Face Your Fear (eBook)
240 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-32394-3 (ISBN)
Was hält Dich davon ab, Deine Träume wahr werden zu lassen? Die Angst vor dem Unbekannten, vor dem Scheitern oder vor der eigenen Courage?
Bei Extremsportler Lukas Irmler drohte die Höhenangst seinen großen Traum zerplatzen zu lassen, noch ehe seine Reise richtig begonnen hatte. Heute ist der 36-jährige Profi-Slackliner mehrfacher Guinness-Weltrekordhalter. Er läuft über die längsten Slacklines der Welt und liebt heute genau das, was ihn früher in Panik versetzte: extreme Höhe und das Gefühl der Ausgesetztheit.
In diesem Buch erzählt er von seinen ersten Schritten und Stürzen in der Welt der dynamischen Balance. Von der plötzlichen Klarheit, mit der er einen neuen Beruf und eine Berufung für sich findet. Sein Credo: Wer tut, was er liebt, wird zwangsläufig gut darin - auch wenn der erste Schritt furchteinflößend sein mag.
Lass Dich von Lukas Geschichte inspirieren, Deinen eigenen Weg zu gehen und finde heraus, welche Träume jenseits Deiner Ängste auf Dich warten!
- Ängste überwinden und Träume realisieren mit dem mehrfachen Weltrekordhalter im Slacklining
- Lektüre am Limit: reich bebildert für den extra Thrill beim Lesen
- Für Leser*innen von Jan Frodeno, Boris Herrmann und Reinhold Messner
- Wer tut, was er liebt, wird zwangsläufig gut darin
Lukas Irmler, geboren 1988, studierte Chemie und Wirtschaftswissenschaften. Beim Finanzamt ist er jedoch als freiberuflicher Leistungssportler gemeldet. Im Alter von 18 Jahren entdeckte er seine Passion, das Slacklining. Seitdem bereiste er die Welt, war in über 30 Ländern und stellte zahlreiche Rekorde auf. Seine Highline-Begehung an den Victoria Wasserfällen in Simbabwe schaffte es in über 200 Ländern in die Fernsehnachrichten und weckte weltweit Begeisterung. Lukas Irmler hält sieben offizielle Guinness-Weltrekorde und wurde mehrfach als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Doch nicht nur als Sportler macht er sich einen Namen. In Keynotes und Multimedia-Vorträgen erzählt er über seine Reisen, die Leidenschaft zur Höhe, zur Suche nach der Balance. Auch über den tiefsten Abgründen. Damit gibt er nicht nur einen Einblick in die Welt dieses Extremsportes, sondern lässt teilhaben an seinen Erfahrungen, Ängste zu überwinden, sich Risiken zu stellen, zu scheiten - und immer wieder aufzustehen. So lassen sich auch Mitglieder der Management- Etagen führender Unternehmen von Lukas Irmlers Umgang mit mentaler Kontrolle, Abenteuerlust und der Erfüllung seiner Träume inspirieren. Denn letztlich geht es darum, die richtige Balance im Leben zu finden für den ganz eigenen »Lauf durch den Himmel«.
Prolog
Es ist der 27. Oktober 2016. Ich stehe auf einem Felsen oberhalb des mittelalterlichen Bergdorfs Saint-Jeannet im Süden Frankreichs, blicke auf die geduckten Steinhäuser, die sich am Hang des Berges zusammengedrängt haben, als suchten sie Schutz. Ich ziehe meine Schuhe und Socken aus, klemme beides in eine Felsspalte. Wie schon 100 Mal zuvor greife ich nach meinem Sicherungsseil und binde den Knoten, kontrolliere den Sitz meines Klettergurtes und ziehe ihn nochmal bis zum Anschlag zu. Langsam gehe ich in die Hocke und schwinge ein Bein über die Slackline, die in mehr als 250 Metern Höhe über den Abgrund führt. Meine nackten Füße verlassen den kalten Stein und ich spüre den Wind an meinen Zehen. Seitwärts sitze ich auf der Line, wie auf einem Geländer, rutsche langsam nach vorn. Ich atme ruhig und bewusst, fühle trotzdem meinen Herzschlag bis zum Hals. So wenig wie möglich versuche ich wahrzunehmen, wo ich gerade bin. Fokus! Für diesen Moment habe ich zehn Jahre lang trainiert, schießt es mir durch den Kopf. Die längste Slackline der Welt liegt vor mir. Ich blicke mich noch einmal um zu meinen Freunden am Rand, nicke ihnen kurz zu und wende mich wieder dem schmalen Band zu, das vor mir in den Wolken verschwindet. Es ist Zeit. Ich atme ein und sage zu mir selbst: »Genieß jeden Schritt!« Ich setze den Fuß aufs Band und stehe auf. Sofort mache ich den ersten Schritt und meine Reise beginnt.
So eine Line zu laufen war immer mein Traum. Die Idee, die mich antrieb, mich weiterzuentwickeln, Neues zu lernen und immer wieder aus meiner Komfortzone auszubrechen. Was aber braucht es, um so einen Traum Realität werden zu lassen? Zu Beginn war es für mich unvorstellbar, auf der Slackline überhaupt die Balance zu finden, doch genau das war für mich der Ansporn, es erst recht zu versuchen.
Die Slackline zeigte mir schnell, was alles möglich ist, wenn man nicht aufgibt und seiner Angst ins Gesicht sieht. Die Erfahrungen, die ich auf diesem zweieinhalb Zentimeter dünnen Band machen darf, das in großer Höhe gespannt wird, lassen sich jedoch auch auf ganz andere Lebensbereiche übertragen. Sie stehen sinnbildlich dafür, was man gewinnt, wenn man bereit ist, sich seiner Angst zu stellen und Wege zu finden, gemeinsam mit ihr weiterzugehen. Dann steht uns auf einmal die Welt offen.
Träume werden selten über Nacht real. Nicht aufgeben, Vertrauen haben, beharrlich weiterlaufen, das war immer mein Weg zum Erfolg. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt und der ist meist der schwierigste. Sich überhaupt einmal zu überwinden loszugehen. Mit jedem einzelnen Schritt können wir jedoch wachsen und unseren Träumen näherkommen. Nie hätte ich am Anfang zu denken gewagt, dass ich einmal über Hunderte von Metern tiefe Schluchten balancieren und mir wünschen würde, dieser Moment möge nie zu Ende gehen. Es war zu weit weg, im wahrsten Sinne des Wortes undenkbar. Auch konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich eines Tages sogar einen Längenrekord im Slacklinen aufstellen würde, wie ich es schließlich tat. Im Jahr 2019 überquerte ich eine 2000 Meter lange Highline über einer stillgelegten Asbestmine im kanadischen Val-des-Sources und holte mir damit den ersehnten Weltrekord. Im Jahr 2021 brach ich zusammen mit drei weiteren Slacklinern in Lappland den Rekord erneut: eine 2130 Meter lange Slackline nahe des Nationalparks Abisko in unvorstellbaren 600 Metern Höhe über der Lappenpforte, auch Lapporten genannt.
Doch allein die Länge oder die Höhe waren es nicht, die den Erfolg ausmachten, nicht nur das Erreichen des Ziels. Es war das Gefühl, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Und das Glück, das ich spürte, solche Momente zusammen mit meinen besten Freunden erleben zu dürfen. Ab einem gewissen Zeitpunkt stellte sich dieses Glücksgefühl nicht mehr erst dann ein, wenn die Line geschafft war und hinter mir lag, sondern bereits während ich auf ihr balancierte. In diesem Augenblick, in dem ich genau dort war, wo ich sein wollte. Genau das tat, wovon ich lange geträumt hatte. Irgendwann fing ich an, sogar absichtlich von der Line in die Sicherung zu springen, um mich mit dem Gefühl des Sturzes in die Tiefe gezielt zu konfrontieren – genau dem, was mir am meisten Angst machte. Längst war mein Ziel nicht mehr ein einziger Schritt, ich war ganz schön nah dran am Traum vom Fliegen.
Ein Balanceakt zwischen Ängsten und Träumen
Was wir häufig so liebevoll als »Komfortzone« bezeichnen, kommt mir manchmal eher wie ein selbst erschaffener Käfig vor. Von unserem gemütlichen kleinen Territorium, in dem wir uns wohl und sicher fühlen, schauen wir mit ein bisschen Wehmut in die Ferne, wo so viele Ideen und Träume auf uns zu warten scheinen. Doch wir haben Angst, diesen Fleck zu verlassen. Haben Angst vor dem Unbekannten und sind manchmal auch einfach zu träge, um uns wirklich anstrengen zu wollen. Natürlich ist dieser Rückzugsort für uns Menschen wichtig, um Kraft zu schöpfen und uns entspannen zu können. Einen Großteil des Lebens verbringen wir aber doch damit, von dort hinauszuschauen und uns vorzustellen, was uns Großartiges passieren könnte, wenn wir den Mut finden würden, uns in die weite Welt zu wagen. Viele Dinge sind nur so lange angsteinflößend, bis wir sie wirklich versuchen. Wir haben oft ganz andere Möglichkeiten, den Hindernissen auf dem Weg zu unserem Traum zu begegnen, als wir glauben. Auch wenn es für manche paradox klingen mag: Wer seiner Angst begegnen will, der kann lernen, den Blickwinkel zu verändern – mit Abstand darauf zu schauen, auch wenn er mittendrin steckt.
Wenn wir Neues wagen, sind wir häufig mit unserer Angst konfrontiert, zu scheitern, unsere Gesundheit zu gefährden oder sogar unser Leben. Aber nur wenn wir versuchen, diese Grenze zu verschieben, uns dieser Angst auszusetzen, der Herausforderung nicht den Rücken zuzuwenden, sondern trotzdem weiterzulaufen, kommen wir unseren Träumen ein Stückchen näher. Ich musste mich immer wieder in furchteinflößende Situationen hineinbegeben, um meine Ängste schlussendlich zu überwinden.
Neben der Frage, wie ich mit meiner Höhenangst umgehe, möchten die Menschen am häufigsten von mir wissen, ob ich Man on Wire gesehen habe. Der Dokumentarfilm basiert auf dem Buch Über mir der offene Himmel von Philippe Petit und erzählt von seinem Hochseillauf zwischen den Zwillingstürmen des New Yorker World Trade Centers. Meine Antwort lautet: »Und ob ich den Film gesehen habe, nicht nur einmal!« Und ich war fasziniert von der Geschichte des französischen Hochseilartisten, der jahrelang von dieser Idee träumte und sie am 7. August 1974 schließlich Realität werden ließ. Ohne Sicherheitsnetz und ohne offizielle Genehmigung. Gegen viele Widerstände und jedweder Vernunft zum Trotz. Am Vorabend verschaffte er sich mit seinen Helfern Zugang zum Südturm, der noch im Bau war. Massenhaft Ausrüstung, darunter ein über 200 Kilogramm schweres Drahtseil, schmuggelten sie aufs Dach des Gebäudes. Um nicht entdeckt zu werden, mussten sie stundenlang bewegungslos unter Planen ausharren. Als er das Seil am nächsten Morgen bestieg, blieben Tausende von Menschen auf dem Weg zur Arbeit stehen und starrten ungläubig nach oben. Fast einen halben Kilometer über ihren Köpfen balancierte Philippe im schwarzen Kostüm – bis er schließlich auf der Plattform des World Trade Centers verhaftet wurde.1
Auch wenn das Laufen auf einem Drahtseil für Außenstehende dem Slacklinen sehr ähnlich erscheinen mag, so funktionieren diese beiden Sportarten nach vollkommen unterschiedlichen Prinzipien. Das Drahtseillaufen ist eine statische Form der Balance. Philippe scheint komplett ruhig und ohne jede Anstrengung über das Seil zu spazieren. Auf der Slackline bin ich jedoch permanent in Bewegung und am Kämpfen, um das Gleichgewicht zu halten. Was aber nicht nur daran liegt, dass Philippe das Balancieren schon viel länger betreibt als ich. Die Slackline ist einfach nicht so straff gespannt wie das Drahtseil und dadurch in permanenter Bewegung und Schwingung. Es ist die dynamischste Form der Balance, die ich mir vorstellen kann.
Für mich auch eine tolle Metapher für unser heutiges Leben. Ging es vor 50 Jahren noch darum, auf seinem stringenten Lebensweg bloß nicht danebenzutreten, leben wir jetzt in einer Welt der permanenten Veränderung und Dynamik, sind immer wieder damit konfrontiert, unsere Balance neu finden zu müssen. Mit jedem Schritt kann sie uns verloren gehen, wir müssen sie neu für uns definieren und uns wirklich anstrengen, oben zu bleiben. Früher mag man als unstet gegolten haben, wenn man öfter mal den Kurs gewechselt hat, heute sind Flexibilität, Offenheit und Mut für Veränderung Qualitäten, die Anerkennung finden. So symbolisiert das Drahtseillaufen für mich persönlich auch ein Stück weit die Vergangenheit und das Slacklinen die Zukunft – auch im übertragenen Sinn. Die Slackline bietet dabei viel mehr Möglichkeiten und Chancen als das starre Drahtseil. Wir können uns ausprobieren und ab und an auch über unser Limit hinausgehen, nicht zuletzt, weil wir gesichert sind, was auf dem Drahtseil nicht der Fall ist.
»Life is being on a wire, everything else is just waiting«2, soll eines der Lieblingszitate des deutsch-amerikanischen Zirkusakrobaten und Hochseilartisten Karl Wallenda gewesen sein. Das mag sehr radikal formuliert sein, aber es spricht dennoch etwas in mir an. Denn egal ob Slackline oder Drahtseil, wenn ich dort oben durch die Luft laufe, dann lebe ich wirklich im Moment. Das haben beide Formen der Balance gemeinsam. Auf dem Drahtseil, wo tatsächlich das eigene Leben auf dem Spiel steht,...
Erscheint lt. Verlag | 28.8.2024 |
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Zusatzinfo | mit Bildteil |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | 2024 • Abenteuer • Abenteurer • Berufliche Neuorientierung • Biografie • Biographien • Boris Herrmann • eBooks • Extremsport • Guinness Buch der Rekorde • Höhenangst • Jan Frodeno • Kontinente • Luke Skywalker • Mentale Stärke • Neuerscheinung • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Reinhold Messner • Resilienz • Sport • Weltrekord |
ISBN-10 | 3-641-32394-0 / 3641323940 |
ISBN-13 | 978-3-641-32394-3 / 9783641323943 |
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