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Ungleich behandelt (eBook)

Warum unser Gesundheitssystem die meisten Menschen diskriminiert
eBook Download: EPUB
2024
320 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-29618-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ungleich behandelt - Sabina Schwachenwalde
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Gesundheit ist politisch!
Die gesellschaftliche Diskriminierung und Ungleichbehandlung von Frauen, People of Color, Menschen mit Behinderungen, queeren Personen und armen Menschen setzt sich in unserem Gesundheitssystem fort. Es kommt zu Fehldiagnosen oder Vernachlässigung, was sogar tödlich enden kann, ganz zu schweigen vom zwischenmenschlichen Umgang und Übergriffigkeiten. Ärzt*in und Feminist*in Sabina Schwachenwalde setzt sich gegen Sexismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Klassismus und Ableismus ein und nimmt die Medizin kritisch in den Blick: Warum gelten manche Körper als weniger schützenswert gegenüber anderen? Warum wird manchen Patient*innen mehr, manchen weniger geglaubt? Wer entscheidet, was »normal« und was »krank« ist? Woher stammt das Bild der (weißen) Halbgötter in Weiß? Und ganz konkret: Warum lernt man im Medizinstudium, wie Hautkrankheiten auf heller, nicht aber auf dunkler Haut aussehen, warum sind die meisten ärztlichen Praxen nicht im Rollstuhl erreichbar, warum wissen Ärzt*innen so wenig über queere Gesundheit, und welche Folgen hat Diskriminierung auf unseren Körper und Psyche? Sabina Schwachenwalde liefert in ihrem Debüt die Erklärung, wie strukturelle Benachteiligungen in unserem Gesundheitssystem verankert sind, und verortet diese kritisch als Teil unserer patriarchalen Gesellschaft und pathologisierenden Geschichte.

Eine feministische Auseinandersetzung mit unserem Gesundheitssystem, um die allgegenwärtige Ungleichbehandlung endlich auszuräumen - und ein Plädoyer für eine gerechtere Gesundheit.

Sabina Schwachenwalde, geboren 1991 in Brandenburg, ist Ärzt*in und Aktivist*in. Während ihres Studiums in Berlin, Istanbul und Melbourne forschte sie zu medizinischer Versorgung von Frauen aus eingewanderten Familien und schrieb journalistische Texte. Als Mitbegründer*in des Vereins Feministische Medizin e.V. setzt sie sich ehrenamtlich für gesundheitspolitische Themen ein. Durch ihre Arbeit in der Geburtshilfe kennt sie das Gesundheitssystem aus ärztlicher Perspektive, seit ihrer eigenen Post-Covid Erkrankung auch aus Patient*innensicht.

Vorbemerkung zu Sprache, Begriffen
und Konzepten


Bevor es losgeht, kurz ein paar Erklärungen zu Begriffen und (Sprach-)Konzepten, die ich im Buch verwende – wer direkt mit dem Lesen beginnen möchte, kann natürlich auch einfach bei Bedarf zu diesem kleinen Glossar zurückblättern. Ich habe mich in diesem Buch um eine inklusive und sensible Sprache bemüht. Das bedeutet, Menschen so zu nennen, wie sie genannt werden möchten, und Menschen nicht unerwähnt zu lassen, die zu oft unsichtbar gemacht werden. Es werden euch folgende Formulierungen begegnen:

  • Ableismus; ableistisch: kommt vom englischen Wort to be able, was so viel heißt wie fähig sein, und beschreibt die Diskriminierung aufgrund von Behinderung und/oder chronischer Krankheit.1
  • Behinderung; behindert: Ich spreche von Menschen mit Behinderung oder behinderten Menschen als neutrale (Selbst-) Bezeichnung und erkenne die soziale Dimension des Behindert-Werdens durch gesellschaftliches Stigma und Teilhabebarrieren an, die eine Beeinträchtigung zu einer Behinderung machen.2 Genauso wird die Bezeichnung Menschen mit Lernschwierigkeiten von Betroffenen als Bezeichnung gefordert.3 Der Begriff Krüppel (oder englisch: crip) wird als emanzipatorische Selbstbezeichnung verwendet, die nichtbehinderte Menschen nicht als Fremdbezeichnung benutzen sollten. Ich orientiere mich an den Empfehlungen des Projektes Leidmedien.4
  • Binarität; (nicht-)binär: Der Begriff bezieht sich hier auf das gesellschaftliche Geschlechtersystem, in dem davon ausgegangen wird, dass es nur zwei gegensätzliche Geschlechter gibt: Frau und Mann. Viele Menschen, zum Beispiel inter* oder nicht-binäre Personen, passen nicht in dieses System und erfahren dadurch gesellschaftliche Ausschlüsse.5
  • Cis: Wer sich mit dem Geschlecht identifiziert, das bei der Geburt anhand von Genitalien zugewiesen wurde, wird als cis bezeichnet. Das Adjektiv cis ist das Gegenstück zu trans*, wer sich also zum Beispiel als Frau identifiziert und auch bei der Geburt in die Kategorie weiblich eingeteilt wurde, ist eine cis Frau.
  • Dekolonialisierung; dekolonial bzw. Postkolonialismus; postkolonial: Die Begriffe stehen für Ansätze, die dem Kolonialismus kritisch gegenüberstehen und seinen fortdauernden Einfluss überwinden möchten.6 Dabei geht es auch um die Sichtbarmachung von und den Kampf gegen koloniale Strukturen, die bis zum heutigen Tag andauern.
  • Disability: Das englische Wort für Behinderung ist Disability, im Buch begegnet es uns, wenn es um Aktivist*innen aus der (englischsprachigen) Behindertenrechtsbewegung geht.
  • Diskriminierung: Damit sind sowohl Herabwürdigung und Belästigung auf individueller als auch Benachteiligung auf struktureller Ebene gemeint.
  • Feminismus; feministisch: Verschiedene Formen von Diskriminierung können nur schwer getrennt voneinander betrachtet werden, sondern sie sind sogar eng miteinander verflochten. Anders formuliert: Sie überkreuzen (engl.: to intersect) und verstärken sich gegenseitig, wie es die US- amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw formuliert hat. Sie gilt als Begründerin des sogenannten intersektionalen Feminismus, auf dessen Grundidee ich mich in diesem Buch beziehe.7, 8 Diese Form des Feminismus steht dafür ein, dass verschiedene gesellschaftlich unterdrückte Gruppen nicht gegeneinander um mehr Rechte kämpfen, sondern gemeinsam und solidarisch füreinander einstehen.
  • Klassismus; klassistisch: beschreibt die Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft und Einkommen.
  • Marginalisierung; marginalisiert: Oft spreche ich von marginalisierten Menschen, was vom lateinischen Wort margo für Rand kommt. Es geht dabei um alle, die in der Gesellschaft, und eben auch in der Medizin, nicht im Mittelpunkt stehen, sondern an die Seite gedrängt werden.
  • Misogynie; misogyn: Das Wort steht im engeren Sinne für Frauenhass und bezeichnet im weiteren Sinne die Abwertung von allen weiblichen und femininen (wahrgenommenen) Menschen.9
  • Patriarchat; patriarchal: bezeichnet eine Gesellschaftsordnung, in der in allen Bereichen überwiegend Männer die Macht haben.
  • Queersein/Queerness; queer: Wenn ich die Selbstbezeichnung queere Menschen benutze, dann meine ich damit Menschen, die vielfältige Geschlechtsidentitäten, Beziehungskonzepte und sexuelle Orientierungen haben, die jenseits der gesellschaftlich gesetzten Norm liegen.10 Viele verbinden den Begriff auch mit einer politischen Haltung, die eben diese Heteronormativität, also den gesellschaftlichen Standard von romantischen Beziehungen ausschließlich zwischen Frauen und Männern, hinterfragt. Trans* Menschen identifizieren sich, anders als cis Menschen, nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt von außen zugewiesen wurde. Intergeschlechtliche oder inter* Menschen entsprechen nicht der medizinischen festgelegten Norm von männlichen oder weiblichen Körpern, sondern einem breiten Spektrum dazwischen. Nicht-binäre Menschen finden sich selbst nicht wieder im binären Geschlechtersystem, also in der Annahme, es gäbe nur Frauen und Männer. Manchmal wird auch eine Abwandlung der Abkürzung LSBTIQ* verwendet, die für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*-, intergeschlechtliche und queere Menschen steht.
  • Rassismus; rassifiziert: Menschen, die negativ von Rassismus betroffen sind, bezeichne ich nach dem Vorbild zum Beispiel von §eyda Kurt als rassifiziert,11 um das soziale Konstrukt, das zur Diskriminierung führt, sichtbar zu machen. Denn es gibt keine menschlichen »Rassen«, Rassismus aber sehr wohl. Außerdem verwende ich die Schreibweise Schwarz/ weiß,12 wie es die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland vorschlägt,13 um deutlich zu machen, dass es hier nicht um Hautfarben, sondern um gesellschaftliche Positionen geht. In manchen Zitaten wird auch die Abkürzung Bi_PoC verwendet, die für die englische Selbstbezeichnung Black, indigenous, _ und People of Color steht.14 Bei anderen Formulierungen orientiere ich mich an den Empfehlungen der Neuen deutschen Medienmacher*innen.15
  • Repräsentativ: ist ein (ungenauer) Begriff aus der Statistik. Er bedeutet, von der Stichprobe, die in einer Studie untersucht wurde, kann auf eine größere Menge geschlossen werden. Eine (vermutlich) repräsentative Datenmenge liegt zum Beispiel vor, wenn für eine Befragung eine Gruppe an Menschen in Deutschland ausgewählt werden, die in ihrer Zusammenstellung der Gesamtgesellschaft entspricht.
  • Statistisch signifikant: Eine Formulierung aus dem Bereich der Statistik, die manchmal bei der Erwähnung von Studienergebnissen auftaucht, ist signifikant. Das bedeutet, dass die Unterschiede, die in einer Studie festgestellt wurden – zum Beispiel zwischen verschiedenen Patient*innengruppen – nicht zufällig sind. Unter Forschenden wurde sich darauf geeinigt, erst ab einer Irrtumswahrscheinlichkeit von unter 5 Prozent (also einem sogenannten p-Wert von 0,05) von signifikanten Ergebnissen zu sprechen, manche Studien weichen aber auch etwas hiervon ab.16

Das Konstrukt eines binären Geschlechtersystems möchte ich sprachlich aufbrechen durch die Verwendung von geschlechtersensibler Sprache, die allen Geschlechtern einen Platz einräumt. Dabei orientiere ich mich an den Empfehlungen des Projektes Genderleicht des Deutschen Journalistinnenbunds.17 Menschen sollen, wenn es um sie geht, explizit mitgenannt werden, denn mitgemeint ist nicht mitgedacht, wie Studien belegen.18-21 Hierzu benutze ich das Gendersternchen in Formulierungen wie »Patient*innen«, wobei der Stern eine Lücke im Wort erzeugt, um so Platz für andere Geschlechter jenseits von Frau und Mann zu machen. Mir ist mit der Zeit klar geworden: Auch ich selbst fühle mich nicht recht wohl damit, wenn ich von anderen als Frau bezeichnet werde, weshalb ich für mich selbst die Schreibweise mit Genderstern, also zum Beispiel Ärzt*in, Autor*in oder Aktivisten bevorzuge. Wenn jemand über mich spricht und das Pronomen sie verwendet, finde ich das okay, am liebsten benutze ich aber gar kein Pronomen oder meinen Namen. Wenn ich Expert*innen und Betroffene zitiere, verwende ich jeweils die Pronomen, die sie selbst für sich benutzen, weshalb ihr an manchen Stellen zum Beispiel Formulierungen wie sie*, er* oder sier lesen werdet. Außerdem werden euch in Zitaten auch andere Formen der geschlechtersensiblen Sprache begegnen, zum Beispiel mit Unterstrich (»Patient_innen«) oder Doppelpunkt (»Patient:innen«).

Wenn möglich, möchte ich Menschengruppen und Sachverhalte konkret und korrekt benennen. Wenn es also zum Beispiel um das Thema Geburt geht, wäre es falsch, pauschal von Frauen zu sprechen, da zum Beispiel auch trans* Männer und nicht-binäre Menschen gebären können. Hier könnte eine Formulierung heißen: Menschen, die schwanger werden können oder Menschen mit Uterus. Ebenso ist es ungenau,...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2024 • Ableismus • Alltagssexismus • andere geschlechter • Behandlungsfehler • Biologie • #blacklivesmatter • diskriminierung medizin • Diversität • Diversity • eBooks • Endometriose • FLINTA • Gender Medicine • Gendermedizin • Geschichte • Geschichte der Medizin • Gesundheit • Gesundheitssystem • Gleichberechtigung • Hashimoto • Hass • Hauterkrankungen • Herzinfarkt • institutionalisierte Diskriminierung • Intersektionalität • Klischees • Medizin • Misogynie • Neuerscheinung • Patriachat • People of Color • Rassismus • Sachbuch • Stereotype
ISBN-10 3-641-29618-8 / 3641296188
ISBN-13 978-3-641-29618-6 / 9783641296186
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