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Zusammen (eBook)

Warum wir für ein gutes Leben Verbündete brauchen – und wie wir sie finden Das neue Buch der Bestseller-Autorin -
eBook Download: EPUB
2024
224 Seiten
Kösel-Verlag
978-3-641-31831-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zusammen - Ronja Wurmb-Seibel
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Seit es Menschen gibt, sichert uns das Prinzip von Gemeinschaft und Zusammenhalt wortwörtlich das Überleben. Entdecken wir es neu!
Es ist das Paradox unserer Zeit: Wir fühlen uns so vernetzt wie nie, aber gleichzeitig steigt die Sehnsucht nach echter Verbundenheit. Kein Wunder, denn das ist evolutionär in uns angelegt: Menschen brauchen Menschen.

In ihrem neuen Buch beschreibt Bestsellerautorin Ronja von Wurmb-Seibel, warum Verbundenheit nicht nur auf individueller Ebene - gute soziale Beziehungen sind ein maßgeblicher Faktor für unsere Gesundheits- und Altersvorsorge -, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene wichtiger ist denn je.

Zusammenhalten können ist das, was uns Menschen ausmacht. Hier erfahren wir, wie es gelingt.

»Dieses Buch macht Mut und steckt an. Zusammen können wir die Probleme unserer Zeit angehen - und tatsächlich etwas bewirken! Ein kluger, lebensfroher Wegweiser raus aus der Dauerkrise.« - Carolin Kebekus

Ronja von Wurmb-Seibel ist mehrfach ausgezeichnete Journalistin, Bestsellerautorin und Filmemacherin. Knapp zwei Jahre hat sie als Reporterin in Kabul gelebt und dort - umgeben von schlechten Nachrichten - gelernt, Geschichten so zu erzählen, dass sie Mut machen. Inzwischen hat sie im bayerischen Dünzelbach gemeinsam mit ihrem Partner ein Gästehaus für Künstler*innen gegründet, in dem sie mal mit Kreativen zusammenlebt, mal mit Freiwilligen.

Eins:
Zusammen! Nur eine Utopie?

Die Einladung kam überraschend. Irgendwann letzten Winter rief eine Bekannte aus unserem Dorf an und fragte, ob wir Lust hätten, an einem besonderen Abendessen teilzunehmen: Ein Sechs-Gänge-Menü, zubereitet von einem jungen Koch, der einige Zeit in einem Sterne-Restaurant in Kolumbien gearbeitet hatte. Er war seit ein paar Wochen zu Besuch bei unserer Bekannten und half auf ihrem Hof aus. Zusammen mit seiner Partnerin würde er alles frisch zubereiten, das Essen wäre vegetarisch-mexikanisch. Als Gäste wären ausschließlich Personen eingeladen, die sich jeweils noch nie zuvor begegnet waren, darunter mein Partner Nik und ich.

In unserem Dorf leben 470 Menschen. Es gibt kein Wirtshaus, kein Restaurant, keine Bar, kein Café. (Nur eine Bäckerei mit Tante-Emma-Laden, aber das ist eine andere Geschichte. Ich erzähle sie später im Buch.) Von dort, wo wir leben, bis zum nächsten Restaurant sind es mehrere Kilometer. Im näheren Umkreis gibt es Indisch, Bayerisch und Pizza. Sonst nichts. Nik und ich lieben Essen – wir mussten also nicht lange überlegen, als unsere Bekannte anrief, und sagten zu.

Ein paar Tage später machten wir uns auf den Weg. Obwohl der Abend gerade erst begonnen hatte, war es draußen längst dunkel. Februar, die Zeit der langen Nächte. Unsere Bekannte wohnt am anderen Ende des Dorfes. Wir waren zuvor erst zwei Mal bei ihr gewesen. Es lag nicht daran, dass wir uns nicht sympathisch waren. Irgendwie war nur immer viel los gewesen, seit Nik und ich vor zweieinhalb Jahren aus Hamburg hierher gezogen waren.

Unterwegs durch die Dunkelheit bemerkten wir eine gewisse Aufregung. Wir freuten uns nicht nur auf das Essen, wir waren auch gespannt auf die anderen Menschen. Und so ganz verstanden hatten wir immer noch nicht, was es mit dem Abend eigentlich auf sich hatte.

Das Erste, was wir vom Haus unserer Bekannten sahen, war die hell erleuchtete Küche, die mit dem Esszimmer verbunden ist. Noch von draußen beobachteten wir durchs Fenster mehrere Personen geschäftig hin und her laufen, Geschirr verteilen, Töpfe öffnen, dann wieder schließen. Die Scheiben waren vom Dampf angelaufen. Wir klingelten, begrüßten unsere Gastgeberin und wollten direkt in die Küche. Der Geruch, der zu uns in den Flur drang, war einfach zu gut. »Halt«, sagte sie, »da geht es heute nicht lang. Wir essen woanders.« Dann lotste sie uns und die übrigen Gäste – insgesamt waren wir zehn Personen – in einen anderen Teil des Hauses, eine alte Scheune, die zu einem riesigen Loft im Industriestil ausgebaut war und normalerweise als Meditations- und Yoga-Raum diente.

Wo sonst Matten und Sitzkissen lagen, stand heute eine lange Tafel, festlich gedeckt und mit Menükarten bestückt. Darauf standen Gerichte wie »Gebratenes Gemüse auf Romesco-Sauce, Perl-Tapioka-Cracker und schwarzer Olivenasche«. Oder »Kokos-Kürbiseis mit Sonnenblumenkernpraline und Minze«. Unsere Gastgeberin erzählte, dass der Koch in letzter Minute ein paar der Gänge noch einmal ausgetauscht hatte, weil er mit der Kombination nicht zufrieden war. Mehr als eine Woche lang habe er sich vorbereitet. Begonnen habe er damit, die einzelnen Zutaten und Gänge auf Papier zu zeichnen. (Als wir den Koch später kurz kennenlernten, sahen wir, dass er sogar Zeichnungen von Essen auf seinem Körper tätowiert hatte.) Das eigentliche Kochen habe dann etwa drei Tage lang gedauert.

Schließlich erklärte unsere Gastgeberin noch einige Regeln für unseren Abend: Keine Handys am Tisch. Alle sollten gemeinsam ein Gespräch führen – und nicht wie sonst oft mehrere einzelne nebeneinanderher. Und es gab ein fixes Thema, um das sich unsere Unterhaltung drehen sollte: »Eine bessere Zukunft!«, sagte unsere Gastgeberin. »Egal, was ihr euch darunter vorstellt oder was es für euch bedeutet.« Dann kam auch schon der erste Gang: »Süßkartoffel-Cracker an Kaffee mit Orange und Süßkartoffelasche«.

Die nächsten fünf Stunden verbrachten wir damit, das Essen zu bewundern, die Art, wie es präsentiert wurde, zu bestaunen – mal auf bei Flohmärkten zusammengesammelten Vintage-Bilderrahmen, die mit Moos ausgelegt waren, mal auf schwarz verkohlten (noch warmen!) Stücken Brennholz – und »hmm« und »ohhh« und »wow« zu sagen, weil es uns mehrfach so vorkam, als hätten wir diesen einen konkreten Geschmack noch nie zuvor in unserem Leben gekostet. Ehrlich, das Essen war fantastisch!

Das wirklich Besondere an dem Abend, das, was mir bis heute in Erinnerung geblieben ist, war aber etwas anderes: unser Gespräch. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde hatten wir begonnen, eine nach dem anderen, Ideen, Fragen oder Wünsche zu erzählen, die wir jeweils mit einer besseren Zukunft verbanden. Schnell wurde klar, dass unsere Biografien, unsere Berufe, unser Alter und sogar unsere politischen Ansichten sich im Grunde fast nirgendwo trafen. Dennoch führte unser Gespräch ziemlich geradlinig und ohne Umwege zu einer gemeinsamen Frage. Wie kann es gelingen, mehr Community aufzubauen, mehr Gemeinschaft zu erleben, mehr Zusammenhalt? Trotz aller Unterschiede war das die eine Sache, die uns alle beschäftigte, wenn wir in Richtung Zukunft dachten.

Das Gespräch war nicht sehr theoretisch. Wir suchten – und fanden – konkrete Ideen. Jemand redete davon, wie sehr Essen verbinden kann, jemand anders erzählte von der Erfahrung, dass um Hilfe zu bitten, und sei es bei Kleinigkeiten, ein guter Weg sei, um erste Kontakte aufzubauen – egal ob zu Nachbar*innen oder Kolleg*innen. Jemand anders wiederum stellte fest, dass sie Lust hätte, in einem Café zu arbeiten, weil auch das ein Ort sei, an dem Leute zusammenkommen und sich verbunden fühlen. Ein paar Sätze später waren wir gemeinsam bei der Idee eines Sonntags-Cafés gelandet, in dem jede Woche eine andere Person aus einem jeweiligen Dorf oder Stadtteil freiwillig kocht. Auf diese Weise würden, so war unser Gedanke, nicht nur immer unterschiedliche Gerichte auf den Tischen landen, sondern auch unterschiedliche Menschen an ihnen Platz nehmen.

So ging es den ganzen Abend. Wir waren uns nicht immer einig. Ich glaube nicht einmal, dass wir uns gegenseitig ausschließlich sympathisch fanden. Ich habe in der Zeit, die seit diesem Abend vergangen ist, außer der Gastgeberin keine der Personen wiedergesehen, und ich glaube nicht, dass jemand von ihnen unsere gemeinsame Idee vom Sonntags-Café umgesetzt hat.

Trotzdem ist bei mir an diesem Winterabend etwas entstanden, das bleibt. Die Frage, wie es sein kann, dass wir alle an diesem Abend auf Gemeinschaft und Zusammenhalt kamen, als wir anfingen, darüber nachzudenken, wie wir uns eine schönere Zukunft vorstellen.

Konnte es vielleicht sein, dass die Eingeladenen aus einem unwahrscheinlichen Zufall heraus überdurchschnittlich sozial vereinsamt waren? Ich glaube nicht. Alle, die an dem Abend mit am Tisch saßen, gingen einem geschäftigen Leben nach, pflegten Freundschaften, hatten Berufe, die sie, zumindest halbwegs, mit Sinn erfüllten.

Woran also lag es?

~

Wir alle leben heutzutage in einer Welt, die verbundener ist als je zuvor. Dennoch fühlen sich viele Menschen im Alltag einsam und sehnen sich nach neuen oder tieferen Verbindungen zu anderen Menschen. Bereits vor Beginn der Pandemie beschrieben etwa 14 Prozent der Menschen in Deutschland, dass sie sich einsam fühlten. Im Jahr 2021 verdreifachte sich dieser Wert. Fast die Hälfte aller Menschen, die in Deutschland leben, waren damals also von Einsamkeit betroffen.

Und auch nach der Pandemie hat sich das leider nicht grundlegend geändert. Laut dem Deutschland-Barometer Depression, einer jährlich durchgeführten repräsentativen Befragung, fühlte sich 2023 noch jeder vierte Mensch in Deutschland einsam. Oft sei das Gefühl sogar unabhängig von der Zahl der tatsächlichen Sozialkontakte. 86 Prozent der Befragten glaubten, dass sich heute mehr Menschen einsam fühlen als noch vor zehn Jahren.1

Bei der Telefonseelsorge, die jährlich mehr als 1 Million Anrufe erhält, stand das Thema Einsamkeit 2023 an erster Stelle.2 Und die Stiftung Patientenschutz nennt Einsamkeit sogar »die größte Volkskrankheit in Deutschland«.3

»Wir alle wurden in unterschiedliche Communitys hineingeboren und sind in unterschiedlichen Communitys aufgewachsen«, schreibt die Autorin Radha Agrawal.

Wir sind Rudeltiere, und wir können nur in solchen Gemeinschaften voll aufblühen, denen wir uns wirklich zugehörig fühlen. Trotz dieses Bedürfnisses und unserer Sehnsucht nach authentischer Gemeinschaft, erfahren viele von uns sie heutzutage nicht mehr in ihrem Leben.4

Fragen wir einmal uns selbst: Wie ist es in unserem eigenen Leben? Wie viele Leute haben wir in unserem Umfeld, die wir regelmäßig sehen – abgesehen von unseren Arbeitskolleg*innen? In der Schulzeit war es noch ganz normal, jeden Tag stundenlang zusammen abzuhängen. Viele von uns haben diese Routine im Erwachsenenleben verloren. Wir verabreden uns manchmal Wochen im Voraus, wir planen, wir erwarten. Wir bauen Slots in unseren Alltag, in denen Freundschaften stattfinden. Aber wirklicher Teil des Alltags sind sie nur selten.

In den USA sagt jeder vierte Mensch von sich, dass er oder sie keine Person habe, der sie sich anvertrauen könne. Vor dreißig Jahren war diese Zahl nur ein Drittel so hoch. »Wir feiern unverwüstlichen Individualismus, Wettbewerb, Unabhängigkeit und gegen den Strom schwimmen schon so lange«, schreibt Radha Agrawal, »dass wir vergessen haben, wie wichtig ein kollektives ›Wir‹...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2024 • Allgemeinwissen • Besser leben • Bestärkendes Buch • Bestseller • demonstrationen 2024 • eBooks • Einsamkeit • Empathie • Freunde finden • Gen Y • gen z • Gesellschaftlicher Zusammenhalt • Gesellschaftskritik • gespaltene Gesellschaft • Instagram • Neuerscheinung • Neuerscheinung Sachbuch • neue Sachbücher • psychologie buch • Ratgeber • Richtig Netzwerken • Social Media • Soziale Netzwerke • TikTok • Triggerpunkte • Utopien für Realisten • was wirklich zählt • wie wichtig ist freundschaft • Wie wir die Welt sehen • Zusammenhalt
ISBN-10 3-641-31831-9 / 3641318319
ISBN-13 978-3-641-31831-4 / 9783641318314
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