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Imagine (eBook)

Eine magische Geschichte über die Kraft der Musik, große Träume und wahre Erfüllung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
240 Seiten
Kailash (Verlag)
978-3-641-28066-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Imagine - Lars Amend
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Vom Café am Rande der Welt in den Plattenladen am Ende der Straße
Eine inspirierende Erzählung über den Sinn des Lebens und wahre Erfüllung: ob man das bekommt, was man will oder das, was man ist.
Erik ist 37 Jahre alt und ein erfolgreicher Life Coach. Bis der plötzliche Tod einer Schulfreundin erste Zweifel über sein Leben hervorruft.
Wenn ich heute sterben würde, hätte ich dann wirklich ein erfülltes Leben geführt? Wann war ich das letzte Mal eigentlich von Herzen glücklich? Wann habe ich zuletzt Tränen gelacht? Fragen, die Erik auf dem Rückweg von der Beerdigung jener Freundin durch den Kopf gehen. Als sein Zug plötzlich mitten im Nirgendwo zum Stehen kommt, geht Erik zu Fuß los. Er gelangt in ein Dorf, wo in einem Geschäft zu dieser späten Stunde noch das Licht brennt. Ein Schallplattenladen, der ihn sofort an jene Zeit erinnert, als er noch davon träumte, als DJ die Welt zu erobern.
Ohne es zu ahnen, beginnt für Erik in dieser Nacht eine musikalische Reise zu sich selbst ...

Lars Amend, geboren 1978 in Gießen, ist Autor und Podcaster. Mit der Biografie von »Bushido« veröffentlichte er 2008 sein erstes Buch und landete direkt auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Auch seine weiteren Bücher wie »Rock Your Life«, »Why Not?« und »It's All Good« waren große Erfolge. Die Verfilmung seines Bestsellers »Dieses bescheuerte Herz« erreichte 2017 mit Elyas M'Barek in der Hauptrolle über 2 Millionen Menschen und lief weltweit in den Kinos. Lars Amend lebt mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.

DIE BEERDIGUNG

Vor dem Friedhof zählte ich etwa zwanzig Autos. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Kennzeichen. Entweder kamen sie aus dieser Region oder der Gegend, wo Nora und ich aufgewachsen waren. Als ich die ersten Trauergäste sah, begann sich mein ganzer Körper von oben bis unten einmal kräftig durchzuschütteln. Alles in mir wollte nicht an diesem Ort sein. Noras Schwester und ihre Eltern entdeckten mich und kamen auf mich zugelaufen. Wir umarmten uns wie damals und es war, als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen. Vertraute Nähe. Noras Schwester brach sofort in Tränen aus. Ich hielt sie lange fest. Irgendwie schaffte ich es, meine eigenen Tränen zu unterdrücken. Die Kapelle des Friedhofs, in der die Trauerfeier stattfand, war überraschend modern. Die Wände waren aus Glas. Von innen hatte man einen guten Blick über die Gräber und den angrenzenden Wald. Die Kapelle war gut besucht, aber nicht voll. Ich erkannte zwei Gesichter von früher, konnte mich aber nicht an ihre Namen erinnern. Als sich unsere Blicke trafen, kamen sie zu mir und begrüßten mich.

»Hallo Erik, schön, dich mal wiederzusehen. Wenn auch aus einem traurigen Anlass.«

Ich nickte und schüttelte ihre Hände, sagte zwei, drei Sätze über nichts und ging weiter. Noras Schwester sah mich allein herumstehen, lächelte traurig, nahm meine Hand und stellte mir ihre Verwandtschaft vor: Tanten, Onkels, Cousinen, Nichten. Und Noras Ehemann. Sie hatten zwar erst geheiratet, nachdem sie hierhergezogen waren, aber ich kannte ihn noch von früher. Wir kamen nicht aus dem gleichen Freundeskreis und niemand von uns konnte nachvollziehen, was sie an ihm fand, aber sie ließ nie etwas auf ihn kommen. Hin und wieder war er damals auch auf einer Party dabei gewesen, aber nicht sehr oft. Außer Nora verband uns rein gar nichts, aber ich umarmte ihn kurz und sprach ihm mein Beileid aus. Schließlich hatte er die Liebe seines Lebens verloren. Das war selbst für mich Junggesellen eine dramatische Vorstellung.

Der Priester bat uns, Platz zu nehmen, und hielt seine Ansprache. Endlich bekam ich eine Antwort auf die Frage, die ich nie gestellt hatte. Bei Nora war ein unheilbarer Tumor in der Lunge entdeckt worden. Sie hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit dem Atmen, bekam schlecht Luft und konnte auch ihre geliebten Ausflüge und Fahrradtouren nicht mehr machen, aber sie ließ sich nie wirklich professionell untersuchen, spielte ihren Gesundheitszustand immer runter. Laut dem Priester wollte Nora keine Belastung für ihre Familie sein. Sie machte einfach munter weiter und verschwieg ihre Krankheit so lange es ging. Bis es zu spät war. Der Priester erzählte weiter und beschrieb einen Menschen, der mir völlig fremd war. Ja, Nora war munter, aber sie war auch ehrlich und vor allem war sie nie ängstlich gewesen. Die Nora, die ich kannte, hätte eine Krankheit angenommen und sie dann bekämpft und nicht anderen zuliebe damit gewartet, bis es nichts mehr zu kämpfen gab. So kannte ich Nora nicht. Und je länger ich zuhörte, desto schneller wollte ich wieder gehen. Ich sah aus dem Fenster auf das leere Grab, das gleich mit einem leblosen Körper gefüllt werden würde. Ein gelebtes Leben war vorbei. Meine Gedanken kreisten umher und ich hörte nicht mehr richtig zu, doch irgendwann drangen die Worte des Priesters wieder zu mir durch. Dieser beschrieb gerade Noras Lebensstationen, die sie mit ihrem Mann verband: Noras Mann hatte von seinen Großeltern ein Haus in diesem Ort geerbt und da er gelernter Elektriker war, war es sein Plan, hier seinen eigenen Betrieb zu eröffnen. Er war hier geboren, zog als Jugendlicher mit seinen Eltern zu uns, wo er Nora kennenlernte, und kehrte dann mit ihr in seine Heimat zurück. Sie arbeitete in seiner Firma als Sekretärin, kümmerte sich um Bestellungen, Termine, Abrechnungen und die Buchhaltung. Ich verstand die Welt nicht mehr. Nora hatte ihre Träume aufgegeben, damit sich ihr Mann seine erfüllen konnte. Aber warum nur? Diese Frage interessierte mich plötzlich so sehr, dass ich es nicht verstehen konnte, warum ich sie ihr nie gestellt hatte. Ihr Mann, der jetzt am Rednerpult stand, war ein lieber Kerl, aber ich glaube, er hatte keine Ahnung, wer seine Frau wirklich war. Oder aber ich hatte keine Ahnung, wer Nora wirklich war, denn unsere Versionen passten definitiv nicht zueinander.

Aus den Boxen ertönte ein Lied. Your Song von Ellie Goulding. Ich kannte das Lied, jeder kannte es, auch die Älteren. Es stammt im Original von Elton John und wurde veröffentlicht, als viele der jüngeren Anwesenden noch gar nicht geboren waren. Ein Riesenhit, damals wie heute, und wunderschön. Noras Mann erzählte, dass sie dieses Lied geliebt hatte und er glücklich sei, ein Lied gefunden zu haben, das auch ihm halbwegs gefiel. Auf seiner Beerdigung sollte allerdings lieber Heavy Metal laufen. Er meinte es sicher gut und es war ganz bestimmt als auflockernder Witz gemeint, aber niemand der Trauergäste reagierte darauf. Lediglich ein Räuspern aus der hintersten Reihe war zu hören. Er stockte für ein paar Sekunden und las dann weiter von seinem Blatt ab. Ich wurde plötzlich sauer auf ihn, obwohl ich dazu kein Recht hatte. Erstens, ich wusste gar nichts über diesen Mann auf dem Podium, ich kannte seine Geschichte nicht, ich sah nur, was ich gerade interpretierte, und erinnerte mich an das, was ich früher schon über ihn dachte: Unverständnis, warum Nora ihn gewählt hatte. Und zweitens hätte eher Noras Mann das Recht gehabt, auf mich sauer zu sein, denn was wahrscheinlich niemand hier im Raum wusste, war, dass Nora und ich eine heimliche Affäre hatten, schon während sie mit dem Heavy Metal liebenden Witzbold zusammen war. Sie betrachtete das nicht als Fremdgehen, sondern als jugendliche Spielerei. Das betonte sie immer ganz deutlich. Sie wollte einfach Spaß haben, ganz im Moment leben und nicht nach Hause fahren, wenn es am schönsten war. Warum sie diese Augenblicke nicht mit ihrem eigentlichen Partner erleben wollte, sondern mit mir, verstand ich schon damals nicht. Es war mir wahrscheinlich nicht so wichtig. Wie gesagt, jugendliche Spielerei.

Aber wenn Nora mit mir ihre Nächte durchgemacht hatte, so kam es mir plötzlich in den Sinn, dann vielleicht ja später auch mit anderen Männern? Vielleicht führte Nora sogar ein Doppelleben, von dem keiner etwas ahnte. Wahrscheinlich waren wir diejenigen, die sie wirklich kannten. Ihr Mann und ihre Eltern hatten jedenfalls nicht die leiseste Ahnung, was in Nora all die Jahre wirklich vorgegangen war, davon war ich überzeugt und ich fühlte mich plötzlich zu einer Gruppe von Noras heimlichen Liebschaften gehörig, von der ich nicht einmal wusste, ob es diese überhaupt gab. Vielleicht täuschte ich mich auch, aber in den Trauerreden tauchte nichts von dem auf, was der alten Nora etwas bedeutet hätte. Und Noras Schwester weinte unablässig, sodass sie ihre Rede gar nicht erst halten konnte. Die Scheinheiligkeit dieser Welt machte mich schier wahnsinnig. Ich musste hier weg, und zwar ganz schnell, sonst würde ich noch den Verstand verlieren.

Als die Trauergesellschaft wenig später vor dem offenen Grab anstand, um Nora die letzte Ehre zu erweisen, wurde mir speiübel. Ich entschuldigte mich und verschwand schnell hinter einem der Bäume, die den Beginn des Waldes bildeten. Zuerst dachte ich, mein Magen würde sich wieder beruhigen, aber als ich tief einatmete und hinüber zum Grab schaute, kam alles, was ich während der Hinfahrt zu mir genommen hatte, wieder zum Vorschein. Ich erbrach mich gleich mehrfach. Was für eine Scheiße, dachte ich nur. Was für eine verdammte Scheiße. Ich holte ein paar Mal tief Luft, rieb mir den Mund mit dem frisch gefallenen Schnee aus, spuckte ein paar Mal aus und ging langsam zurück in die Reihe.

»Alles okay«, sagte ich zu den besorgten Blicken und nahm eine Rose aus dem Behälter. Dann stand ich vor dem Sarg und sah auf das dunkle Holz hinunter. In meinem Kopf herrschte beschämende Leere. Dann dachte ich unwillkürlich über die Zugreise nach. Die verschmitzten Augen der alten Dame blitzten auf. Sie erinnerten mich plötzlich an Nora, wenn sie wieder mal meinte, etwas durchschaut zu haben, und ich flüsterte: »Mach’s gut, du wunderbarer Mensch. Ich bin mir sicher, du hast dein Bestes gegeben. Es tut mir leid, dass ich kein besserer Freund für dich war, und ich hoffe, es geht dir an dem Ort, wo du jetzt bist, besser, ohne Schmerzen und ohne den ganzen Scheiß, den du über Monate oder Jahre mit dir herumgetragen hast. Ich hoffe, du hast jetzt deinen Frieden gefunden. Und vielleicht siehst du ja gerade zu uns runter und lachst, weil wir hier in der Kälte stehen und uns den Arsch abfrieren. Ich weiß, dass dir das gut gefallen würde. Mach’s gut, Nora.«

Ich warf die Rose auf den Sarg und ging allein in die Kapelle zurück, um meine Tasche zu holen. Neben dem Redepult stand ein Foto von Nora. Ich hatte es vorher übersehen, weil zu viele Menschen vor mir saßen und es durch einen gewaltigen Blumenstrauß verdeckt war. Auf dem Foto war sie Anfang zwanzig. Ja, so hatte ich meine Freundin in Erinnerung und genau so wollte ich sie auch in meinem Herzen aufbewahren. Ich setzte mich. Draußen wurde es allmählich dunkel, was auch daran lag, dass der Schneesturm wieder deutlich anzog. Ich blickte auf die Menschen und ging jeden Einzelnen durch: Führt sie ein glückliches Leben? Und er? Und sie? Oder würde auch bei ihren Beerdigungen irgendein Typ im Raum sitzen und verwirrt den Kopf schütteln?

Die alte Frau aus dem Zug kam mir erneut in den Sinn. Bei ihr kannte ich die Antwort auf die Frage nach dem Glück. Ich sah wieder zu Noras Foto und hörte plötzlich...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2023 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Bestseller • Bestsellerliste • Das Café am Rande der Welt • Dieses bescheuerte Herz • eBooks • Erfülltes Leben • Geschenk Freundin • Geschenk Weihnachten • It's all good • John Strelecky • laura malina seiler • Lebenssinn • Lebenstraum • Märchen für Erwachsene • Motivation • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Positives Denken • Psychologie • Selbstverwirklichung • Selbstwert • Sinn des Lebens • Sinnsuche • spiegel bestseller • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • spirituelle Erzählung • Tessa Randau • Weihnachtsgeschenk • Where is the Love? • Why not?!
ISBN-10 3-641-28066-4 / 3641280664
ISBN-13 978-3-641-28066-6 / 9783641280666
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