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Die traurigen Kinder der erfolgreichen Irrläufer -  Peter Krein

Die traurigen Kinder der erfolgreichen Irrläufer (eBook)

Über Kinder und Frauen und erfolgreiche Irrläufer von einst bis heute

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
246 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4233-9 (ISBN)
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Gewalt in der Welt ist kein zwangsläufiges Element des Zusammenlebens - es ist das Ergebnis des Handelns des Menschen männlichen Geschlechts. Kinder stehen immer eingangs dieser Tragödie. Warum das so ist, dazu führt der Autor weit zurück in die Menschheitsgeschichte. Sich zu erinnern, dass wir Geschöpfe kosmischen Ursprungs sind, ist notwendig, um Stern und Stern zu vernähen, so wie kindliche Phantasie es tut. Je nach Standpunkt sehen wir ein Gewölbe über uns oder herabhängende Mundwinkel, eine Erde berührend, die Vernunft eingeebnet hat, um sich das Gehen auf ihr zu erleichtern. "... ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns". Franz Kafka

Peter Krein, geboren 1940 in Köln. Nach dem Maschinenbaustudium Tätigkeit in der Automobilindustrie mit Aufenthalten im Ausland. Nebenberuflich Germanistik- und Französischstudium. 1990 Gründung der Buchhandlung Krein in Neunkirchen-Seelscheid. Nach deren Verkauf freier Schriftsteller, Restaurator und Ikonenmaler in der Provence. Kontaktstudium Kunst - Natur - Wissen und Geschichte der Biologie an der Uni Hamburg. Davor, danach und dazwischen Heirat und Geburt von drei wunderbaren Kindern. Heute lebt er mit seiner Frau in Hamburg

2. Die Welt des Kindes wie sie war


und
Die Welt des Narrengeschlechts

Dass die Welt ist, wie sie ist, ist dem Mann geschuldet.

Dass Millionen Kinder Hunger leiden, in Flüchtlingslagern ihrer Kindheit betrogen, in Kriegen verletzt, traumatisiert, getötet, landunten himmelhoch missbraucht, für reiche Länder auf Feldern und Plantagen arbeiten, Insektizide verspritzend die Haut zu Markte tragen, auf Schrottplätzen die Gesundheit gefährden, in armen Bevölkerungsschichten benachteiligt, in wohlhabenden vernachlässigt, im Klamottenkonsum vergackeiert, im Medienfluxus verdämmern, zu internetaffinen Krüppelwesen mutieren – ist dem Mann geschuldet: Die Welt, in der wir leben. Frivol, dünkelhaft, unsolidarisch das Antlitz einer Gesellschaft, deren Reichtum jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut belässt: „Arme Kinder streiten nicht mit. Wie auch?“ (Krohn/Ponzi in FAZ, 06.01.2021).

Hannah Arendt: „Daß man in der Welt Vertrauen haben und daß man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien die ,frohe Botschaft’ verkünden ,Uns ist ein Kind geboren’.“

Dass Kinder vertrauensvoll und hoffnungsvoll geboren werden, ist seit zehntausend Jahren Fake. Die Geburt eines jeden Kindes ist so weihnachtsfern, dass Putin eher den Menschen in der Ukraine die Hand reichte, was denkbar – oder auch nicht, sei’s drum – wäre, als dass die in der Geburt eines Kindes verborgene Würde im Werden in ihrer Bedeutung für die Menschheit erkennbar würde. Auch denkbar?

Arme Kinder und Klimakatastrophe sind ein und dasselbe: Der Zerstörung der Lebensgrundlage auf der Erde geht die Nichtbeachtung der Gegenwart, der Bedürfnisse, der Erwartungen, der Forderung eines jeden Kindes, weltweit, nach unbeschwerter Zukunft voraus. Wir sind ohne Wort auf das, was das Kind von uns erwartet: Wir sind verantwortungslos.

Peter Sloterdijk präzisiert:

„Wir glauben nicht mehr an eine Zukunft, die in eigenen Kindern liegt, wir bereiten uns für eine völlig andere Welt vor, die sich uns durch das baldige Ende des aktuellen Äons erschließen wird.“

Am Anfang war das Wort. Und das Wort war Gott. Sagt man. Als das Wort gesagt/geschrieben wurde, wanderten Menschen archaischer Gestalt schon Millionen Jahre durch die Welt – ohne Gott (und ohne Teufel).

  • Der archaische Mensch?
  • Wer war das?
  • Symbiose weiblich/männlich?
  • Soziale Gemeinschaft identischer Verantwortung?

Ergebnis Jahrmillionen alter Diversifizierung, die in der Frau selbstbestimmte und lebensfördernde Eigenschaften ausbildete. Wohingegen der Mensch männlichen Geschlechts in der Zuweisung der Arterhaltung eine spezifisch eingeschränkt menschliche Funktion übernimmt. Eine als Möglichkeit gegebene Alterität, um organisch-biologische Daseinsformen in geistig-spirituelle zu transzendieren.

  • War diese naturgegebene, unvollkommene und gebrochene männliche Dualität Bedingung der Großen Wanderung?
  • Der Verwirklichung der Einheit Mensch/Kosmos?
  • Die Entstehung der Großen Erzählungen?
  • Mythische Antwortsuche unter dem unvorstellbar fernen und geheimnisvollen Sternenhimmel, der den frühen Menschen forderte und Tag für Tag das Leben beeinflusste?

Und die sich zum Unheil auswuchs, als die reale Zeitenwende der Sesshaftwerdung die Jahrmillionen währende Einheit zerstörte und die damit einsetzende soziale Katastrophe am Horizont sichtbar werden ließ. Als die Menschheit verlernte, sich als ein Ganzes zu verstehen, in dem alle Teile miteinander kommunizieren, wie die Mythenforscherin Hertha von Dechend vorschlug.

Hinter „Zeitenwende“ versteckt sich die harmlos daher-kommende Verletzung der bis dahin gelebten Genderneutralität (Achtsamkeit von Mensch zu Mensch). Der Mensch männlichen Geschlechts mutierte zum Spieler, zum pater ludens, für den Gewinn und Verlust dem Spiel die Würze geben. Die Welt wurde übersichtlich, glaubte man. Alles andere fiel dem Gesetz der Ignoranz zum Opfer. Unwissen kaschierte Nichtwissenwollen: Protowissenschaftliche Bedeutung gewann nur das, was er verstehen wollte, mit anderen Worten, die strikte Abwendung von allem, das, modern gesprochen, emotionale Intelligenz oder Empathie und Achtsamkeit genannt wird. Diese Zeitenwende patentierte Zeitgeist. Und der ist ein Kompositum der Verleitung, der Verführung, der Vorführung schillernder Meinungen Mann-gewirkter Zeitgenossen: Der Spielmann hatte seine Spielwiese gefunden.

Entgegen landläufiger Geschichtsschreibung begann das finstere Zeitalter bereits mit der Sesshaftwerdung, das uralte soziale Lebenswelten in den Untergang führen sollte. Die Relativität von Ort und Zeit (Sesshaft = Werdung) gewann unversehens Bedeutung, konnte sie doch auch von Gott nicht aufgehoben werden, obwohl von Ihm gegeben, sagte er. Die Ablehnung kosmischer Bezüge schuf ein wissenschaftliches Weltbild, das, losgelöst vom immerwährenden Einfluß himmlischer Welten, die Erde nach ihrem Bilde entwarf, unterwarf, ausbeutete und offenbar zerstört.

Es gibt nur die Zeitenwende. Und die fand vor Tausenden von Jahren statt und findet kein Ende, wenn nicht Klimawandel, Artenzerstörung, verplastizierte Ozeane, versaute Böden und Gewässer auf Enden verweisen. Verschwörungstheoretiker sind anderer Meinung. Deshalb: AmAnfang war die archaische Zeitenwende. Diese, nach einigen mühseligen Jahrtausenden spezifischen Genderwahns, gebar Vernunft, Rationalität, Logik, Mann-krudes Denken und verstrahltes Bewusstsein, genannt Identität, Ichität und apodiktische Selbstentfaltung.

Der sogenannte Erfolg patriarchaler Weltaneignung lässt sich nicht vertuschen. Der Zustand des Bildes der Erde und des Lebens der Menschen, der sich heute bietet, ist verheerend, verstörend und auf subtile Weise entwürdigend, insbesondere Kindern gegenüber – und selbstredend dem Kind des ersten Tages, das nicht ein Quäntchen Chance hat, seine Belange zu vertreten. Heute verstehen wir vieles besser. Kinder und Jugendliche – und Frauen – nehmen in die Hände, was dem Patriarchen unzugänglich war und ist und bleiben wird, nämlich zu verstehen, dass Gewalt Sieger hervorzaubert, aber dass das Wesen des Sieges Möglichkeiten vereitelt und Entfaltung fremder Ressourcen verhindert. Die Welt des Mannes war und ist Sieg und Niederlage zugleich.

Physiker (und Philosophen) sind (mittlerweile) einen Schritt weiter. Bewusstsein, schwarze Löcher und das Verschwinden von Zeit und Materie verweisen auf Brüche im Weltgefüge der Standardklauseln. Brüche sind Widersprüche in etablierten Vorstellungen. Einer davon lässt Quanten am fremden Bewusstsein ins Irre laufen. Die Erfahrung, beobachtet zu werden, kennen viele. Diese sachte Berührung am Hinterkopf, die ein Augenpaar in der Menge verursacht. Bewegung, Berührung im Geistigen, ist dem Lebendigen zu eigen: Darauf ruhen sichere Fundamente.

Ich denke an Sarah Kirsch, die in einem alten Schulhaus zwischen Eiderdeich und Moorlandschaften wohnte; die Aquarelle, die sie malte, leicht und duftig wie der Atem einer alten Rose – so wie ihre Gedichte Flügel haben:

„Die schöne Stimme / Fliegt schon die / Stufen herauf und / Rührt mich zwischen den / Schulterblättern.“

Dass die Geschichte menschlicher Wesen männlichen Geschlechts eine Geschichte von Gewinn und Verlust ist, baden Kinder aus. Zur Verwirklichung ihrer Absichten erfanden sie Götter und jenseitige Welten, die den dogmatischen Unterbau bereitstellten, der geburtsfähigen Hälfte der Menschheit die Legitimation über die Organisation der Großen Bewegung, der Geburt eines Kindes, zu entziehen. Die urkindlich vorausgehenden Bewegungsgesten von Geburt und Wille zum Leben, vergaß man. Sesshaftwerdung ist die Aufhebung, letztendlich der Verlust, der solidarischen Ort-/Zeit-Verständigung. Wohingegen der mythische Bürger, der Mensch, der vor der Zeit der Götter lebte, in Welt und Kosmos flanierte und Bilder und Erzählungen, Jahrmillionen lang, ohne Vorbild schuf. Eine erzählerische Bibliothek prähistorischer Menschen nahm Wort an und diffundierte Wissen in alle zugänglichen Weltgegenden hinein.

Das Wort, wohlgemerkt das geschriebene: Das Wort war Gott, vernichtete eine (oder mehr) Million Jahre Gespräche und Erzählungen, Menschheitsgedächtnis, tradierte Bibliothek mit einem Federstrich. In Urzeiten haben Menschen fühlend, handelnd, erzählend der Welt das Gerüst geschaffen, dem sie Äonen vertrauten und die Welt erkundeten. Dass die fernen Ahnen durchaus keine Wesen geringerer Intelligenz, Einfaltspinsel und Kannibalen waren, auch wenn Fachbücher die Indizienkette älter, einfacher, primitiver für schlüssig halten, widerspricht angesichts dessen, was sie schufen, dem modernen Blick. Erfindungsreichtum, geistige Beweglichkeit infolge äußerer Mobilität, Bewahrungsintelligenz, das Geniehafte, war ihnen eingewoben, stand doch außer dem Hirn in ihren Köpfen nur wenig anderes zur Verfügung,...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7597-4233-5 / 3759742335
ISBN-13 978-3-7597-4233-9 / 9783759742339
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