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Sozialer Zusammenhalt vor Ort (eBook)

Analysen regionaler Mechanismen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
233 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45582-2 (ISBN)

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Sozialer Zusammenhalt vor Ort -
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Gesellschaftlicher Zusammenhalt besteht nicht von selbst, sondern ist auf bestimmte Mechanismen seiner Genese angewiesen. Davon ausgehend beschäftigen sich die Beiträge dieses Bandes mit der Frage, welche Mechanismen dies konkret sind und wie sie sich hervorbringen lassen. Auf der Grundlage einer eigenen repräsentativen Panelstudie diskutieren sie, wie soziale Kohäsion auf lokaler Ebene etabliert und aufrechterhalten werden kann. Zugleich verdeutlichen ihre Analysen die Vielfalt der empirischen Erklärungsansätze gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Peter Dirksmeier ist Professor für Kulturgeographie am Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover sowie Sprecher des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt am Standort Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Sozialgeografien urbanen Zusammenlebens sowie regionale Unterschiede in den Einstellungen zum Klimawandel. Jonas Rees ist Professor für Politische Psychologie an der Universität Bielefeld. Er forscht und arbeitet am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung und am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt am Standort Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind mit Emotionen und Konflikt assoziierte Gruppenprozesse, sowie die sozialpsychologischen Aspekte von Erinnerungskultur und gesellschaftlichem Wandel. Berthold Vogel ist geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen. Er unterrichtet Soziologie an den Universitäten Göttingen, Kassel und Sankt Gallen. Seit 2020 ist er Sprecher des Göttinger Standorts im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Vorstandsmitglied des Energieforschungszentrums Niedersachsen.

Peter Dirksmeier ist Professor für Kulturgeographie am Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover sowie Sprecher des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt am Standort Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Sozialgeografien urbanen Zusammenlebens sowie regionale Unterschiede in den Einstellungen zum Klimawandel. Jonas Rees ist Professor für Politische Psychologie an der Universität Bielefeld. Er forscht und arbeitet am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung und am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt am Standort Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind mit Emotionen und Konflikt assoziierte Gruppenprozesse, sowie die sozialpsychologischen Aspekte von Erinnerungskultur und gesellschaftlichem Wandel. Berthold Vogel ist geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen. Er unterrichtet Soziologie an den Universitäten Göttingen, Kassel und Sankt Gallen. Seit 2020 ist er Sprecher des Göttinger Standorts im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Vorstandsmitglied des Energieforschungszentrums Niedersachsen.

Methodische Grundlagen des Regionalpanels


Reinhold Sackmann, Jonas Rees und Jakob Hartl

Abstract


Beim Regionalpanel handelt es sich um einen neuen Datensatz zur Untersuchung von sozialem Zusammenhalt in lokalen Gesellschaften. Der Artikel beschreibt und begründet das methodische Design der Mixed-Mode Erhebung (Online- und postalische Papierfragebogen). Bei der neuen Längsschnittuntersuchung wurden zwölf Zufallsstichproben in den Untersuchungsorten Bad Grund, Bielefeld, Einbeck, Gladbeck, Hannover, Ingolstadt, Jübar, Magdeburg, Merseburg, Passau und Willebadessen gezogen. Damit werden regional vergleichende Studien verschieden großer Kommunen auch auf Stadtteilebene möglich. In Methodenexperimenten wurde geprüft, welche Effekte auf die Teilnahmebereitschaft mehrsprachige Fragebögen und Elemente von Koproduktion mit Kommunalvertreter:innen hervorbringen.

Keywords: Erhebungsdesign; Koproduktion; Mehrsprachigkeit; Tailored Design Method; Zusammenhalt

In den letzten zwanzig Jahren ist nach einem Jahrhundert des theoretischen Reflektierens über gesellschaftlichen Zusammenhalt zunehmend der Versuch zu beobachten, mit den Mitteln der empirischen Sozialforschung unser Wissen über dessen Mechanismen, Ursachen und Folgen zu verfeinern. In Deutschland hat sich insbesondere die Bertelsmann-Stiftung als Pionierin im Bereich der empirischen Forschung zum Zusammenhalt hervorgetan. Anhand der Untersuchungsmethoden des Projekts »Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt« bzw. den darin durchgeführten Umfragen wollen wir zunächst kurz auf die Stärken und Schwächen des derzeitigen Stands der Forschung eingehen. Eine Stärke liegt im systematischen Versuch einer indikatorengestützten Operationalisierung von Zusammenhalt, denn so wird das Phänomen von einem abstrakt-normativen zu einem konkret mess- und quantifizierbaren. Allerdings gibt es bisher nach unserem Stand keine handhabbare Kurzversion zur Messung der Dimensionen von Zusammenhalt (vgl. Sackmann und Mayer in diesem Band). Quantitative Erhebungen fanden darüber hinaus bislang überwiegend mit dem Mittel einer für Nationalgesellschaften repräsentativen Stichprobe statt (Brand/Follmer/Unzicker u. a. 2020; Dragolov u. a. 2014; Schiefer u. a. 2012; Unzicker 2022; für eine international vergleichende Untersuchung siehe auch Dragolov u. a. 2013). Während sich mit einem solchen Untersuchungsdesign Vergleiche und Rangreihen zwischen Bundesländern (beziehungsweise Ländern im Falle von Dragolov u. a. 2013) im Querschnitt anstellen lassen, bleiben Fragen der lokalen Erzeugung von gesellschaftlichem Zusammenhalt nur schwach konturiert. Eine Fallstudie zur Stadt Bremen (Arant u. a. 2016) und ein Städtevergleich zwischen Dessau, Dortmund, Lippstadt und Rostock (Gesemann u. a. 2019) versuchen zwar, diese Ebene einzubeziehen. Es fehlen bisher aber Studien, die auch systematisch den Zusammenhalt in Dörfern untersuchen. Insbesondere fehlen Studien, die empirisch fundierte Aussagen über die Gegebenheiten »vor Ort« (statt »bundesweit«) ermöglichen. In diesem zum »Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt« grundsätzlich verschiedenen Ansatz liegt aus unserer Sicht ein enormes Potenzial des Regionalpanels für die Zusammenarbeit mit Praktiker:innen und Akteur:innen vor Ort, das wir im weiteren Verlauf des Kapitels an verschiedener Stellen ausführen und veranschaulichen wollen (siehe insbesondere 3.3 Koproduktion). Weiterhin mangelt es bisher an echten Längsschnittstudien, die mit Wiederholungsbefragungen arbeiten. So sind Verläufe und Entwicklungen nicht oder nur eingeschränkt zu interpretieren und Kausaleinflüsse auf individueller Ebene nicht zu ermitteln. Hier liegt aus unserer Sicht eine weitere Stärke des Regionalpanels, denn seine methodische Anlage erlaubt auch Aussagen über echte Veränderungen auf individueller Ebene und deren Zusammenhänge mit der zeitlich nachgelagerten Veränderung anderer Wahrnehmungen und Verhaltensweisen. Schließlich wurden auch Mehrebenendesigns bisher nicht systematisch verwendet, um mittels Kontextvariablen, zum Beispiel auf Ebene von Stadtteilen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten im gefühlten oder gelebten Zusammenhalt zu erklären (Ansätze hierzu gibt es nur bei Arant u. a. 2016). Solche Analysen sind kein bloßer Selbstzweck zur methodisch anspruchsvollen Modellierung auf unterschiedlichen Ebenen gelagerter Effekte. Ein genaueres Verständnis davon, welche Kontextfaktoren wie mit dem Zusammenhalt vor Ort interagieren, kann auch ganz konkret in die Entwicklung praktischer Interventionen einfließen beziehungsweise diese informieren.

1.Ziele des Regionalpanels


Im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) wurde mit dem »Regionalpanel« eine neue Primärdatenquelle geschaffen, die insbesondere für die Grundlagenforschung zur Untersuchung von Mechanismen der Erzeugung und Folgen von sozialem Zusammenhalt auf der lokalen Ebene ein wertvolles Instrument zur Verfügung stellen soll. Damit sollen einerseits die umrissenen Lücken in der aktuellen Datenlage geschlossen werden. Andererseits soll durch die Kooperation mit Städten und Kommunen von vornherein eine enge Anbindung an die Praxis vor Ort sichergestellt werden. Der modulare Aufbau des Regionalpanels ermöglicht nicht nur, dass Kooperationspartner:innen für sie selbst praxisrelevante Fragestellungen einbringen. Er stellt auch sicher, dass das Instrument flexibel genug bleibt, um auf weitere sich ergebende Fragestellungen an einzelnen Erhebungsorten oder über Erhebungsorte hinweg zu reagieren.

Das Design der Erhebung sollte Fallvergleiche a) zwischen Siedlungen unterschiedlicher Größe (Dorf/Kleinstadt, Mittelstadt, Großstadt), b) in einer Tiefenschärfe erlauben, die auch eine repräsentative Binnendifferenzierung auf Stadtteilebene ermöglicht, um c) eine Anreicherung der Befragungsdaten um aussagekräftige Merkmale des lokalen Kontextes mit Daten der amtlichen Statistik für ein Mehrebenendesign zu erlauben. Durch Wiederholungsbefragungen sollte d) eine Rekonstruktion von Prozessen der Erzeugung und Folgen gesellschaftlichen Zusammenhalts in individuellen Entwicklungen im Zusammenspiel mit Veränderungen von lokalen Kontexten realisiert werden. Das Untersuchungsdesign des Regionalpanels greift mit diesem Vorgehen soziologische Ansätze auf, die als Antwort auf die Kritik entbetteter Individualvariablenansätze mit dem Mechanismen-Konzept die Komplexität des lokal eingebetteten Zusammenspiels individueller Prozesse mit kollektiven Eigendynamiken, Institutionalisierungen und materialen Lebenswelten erfassen wollen (Hedström 2008). Methodisch wird mittels eines vergleichenden Multifall-Designs offengehalten, ob es, wie die neue Stadtsoziologie annimmt, zu Eigenlogiken von Kommunen kommt, die nicht allein auf strukturelle Merkmale zurückzuführen sind (Berking/Löw 2008).

2.Erhebungsdesign des Regionalpanels


2.1Untersuchungsorte und Stichprobengröße


Für die Untersuchungen des Regionalpanels wurde eine Stichprobe von zwölf Orten in der Bundesrepublik Deutschland gezogen. Um die Varianz der Größeneffekte von Orten abzubilden, sollten vier dieser Orte Dörfer/Kleinstadt (unter 10.000 Einwohner:innen) sein, vier Städte mittlerer Größe zwischen 20.000 und 100.000 Einwohner:innen sowie vier Großstädte (über 100.000 Einwohner:innen). Um die regionale Diversität kommunalpolitischer Traditionen in der Bundesrepublik zu erfassen, sollten jeweils drei Orte in den Bundesländern Bayern (Süddeutschland), Niedersachsen (Norddeutschland), Nordrhein-Westfalen (Westdeutschland) und Sachsen-Anhalt (Ostdeutschland) liegen. Aufgrund bereits vor der Erhebung vorhandener Kooperationsbeziehungen zwischen dem erhebenden Institut Centouris der Universität Passau mit der Stadt Passau, dem FGZ-Standort Bielefeld mit der Stadt Bielefeld, dem FGZ-Standort Hannover mit der Stadt Hannover sowie dem FGZ-Standort...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2024
Reihe/Serie Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Empirische Sozialforschung
Schlagworte Erinnerungskultur • Gesellschaftlicher Zusammenhalt • Gesellschaftliche Teilhabe • Humangeografie • Kollektives Gedächtnis • Ländlicher Raum • Lokale Gesellschaft • lokaler Zusammenhalt • Lokalpresse • Milieus • Nachbarschaften • Netzwerke • Regionale Öffentlichkeit • Regionalpanel • Selbstwirksamkeit • Sozialer Zusammenhalt • Spaltung • Stadt und Land • Teilhabe • Ungleichheit
ISBN-10 3-593-45582-X / 359345582X
ISBN-13 978-3-593-45582-2 / 9783593455822
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