Manu und Konny Reimann: Einfach machen (eBook)
272 Seiten
Gräfe und Unzer Autorenverlag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
978-3-8338-9160-1 (ISBN)
'Träume nicht, sondern mach einfach, und zwar selbst' Manu und Konny Reimann sind die wohl bekanntesten Auswanderer Deutschlands. Seit 2004 leben sie in den USA und schmieden sich Tag für Tag ihr eigenes Glück. Mit ihrem unerschütterlichen Lebensmotto 'Einfach machen!' haben sie sich eine treue Fangemeinde erobert, die gespannt ihren Alltag verfolgt. In diesem Buch nehmen uns die Reimanns mit auf eine Reise von ihren Anfängen in Deutschland bis hin zu ihrem heutigen Leben auf 'Konny Island III' in Hawaii. Dabei teilen sie humorvoll und ehrlich ihre Geschichten von abenteuerlichen Projekten, überraschenden Herausforderungen und inspirierenden Erfahrungen und geben völlig neue Einblicke in ihr ungewöhnliches Leben. Über die Jahre haben Manu und Konny ihren eigenen Weg gefunden, fernab von Risikoscheu und Konventionen. Sie zeigen, dass Träume Wirklichkeit werden, wenn man immer nach vorne schaut, und geben uns Mut, unsere eigenen Träume zu leben.
- Die Reimanns hautnah: Exklusive neue Einblicke in das Leben der Reimanns - von Hamburg über Texas bis Hawaii
- Von den Auswanderern lernen: Mit den Lebensweisheiten und Life-Hacks von Manu und Conny Reimann
- Selber anpacken: Mit praxisgeprüften Anleitungen und Tipps eigene Projekte einfach umsetzen
Akkuschrauber, Schnauzer und Cowboyhut: Das kann nur Konny Reimann sein! Mit seiner Familie hat er vor 18 Jahren seine Heimatstadt Hamburg verlassen und ist erst nach Texas und anschließend nach Hawaii ausgewandert.
Manu Reimann begleitet ihren Konny durch jedes Abenteuer. Die gelernte Damenschneiderin ist Inhaberin und ihrer eigenen Kinderkleidungsmarke Just Kiddies und legt großen Wert auf einen umweltbewussten und bodenständigen Lebensstil.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Vorwort
Steckbriefe
Du kannst nicht ändern, was dir passiert ...
Auf nach Texas
Neustart in Hawaii
Danke!
Autoren
wie alles begann
Eine schwierige Kindheit in einer Patchwork-Familie zwischen den Ruinen Hamburgs und eine schicksalsreiche im Kreise der Liebsten: So entstand bei uns beiden die Sehnsucht nach der großen Freiheit.
WELLBLECHBARACKEN
Ich wurde 1955 in Hamburg als Eduard Konrad Reimann geboren. Ich weiß, ihr kennt mich alle unter dem Namen „Konny“ und eigentlich hatten meine Eltern auch genau diese Reihenfolge vereinbart: Konrad Eduard Reimann. Mein Vater war aber wohl ob des eben geborenen Sohnes so im Glückstaumel und wahrscheinlich auch so beschwipst, dass er es beim Standesamt einfach durcheinanderbrachte.
In den Wellblechbaracken von Hamburg-Harburg wuchs ich mit meinen Geschwistern auf.
Von Hamburg, diesem Tor zur Welt, das schon so viele Abenteurer verabschiedet oder aufgenommen hatte, wusste ich da natürlich noch nichts. Denn mein Radius in den Wellblechbaracken von Hamburg-Harburg war ein sehr kleiner und weit entfernt von den prächtigen Bauten an der Elbchaussee. Obwohl diese Straße tatsächlich noch wichtig für mich werden würde, aber alles der Reihe nach.
Diese Baracken heißen auch „Nissenhütten“, benannt nach dem Offizier Peter Norman Nissen, der sie ursprünglich als billige Unterkunft für britische Soldaten im Ersten Weltkrieg entworfen hatte. Hamburg lag nach dem Zweiten Weltkrieg in der britischen Besatzungszone. So wurden in den Nachkriegsjahren dann allein in Hamburg Tausende dieser halbrunden Wellblechbaracken errichtet, um der Flut an obdachlosen Menschen schnell kostengünstigen Wohnraum zu ermöglichen. Zwei Familien teilten sich, nur durch einen Vorhang getrennt, 40 Quadratmeter. Wie beengt das war, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. In diesen Baracken habe ich die ersten fünf Lebensjahre verbracht. Und es gab mit uns viele Familien, die in der schlechten Zeit dort eine Wohnung gefunden hatten. Jetzt war es aber nicht so, dass ich als Kind den Eindruck hatte, es fehlte mir an irgendetwas, ich kannte es ja auch nicht anders.
Schon früh versuchte ich, mein eigenes Ding durchzuziehen, und war alleine oder mit meinen Geschwistern stundenlang draußen, um gefundenen Eisenschrott zu verscherbeln, die Gegend unsicher zu machen, und vielleicht auch, um möglichst wenig zu Hause zu sein.
Meine Mutter war gerade einmal 16 Jahre alt, als ich auf die Welt kam. Nach mir kamen noch zwei kleinere Geschwister. Mein jüngerer Bruder Dieter hatte denselben Vater wie ich. Unsere Eltern trennten sich, da war mein Bruder ein Jahr alt, ich war drei. Kurz nach der Trennung traf meine Mutter auf den Vater meiner 1958 geborenen kleinen Schwester Manuela. Beide Männer lernte ich als Kind nicht bewusst kennen, ich war einfach noch zu klein und sie waren zu schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. Die erste männliche Figur, die ich bewusst wahrnahm, war mein Stiefvater Uwe. Der sollte noch lange eine Rolle in meinem Leben spielen, wenn auch keine besonders schöne.
Als er bei uns einzog, fuhr er beruflich zur See. Meiner Mutter zuliebe hörte er aber bald damit auf, sie hatte schließlich mit uns drei Kindern alle Hände voll zu tun. Damit ist aber auch schon das einzige Positive gesagt, das mir zu ihm einfällt, denn er war ansonsten kein guter Mensch. Nach seiner Zeit als Seemann hielt er sich mit den unterschiedlichsten Hilfsjobs über Wasser. Mal arbeitete er auf dem Bau, mal füllte er in einer Getränkefabrik Flaschen ab und mal verlud er irgendwo irgendwelche Kisten. Das Problem war nur, er ließ fast seinen ganzen Lohn in der Kneipe. Darum reichte das Geld für die Familie auch vorne und hinten nicht. Und meine Mutter musste sich doch wieder sorgen, wie sie alles bezahlen sollte – und wir Kinder kannten ihn vor allem betrunken.
Jetzt macht der Alkohol ja mit den Menschen die unterschiedlichsten Dinge. Die einen werden lustig, andere sentimental und wieder andere werden gewalttätig. Leider zählte mein Stiefvater zu letzterer Riege. Durch ihn kam ich schon als kleines Kind mit roher Gewalt in Berührung. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist eine Szene, da bin ich vielleicht vier Jahre alt, stehe auf dem Bett in unserer Wellblechbaracke und muss zusehen, wie mein Stiefvater meinen kleinen Bruder, ein Kleinkind, brutal verprügelt. Er hielt meinen Bruder an den Füßen, also kopfüber, hoch in die Luft und schlug ihn mit voller Wucht mit einem Gürtel. Mit einem Gürtel! So ein kleines Kind, was kann das schon groß verbrochen haben? Ja, Leute, das waren grausige Zeiten.
Die Menschen traumatisiert, die Städte zerstört – grausige Zeiten, aber auch große Freiheit.
Interessanterweise hatte ich diese Episode schon vergessen oder vielleicht auch einfach verdrängt. Erst jetzt, als ich mich für dieses Buch noch mal an meine Kindheit erinnern sollte, mit 68 Jahren, kam das alles plötzlich wieder hoch. Wahrscheinlich hat sich das so eingebrannt, weil es die erste schlimme Gewalterfahrung mit meinem Stiefvater war, der allerdings noch Hunderte weitere folgen sollten.
Das Verprügeln war bei uns an der Tagesordnung, oft schlug er uns auf den nackten Hintern. Wenn wir alle bestraft wurden, mussten wir uns der Reihe nach aufstellen, er zog den Gürtel raus und dann hat er uns versohlt. Volles Rohr! Diese Gewalt fand so oft statt, ich kann mich erinnern, dass die Schläge irgendwann gar nicht mehr richtig wehtaten. Ich ließ das einfach immer wieder über mich ergehen. Die Demütigung war das Schlimme daran, nicht der Schmerz.
Jetzt könnte man vielleicht meinen, ich hätte Angst gehabt, als Kind abends nach Hause zu kommen. Hatte ich aber tatsächlich nie. Mein Stiefvater konnte uns verprügeln, wie er wollte, letztendlich hat ihm seine Gewalt überhaupt nichts gebracht. Wir drei Kinder waren wilde und zügellose Rabauken und haben trotz der Schläge weiter unsere Freiheit genossen und zusammen jede Menge Blödsinn angestellt. Die drohenden Konsequenzen waren uns einfach nie bewusst. Im Nachhinein muss ich fast schmunzeln, denn ich glaube, der Spaß war uns letztlich immer wichtiger als die Angst vor der Bestrafung.
Gott sei Dank war meine Mutter ein warmherziger und lieber Mensch und hatte uns wirklich gern. Aber sie hatte auch mit ihrem Leben zu tun, das war natürlich eine ganz andere Zeit. Sie wuchs eigentlich auf einem Gestüt in Königsberg, Ostpreußen, auf. Als kleines Kind musste sie dann mit ihrer Mutter fliehen. Die genauen Umstände der Flucht weiß ich nicht, ich habe nie nachgefragt. Ich vermute aber, dass sie früh erwachsen werden musste.
Ihre Situation in Hamburg war natürlich auch verheerend. Mit 19 Jahren, als „Flüchtling“, hatte sie bereits drei Kinder von zwei Männern, war unverheiratet und ohne Ausbildung. Das war damals noch viel schlimmer als heute, eine Frau in dieser Situation war gleich abgestempelt. Selbst so ein Fehlgriff wie mein Stiefvater war wohl in ihren Augen besser, als mittellos mit drei Kindern alleine dazustehen. Vielleicht war es aber gar nicht das Ansehen oder die finanzielle Absicherung. Denn mein leiblicher Vater zahlte pünktlich seine Alimente und mein Stiefvater verzechte ohnehin das meiste Geld. Und es gab auch die Wohlfahrt und andere Einrichtungen. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass meine Mutter selbst Angst vor ihm hatte. Das war wohl auch der Grund dafür, warum sie nie für uns in die Bresche sprang. Nur ein einziges Mal hat meine Mutter überhaupt etwas verlauten lassen, nachdem mein Stiefvater mich verprügelt hatte. Ein einziges Mal fragte sie ihn: „Musst du immer so zuhauen?” So lernte ich schon früh, dass ich für mich selbst einstehen musste.
Sehr viel Liebe und Fürsorge habe ich in meinen ersten Lebensjahren wohl von meiner Oma mütterlicherseits bekommen. Ich kann mich leider kaum noch an sie erinnern, aber meine Mutter hat mir erzählt, dass meine Oma mir immer alles recht machen wollte und mich, auf gut Deutsch, ziemlich verzog. Vielleicht, weil ich seit Generationen der allererste Junge war, der in die Familie hineingeboren wurde.
Obwohl ich eine sehr junge Oma hatte, hat sie in meinem späteren Leben leider keine Rolle mehr gespielt. Ich war erst sechs Jahre alt, als sie starb. Der Krieg hat den Menschen damals sehr viel abverlangt, heute würde man wohl sagen, meine Oma war schwer traumatisiert. Aber nicht nur die Flucht hatte sie nachhaltig verändert, sie wurde im Krieg auch noch bei einem der vielen Luftangriffe in einem Luftschutzkeller verschüttet und konnte sich davon nie mehr ganz erholen. Es dauerte einige Tage, bis man sie, eingeklemmt und verletzt, gefunden hatte. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, musste sie auch noch mit ansehen, wie ein Mann wenige Meter entfernt unter dem Gewicht eines schweren Eisenträgers starb. Das Schlimmste aber war, dass sie anschließend neben der immer weiter verwesenden Leiche ausharren musste, bis man sie endlich aus ihrem Gefängnis barg. Die Tiefflieger konnten noch so oft kommen, meine Oma setzte danach nie wieder einen Fuß in einen Luftschutzkeller. Die eindrücklichste Erinnerung, die mir von ihr blieb, ist aber leider von einem Besuch in einem Krankenhaus. Letztlich kam die ganze Geschichte wieder hoch und sie verlor darüber den Verstand.
Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, konnten wir die Nissenhütten und Harburg endlich verlassen und zogen nach Bramfeld. Schon vorher sind viele unserer Nachbarn weggegangen, weil ihnen neue Wohnungen zugewiesen wurden. Nach und nach wurde es immer stiller dort und ich wusste, dass auch wir bald umziehen würden. Am Ende zählten wir aber zu den letzten Familien, die ein neues Heim bekamen.
„Der is noch nich so weit“ ... mit meinem Bruder zur Einschulung in Hamburg-Bramfeld.
In...
Erscheint lt. Verlag | 5.10.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | anpacken • Auswanderer • Auswandern • Basteln • Bauanleitungen • Die Reimanns • DIY • Goodbye Deutschland • Hawaii • Heimwerken • Konny Reimann • Lebensweisheiten • Manu Reimann • reimanns • USA • Willkommen bei den Reimanns |
ISBN-10 | 3-8338-9160-2 / 3833891602 |
ISBN-13 | 978-3-8338-9160-1 / 9783833891601 |
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Größe: 34,4 MB
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