Alles wird gut (eBook)
176 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-290-6 (ISBN)
Sebastian Rabsahl, Jahrgang 1979, alias Sebastian 23 ist Bestsellerautor, Poetry Slammer, studierter Philosoph und Gitarrist. Seit 2000 begeistert er auf den Poetry-Slam-Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und gewann 2008 bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften in Zürich den Meistertitel im Einzelwettbewerb. Rabsahl war auf Comedy- und Kabarett-Bühnen, in Mixed-Shows und in Fernsehsendungen wie TV total, dem WDR Poetry Slam zu sehen. In seinen Soloprogrammen spielt er gekonnt mit der Sprache, fühlt dem Zeitgeist auf den Zahn und bohrt nach Metaphern bis es knistert. 2023 erhielt er den »Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur«. Sebastian 23 ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. www.sebastian23.org
Sebastian Rabsahl, Jahrgang 1979, alias Sebastian 23 ist Bestsellerautor, Poetry Slammer, studierter Philosoph und Gitarrist. Seit 2000 begeistert er auf den Poetry-Slam-Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und gewann 2008 bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften in Zürich den Meistertitel im Einzelwettbewerb. Rabsahl war auf Comedy- und Kabarett-Bühnen, in Mixed-Shows und in Fernsehsendungen wie TV total, dem WDR Poetry Slam zu sehen. In seinen Soloprogrammen spielt er gekonnt mit der Sprache, fühlt dem Zeitgeist auf den Zahn und bohrt nach Metaphern bis es knistert. 2023 erhielt er den »Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur«. Sebastian 23 ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. www.sebastian23.org
Die schönsten Untergänge der Welt
Erwartet euch nicht zu viel vom Weltuntergang.
Stanislav Lec
Der Endgegner des Optimismus ist kein halbleeres Glas, sondern der Weltuntergang. Wobei das andererseits immer auch auf die Welt ankommt. Ich würde nicht sofort Gottfried Wilhelm Leibniz zustimmen, der meinte, wir leben in der besten aller möglichen Welten. Immerhin fallen vermutlich jedem sofort ein paar Verbesserungsvorschläge ein, zum Beispiel sollte es meiner Meinung nach Hamster geben, die Skateboard fahren können. Trotz solcher offensichtlicher Mängel wohnen wir jedoch auf einer Welt, deren Schönheiten nicht zu verleugnen sind. Selbst um einige Errungenschaften der Menschheit wäre es schade, zumBeispiel Zitroneneis, Kekse oder Nächstenliebe. Deshalb wäre es also schon ärgerlich, wenn die Welt plötzlich untergeht. Andererseits: Worin soll die Welt eigentlich untergehen?
Jedem Ende wohnt ein Zauber inne, nicht nur, wenn man Hermann Hesse rückwärts liest. Seit Jahrtausenden geht die Welt demnächst unter, immer und immer wieder wird das Ende aller Dinge angekündigt. Und die Menschheit reagiert stets begeistert, wird regelrecht magnetisch davon angezogen, wenn von der Apokalypse die Rede ist. Und wir sind immer und immer wieder überrascht, wenn sie dann doch ausbleibt. Aber da in Zeiten von Klimakrise, Krieg und Gendersternchen die Frage nach dem Ende aller Dinge aktueller denn je zu sein scheint, lohnt sich ein Blick auf die schönsten Weltuntergangsprophezeiungen der letzten tausend Jahre.
Im Mittelalter dachte man nämlich, dass man zeitlich eben nicht in der Mitte ist, sondern am Ende. Womöglich bedeutet das für uns, dass wir uns in Wahrheit heute ebenfalls im Mittelalter befinden. Natürlich sind wir ein paar Schritte weiter, weil wir heute nicht mehr die Pest durch Auflegen eines gerupften Huhns behandeln, sondern durch Zuckerkügelchen, die wir bei Vollmond zwölfmal geschüttelt haben. Ich meine, wir können ja froh sein, dass es die Gegenwart überhaupt gibt. Erstaunlich genug, denn exakt tausend Jahre vor meiner Geburt hätte es schon vorbei sein sollen mit der Welt. Der Mönch Abbo von Fleury hatte ausgerechnet, dass die von Johannes in seiner Offenbarung (dem letzten Buch der Bibel) erwähnten tausend Jahre, nach denen Satan wieder auf die Welt kommen soll, im Jahr 979 abgelaufen seien. Als jemand, der 1979, also exakt tausend Jahre danach geboren wurde, habe ich gerade sicherheitshalber noch mal meine Stirn abgetastet, aber zum Glück keine Hörner gefunden. Da habe ich vor Freude fröhlich mit den Bockshufen gescharrt.
Doch als Abbo von Fleurys Weltuntergang ausblieb, gab es kaum eine Ruhepause. Schon kurz darauf, im Jahr 999, hatte selbst der Papst so große Angst, dass er in Rom zum Jahreswechsel eine Predigt hielt, die eine Massenhysterie auslöste. Wie hieß der Papst, der an Silvester den Weltuntergang erwartete? Natürlich war es Sylvester II. Nicht überliefert ist, ob er sich am Neujahrsmorgen über seinen Kater gefreut hat.
Wenn man die Zahl 999 auf den Kopf stellt, erhält man 666. Das weiß ich aber nicht, weil ich Satan bin, ehrlich nicht, ich habe weiterhin keine Hörner. Ich kann einfach gut Handstand. Solche Zahlenspiele mögen albern wirken, aber waren wohl auch der Grund, dass beispielsweise Christopher Kolumbus den Weltuntergang im Jahr 1666 erwartete. Am Ende ist in dem Jahr aber doch nur ein Großteil der Stadt London abgebrannt. Aber gut, Kolumbus konnte ja auch Amerika und Indien nicht auseinanderhalten. Die Zahl 666 als Zahl des Bösen stammt übrigens auch aus der Offenbarung des Johannes, die sich stellenweise liest wie eine Fan-Fiction der Apokalypse.
Weltuntergangsvorstellungen gibt es bis heute, dafür sorgen unter anderem die Zeugen Jehovas. Ihr Gründer Charles Taze Russel und seine Anhänger sagten das Ende zuerst für das Jahr 1874 voraus, dann für 1878, 1881, 1910, 1914, 1918, 1925, 1975, 1984 und 1994. Das wirkt erst mal viel, aber andere haben den Weltuntergang noch viel öfter angekündigt. Die BILD-Zeitung zum Beispiel, in der gefühlt jede zweite Woche ein Killerkomet über das Titelblatt fliegt, dafür aber erstaunlich selten von der Klimakrise berichtet wird. Aber nun gut, vermutlich gilt da: Killerkometen killen Klimakrisen. Bei den Zeugen Jehovas heißt der Weltuntergang nicht Killerkomet, sondern Harmagedon. Diesen Einschlag auf der Erde werden allerdings 144000 Seelen überleben. Beides bezieht sich – Überraschung – auf die Johannesoffenbarung. Das mit den 144000 Seelen fand ich immer schon spannend, zumal die Zeugen Jehovas aktuell allein in Deutschland über 144000 Mitglieder haben, weltweit sind es 8,7 Millionen. Ziehen die dann Lose, wer am Ende das Ende überlebt? Wir werden es wohl nicht erfahren. Und die meisten Zeugen auch nicht.
Apropos Killerkomet: Erinnerst du dich an den großen Kometeneinschlag von 1973? Ich auch nicht, aber der Anführer der Sekte Children of God hatte ihn zumindest vorhergesagt. Als der Komet dann ausblieb, rechnete jener Mann namens Moses David mit einem Weltkrieg für das Jahr 1986 – aus dem die Kommunisten als Sieger hervorgehen würden. Aber nur bis 1993, denn dann würde Jesus zurückkommen und die Kommunisten besiegen. Erstaunlich genug, denn nichts davon steht im Johannes-Evangelium.
»Moses David« ist natürlich ein cooler Name für einen Guru. Definitiv cooler als »Erika Hedwig Bertschinger-Eicke«. Das könnte der Grund gewesen sein, warum sich die Anführerin von »Fiat Lux« im Allgemeinen lieber »Uriella« nannte. Aus heutiger Perspektive auch nicht mehr so cool, der Name. Das liegt daran, dass es inzwischen eine Erfindung namens Urinella gibt. Und auch weil die Anhänger von Fiat Lux im August 1998 dann eben doch nicht durch UFOs vor dem Weltuntergang gerettet wurden, wie Uriella versprochen hatte. Uriella hingegen war reich geworden, indem sie Tröpfchen und Öle unter anderem gegen Krebs und Aids verkauft hatte. Na, immerhin keine Zuckerkügelchen.
Wenn man über den Weltuntergang schreibt, darf man das Jahr 1999 nicht vergessen. Nicht zuletzt, weil die Ziffern auf den Kopf gestellt »666I« ergeben. Entsprechend wurde es dann wieder richtig munter: Für den Juli 1999 hatte Nostradamus den Weltuntergang mal wieder vorhergesagt, wie immer mit übersichtlichem Erfolg. Doch für den Jahreswechsel 1999/2000 erwartete man, dass alle Computer der Welt einen Nervenzusammenbruch kriegen würden, weil die Jahreszahl vorne plötzlich eine 20 statt einer 19 hatte. Ironischerweise blieb der Papst diesmal gelassen – vermutlich, weil er nicht Sylvester hieß, sondern Johannes.
Doch auch 2012, ebenfalls von Nostradamus prophezeit, blieb die Offenbarung aus. In einem der eher kühnen Moves der Kinogeschichte hat Roland Emmerich diesen Weltuntergang dann trotzdem verfilmt. Was technisch alles möglich ist, heutzutage. Inzwischen hilft uns die Technik sogar, die Wahrscheinlichkeit möglicher Weltuntergangsszenarien zu berechnen. Was ja gar nicht nötig wäre, denn Isaac Newton hat uns schon vor über 300 Jahren mitgeteilt, dass das Ende im Jahr 2060 kommen wird. Und Isaac Newton ist immerhin der Erfinder der Gravitation, seine Einschätzung hat also Gewicht, glaub ich.
Doch bis 2060 ist es noch lange, wie ich uns kenne, schaffen wir bestimmt vorher noch ein paar Apokalypsen. Die offene Frage ist: Wer sagt uns heute den Untergang voraus? Wird dieser Untergang durch einen Weltkrieg kommen? Wir leben in Zeiten globaler Infektionswellen, einer massiven Inflation und 2022 flog eine rechte Gruppe auf, die einen Staatsstreich geplant hatte. Für mich ist es okay, wenn wir die 1920er nachspielen, auch wenn ich nicht verstehe, warum das passiert. Erst recht nicht, wenn ich mich erinnere, was als Nächstes kam. Aber wenn wir das machen, warum wiederholen wir dann nicht auch die guten Sachen der 1920er? Die rauschenden Feste, die aufregende Kunst, die revolutionären Gedanken, Lyrik und Erfindungen von Einstein, Bohr, Kaléko und Flemming? Wieso kriegen wir stattdessen A.I.-Selfies, kaputte E-Scooter quer auf dem Gehweg und Elon Musk? Wobei, vielleicht bedeutet das, dass unser nächster Weltuntergang auch eher albern wird.
Wer die Geschichte der Menschheit kennt, der wird die Möglichkeit eines baldigen Krieges allerdings immer sehen. Dass Menschen sich über einen längeren Zeitraum friedlich benehmen, ist halt kein typisches Verhalten. Die gute Nachricht ist: Die meisten Menschen haben überhaupt keine Lust auf Krieg. Das ist jetzt auch nicht allzu erstaunlich: Zu gewinnen gibt es bei einem Krieg nämlich nur für sehr wenige Menschen etwas. Es besteht also doch die Chance, dass wir die kriegerischen Gelüste einiger mächtiger Menschen durch gezielte Gegenwehr eindämmen. Oder, im noch besseren Fall, die Macht so verteilen und organisieren, dass sie überhaupt nicht mehr für Krieg und Unterdrückung eingesetzt werden kann. Und erst recht nicht für Weltuntergänge.
Was ist jedoch mit der Klimakrise? Die Entwicklungen sind dramatisch, das wird kaum jemand bestreiten wollen. Doch die Welt wird nicht untergehen. Die Menschheit wird auch nicht aussterben. Das hört man zwar immer wieder, aber das ist ein riesiges Strohmann-Argument. Ganz...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Alles wird gut • alles wird gut Buch • Comedy • die Welt retten • Ernährungskrise • gesellschaftliche Transformation • Glauben und Humor • Grenzen des Wachstums • Humor • Humor in der Krise • Ironie • Klimaschutz • Klimawandel • Klimawandel Buch • Klimaziel • Krisenbewältigung • Krisen Handbuch • Lustige Bücher • lustiges Buch • Make Science great again • Multikrisen • Multi Krisen • Omnikrise • Optimimus in der Krise • optimistisch trotz Krise • Poetry Slammer • Positiv denken • Satire • satire humor • Sebastian 23 • Sebastian23 • Selbstermächtigung • transformation gesellschaft • Verkehrspolitik • Verkehrswende • Wachstumskritik • Weltklima • witzige Bücher • Zuversicht für Krisen-Zeiten |
ISBN-10 | 3-96340-290-3 / 3963402903 |
ISBN-13 | 978-3-96340-290-6 / 9783963402906 |
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