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150 Jahre Mannheimer Energien (eBook)

Wasser, Strom und Wärme von MVV

MVV Energie AG (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2023
560 Seiten
Siedler Verlag
978-3-641-29735-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

150 Jahre Mannheimer Energien -
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Die spannende Geschichte von Energie und Wasser in Mannheim: fundiert recherchiert, wissenschaftlich aufbereitet und anschaulich erzählt
Die Versorgung mit Wasser und Energie ist elementar für das Gedeihen einer Stadt. Auch für die werdende Großstadt Mannheim musste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Mit der Kommunalisierung des zuvor privat geführten Gaswerks im Jahr 1873 beginnt die Geschichte der Mannheimer Stadtwerke, die heute - 150 Jahre später - als MVV Energie AG ein modernes, börsennotiertes und international agierendes Unternehmen geworden sind.

Fachlich ausgewiesene Autorinnen und Autoren untersuchen technische, wirtschaftlich-soziale und organisatorische Entwicklungen des Unternehmens im Spiegel der Geschichte Mannheims unter Einbeziehung reichlichen historischen Bildmaterials. Hinzu kommt eine Fotostrecke des renommierten Fotografen Horst Hamann, die das Buch abrundet.

1


EIN BLICK ZURÜCK


HANSPETER RINGS

Seit Gründung der Festung Mannheim 1606 und den verliehenen Stadtprivilegien 1607 heizten und kochten die Menschen vor allem mit Brennholz; Licht spendeten die billigen Talglichter oder die teuren Wachskerzen. Das Brunnenwasser war von eher schlechter Qualität, sodass sich der Hof sein Trinkwasser fassweise von den Bergquellen bei Rohrbach nahe Heidelberg herbeikarren ließ. Bereits im 17. Jahrhundert, doch vor allem im 18. Jahrhundert versuchte man erfolglos, die Wasserversorgung durch die Verlegung einer Trinkwasserleitung von Rohrbach nach Mannheim zu verbessern. Ebenfalls blieben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Filtrierprojekte zur Trinkbarmachung von Rheinwasser im Planungsstadium stecken. Die Wende zu qualitätsvollem und gesundem Trinkwasser für alle kam erst, als sich die Wassertechniker zu Beginn der 1860er Jahre dem tieferen Grundwasser im Umfeld der Stadt zuwandten.

Bereits im Jahr 1849 nahm ein kleines Werk zur Herstellung von Portativgas – in Behältnissen abgefülltes Leuchtgas auf Steinkohlenbasis – den Betrieb auf, das 1851 durch ein modernes Gaswerk zur Versorgung mit Leuchtgas über Rohrleitungen ersetzt wurde, das 1873 an die Stadt überging.

1.1DAS TRINKWASSER


Die Brunnen

Eine Kanne frisches Wasser, wer weiß sie in unseren Breiten heute noch zu schätzen? Oft ist das saubere und immer verfügbare Trinkwasser zur – vermeintlichen – Selbstverständlichkeit geworden. Doch allein die Umwandlung 1606/07 des Dorfes „Mannenheim“ zur Festung und Stadt „Mannheim“ wäre ohne die schon existierenden Dorfbrunnen kaum, zumindest nicht so leicht möglich gewesen.

Zwar lag die Stadt verkehrsgünstig an Rhein und Neckar, indes als Trinkwasserreservoir konnten die Flüsse allenfalls gelegentlich herhalten.1 Damit bezieht sich sogar die frühe Erwähnung des Begriffs „Quadrat“ im Ratsprotokoll vom 22. Februar 1676 auf einen in diesem Bauareal einzurichtenden Brunnen. Von daher zeugt dieser Eintrag zum einen von der Bedeutung der Wasserversorgung, zum anderen von der nach frühbarocken Idealstadtentwürfen angelegten „Quadratestadt“, deren City sich übrigens bis heute in große, oft annähernd quadratische Bauareale gliedert.

Plan der Stadt Mannheim von Joseph Anton Baertels mit Detailansicht, 1758. Die Vogelschau deutet den Ziehbrunnen, der dem Marktplatzmonument vorausging, an.
(MARCHIVUM, KS00309)

Wohl gab es im 17. Jahrhundert überwiegend Ziehbrunnen: ausgemauerte Schachtbrunnen, deren Grundwasserspiegel sich über Nacht anhob und aus denen am folgenden Tag geschöpft wurde. Für solche Brunnenanlagen galt es, Grundwasser auszumachen, das technisch bedingt höchstens etwa neun Meter unter der Oberfläche lag und mindestens zwei Meter unter dem niedersten Wasserstand bzw. -druck von Rhein und Neckar, um – abgesehen bei Hochwasser – Einsickerungen des Flusswassers zu vermeiden. Mit Schwengeln bzw. mit Pumpbrunnen wird man das Nass vermutlich erst im 18. Jahrhundert heraufgepumpt haben. Pläne geben die circa 50 öffentlichen Pumpen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an, von denen zudem ein gedruckter Stadtführer von 1770 berichtet.2 Sodann bestimmten die Polizei-Vorschriften von 1822 mit Blick auf die Gefahr des Hineinfallens in die Schächte und die Gefahr der Verseuchung für den Brunnenbau: „Neue Ziehbrunnen dürfen in der Stadt gar nicht, und in den Gärten nur dann gefertigt werden, wenn sie gehörig verschlossen sind.“ Dabei war die Anlage von Privatbrunnen hinterm Haus vom Stadtrat zu genehmigen, deren Schlagen jedoch keine Pflicht. Die den Polizei-Vorschriften beigelegte Bauordnung weist sogar darauf hin, dass die öffentlichen Brunnen durch die häufige Nutzung qualitätsvolleres Wasser spendeten, allerdings auch nur dann, wenn sie nicht übernutzt würden.3 Zusätzlich fingen die Menschen in der Tonne beim Haus das fade und weichere, weil weitgehend mineralienfreie Regenwasser auf.

Die städtischen Brunnen befanden sich seit alters in Obhut des Stadtrats, die höfischen unterstanden der Hofverwaltung. Im 17. Jahrhundert wurden die öffentlichen Brunnen gemäß Ratsprotokoll von 1680 von 29 nebenamtlichen „Brunnenmeistern“ betreut, zuständig für je einen öffentlichen Brunnen.4 Und selbstverständlich stand auch mitten auf dem Marktplatz (Quadrat G 1) ein – im Oberbau im Bild einzig angedeuteter (siehe Abb. hier) – Ziehbrunnen, dessen Schacht circa sechs Meter tief reichte und dessen auf Säulen stehender überdachter Oberbau das Stadtwappen getragen haben soll. Dabei waren die „Brunnenmeister“ insbesondere Schlosser, die auch versiert die Mechanik der Brunnen zu betreuen, reparieren und erneuern wussten. Ferner überwachten sie zusammen mit den Stadtknechten das rege Leben an den Wasserstationen und ahndeten Vergehen wie das Waschen der Kleider in den Brunnentrögen oder deren Nutzung als Viehtränke.5

Links oben: Der 1665 mutmaßlich erstmals erwähnte Ziehbrunnen wurde bei den Bauarbeiten an der Tiefgarage unter dem Marktplatz entdeckt und stadtarchäologisch gesichert. Rechts oben: In der Mitte des Marktplatzes das freigelegte Steinfundament des für die Bauarbeiten abgenommenen Schmuckbrunnens. Links unten: Blick in den aus Sandsteinplatten bestehenden Brunnenschacht.
(Reiss-Engelhorn-Museen)

Rechts unten: Der wieder aufgebaute Marktplatzbrunnen in den Reiss-Engelhorn-Museen, 2021. Das Objekt wurde 1988 dem Foyer des Neubaus der Reiss-Engelhorn-Museen (Museum Weltkulturen) auf dem Quadrat D 5 und der darunterliegenden Tiefgarage museal eingefügt. Das Bild zeigt den Brunnen als Werbeträger für die Ausstellung „Eiszeit-Safari“.
(MARCHIVUM, AB04257-001)

Die Wasserqualität der Brunnen

Verglichen mit an Quellwasser reichen Regionen war das aus dem relativ oberflächigen Grund gehobene Trinkwasser in Mannheim schon immer von minderer Qualität. Bedeutsame Tiefbohrungen mit qualitativ gutem Grundwasser erfolgten erst im späten 19. Jahrhundert. Andreas von Traitteur – er war es, der eine Trinkwasserleitung von Rohrbach bei Heidelberg nach Mannheim verlegen wollte – zeichnete das hiesige Brunnenwasser, wohl nicht nur in der Absicht, sein Wasserleitungs-Projekt noch dringlicher erscheinen zu lassen, in düsteren Farben:

„[…] eine Bouteille Wasser hingestellet, wird sich andern Tags früh bald mehr, bald weniger, ein schlammiger Bodensatz zeigen, der bei der Austrocknung einen faulartigen Geruch und Geschmack von sich gibt.“6

Dies nähmen, so Traitteur, vor allem die Fremden wahr, denen wohlmundendes Quellwasser von daheim eine Alltäglichkeit sei – ja selbst das Vieh würde das Nass der besonders schlechten Brunnen meiden. Und die Köchin wüsste immer wieder zu berichten, wie das Fleisch, das sie im Mannheimer Brunnenwasser siede, sich bläulich verfärbe und dazu ein stechender „salpeterartiger“ Schaum aufsteige.

Nach Möglichkeit wurde das Regenwasser in Tonnen beim Haus aufgefangen, hier beim sogenannten Milchgütchen, wo man den Ausflugsgästen vor allem frische Kuhmilch reichte. Das Gebäude befand sich nahe beim Rheinufer, etwa auf dem heutigen Areal „Schnikenloch/ Rennershofstraße“. Zeichnung von 1852.
(MARCHIVUM, GF00429)

Hinzu kam, dass Unrat und Fäkalien in den offenen Straßenkändeln – von einer unterirdischen Kanalisation war noch lange keine Rede – nicht selten in das Grund- und damit Brunnenwasser einzusickern drohten. Traitteur zog zu der 1792 inklusive Garnison etwa 29.000 Menschen zählenden Stadt olfaktorische Bilanz: „Der pestilenzische Gestank, den man […] in einigen Quadraten der Stadt ertragen muß, ist für nieder- und hochtragende Nasen, die nicht verstopft sind, ein sehr auffallender Beweis“7 – für die Notwendigkeit einer verbesserten Trink-und Brauchwasserversorgung. Allerdings, in anderen Städten waren die hygienischen Verhältnisse oft nicht besser.8 Und nicht zuletzt beruft sich Traitteur auf den renommierten Mediziner Franz Anton Mai, der den Anstieg von Ruhrepidemien und „typhösen Erkrankungen“ im Sommer auf den verstärkten Genuss von mit „Unrat“ verdorbenem Brunnenwasser zurückführte. Indes, auch wenn Mannheim – vor allem in der warmen Jahreszeit – seine hygienischen Schattenseiten hatte, so eigneten den Quadraten dennoch auch Vorzüge. Von daher ließen sich Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder Auswärtige hier dauerhaft nieder, angezogen von den idyllischen Plätzen an Rhein und Neckar, doch auch von vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten, einer hervorragenden Kutsch-Anbindung und vor allem einer attraktiven kulturellen Infrastruktur, in deren Zentrum das Nationaltheater stand.9

Das ursprünglich aus Heidelberg stammende Marktplatzdenkmal wurde 1769 aufgestellt, der dort zuvor stehende Ziehbrunnen versiegelt. Nach Umarbeitung durch Matthäus van den Branden zeigte es eine Stadtgöttin sowie Rhein, Neckar und Merkur als Figuren. Der Sockel mit als Flussallegorien gestalteten Ausgüssen führte ab 1888 Wasser.
(MARCHIVUM, KF045382)

Das Trinkwasser für den Hof und die Schmuckbrunnen auf Markt- und Paradeplatz

Hingegen ließ sich die vornehme Hofgesellschaft ihr täglich Nass von den feinen Bergquellen in Rohrbach – in Fässern, später auch in Flaschen abgefüllt – auf besonderen Wasserwagen herbeikarren. Ferner leisteten sich die Gutbetuchten das mit „kohlenstoffsaurem Gas“ versetzte und in Steinkrügen dicht verstöpselte Mineralwasser der Marken Selzer, Fachinger oder Schwalbacher. In der „Mannheimer...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2023
Co-Autor MARCHIVUM
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2023 • Abfall • eBooks • Energieunternehmen • Energie / -versorgung • Energiewende • Energiewirtschaft • Gas • Neuerscheinung • Strom • Wasser • Wirtschaft
ISBN-10 3-641-29735-4 / 3641297354
ISBN-13 978-3-641-29735-0 / 9783641297350
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