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Wie KI unseren Alltag bereits beherrscht und wie man sie erkennt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
REDLINE Verlag
978-3-96267-586-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sie werden mit dem nächsten freien Chatbot verbunden -  Eldar Sultanow
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Besser leben mit KI? Ob wir mit Siri sprechen, Netflix schauen oder einen Kundenservice kontaktieren, wir alle nutzen KI längst im Alltag - meist jedoch, ohne es zu merken. Doch woran erkennt man, ob und wann eine künstliche Intelligenz ihre Finger im Spiel hat? Der IT-Experte Eldar Sultanow erklärt nicht nur, was KI überhaupt ist, sondern deckt zugleich auf, wo uns die Algorithmen in oft unscheinbaren Geräte- und Programmanwendungen bereits unbemerkt begleiten, beraten und beeinflussen. Denn trotz all der Erleichterungen, die KI mit sich bringt - von Zeitersparnis über Effizienzsteigerung bis hin zur nachhaltigen Verbesserung von Gesundheit oder Lebensqualität - sollten wir nie vergessen, dass sich KI und deren Schöpfer an unseren Daten »nähren«. Sultanow zeigt deshalb, wie wir künstliche Intelligenz zu unserem Zweck nutzen und trotzdem die Kontrolle behalten können. Sein Buch ist ein Plädoyer dafür, das Menschliche trotz aller Begeisterung für neue digitale Möglichkeiten nicht aus den Augen zu verlieren.

Eldar Sultanow ist IT-Stratege bei einer der weltweit führenden Beratungsgesellschaften für digitale Transformation. Der Informatik-Guru ist auf Digitalisierung und KI spezialisiert und bringt über 20 Jahre Erfahrung in Sachen Softwareentwicklung mit. Sultanow beschäftigt sich viel damit, wie man KI für gute Zwecke, zum Beispiel im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz, einsetzen kann.

Eldar Sultanow ist IT-Stratege bei einer der weltweit führenden Beratungsgesellschaften für digitale Transformation. Der Informatik-Guru ist auf Digitalisierung und KI spezialisiert und bringt über 20 Jahre Erfahrung in Sachen Softwareentwicklung mit. Sultanow beschäftigt sich viel damit, wie man KI für gute Zwecke, zum Beispiel im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz, einsetzen kann.

Gamechanger Offline-Wildnis


»Eldar, jahrelang machst du KI, Tech und all dieses Zeug, und jetzt fängst du an, uns davor zu warnen? Was ist los mit dir?«

Um das zu verstehen, muss ich auf ein Schlüsselerlebnis zurückgreifen. Im Jahr 2015 flog ich auf die Philippinen, ins vom Taifun zerstörte Gebiet Biri: 14 Stunden Flug, 22 Stunden Busfahrt und anschließend nachts noch eine Überfahrt mit der Fähre. Ich sag es mal so: Die Sitzabstände entsprechen nicht dem europäischen Standard, Hühner und Schweine waren übrigens auch mit an Bord. Endlich angekommen, muss ich ziemlich mitgenommen ausgesehen haben. Und dann passierte etwas Unvergessliches: Menschen, die noch viel mitgenommener aussahen als ich, in zerfetzter Kleidung, winken mir aus den Trümmern ihrer Häuser zu, mit einer Schüssel Reis in der Hand. »Hier gibt’s Essen« für den fremden Mann. Abends kommt ein Einheimischer namens Rudy vorbei und sagt: »Ich lade euch auf eine Flasche Reiswein ein. Nur die Flasche fehlt noch.«

In dem Moment habe ich mich geschämt. Jahrelang habe ich »Probleme« gelöst wie: »Wie mache ich eine Website schneller?«, »Wo muss der Link hin, damit mehr Leute für noch mehr Umsatz klicken?« Und jetzt stand ich vor elementaren Problemen, die man mit «Metaverse« bestimmt nicht lösen kann. Es gab kaum Decken, Betten schon gar nicht. Ich schlief auf einer Tür und konnte es mir aussuchen: Lege ich mich auf die Decke drauf, damit es weicher ist, oder decke ich mich damit zu, um nicht von Mücken zerstochen zu werden? Und was ging mir nachts durch den Kopf? Du kannst nichts haben und das Leben ist so intensiv wie nie.

Mir wurde klar, wie viel Zeit ich in dieser Tech-Blase verbracht hatte und wie lebensfern die Probleme waren, die ich löste.

Und immer schießt mir dieselbe Frage durch den Kopf: Was macht unser Leben intensiv? Wollen wir als Helden oder zumindest als Beobachter von Heldentaten in die Geschichte eingehen, oder uns mit einem Platz in der »Langeweile-Lounge« begnügen, wo unsere Taten uns zu Zuschauern des Alltäglichen machen? Und mein Tun? Es ist manchmal so emotionslos und unauffällig, dass es fast schon ein eigenes trockenes Stand-up-Comedy-Programm verdient.

Was bedeutet »Held sein«? Was ist das, das die Antwort auf folgende Frage am Ende unseres Lebens bestimmt: Hattest du bis Anfang 30 ein wildes Leben, das sich normalisiert hat? Na ja, dann kannst du dich nicht beschweren. Oder war alles von Anfang bis Ende einfach nur genial?

Ist es Einfluss, ist es das Erlebnis, Angst überwunden und Grenzen gesprengt zu haben, ist es unternehmerischer Erfolg, ist es Bestätigung, ist es das Gefühl, über jede Herausforderung erhaben zu sein, sind es Kontrasterlebnisse?

Auf den Philippinen ist mir zumindest klar geworden, was es nicht ist: Routinen, Komfort und Technologie. Technologie macht alles bequem für uns: Der Thermomix kocht für dich, Alexa fährt morgens um sieben Uhr die Jalousien hoch und es gibt Drohnen – kein Witz –, die mit aufgespanntem Regenschirm über deinem Kopf fliegen, damit du während eines Wolkenbruchs weiter beidhändig WhatsApp-Nachrichten tippen kannst. Im Zeitalter von Lieferando und mindestens zwei Autos in jedem vierten Haushalt hört sich das an wie »das Jahrhundert des perfekt gemachten Nestes«. Fortschritt bringt Wohlstand und Komfort, das stimmt. Das Leben mag früher nicht unbedingt besser, aber auf jeden Fall intensiver gewesen sein. Und wenn wir schon bei Verschwendung sind: Was sollte mehr vermieden werden als ein Leben, das die Würze der Intensität vermissen lässt?

Technologie macht unser Leben einfacher, bequemer, aber auch langweiliger. Sie ist wie ein Buschmesser, das auf deiner Dschungel-Safari die Zweige aus dem Weg räumt. Oder noch besser formuliert: wie eine gut ausgebaute Autobahn für die Reisegruppe »Erste Welt« – breit, komfortabel und mit vielen interessanten Zwischenstopps.

Und das war es dann mit der Offline-Wildnis. Dabei brauchst du genau das: Erlebnisse. Dann denke ich an meine Jugend zurück: diese intensive Safari durch die Premieren meines Lebens: Das erste Mal knutschen, das erste Mal besoffen, die erste Schaumparty, meine erste Langzeitbeziehung (drei unvergessliche Wochen). Es hagelte Premieren. Und ab 30? Dann hören die Premieren auf: sechs Jahre lang dieselbe Bürotür geöffnet, die gleiche Rolltreppe genommen, der gleiche Bürostuhl: höhenverstellbar, ergonomisch, mit Doppelarmlehne, Rückenverstärkung und mittelhartem Federkern. Geht es noch langweiliger?

Technologie und Routinen sind bequem – keine Frage. Für ein intensives Leben brauchst du aber Erlebnisse, und zwar konträre Erlebnisse. Gegensätzlichkeit macht lebendig. Das Leben sprüht vor Intensität in jenen Momenten, in denen wir uns am Rande des Nervenkitzels bewegen, zum Beispiel beim täglichen Radfahren durch Frankfurt, wo du jedes Mal superfroh bist, lebendig auf der Arbeit anzukommen. Weit vor unserer Zeit war alles ein Erlebnis. Bei einer Kutschfahrt von A nach B war dein Leben in Gefahr. Du konntest überfallen, ausgeraubt, verschleppt, erdolcht werden. Da war Ankommen bereits das Ziel. Und heute? Mit Sicherheit kein Funkeln in den Augen des Kollegen im Einwohnermeldeamt, als wäre er begeistert von der alltäglichen Expedition in die Schreibstube.

Alles ist so bequem und unkompliziert geworden, dass das tägliche Abenteuer meistens auf der Strecke bleibt. In unserer sicheren Welt vergessen wir leicht, wie wertvoll und bemerkenswert das einfache Dasein ist, und brauchen gelegentlich eine kleine Erinnerung, um die Schönheit des Lebens zu schätzen.

Mein Augenöffner-Moment auf den Philippinen machte mir klar, wie lebendig und intensiv die Offline-Welt sein kann. Als würde ich plötzlich die Farbenpracht der Natur im Vergleich zu der aus Nullen und Einsen bestehenden Digitalwelt erkennen. Diese Erfahrung führte mir vor Augen, wie Bequemlichkeit die eigene Wahrnehmung des wirklich Aufregenden im Leben dämpfen kann. Karl-Heinrich Bette (2004) nennt ein treffendes Zitat des französischen Extrembergsteigers Éric Escoffier: »Wir wollen Beute und nicht Rente!« Aber was ist denn mit »Beute« in diesen Tagen gemeint? Während die Wikinger Wild erbeuteten, um die Sippe zu ernähren, erbeute ich heute Klicks und Likes, um mein in Mitleidenschaft gezogenes Dopaminsystem zufriedenzustellen. Wir haben eine Digitalwelt geschaffen, in der eine rücksichtslose Aufmerksamkeitsökonomie (Attention Economy) herrscht. Die Währung in dieser digitalen Welt ist ein sehr wertvolles, durch unsere Lebenszeit stark begrenztes Gut, das wir nur einmal ausgeben können: Aufmerksamkeit. Und dieses Gut investieren wir und gleiten sanft in eine Art digitalen Überdruss hinein, verführt von dem Verlangen nach einer perfektionierten Onlineversion unseres Selbst. Diese digitale Welt hat die Anziehungskraft einer faszinierenden Fata Morgana, die es uns erschwert, den Weg zurück in die belebende Offline-Wildnis zu finden.

Wenn Offline-Wildnis der Ort ist, an dem soziale Interaktion nicht digitalisiert ist, an dem das elementar Menschliche wie Emotionen, Bedürfnisse und Kreativität durch KI weder erkannt noch beeinflusst oder gar emittiert wird, wie viele dieser Orte gibt es noch in deiner unmittelbaren Umgebung? Die Coronazeit hat unser Sozialleben weiter verändert: Der einst übliche Small Talk zwischen Kellner und Gast wurde aufgrund der Ansteckungsgefahr zu einer echten Seltenheit. Noch gefährlicher waren Veranstaltungen mit vielen Menschen, und »sich die Hand zu geben« konnte das Todesurteil bedeuten. Es war nicht nur eine Zeit der Vergiftung des Soziallebens, sondern auch die Schaffung einer neuen Zweiklassengesellschaft: Wer die Luca-App besaß, konnte schnell und bequem im Restaurant Platz nehmen – die anderen nicht, und das war nur die Spitze des Eisbergs.

Nun will ich all das nicht komplett schlechtreden. Diese Apps sind wirklich hilfreiche Lösungen, die Menschen während der Coronazeit gut unterstützt, unnötigen Papierverbrauch vermieden und einen großen Beitrag zur Überbrückung dieser schwierigen Zeit geleistet haben.

Es geht vielmehr um Folgendes: Technologie ist unser Helfer, um die Offline-Welt zu bereichern und uns mehr Zeit zu schenken, die wir im echten Leben genießen. Sie ist wie ein persönlicher Assistent, der uns dabei unterstützt, dem realen Dasein mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Technologie und künstliche Intelligenz sollen den Menschen die Zeit für echte soziale Interaktion freischaufeln und nicht wegnehmen, stupide Arbeiten abnehmen und Raum für Kreativität schaffen – ganz nach dem Prinzip »Take the robot out of the human work«. KI ermöglicht Menschen, bisher Unmögliches zu schaffen, zum Beispiel die Bekämpfung der Flussblindheit (Deutsches Ärzteblatt, 2021). Die Flussblindheit ist die zweithäufigste Ursache einer infektionsbedingten Erblindung, 30 Millionen Menschen sind infiziert, 99 Prozent davon in Afrika. Sie zählt zu den »Big...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte AI • Alexa • Berufsalltag • Change • Chatbots • ChatGPT • Datenschutz • Digitalisierung • gläserner Mensch • Internet • KI • Künstliche Intelligenz • Philosophie • Revolution • Roboter • Singularität • Überwachung • Unternehmensberatung • Unternehmensführung • Zukunft
ISBN-10 3-96267-586-8 / 3962675868
ISBN-13 978-3-96267-586-8 / 9783962675868
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