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Konflikt der Generationen -  Rüdiger Maas

Konflikt der Generationen (eBook)

Boomer, Gen X, Millennials und Gen Z - Wie wir uns wirklich unterscheiden und was das für unsere Zukunft bedeutet
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Yes-Verlag
978-3-96905-334-8 (ISBN)
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Plötzlich entflammt ein hitziger Streit zwischen Opa und Enkel, Vater und Tochter, Alt und Jung. Es geht ums Gendern, um Faulheit und Handys, um die vermeintlich guten alten Zeiten und die Lasten, die jede Generation zu tragen hat. Wie Risse ziehen sich die Konfliktlinien durch die Familien und die ganze Gesellschaft. Der renommierte Generationenforscher und Spiegel-Bestseller-Autor Rüdiger Maas beleuchtet die Ursachen und Hintergründe dieser augenscheinlichen Kluft. Das Buch taucht tief in die unterschiedlichen Weltsichten und Verhaltensweisen ein, die jede Generation prägen - von den Boomern, die in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs aufwuchsen, über die Generation Z, die in einer Zeit voller Unsicherheiten und technologischer Umbrüche groß wurde, bis hin zur zukünftigen Generation Beta, die in eine völlig neue, futuristisch anmutende Welt hineingeboren wird. Maas erläutert, wie historische Ereignisse und gesellschaftliche Veränderungen die Einstellungen und das Verhalten jeder Generation geformt haben und warum dies oft zu Missverständnissen und Konflikten führt. Ein bahnbrechendes Porträt aller Generationen, ihrer Einstellungen und Lebensgewohnheiten und ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die den Generationskonflikt überwinden und zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beitragen möchten.

Rüdiger Maas hat in Deutschland und Japan Psychologie und später berufsbegleitend Philosophie studiert. Er forschte und arbeitete ein Drittel seines Lebens im Ausland. Seit 2012 untersucht er mit seinem Team Kohorten- und Gruppendynamiken sowie generationenbedingtes Verhalten und gründete hierzu das Institut für Generationenforschung. Schwerpunkte der Forschung liegen auf der gegenseitigen Beeinflussung der Generationen untereinander, etwa in der Erziehung, aber auch beim Umgang miteinander in Unternehmen oder in der Gesellschaft. Mit seinen zahlreichen Fachbüchern und Vorträgen ist Maas inzwischen der bekannteste Generationenforscher Deutschlands. Maas ist Autor des 'Spiegel'-Bestsellers 'Generation lebensunfähig' sowie weiterer Sachbücher.

Rüdiger Maas hat in Deutschland und Japan Psychologie und später berufsbegleitend Philosophie studiert. Er forschte und arbeitete ein Drittel seines Lebens im Ausland. Seit 2012 untersucht er mit seinem Team Kohorten- und Gruppendynamiken sowie generationenbedingtes Verhalten und gründete hierzu das Institut für Generationenforschung. Schwerpunkte der Forschung liegen auf der gegenseitigen Beeinflussung der Generationen untereinander, etwa in der Erziehung, aber auch beim Umgang miteinander in Unternehmen oder in der Gesellschaft. Mit seinen zahlreichen Fachbüchern und Vorträgen ist Maas inzwischen der bekannteste Generationenforscher Deutschlands. Maas ist Autor des "Spiegel"-Bestsellers "Generation lebensunfähig" sowie weiterer Sachbücher.

Erna, die Stille


»Unsere Eltern räumten die Trümmer der zerstörten Häuser mit den Händen weg – wir, die nächste Generation, sind mit dem Aufräumen der seelischen Trümmer beschäftigt.«

Bettina Alberti

Frauen, Kinder und die noch verbliebenen Männer harren in den Bunkern aus und klammern sich aneinander. Detonationen künden den nahenden Bombenhagel an. Kurze Zeit später verglühen die Nachbarshäuser. Aus den Kellern hört Erna die letzten Lebensschreie versengender Menschen. Löschversuche unternimmt niemand mehr, auch wenn die übrig gebliebenen verwundeten Wehrmachtssoldaten stoisch sinnlose Anweisungen geben. Tagelang später noch brennen die Städte, ein unsäglicher Zerstörungsgeruch aus verbranntem Holz, qualmenden Gemäuern und verwesenden Leichen hängt über den Städten. Zwischen dem Geröll und den aufsteigenden Rauchschwaden sucht Erna gemeinsam mit anderen Überlebenden ihre Habseligkeiten zusammen.

Es schlägt die Stunde null. Der Zweite Weltkrieg hat große Teile Deutschlands in Schutt und Asche gelegt. Die überlebenden jungen Menschen wachsen mit den furchtbarsten Erfahrungen auf, die Menschen machen können. Während die einen auf den Schlachtfeldern unsägliche Tötungen erlebten und selbst zu Mördern wurden, versuchte Erna wie viele andere Menschen in den Dörfern und Städten verzweifelt, hungernd und in ständiger Angst um sich selbst und ihre Liebsten zu überleben. Auch in den Jahren nach dem Krieg, der den zwischen 1926 und 1934 Geborenen den Namen »Stille Generation« oder auch »Nachkriegsgeneration« einbringen wird, werfen all das erlebte Leid, die jahrelangen Entbehrungen und nicht heilbare körperliche und psychische Wunden düstere Schatten auf die Überlebenden. Zum Zeitpunkt des Kriegsendes waren die jungen Menschen der Nachkriegsgeneration zwischen 11 und 19 Jahre alt und damit genau in der Lebensphase, in der sich Erinnerungen besonders intensiv im Gedächtnis abspeichern. In ihrem noch jungen Alter hat Erna kaum etwas anderes kennengelernt als ein Leben im Krieg. Das nackte Überleben stand im Vordergrund, alles andere war Nebensache.

Durch den Zweiten Weltkrieg mussten in Deutschland 2,5 Millionen Kinder ohne Vater aufwachsen. 56 Prozent der Kriegskinder des Jahrgangs 1935 und 37 Prozent der Kriegskinder des Jahrgangs 1945 wurden kriegsbedingte Halbwaisen.6 In den Trümmern des Krieges übernahmen Mütter nicht nur die Kindererziehung und den Haushalt, sondern auch die Rolle der Alleinversorgerinnen. Armut war in vielen Familien Alltag.7 Eine Studie untersuchte im Jahr 2003 insgesamt 883 Angehörige der Nachkriegsgenerationen bezüglich ihres psychischen Befindens. Personen, die in ihrer Kindheit den Vater im Krieg verloren hatten, wiesen mehr psychische Probleme wie etwa depressive Symptome und soziale Phobien sowie stärkeres Misstrauen auf als Personen, die mit ihrem Vater aufwuchsen. Die Halbwaisen zeigten häufiger Angst vor dem Umgang mit anderen Menschen sowie Unbehagen und Misstrauen.8

Die Erfahrungshintergründe


Zwar machten die überlebenden jungen Menschen in Deutschland, je nachdem, wo sie aufwuchsen, unterschiedliche Erfahrungen – der eine an der Front, Erna als minderjährige Ersatzmutter für die getötete eigene Mutter, die anderen auf der Flucht oder im Exil in einem fremden Land –, doch bildet immer der Krieg den Referenzpunkt, um Situationen aus der Gegenwart zu deuten. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Ihre Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern (je nach Ihrem Alter) erzählten, dass man die Möglichkeiten von heute gern im Krieg gehabt hätte, dass man das Brot schon noch essen könne, es reiche, wenn man den Schimmel wegschneide. Die Erfahrungen, die die Nachkriegsgeneration in ihren jungen Jahren machen musste, wurden existenzweisend. In der Generationenforschung spricht man von Erfahrungshintergründen, den Kontexten des Aufwachsens, die einen Menschen zu dem machen, was er ist.

Alle Angehörigen der Nachkriegsgeneration hatten also einen ähnlichen Erfahrungshintergrund: den Krieg. Doch ein ähnlicher Erfahrungshintergrund führt nicht zwangsläufig dazu, dass Menschen sich auch in ähnlicher Weise entwickeln. Während Ernas 16-jähriger Bruder zum Ende des Krieges beispielsweise noch Richtung Russland marschieren musste und dabei unsägliches Leid erfuhr, wurde ihr 12-jähriger Bruder nicht zur Wehrmacht eingezogen und konnte sich gemeinsam mit der Mutter und Erna mehrere Monate im Wald verstecken. Während sich der damals 12-Jährige bis zu seinem Tod lebhaft an die nächtlichen Detonationen der Bomben und daran erinnern konnte, wie er sich zusammen mit seiner Mutter und seinen Schwestern zusammenkauerte, sodass er schließlich eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelte, konnte der 16-jährige Bruder seine Kriegserfahrungen in einer Weise verarbeiten, dass sie sein Leben nicht wesentlich beeinträchtigten.

Viele Männer, die ihre Kriegserfahrungen bewältigen konnten, wurden im wirtschaftlich boomenden Nachkriegsdeutschland finanziell und beruflich erfolgreich. Eine neue Wirtschaftsform, die die Industrie umfassend förderte, der »Marshallplan«, der die zerstörten europäischen Länder beim Wiederaufbau finanziell unterstützte, und die vielen Flüchtlinge, die in Deutschland Arbeit suchten, trugen zusammen mit etlichen weiteren Gründen dazu bei, dass viele Menschen in Deutschland das »Wirtschaftswunder« erlebten. Warme Mahlzeiten, eine eigene Wohnung und sogar ein eigenes Auto waren möglich. Wer männlich war und noch anpacken konnte, konnte es mit etwas Durchhaltevermögen und Glück zu viel bringen. Andere dagegen, deren Wunden zu groß waren, versanken häufig in Armut, zerbrachen an ihren Traumata oder lebten in zerrütteten Verhältnissen.

Von Schubladen, die nicht immer passen


Je nachdem, wo und mit wem Sie aufgewachsen sind, was Sie von Ihrer Umgebung mitbekommen haben und wie Ihre Persönlichkeit ausgestaltet ist, wie Sie also eine Situation wahrnehmen und verarbeiten, haben ganz unterschiedliche Situationen und Dinge aus Ihrer Zeit des Aufwachsens Einfluss auf Sie genommen. Das sind Ihre persönlichen Erfahrungen, Ihr Erfahrungshintergrund. Wuchsen Sie zum Beispiel in den 1970ern in der DDR auf, haben Sie andere Erfahrungen gemacht als Ihre Kollegen in der BRD. Sehr wahrscheinlich teilen Sie mit Ihren »Genossinnen« und »Genossen«, wie Sie Ihre Peergroup zu DDR-Zeiten noch nennen mussten, einen ähnlichen Hintergrund, doch wirkt dieser sich nicht zwangsläufig in gleicher Weise auf alle aus. Der Mensch ist individuell verschieden, was dazu führt, dass der Stempel »DDR-Bürger« eben nicht ausreicht, um zu wissen, wie ein ehemaliger DDR-Bürger tickt.

Der abfällige Kommentar des vorlauten Nachbarn, der Mitglied eines Anti-Greta-Autoclubs ist, führt bei einem stolzen E-Auto-Besitzer zu maximaler Echauffiertheit, gipfelnd in einer drohenden Faust. Bei einem anderen löst er ein gleichgültiges Schmunzeln aus, bei einem Dritten nur mitleidige Gedanken und dem Vierten fällt die Sache gar nicht auf. Ihre Persönlichkeit entscheidet mit, wie Sie in bestimmten Situationen reagieren.

Die Aufgabe der Generationenforschung ist es herauszufinden, wie Menschen mit gemeinsamen Erfahrungshintergründen diese verarbeitet haben, was also die Menschen aus den Einflüssen gemacht haben, die auf sie einwirkten. Unter Umständen können gleiche Erfahrungshintergründe ein ganzes Potpourri an Merkmalen bei den Menschen verursachen. Sag mir dein Geburtsdatum, und ich sag dir, wer du bist – so einfache Lösungen bieten bestenfalls die Horoskope an. Aus Sicht der Wissenschaft kann das nicht funktionieren.

Wir Generationenforscher schauen uns an, ob die Schubladen, in die alle Menschen eines bestimmten Geburtszeitraums hineingeschmissen werden, wirklich Sinn ergeben. Und immer wieder finden wir heraus, dass die Schubladen in Bezug auf bestimmte Merkmale für viele Menschen einer Altersgruppe sinnvoll sind, jedoch in Bezug auf andere Merkmale nicht. Beispielsweise haben wir bei unserer zweiwöchentlichen deutschlandweiten Befragungen während der Coronapandemie festgestellt, dass sich junge Menschen, meist Angehörige der Generation Z, in ihrem Verhalten stärker an den gesetzlichen Regelungen orientieren als ältere Menschen.9 In Bezug auf die sogenannte Regeltreue können wir sehr wahrscheinlich von einem generationellen Merkmal sprechen, das die Generation Z auszeichnet, denn das Gros der Generation Z unterscheidet sich mit seinem regeltreuen Verhalten vom Großteil anderer Generationen. Allerdings merken wir immer wieder, dass einige Menschen wie die Faust aufs Auge in die Schubladen ihrer Altersgruppe passen, während andere sich niemals darin einordnen lassen. Natürlich gibt es auch bei der Generation Z Mitglieder, die sich nicht um die Pandemieregeln der Regierung scherten, und es gibt Babyboomer, die die Regeln streng einhielten – so wie es die kriegsgebeutelten Brüder gab, die jeder für sich den Krieg jeweils unterschiedlich verarbeiteten.

Wenn wir es schaffen, einzelne generationelle Merkmale für eine Alterskohorte herauszulösen, werden immer auch Unterschiede sichtbar. Da wir herausfinden konnten, dass die Regeltreue ein generationelles Merkmal der Generation Z ist, beobachteten wir während der Pandemie, wie sich Menschen unterschiedlichen Alters in Bezug auf Regeln verhielten. Wir stellten uns die Frage: Wie verhalten sich die verschiedenen Alterskohorten vor dem Hintergrund der Regeln?

Unterschiede werden immer dort sichtbar, wo Menschen miteinander agieren oder angehalten sind, ähnliche Dinge zu tun. Zu den Bereichen, in denen Unterschiede heute für gewöhnlich sichtbar werden, zählt die digitale Welt. Hier prallen...

Erscheint lt. Verlag 17.11.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Arbeitgeber • Bildung • Boomer • Digitalisierung • Eltern • Erzieher • Erziehung • Forschung • Generation Z • Gesellschaft • Jugendliche • Kind • Kindheit • Lehrer • Psychologie • Ratgeber • Rüdiger Maas • Sachbuch • Schule • Senior • spiegel bestseller • Zukunft
ISBN-10 3-96905-334-X / 396905334X
ISBN-13 978-3-96905-334-8 / 9783969053348
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