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Schach-Euphorie (eBook)

Warum das königliche Spiel uns immer wieder neu begeistert | Alles über Schach vom Chess.com-Experten
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3270-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schach-Euphorie -  Peter Doggers
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Wie Schach beliebter wurde als je zuvor Schach hatte lange Zeit ein altmodisches Image und wurde mit bebrillten, schüchternen Männern und exzentrischen russischen Genies in Verbindung gebracht. Heute jedoch liegt Schach mehr denn je im Trend und ist überall: 10 Millionen Menschen spielen täglich online Schach, es ist als feministischer Serienhit bei Netflix eingezogen, und in den Mainstream-Medien wird heftig diskutiert, ob Newcomer Hans Niemann gegen das Schach-Genie Magnus Carlsen geschummelt hat.  Dieses neu erreichte Hoch an Begeisterung nimmt der profilierte Schach-Journalist Peter Doggers zum Anlass, die erstaunliche Geschichte des Brettspiels und seiner Figuren zu erzählen - und dringende Fragen zu seiner Rolle im 21. Jahrhundert zu stellen: Welche Individuen haben das Spiel zu dem gemacht, was es heute ist? Wie hat Schach die Erforschung künstlicher Intelligenz vorangetrieben? Warum waren die meisten berühmten Spieler Männer, und wie wird in der Schachwelt mit Rassismus umgegangen?  

Peter Doggers (1975) ist international gewerteter Schachspieler, Direktor für Nachrichten und Veranstaltungen beim Marktführer im Online-Schach, Chess.com, und - laut Leonard Barden vom Guardian - 'weithin als der beste Schachjournalist der Welt angesehen'. Er spielt seit zweiunddreißig Jahren Schach und berichtet seit über siebzehn Jahren darüber. Er hat Dutzende von Großmeistern interviewt, Basketball mit Magnus Carlsen gespielt und Garry Kasparov am Grab von Bobby Fischer interviewt. Kurzum, er ist einer der am besten vernetzten und bekanntesten Menschen in der heutigen Schachwelt.

Peter Doggers (1975) ist international gewerteter Schachspieler, Direktor für Nachrichten und Veranstaltungen beim Marktführer im Online-Schach, Chess.com, und - laut Leonard Barden vom Guardian - "weithin als der beste Schachjournalist der Welt angesehen". Er spielt seit zweiunddreißig Jahren Schach und berichtet seit über siebzehn Jahren darüber. Er hat Dutzende von Großmeistern interviewt, Basketball mit Magnus Carlsen gespielt und Garry Kasparov am Grab von Bobby Fischer interviewt. Kurzum, er ist einer der am besten vernetzten und bekanntesten Menschen in der heutigen Schachwelt.

Einleitung


Mein Vater brachte mir Schach bei, als ich acht Jahre alt war. Mein Interesse wuchs dann in der Grundschule, als ich in den Pausen gegen meinen Lehrer spielte. Ein paar Jahre später, ich war vierzehn, fragte mich Gino, ein befreundeter Nachbarsjunge: »Ich gehe zu meinem Onkel, um Schach zu spielen. Kommst du mit?« Sein Onkel Gerard, den ich immer noch ab und zu im Amsterdamer Schachcafé De Laurierboom treffe, hatte ein schönes Schachspiel und, was mich als Teenager noch mehr faszinierte, viele Bücher über Schach. Er begann, uns von seinem Helden Bobby Fischer zu erzählen, und ich hörte mit offenem Mund zu.

Schon bald spielten Gino und ich regelmäßig und ahmten sogar die »Weltmeisterschaftskämpfe« nach, von denen wir gehört hatten: Wir spielten eine Partie pro Tag, immer Weiß und Schwarz abwechselnd, und füllten damit locker zwei Wochen Schulferien aus, in denen wir um den Titel des Champions unserer Straße rangen. Im September 1990 traten wir dem örtlichen Verein De Eenhoorn (Das Einhorn) bei, wo ich einige meiner besten Freunde kennenlernte. Wir spielen auch heute noch für diesen Verein.

Das allererste Schachbuch, das ich von vorn bis hinten gelesen habe, war Schach: Das Handbuch für Anfänger und Könner von Theo Schuster aus dem Jahr 1986, ein allgemeiner Überblick über die Geschichte des Spiels, seine Regeln, die großen Spieler der Vergangenheit und ihre besten Partien. Es enthielt eine Geschichte, die immer noch meine Lieblingsschachanekdote aller Zeiten ist, nämlich darüber, dass die Drohung stärker ist als die tatsächliche Ausführung, eines der bekanntesten Theoreme im Schach.

Aaron Nimzowitsch, ein Weltklassespieler in den 1920er-Jahren, verabscheute angeblich den Tabakrauch zu einer Zeit, in der es erlaubt und üblich war, bei Turnieren zu rauchen. Vor Beginn einer Partie hatte Nimzowitschs Gegner mit ihm vereinbart, nicht zu rauchen, doch kurz nach Beginn zog er eine Zigarre aus seiner Tasche, gefolgt von einer Schachtel Streichhölzer. Nimzowitsch ging wütend zum Schiedsrichter, um sich zu beschweren, nur wies dieser darauf hin, dass sein Gegner doch gar nicht zu rauchen begonnen hatte. »Aber er droht zu rauchen«, sagte Nimzowitsch, »und jeder Schachspieler weiß, dass die Drohung stärker ist als die Ausführung.«

Schusters Buch zeigte mir, dass sich hinter dem »einfachen« Brettspiel eine größere Welt verbirgt. Es hat ein so faszinierendes kulturelles Erbe, dass ich mehr darüber wissen wollte. Ich entdeckte, dass Schach dem Spiel in Hermann Hesses Roman Das Glasperlenspiel von 1943 sehr ähnlich ist: eine intellektuelle Begegnung, die Elemente aus Mathematik, Psychologie, Kunst, Sport und sogar Musik enthält. Im Laufe der Geschichte diente es als Metapher für den Krieg, die geistige Schlacht, den strategischen Kampf und sogar für die Beschreibung unserer gesamten Gesellschaft. In seiner symbolischen Vielfalt ist Schach das reichhaltigste Spiel von allen.

Das Schachspiel hat eine über 1500 Jahre lange Geschichte, und es war schon immer »populär« im alten lateinischen Sinne des Wortes: weitverbreitet in der Öffentlichkeit. Aber es war mehr als das, und das ist der Teil, der schwer zu beschreiben ist. Es scheint, dass Schach wie keinem anderen Spiel eine gewisse Magie anhaftet, etwas, das man genießen kann, aber auch etwas, das Achtung oder Ehrfurcht erregt und mit Respekt behandelt werden sollte. Es ist kein Zufall, dass die größten Persönlichkeiten ihrer Zeit oft mit dem Spiel in Verbindung gebracht wurden: von Napoleon, der 1809 gegen den Mechanischen Türken spielte, bis hin zu Elon Musk, der sich 2022 in den Carlsen-Niemann-Skandal einmischte.

Im Februar 2006 begann ich meinen ersten Schachblog, und im Jahr darauf kündigte ich meinen Vollzeitjob, der mir ein gutes und stabiles Einkommen beschert hatte. Ich wollte sehen, ob ich meine Website ChessVibes in ein erfolgreiches Unternehmen verwandeln konnte. Ich gab mir ein Jahr Zeit, um zu sehen, wohin die Reise gehen würde, und sagte mir, dass ich immer noch auf den Arbeitsmarkt zurückkehren könnte, sollten die Dinge nicht wie gewünscht klappen.

In den achtzehn Jahren, die seitdem vergangen sind, habe ich meine Entscheidung kein einziges Mal bereut. Das Schachspiel hat mich in wunderschöne und weit entfernte Ecken der Welt gebracht. Ich habe faszinierende Menschen und begeisterte Fans kennengelernt, nur hatte ich dabei immer das Gefühl, dass Schach das Potenzial besaß, größer zu werden, vergleichbar etwa dem, was beim Poker passiert ist.

In der jüngeren Vergangenheit hat das Schachspiel verschiedene Höhepunkte seiner Popularität erlebt. Das erste Mal war zur Zeit des Weltmeisterschaftskampfes zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski 1972 in Reykjavík, mitten im Kalten Krieg. In Zeitungen auf der ganzen Welt wurde tagtäglich darüber berichtet, Fischer wurde ein Star, Hunderttausende verfielen dem Spiel, und überall waren die Schachsets ausverkauft. Es ist kein Zufall, dass Island, wo die WM stattfand, heute die höchste Anzahl von Großmeistern pro Kopf hat: 16 GMs bei einer Bevölkerung von 375 000.

Nach den spannenden Kämpfen zwischen Anatoli Karpow und Garri Kasparow in den 1980er-Jahren begeisterte sich die Öffentlichkeit auch für die Erfolgsgeschichte von Judit Polgár und ihren Schwestern. Ein nächster Höhepunkt war jedoch das Match zwischen Kasparow und Deep Blue im Jahr 1997, das immer noch als Wendepunkt in der Geschichte des Schachs gilt, denn hier wurde ein Computer zu stark für einen Menschen. (Tatsächlich dauerte es etwas länger, bis Computer echte Unbesiegbarkeit erreichten.)

In den folgenden Jahrzehnten zog Magnus Carlsen die meiste Aufmerksamkeit auf sich, da er seine bemerkenswerte Dominanz auf dem Schachbrett mit der eines begeisterten Sportfans, eines Models und sogar einer Figur in Die Simpsons und Donald Duck verband. Es war jedoch eine andere junge Dame, die den dritten großen Höhepunkt in der weltweiten Schachpopularität auslöste. Beth Harmon, die Hauptfigur der Netflix-Miniserie The Queen’s Gambit (dt. Titel Das Damengambit), die im Oktober 2020 erstmals ausgestrahlt wurde und auf dem Roman von Walter Tevis aus dem Jahr 1983 basiert.

Während ich diese Zeilen schreibe, ist Chess.com doppelt so schnell gewachsen wie zu Zeiten von Das Damengambit – was darauf hindeutet, dass Schach noch nie so beliebt war wie im Jahr 2024. Heute scheint es nicht den einen Grund für diesen Popularitätsanstieg zu geben, sondern gleich mehrere, die zu berücksichtigen wären. Vielleicht war es dieses Mal kein Hype, und Schach ist endlich eine echte Mainstream-Aktivität geworden. Wie gerne würde ich das glauben.

Das Schachspiel hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel erlebt, der hauptsächlich durch den Computer und das Internet beeinflusst wurde. Heute können sich weder Schachamateure noch Großmeister eine Welt ohne einen Computer vorstellen, mit dem sie ihre Entscheidungen analysieren, sich auf ihre Partien vorbereiten oder online spielen können. Gleichzeitig hat das Internet mehr neue Fans für das Spiel gewonnen als je zuvor, und Schach ist zu einem beliebten E-Sport geworden. Der Kanal von Chess.com war im Jahr 2023 mit über 11 Millionen Zuschauerstunden der meistgesehene englischsprachige Twitch-Kanal (und der fünfte Kanal insgesamt). Das verleiht dem alten Brettspiel eine ganz neue Dimension und ist nichts weniger als eine digitale Revolution – und damit eine Geschichte, die es verdient, erzählt zu werden.

Man sagt, dass über keine Sportart mehr Bücher geschrieben wurden als über Schach. Die überwiegende Mehrheit ist jedoch für ein schachkundiges Publikum bestimmt, das bereits weiß, wie 1.d4 f5 heißt (Holländische Verteidigung, eine Eröffnung, die ich selbst nie gespielt habe!) oder wer Wilhelm Steinitz war (der erste offizielle Weltmeister).

Was fehlt, ist ein Buch für die vielen neuen Schachfans, die das Spiel als Netflix-Zuschauer oder YouTube-Abonnenten kennengelernt haben und dringend eine gute Einführung in diesen Sport und die Welt dahinter brauchen. Ein Buch, das viele der berühmten Geschichten und Anekdoten aufgreift, die untrennbaren Verbindungen des Schachs mit der westlichen Kultur aufzeigt, über seine größten Helden spricht und die unglaubliche Geschichte der Veränderungen beschreibt, die das Schachspiel durchlaufen hat, um dorthin zu gelangen, wo es heute ist. Ich hoffe, dass ich dieses Buch geschrieben habe.

Wer sich bereits mit der Schachwelt beschäftigt hat, wird viele der Geschichten und Anekdoten wiedererkennen, aber auch für sie oder ihn gibt es noch viel zu entdecken. Und da das letzte Buch, das versucht hat, die gesamte Geschichte des Schachs abzudecken, 1985 veröffentlicht wurde, kann das vorliegende Werk vielleicht die Lücke hin zur modernen Ära schließen, indem es die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Schachs an einem Ort zusammenfasst und seine Beziehung zu Kultur und Technologie aufzeigt.

Eine bekannte Formulierung lautet, Schach sei eine Kunst, eine Wissenschaft und ein Sport. Nur ist das natürlich etwas klischeehaft und ziemlich begrenzt. Hinter diesem scheinbar einfachen Brettspiel mit 64 Feldern...

Erscheint lt. Verlag 31.10.2024
Übersetzer Dieter Fuchs
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bauer • Brett • chess.com • Computer • Dame • Deep Blue • Dodgers • Euphoria • Gambit • Groß • KI • König • Läufer • levy rozman • Magnus Carlsen • Meister • Online • Popkultur • Schach • Springer • Turm • Turnier • WM • Zug
ISBN-10 3-8437-3270-1 / 3843732701
ISBN-13 978-3-8437-3270-3 / 9783843732703
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