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Handbuch Klinische Sozialarbeit -

Handbuch Klinische Sozialarbeit (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
434 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8253-1 (ISBN)
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Klinische Sozialarbeit blickt auf eine lange Tradition zurück und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland als Fachsozialarbeit etabliert. Das Handbuch führt erstmals die vielfältigen theoretischen, konzeptionellen, ethischen und methodischen Grundlagen der Klinischen Sozialarbeit zusammen. Zentrale Vertreter:innen bereiten den aktuellen Wissensstand verständlich, prägnant und praxisnah auf und geben Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen und Studierenden einen fundierten Überblick über Entwicklung, Ausgestaltung und Perspektiven Klinischer Sozialarbeit.

Silke Birgitta Gahleitner, Prof. Dr. phil. habil., Studium der Sozialen Arbeit, Promotion in Klinischer Psychologie, Habilitation in den Erziehungswissenschaften, langjährig als Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin tätig. Seit 2006 Professorin für Klinische Psychologie und Sozialarbeit im Arbeitsbereich Psychosoziale Diagnostik und Intervention an der Alice Salomon Hochschule in Berlin.

Kapitel 1 Einleitung


Silke Birgitta Gahleitner, Julia Gebrande, Karsten Giertz, Christine Kröger, Dieter Röh und Eva Wunderer

„Klinische Sozialarbeit bedeutet also keine medizinische Engführung und auch keine Therapeutisierung, sondern betont die Alltags- und Lebensweltorientierung im Sinne der (psycho-)sozialen Beratung und Behandlung, d. h. in ganzheitlicher Sicht auf die personale und soziokulturelle Situation der Klienten“ (Pauls & Mühlum, 2005, S. 8).1

Klinische Sozialarbeit2 hat innerhalb der Sozialen Arbeit eine lange Tradition. Bereits Richmond (1917) und Salomon (1926) begründeten die Kultur der „direct practice“ mit klinisch geprägter Zuwendung zu benachteiligten und beeinträchtigten Menschen. Die Entwicklung wurde während des Nationalsozialismus allerdings unterbrochen. In den vergangenen 25 Jahren hat sich innerhalb der Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit im deutschsprachigen Raum Klinische Sozialarbeit aufgrund von Praxiserfordernissen erneut als Fachsozialarbeit herausgebildet und stetig weiterentwickelt. 2001 publizierten 19 Hochschullehrer:innen ein „Plädoyer für klinische Sozialarbeit als Fachgebiet der Sozialen Arbeit“ (Mühlum, 2001), die Sektion Klinische Sozialarbeit in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit wurde gegründet und es folgten der Aufbau und die Etablierung von mittlerweile mehr als 20 Studiengängen in diesem Themenkreis.

Zahlreiche Monografien und Sammelbände sowie unzählige Zeitschriftenbeiträge der Klinischen Sozialarbeit und eine gleichnamige Zeitschrift dokumentieren die akademische Auseinandersetzung mit dieser Fachsozialarbeit (u. a. Deloie, 2011; Dörr, 2002; Gahleitner & Hahn, 2008, 2009, 2010, 2012; Gahleitner et al., 2013, 2014; Mühlum, 2001, 2005; Mühlum & Gahleitner, 2010; Ortmann & Röh, 2008; Pauls, 2004/2013; Pauls et al., 2013; Schaub, 2008; aktuell u. a. Bösel & Gahleitner, 2020; Buttner et al., 2018; Giertz et al., 2021; Kröger et al., 2022, 2023; Lammel & Pauls, 2017; Ortmann et al., 2017; Pauls & Gahleitner, 2022; Sommerfeld et al., 2016). Auch wenn es an einigen Stellen noch Entwicklungsbedarf gibt und die Klinische Sozialarbeit in manchen Arbeitsfeldern ihr Potenzial noch nicht ausschöpfen konnte, kann aktuell von einem gesicherten Wissenskorpus und einer breit gefächerten Praxis gesprochen werden.

Die Entwicklung und Profilierung der Klinischen Sozialarbeit ist somit relativ schnell vorangeschritten. Auch fach- und berufspolitisch ist eine Reihe von Initiativen entstanden, die die Auseinandersetzung mit klinischen Fragen in Forschung und Praxis ermöglichen, z. B. im Rahmen des European Centre for Clinical Social Work (ECCSW; Große et al., 2022). Als wichtiges Publikationsorgan erscheint seit 2005 die Zeitschrift „Klinische Sozialarbeit – Zeitschrift für psychosoziale Praxis und Forschung“ (https://dvsg.org/veroeffentlichungen/fachzeitschriften/ausgaben-klinsa), regelmäßig werden Fachtagungen zur Klinischen Sozialarbeit und zur Sozialen Diagnostik durchgeführt (für weitere Aktivitäten vgl. auch Ortmann & Röh, 2022, S. 153), Forschungsaktivitäten sowie Promotionsförderungen haben sich in den letzten Jahren intensiviert (Gahleitner, 2022).

Allerdings halten Ortmann und Röh (2022) zu Recht kritisch fest, dass es bislang nicht gelungen ist, Einheitlichkeit zu entwickeln. Da der eigenständige – soziale und ganzheitliche – Behandlungsanspruch konstitutiv und identitätsstiftend für die Klinische Sozialarbeit ist, besteht hier tatsächlich „Nachholbedarf“ (Ortmann & Röh, 2022, S. 155). Immerhin stehen wir vor aktuellen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen (z. B. Corona-Pandemie, Energie- und Klimakrise), die die soziale Ungleichheit verschärfen und damit eine sozialtherapeutische Perspektive in der Gesundheitsversorgung ebenso wie eine gesundheitsbezogene Perspektive im Sozialwesen umso wichtiger werden lassen. Gleichzeitig führen gesundheitspolitische Veränderungen (z. B. das Gesetz zur Reform der Psychotherapieausbildung, das im September 2020 in Kraft getreten ist) dazu, dass therapeutische Hilfen für stark marginalisierte und komplex belastete Menschen noch schwerer erreichbar werden.

Entlang der aktuellen Entwicklung der mannigfaltigen Publikationslandschaft in diesem Gebiet schien es an der Zeit, Übersichten unter Einbezug der zentralen Vertreter:innen zu schaffen und erstmals die verschiedenen theoretischen, konzeptionellen, ethischen und methodischen Grundlagen einer Klinischen Sozialarbeit in Deutschland (und den Nachbarländern) zusammenzuführen. Diese Aufgabe soll das vorliegende Handbuch übernehmen und der Profession die Möglichkeit geben, auf den bisherigen Wissensstand hinsichtlich ihrer Praxis sowie der wissenschaftlichen Weiterentwicklung zurückzugreifen, also sowohl bestehende Forschungsergebnisse aufzuzeigen als auch zukünftige Forschungsbedarfe zu benennen. Als Herausgeber:innengruppe wurde für eine möglichst breite Basis der Publikation die Sektion Klinische Sozialarbeit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit gewählt, über die die Szene der in Wissenschaft und Praxis Aktiven derzeit am besten abgebildet werden kann.

Das Buch gliedert sich in sechs Abschnitte:

Die Kapitel des ersten Abschnitts verdeutlichen das (Selbst-)Verständnis Klinischer Sozialarbeit: Zu diesem Zweck wird zunächst die Entstehung und Entwicklung dieser Fachsozialarbeit nachgezeichnet und der besondere prozessuale Zugang klinisch-sozialarbeiterischen Handelns herausgearbeitet. Darüber hinaus werden internationale Entwicklungen aufgezeigt und eine ethische ebenso wie eine kritische Perspektive eröffnet.

Der zweite Abschnitt ist den zentralen theoretischen Bezugslinien Klinischer Sozialarbeit gewidmet. Die theoretische Fundierung umfasst vor allem Ansätze, die die Bedeutung sozialer Erfahrungen für Gesundheits- und Krankheitsprozesse hervorheben.

Der dritte Abschnitt fokussiert Konzepte und Methoden der Diagnostik. Nach einer grundlegenden Einführung zur Bedeutung Sozialer Diagnostik werden Konzepte, Instrumente und Verfahren der Diagnostik und Teilhabeplanung anwendungsbezogen vorgestellt und eingeordnet.

Im vierten Abschnitt wird das breite Spektrum sozialklinischer Interventionskonzepte und Methoden deutlich: Ausgehend von einer professionellen Beziehungsgestaltung und Milieuarbeit, die Dreh- und Angelpunkt gelingender Klinischer Sozialarbeit ist, werden zentrale Interventionen dargestellt (z. B. Beratung, Sozialtherapie, Netzwerkarbeit, Krisenintervention).

Der fünfte Abschnitt orientiert sich an ausgewählten Arbeitsfeldern, in denen sich klinische Aufgaben stellen: Neben Kinder- und Jugendhilfe werden Gesundheitsversorgung, Rehabilitation und Teilhabe, Suchthilfe, Familienberatung und justiznahe Sozialarbeit beleuchtet.

Den Abschluss bildet ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung sowie weitere Themen, die für die Klinische Sozialarbeit relevant sind oder werden. Wir hoffen, dass wir entlang der breiten Aufstellung Wissenschaftler:innen der Klinischen Sozialarbeit wie auch Praktiker:innen einen fundierten Einblick in den State of the Art und die aktuellen Entwicklungen bieten können. Studierende der Sozialen Arbeit können sich mit dem Handbuch ebenfalls einen differenzierten Überblick über Entwicklung, Ausgestaltung und Perspektiven Klinischer Sozialarbeit verschaffen.3

Literatur

Bösel, M. & Gahleitner, S. B. (Hrsg.) (2020). Soziale Interventionen in der Psychotherapie. Interdisziplinär und interprofessionell denken und handeln (Curriculum Psychotherapie). Kohlhammer.

Buttner, P., Gahleitner, S. B., Hochuli Freund, U. & Röh, D. (Hrsg.) (2018). Handbuch Soziale Diagnostik. Perspektiven und Konzepte für die Soziale Arbeit (Hand- und Arbeitsbücher, Bd. 24). DV.

Deloie, D. (2011). Soziale Psychotherapie als Klinische Sozialarbeit. Traditionslinien – Theoretische Grundlagen – Methoden (Therapie & Beratung). Psychosozial-Verlag.

Dörr, M. (Hrsg.) (2002). Klinische Sozialarbeit – eine notwendige Kontroverse (Grundlagen der sozialen Arbeit, Bd. 7). Schneider Verlag Hohengehren.

Gahleitner, S. B. & Hahn, G. (Hrsg.) (2008). Klinische Sozialarbeit. Zielgruppen und Arbeitsfelder (Beiträge zur psychosozialen...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
ISBN-10 3-7799-8253-6 / 3779982536
ISBN-13 978-3-7799-8253-1 / 9783779982531
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