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Überall steckt Kreativität drin (eBook)

Alltagsintegrierte Kreativitätsförderung für 3- bis 6-jährige Kinder
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
112 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61759-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Überall steckt Kreativität drin -  Peggy Fettig,  Tanja Jungmann,  Katja Koch
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Jeder Mensch kann kreativ sein - und das von Anfang an. Oft jedoch braucht es einen Impuls oder eine Aufgabenstellung, um bei Kindern kreatives Denken und Handeln anzustoßen. In diesem Praxishandbuch werden die theoretischen Grundlagen der Kreativitätsförderung anschaulich und praxisnah vermittelt. Dabei steht die Nutzung des kreativen Potenzials von alltäglichen Situationen im Vordergrund. So kann sowohl die Begrüßung als auch eine Bilderbuchrunde für kreative Aktivitäten genutzt werden. Mithilfe unterschiedlicher Impulse, die von Techniken des kreativen Gestaltens über das Musizieren bis hin zum Geschichtenerzählen reichen, wird ein individueller künstlerischer Prozess angeregt - denn Kreativität kann in Allem stecken!

Peggy Fettig, Rostock, ist Sonderpädagogin und Kunstlehrerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation an der Universität Rostock.Prof.in Dr. phil. Tanja Jungmann, Vlotho, lehrt und forscht an der Universität Oldenburg zum Thema "Sprache und Kommunikation und ihre sonderpädagogische Förderung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse". Prof.in Dr. phil. Katja Koch, Rostock, lehrt und forscht zum Thema "Frühe Sonderpädagogische Entwicklungsförderung" am Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation an der Universität Rostock.

Peggy Fettig, Rostock, ist Sonderpädagogin und Kunstlehrerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation an der Universität Rostock.Prof.in Dr. phil. Tanja Jungmann, Vlotho, lehrt und forscht an der Universität Oldenburg zum Thema "Sprache und Kommunikation und ihre sonderpädagogische Förderung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse". Prof.in Dr. phil. Katja Koch, Rostock, lehrt und forscht zum Thema "Frühe Sonderpädagogische Entwicklungsförderung" am Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation an der Universität Rostock.

2. Alltagsintegrierte Kreativitätsförderung

Die Förderung der Kreativität aller Kinder stellt eine zentrale Aufgabe für pädagogische Fachkräfte dar. Zunächst wird der Begriff der alltagsintegrierten Kreativitätsförderung geklärt und thematisiert, welche besondere Bedeutung dem Spiel für die Kreativitätsentwicklung zukommt. Weiterhin wird auf die Rolle der pädagogischen Fachkraft eingegangen, deren Aufgabe darin besteht, vielfältige Impulse zur Entwicklung der Kreativität zu schaffen. Es wird dargestellt, wie wichtig eine wertschätzende Beziehungsgestaltung zu den Kindern sowie die Gestaltung einer kreativitätsförderlichen Umgebung (z. B. Inhalte, Methoden, Techniken) und entsprechender Organisationsformen (z. B. Räume, Zeiten, Material und Personen) sind. Das Konzept der Kreativitätswerkstatt wird exemplarisch vorgestellt. Zudem wird auf die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Eltern, z. B. im Rahmen einer Elternwerkstatt, sowie von Kooperationen mit Künstlern und Galerien in der Umgebung der Kindertageseinrichtungen eingegangen.

2.1 Was ist alltagsintegrierte Kreativitätsförderung?

Jeder Mensch, so auch jedes Kind, kann, wie bereits festgestellt, kreativ sein. Das bedeutet, Kinder bringen kreatives Potenzial mit. Sie können es ausbilden, wenn sie auf Erwachsene und ein Umfeld treffen, die ihnen helfen, ihre Potenziale zu entfalten und zu erhalten.

Bedeutung des sozialen Umfelds

Kinder reagieren auf ästhetische und sinnliche Impulse aus der Umwelt mit Neugier, Erkundungsverhalten, Fantasie, Experimentierfreude und schöpferischem Tun (Braun et al. 2019). Die Entwicklung kognitiver und kreativer Potenziale von Kindern ist dabei umso größer, je mehr emotionale Zuwendung sie erfahren und je mehr Erfahrungsmöglichkeiten ihnen das sozio-kulturelle Umfeld bietet (Braun 2016). In der Praxis gehen diese beiden Aspekte üblicherweise miteinander einher.

alltagsintegrierte Förderung

Kreativitätsförderung sollte in den Tagesablauf der Kinder eingebettet sein. Die Vorstellung, sie könne in Form von Kreativitätsförderprogrammen, wie auch immer sie gestaltet sind, erfolgen, steht der bisher geschilderten, grundsätzlichen Auffassung von Kreativität als Kompetenz zum Schöpferischen entgegen. Die dauerhafte Vorgabe bestimmter Materialien oder Programmbausteine in strukturierter und standardisierter Abfolge birgt vielmehr die Gefahr, jegliche Kreativität im Keim zu ersticken. Bereits alltägliche Situationen in den Kindertageseinrichtungen bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Entfaltung des kreativen Potenzials der Kinder – die pädagogische Fachkraft muss sie nur erkennen.

Bedeutung des Spiels

Für erfolgreiche Lernprozesse in allen Bereichen der kindlichen Entwicklung bietet das Spiel ideale Voraussetzungen. Kindliche Kreativität tritt in unterschiedlicher Intensität in allen Formen des kindlichen Spieles (z. B. im Funktionsspiel, Symbolspiel, Konstruktionsspiel, Rollenspiel, Regelspiel) auf.

Kreativspiel

Spiele, bei denen nicht nach einem vorgegebenen Regelwerk gespielt, sondern flexibel mit Regeln, Organisationsformen und Abläufen umgegangen wird, können unter dem Begriff Kreativspiel zusammengefasst werden. Kreativität kann dabei unterschiedliche Dimensionen annehmen: vom einfachen Abwandeln von Regeln über die Umstrukturierung von Spielabläufen bis hin zum Erfinden eigener Spielformen.

  Beispiel  

In der Familie wird „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Die Regeln sind bekannt und alle wissen, dass bei einer gewürfelten Sechs die nächste Figur ausgespielt werden muss. Anna (5;6 Jahre) beobachtet das Spiel und legt zum Vorteil für sich fest: „Heute können alle bei einer Sechs die Figur nehmen, die sie wollen.“ Ohne Protest der anderen MitspielerInnen geht das Spiel nun so weiter.

Schon sehr junge Kinder entdecken ihre Umwelt: Sie hantieren mit Gegenständen und Materialien, sie experimentieren mit Sprache und erfinden auf diese Weise von Anfang an ihre eigenen Spiele – mit anderen Worten, sie werden kreativ.

  Beispiel  

Elli (4;3 Jahre) spielt mit ihren Pferden und Puppen. Sie lässt die Reiterin sagen: „Nun müssen wir in den Stall gehen. Es regnet gerade.“ Elli nimmt einen Pappkarton, der neben ihr steht und in dem Bücher liegen. Sie leert ihn aus, dreht ihn um und lässt die Puppe rufen: „Wie gut, wir haben den Stall noch gerade rechtzeitig erreicht“. Aus dem Karton ist ein Stall geworden, der auch im weiteren Spiel ein solcher bleibt.

Potenzial des kreativen Spiels

Alle Varianten des Kreativspiels enthalten explizit oder implizit das Potenzial, die kindliche Kreativität alltagsintegriert zu unterstützen und zu fördern. Die Voraussetzung für die Entfaltung von Kreativspielen allerdings ist, den Kindern Raum zu geben, eigenständig und kreativ zu spielen.

Damit Kinder kreativ spielen und lernen können, ist die pädagogische Fachkraft herausgefordert, sich mit Vorgaben zur Lösungsfindung zurückzuhalten.

Auch mit überkomplexem und perfektioniertem Spielzeug sollte zurückhaltend umgegangen werden. Kinder können eher kreativ werden, wenn man sie gewähren lässt. Aus einfachsten Gegebenheiten ihrer jeweiligen Umwelt entwickeln sie bald fantasievolle Spiele.

2.2 Gemeinsam kreativ werden – Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

Die Aufgabe der pädagogischen Fachkraft besteht darin, den Alltag auf Situationen hin zu analysieren, die Potenzial für die Entfaltung und Förderung der Kreativität haben. Damit kommt ihr eine Schlüsselposition zu, denn sie kann Impulse und Anregungen geben sowie Bedingungen schaffen, dass Kinder kreativ sein können. Pädagogischen Fachkräften und Kindern, denen kreatives Spielen vertraut ist, gehen zu keiner Gelegenheit und an keinem Ort die Ideen zum Spielen aus. Sie erkennen den Aufforderungscharakter der Umwelt zum Spielen und können das Gelände, Geräte, Materialien, MitspielerInnen und Situationen als Impulsgeber zum Spielen begreifen und nutzen (Warwitz / Rudolph 2021).

Häufig müssen Erwachsene kreatives Spielen, d. h. ohne fremde Vorgaben und Hilfen selbst wieder erlernen. Zu sehr sind sie an die Verfügbarkeit von Spielmaterialien, ein vorbereitetes Spielgelände und ein Regelbuch für neue Spiele gewöhnt, dass sie sich hilflos fühlen, wenn diese fehlen. Aber der Weg zur Wiederentdeckung der eigenen Kreativität lohnt sich.

Kreativität von Kindern hängt maßgeblich vom psychologischen Klima in der Einrichtung ab. Damit wird die von den Kindern und Fachkräften erlebte Lernumwelt, die pädagogische Arbeitsatmosphäre bzw. die vorherrschende erzieherische Wertorientierung bezeichnet. Im Rahmen eines unabhängigen Zeichentests wurde festgestellt, dass in einem Klima aus Neugier und Offenheit sowie in einer vertrauensvollen Lernatmosphäre, die sich durch Kreativität, Kooperation und Teamgeist auszeichnet, Zeichnungen von Kindern fantasievoller und kreativer ausfallen als die von Kindern in einem Vergleichskindergarten hierarchischer Struktur (Preiser 1996).

Förderung der Kreativität

Nach dem Konzept der Kreativitätsförderung besteht die Hauptaufgabe der pädagogischen Fachkraft darin, die natürliche Neugier von Kindern durch Unterstützung ihrer Experimentierbereitschaft aufrecht zu erhalten. Dazu gehört auch die Stärkung eines positiven kreativen Selbstbildes durch Erfolgserlebnisse und Anerkennung, durch die Begegnung mit vielfältigen Materialien und den damit verbundenen Möglichkeiten der Sacherfahrung, eine offene und ermutigende Kommunikation mit anderen Kindern und Erwachsenen sowie durch die eigenaktive Gestaltung von Umgebung und im gemeinsamen Tun von Erwachsenen und Kindern (Braun et al. 2019).

  Beispiel  

Die pädagogische Fachkraft beobachtet, wie Tim (5;4 Jahre) und Annabell (5;7 Jahre) in der Freispielphase ein Tiergehege bauen. Die Bausteine bilden den Zaun. Als Tim die Tiere ins Gehege setzen will, fragt er: „Soll da noch Rasen sein?“ Auf einem Tisch liegen Blätter und verschiedene Stifte. Annabell holt, ohne zu zögern, ein Blatt und grüne Stifte. Beide Kinder arbeiten am Gras für ihren Zoo.

kreativitätsfördernde Elemente

Nach Braun et al. (2016) können die folgenden kreativitätsfördernden Elemente identifiziert werden:

Aufbau von Selbstvertrauen,

Kultivierung des Was-wäre-wenn-Denkens und die Begegnung mit anderen Kulturen,

frühe Vermittlung von Techniken des kreativen Arbeitens und selbstständigen Lernens sowie der eigenen Bewertung von Leistungen,

Aufbau von Durchhaltevermögen und Verzicht auf schnelle Belohnungen,

Förderung der kindlichen Interessen verbunden mit der Herausforderung, sich immer wieder neu Wissen und Fertigkeiten anzueignen,

Schaffung einer Umgebung mit kreativen Vorbildern.

Diese Elemente werden von Braun et al. (2019) noch ergänzt um die Kreativitätsförderung durch Beziehung und diejenige durch Kommunikation. Aber auch das Wissen...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Vorschulpädagogik
Schlagworte Alltagsintegrierte Förderung • Entwicklungsförderung • Frühe Bildung • Kinderatelier • Kindergarten • Kreative Impulse • Kreativitätsentwicklung • Kreativitätsförderung • kreativräume • Kunst • Pädagogik • Praxishandbuch • Sachkompetenz • Techniken
ISBN-10 3-497-61759-8 / 3497617598
ISBN-13 978-3-497-61759-3 / 9783497617593
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