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Telotopia (eBook)

Ein kulturarchitektonisches Modell einer wünschenswerten Kultur der Zukunft (gekürzte Fassung Smart-Druck)
eBook Download: EPUB
2023
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-3663-4 (ISBN)

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Telotopia -
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Telotopia ist ein kulturarchitektonisches Modell einer sozial stabilen & gerechten, ökologisch nachhaltigen, kulturreichen und wünschenswerten Kultur der Zukunft. Dieser Entwurf basiert auf Einsichten in die humanevolutionäre und kulturgeschichtliche Entwicklung, auf Beispielen historisch-ethnologischer Kulturen wie auf humanwissenschaftlichen Erkenntnissen wie u.a. der Psychologie und Pädagogik. Dabei geht es nicht um eine bloße utopische Fantasie. Die Verwirklichung einer Kultur in der Art von Telotopia erscheint real möglich, im Grunde sogar relativ leicht, sofern sie ein entsprechendes Interesse findet. Darüber hinaus soll dieses kulturarchitektonische Modell den neuen Wissenschaftszweig der >Telotopistik< begründen. Es geht um die Einsicht, dass eine gesellschaftliche Entwicklung nur dann ein gewolltes und funktionsfähiges Ergebnis finden kann, wenn sie nicht vager und ungeklärter ist als ein Bauplan für ein gängiges Einfamilien-Haus. Auch in der gesellschaftlichen Anlage gibt es viele Strukturen, die heute geplant werden müssen, aber auch wünschenswert geplant werden können. Das vorliegende Modell soll anregen, ein kulturarchitektonisches Verständnis dieser Strukturen für eine wünschenswerte Kultur der Zukunft zu entwickeln. Die >Werkstatt Neue Kultur< dient in Diskussion und Praxis der Entwicklung einer neuen Kultur. Ihr Mitarbeiter Christoph W. Rosenthal, unter dessen Federführung dieses Werk entstand, ist freier Historiologe und Kulturologe. Er veröffentlichte einige Bücher zu Humanevolution, Geschichte, Kulturologie, Sprache usw.

1.1 Kultur, Utopie und Telotopistik


Das Thema Utopie war angesichts der kulturalen Anlage des Menschen von je her von grundlegender Bedeutung und als Bestandteil der Mythologie immer schon ein zentrales und entscheidendes soziales Element von Kultur. Freilich wurde es historisch von Anfang an in der neuen politischen Ideologie und der späteren ökonomischen Werbung vereinnahmt und verdreht. In gewisser Weise ist das heutige Ausmaß an utopischen Bildern in der ökonomischen und politischen Werbe-Propaganda zu einem grundlegenden Problem geworden, das die unbefriedigten Bedürfnisse für sich instrumentalisiert und über die tatsächlichen Problematiken hinwegtäuscht.

Doch zunächst bleibt festzustellen, dass sich schon die humanevolutionäre Ausprägung unserer Art Homo sapiens ausschließlich durch eine vorausgehende Utopie menschlich zugewandter und fähiger Sozialverhältnisse erklärt. Anders wäre man über die sozialen Probleme der genetisch ererbten Verhaltensformen nicht hinausgekommen, mit denen die evolutionär vorausgehenden Hominiden trotz ihrer großen technischen Intelligenz und ihrer weiten Verbreitung über die Welt komplett dem Aussterben verfielen. Es brauchte eine motivierende Zielvorstellung eines produktiven Beziehungs- und Sozial-Lebens, die genügend Zuspruch fand. Erst mit einer >Utopie<, die genügend Verstehen für ein erstrebenswertes Leben und Verhalten bot, wurde es im humanevolutionären Prozess möglich, über die ererbten Sozialverhältnisse und Verhaltensformen hinauszukommen, die evolutionär im Ruin endeten.

Diese Utopie entstand aus der ursprünglichen Mythologie. Es waren die Geschichten für die Kleinkinder, aus denen die soziale Utopie folgte. Wenn diese Geschichten, ganz wie es die Kleinkinder hören wollten, von der >Ur-Mutter Mond< erzählten, die extra für sie diese Welt zwecks Glücks und Liebe geschaffen habe, so boten diese Geschichten den Erwachsenen auch selbst die Idee, dass Besseres möglich ist, als sich wie die Hominiden mit ständigen Konkurrenzkämpfen gegenseitig das Leben schwer zu machen und letztlich auch zu ruinieren.

Anders als die sonstigen biologischen Prozesse der Evolution erklärt sich die Humanevolution nicht von den Naturprozessen her. Es ging in ihr ja um die Ablösung von den biologischen Mechanismen der genetischen Verhaltenssteuerung. Der evolutionäre Erwerb der Befähigung zur Selbststeuerung war ausschließlich aufgrund einer gemeinschaftlich bestimmten Kultur und Zielsetzung möglich. Den ersten Anhalt dafür boten die mythologischen Geschichten, die die Kleinkinder aufgrund der sprachlichen Weiterentwicklung zu hören wünschten. Ihre Motive von Zuwendung, Solidarität und einem >guten Leben< stellten die Grundlagen der ursprünglichen Utopie.

So hat der Mensch von diesem Entwicklungsgang her immer eine Voraus-Setzung. Doch ist infolge der humanevolutionären Entwicklung der Kulturalität des Menschen dieses Voraus immer auch >utopisch< und zielorientiert (griech. telos = Ziel >> Teleologie, Telotopie). Hier liegt die große Bedeutung der Beiträge von Ernst Bloch, z.B. mit >Das Prinzip Hoffnung<. Der Mensch kann nie allein von der Biologie und der Vergangenheit her verstanden werden. Mit der menschlichen Selbststeuerung sind immer auch Ausrichtungen, Hoffnungen und Ziele verbunden, ähnlich wie beim Autofahren. Wo keine Hoffnungen und keine realen Zielsetzungen vorhanden sind, besteht auch keine eigentliche Selbststeuerung, nur ein Reagieren.

Ohne einen gemeinschaftlich geklärten Bauplan seines Soziallebens wäre es schon humanevolutionär nicht zu einem fähigen Sozialleben = Kultur (im eigentlichen biologischen Sinn) und also nicht zu unserer kulturalen Art Homo sapiens gekommen. Dies gilt heute in Bezug auf das Sozialleben erst recht.

Hierbei kann man das Verhältnis von Utopie und Telotopistik ganz in der Art eines architektonischen Vorhabens sehen. Dieses Vorhaben beginnt mit der Utopie. Die Utopie löst das Vorhaben aus. Sie tritt bei komplexeren Vorhaben als erster Ausdruck eines wirklichen Vorhabens heraus und begründet den Klärungsprozess bzgl. seiner Fantasien usw. Es ist in sozialen Kontexten gut und auch wichtig, zunächst einmal diese rein subjektive Dimension seiner Wünsche, Bedürfnisse und Fantasien zu erschließen, ohne immer sofort an die Machbarkeit zu

denken, die freilich auch nicht aus dem Blick geraten sollte. Je besser man seine Wünsche und Bedürfnisse in Bezug auf die Ziele verstanden hat, desto näher kann man ihnen in den Ergebnissen kommen, selbst wenn man nicht alles (sofort) verwirklichen kann.

Genauso spielt eine Architektur zunächst mit Fantasien. Ist hierbei ein bestimmtes Leitmotiv oder Modell deutlich geworden, kommt es in der Architektur zu dem zweiten Schritt, diese Ideen zu einem realen Bauplan auszuarbeiten. Ganz in dieser Art kann hier die Telotopistik als kulturelle Architektur begriffen werden. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass sie sich auf eine oder wie hier auf die gesellschaftliche Anlage im Weltverhältnis bezieht.

Allerdings haben wir es bei der gesellschaftlichen Anlage heute noch mit einer eigenen Dimension zu tun. Die Frage, wie solch ein kulturarchitektonisches Gesamtmodell einer wünschenswerten Kultur der Zukunft in politisch-ökonomischer Hinsicht verwirklicht werden könnte, muss als eine gänzlich eigene Auseinandersetzung gesehen werden. Sie ist auf jeden Fall ausdrücklich nicht Bestandteil dieses Buches.

Ob die Auseinandersetzung mit der politisch-ökonomischen Verwirklichung perspektivisch als Bestandteil einer Telotopistik eingeordnet oder besser als eigene Dimension unter einem eigenen Begriff oder auch als Teil der Politologie aufgenommen wird, wäre noch zu sehen. Dies könnte auch von der Art der Entwürfe abhängen.

Doch bei dem, worum es bei Telotopia und einer entsprechenden Telotopistik als Wissenschaft der kulturellen Gesellschaftsarchitektur gehen soll, wäre es für eine Auseinandersetzung um die politisch-ökonomische Verwirklichung noch zu früh. Die Konzeption von Telotopia ist nicht darauf angelegt, ein Modell zu stellen, das mit hehren Vorstellungen von >oben< der Bevölkerung übergestülpt werden soll, wie dies seit den vermeintlichen „Hochkulturen“ mit entsprechenden Fehlentwicklungen bis heute der Fall war.

Die Zielvorstellung von Telotopia, eine menschlich-demokratische Kultur zu bauen, hat die Voraussetzung, zuerst einmal - genau wie bei einem Hausbau – ein reales Modell dieser Ziele zu entwickeln, um entsprechende Auseinandersetzungen über diese Ziele zu ermöglichen. Die bloße Absicht, dass es >toll< werden soll, reicht nicht einmal für den Bau eines hier gängigen Ein-Familien-Hauses, und wenn man einen solchen Bau damit beginnt, ohne jeden Plan Material dafür im Baumarkt zu besorgen, ist das tatsächliche Ergebnis schon klar. Im besten Fall kommt eine Hütte dabei heraus, doch leicht auch nichts als Chaos. Mit solchen Herangehensweisen an die gesellschaftliche Gestaltung wäre man besser in der Altsteinzeit verblieben. Auch da reichte dies wohl nicht mehr für ein fähiges Sozialleben, führte aber wenigstens nicht ins sozioökonomische Chaos.

1.2 Die Utopie darf nicht vorweg entschieden werden


Der Auffassung, dass die Utopie nicht vorweg entschieden werden kann und darf, kann hier nur uneingeschränkt zugestimmt werden. Denn alle Personen aller Generationen haben das Recht, ihre Verhältnisse und ihre Art zu leben in gemeinschaftlicher Kommunikation selbst zu bestimmen. Dies ist sogar bei unserer Anlage als Homo sapiens eine unabdingbare Notwendigkeit, will man seine Verhältnisse nicht aus dem Griff verlieren. Der Mensch ist seit seiner humanevolutionären Ablösung von der genetischen Verhaltenssteuerung auf eine fähige Selbststeuerung in gemeinschaftlicher Kommunikation angelegt. Wo dies nicht erreicht wird, sondern dies auch noch autoritär (mit entsprechenden Ideologien aller Art) ausgeschaltet wird, schafft dies bald gesellschaftlich noch verheerendere Folgen als hohe Trunkenheit am Steuer, wie es das 3. Reich in jeder Hinsicht noch einmal drastisch vorgeführt hat.

Doch bestand in der Tat das Problem, dass die meisten utopischen Entwürfe der Vergangenheit auf eine mit Gewalt verbundene autoritäre Steuerung oder Verwirklichung ausgerichtet waren, wie von daher auch Revolutionen schnell in Diktaturen umschlugen.

Dieser Einspruch gegen solche utopischen Entwürfe ist wohl so weit richtig. Nur gibt es dabei zweierlei zu bedenken. Das Erste ist, dass auch die bestehenden Verhältnisse auf einem am Ende der Eiszeit (vor ca. 12.000 Jahren im Nahen Osten) vorgegebenen Fundament von Sitten, Gesetzen, Besitz, Sprache usw. aufbauen, was bis heute bestimmend wirkt. Ganz ohne Zweifel hat die historische Entwicklung von Fortschritt in diesem Fundament ihre Ursache – aber ebenso auch die Entwicklung von Macht und Gewalt bis hin zum Faschismus und den Weltkriegen usw. (Das hat aber auch nicht das Geringste mit der...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Gesellschaftliche Architektur • Kultur der Zukunft • Kulturelle Architektur • Pädagogik • Soziologie
ISBN-10 3-7578-3663-4 / 3757836634
ISBN-13 978-3-7578-3663-4 / 9783757836634
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