategie umsetzen, wird es für Ehrenamt auch künftig gute Rahmenbedingungen geben. Grundlegende These dieser Studie ist daher: Um Engagement zu stärken, braucht es die Perspektive einer umfassenden strategischen Entwicklung. Daher werden die wichtigen Themen „Gewinnung“ und „Bindung“ von Ehrenamtlichen oder „Anerkennung“, „Bildung“ und „Kommunikation“ als Teil des Konzepts „Freiwilligenmanagements“ analysiert. Dieser strategische Ansatz nimmt nicht nur die Organisation der Freiwilligen Feuerwehren selbst in den Blick, sondern öffnet den Blick auch für die Bedarfe der Freiwilligen und der künftig zu gewinnenden Zielgruppen für das Engagement in den Freiwilligen Feuerwehren.
Anders formuliert: Um als Organisation Antworten auf diesen Wandel zu entwickeln, bedarf es anderer Wege als z. B. nur zu klären, wie die Werbestrategie für neue Aktive zu gestalten wäre. Ob papierene Flyer oder doch eher virtuelle Social-Media-Posts künftig die geeigneten Mittel der Kommunikation sind, mag ein praktisches Detail sein. Es wird in dieser Studie jedoch nur als ein Element der umfassenderen Strategie zur Entwicklung und Stärkung des Engagements gesehen.
Die Zukunft entsteht aus den Schritten der Gegenwart
Die Zahlen zum Engagement der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern zeigen einerseits ein kraftvolles Signal des gesellschaftlichen Miteinanders, ein beeindruckendes Zeichen der Hilfe für andere Menschen. Aktuell sind rund 320.000 Menschen in den Freiwilligen Feuerwehren in Bayern aktiv, die sich und ihre Kenntnisse bei einem Notfall aktiv einbringen (Stand: 2022).
Andererseits zeigt sich mit Blick auf die Zukunft auch ein Dilemma der tradierten Struktur: Wie wird es gelingen, auch künftig eine genügend große Zahl an Menschen für diesen ehrenamtlichen Dienst zu gewinnen und zu halten?
Es wird in dieser Studie daher die Rede sein von den Herausforderungen, die bisherige Struktur der Hilfeleistung in Zukunft zu gestalten. Es wird um demografische Analysen, um die Auswirkungen gesellschaftlichen Wandels und um tiefgreifende Entwicklungen gehen, die in den historisch gewachsenen Formen des Engagements der Freiwilligen Feuerwehren bereits heute Wirkung zeigen.
Wenn die Zukunft aus den Schritten in der Gegenwart entsteht, wie es Mahatma Gandhi formulierte, ist es wichtig, die aktuelle Struktur zu kennen und sichtbar zu machen. Empirisch fundiert wird daher im Folgenden anhand zentraler Indikatoren die Situation der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern beschrieben. Daraus sind Überlegungen für die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern abzuleiten. Sie sind im Kapitel „Capacity Building – Handlungsimpulse“ praxisnah benannt.
Die konkreten Entscheidungen über Praxis und Zukunft dieser Form der Daseinsvorsorge müssen selbstverständlich zu einem späteren Zeitpunkt im politischen Raum getroffen werden. Genauso wie die Entscheidung, welche konkreten Maßnahmen priorisiert oder initiiert werden. Oder welche Impulse und Instrumente in Form von Pilotprojekten in der Praxis direkt ausprobiert und für den Transfer in andere Regionen evaluiert werden.
Gleichwohl bietet diese Studie durch das Konzept des „Strategischen Freiwilligenmanagements“ und die Ergebnisse der empirischen Analysen eine fundierte Basis für Entscheidungen, um aus der Gegenwart Wege in die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern zu gehen.
Doris Rosenkranz
Edmund Görtler
Enya Buchner
Nürnberg, Juni 2024
Dank
Die empirische Studie und der analytische Blick in das Innenleben der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern wurden möglich, weil wir im Forschungsteam viel Unterstützung erfahren durften. Dafür danken wir allen Beteiligten hier herzlich.
Möglich wurde die Studie durch die freundliche finanzielle Unterstützung des Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. Für fachliche Fragen im Forschungsprozess standen uns konstruktiv und mit sehr großer Expertise zur Verfügung: Frau Friederike Fuchs und Frau Veronika Foerst vom Sachgebiet D1 „Allgemeine Angelegenheiten der Feuerwehren; Kaminkehrerwesen“ am Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Herr Joachim Benz und Herr Matthias Ott vom Sachgebiet „Sachgebiet D2 – Lage, Einsatz und technische Angelegenheiten der Feuerwehren und des Katastrophenschutzes, vorbeugender Brandschutz“ sowie die Datenschutzbeauftragte Frau Christina Rölz.
Für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband (LFV) Bayern e.V. danken wir dem Vorsitzenden Herrn Johann Eitzenberger sowie der Frauenbeauftragten Frau Andrea Fürstberger – stellvertretend für alle Beteiligten im Verband.
Herrn Wilfried Schober, Direktor des Bayerischen Gemeindetags, danken wir für den sehr konstruktiven Austausch. Herrn Wolfgang Schäuble, Leiter der Branddirektion München, danken wir für sein außerordentliches Geschenk an Zeit und fachlicher Expertise. Für die inhaltliche Unterstützung danken wir insbesondere Frau Brigitte Limbeck, M. A., die ihr Fachwissen sehr konstruktiv in die Studie eingebracht hat.
Für das großartige Lektorat und die sehr hilfreichen Anregungen in der Schlussphase danken wir Ruth-Tabea Fischer. An der Studie waren auch zahlreiche Studentinnen und Studenten der Technischen Hochschule Nürnberg beteiligt. Diese Studierenden haben in verschiedenen Phasen sehr wertvolle Arbeit geleistet. Stellvertretend für alle, die an dem Projekt mitgewirkt haben, seien im Folgenden genannt: Lavina Orth, Verena Schöls, Kathrin Walz, Nadine Emmerich, Stefan...
Erscheint lt. Verlag | 4.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sozialpädagogik |
ISBN-10 | 3-7799-8738-4 / 3779987384 |
ISBN-13 | 978-3-7799-8738-3 / 9783779987383 |
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