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Wir verlieren unsere Kinder! (eBook)

Spiegel-Bestseller
Gewalt, Missbrauch, Rassismus - Der verstörende Alltag im Klassen-Chat | Der SPIEGEL-Bestseller Nr. 1 über die gefährlichen Tiefen einer digitalen Parallelwelt
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46646-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wir verlieren unsere Kinder! -  Silke Müller
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Nicht die Dauer der digitalen Medien-Nutzung ist das Problem, sondern die Inhalte, die Kinder konsumieren. Schon Grundschüler sind Bildern von Gewalt, Pornographie und Rassismus ausgesetzt. Eine Schulleiterin schlägt Alarm! 'Wissen Sie, was Ihr Kind auf seinem Smartphone sieht?' Diese Frage stellt Silke Müller ahnungslosen Eltern auf Infoveranstaltungen ihrer Schule. Die Fotos, Sticker und Videos, die sie dann zeigt, sind so verstörend, dass kaum jemand hinsehen kann. Die meisten Eltern gehen davon aus, Medien-Erziehung bedeutet, die Bildschirmzeit zu begrenzen - und haben keine Ahnung, dass schon Kinder Bilder bestialischer Tierquälereien, Kriegsverbrechen und sexueller Gewalt sehen. Verschickt im Klassenchat. Mit dramatischen Auswirkungen auf ihre Psyche. In diesem wichtigen Debattenbuch klärt Silke Müller auf über die digitalen Bedrohungen, denen Kinder ausgesetzt sind, wenn sie Zugang zu Smartphones haben. Sie appelliert an Eltern, Lehrer*innen und die Politik, nicht länger wegzusehen, sondern endlich die Grundlagen zu schaffen für eine zeitgemäße, an Werten orientierte Medien-Erziehung. Der Anstoß einer Debatte, die längst hätte geführt werden müssen. Mit wertvollen Informationen und praktischen Tipps, mit welchen technischen und pädagogischen Mitteln wir unsere Kinder schützen können.

Silke Müller ist Schulleiterin in Niedersachsen und seit 2021 erste Digitalbotschafterin ihres Landes. Sie kämpft für eine ethische und demokratische Werteerziehung - auch und vor allem in der digitalen Welt. Sie ist (Stief-)Mutter zweier Töchter und lebt in Hatten im Landkreis Oldenburg. Ihr Buch Wir verlieren unsere Kinder (Droemer 2023) erreichte Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Silke Müller ist Schulleiterin in Niedersachsen und seit 2021 erste Digitalbotschafterin ihres Landes. Sie kämpft für eine ethische und demokratische Werteerziehung – auch und vor allem in der digitalen Welt. Sie ist (Stief-)Mutter zweier Töchter und lebt in Hatten im Landkreis Oldenburg. Ihr Buch Wir verlieren unsere Kinder (Droemer 2023) erreichte Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

2. Schuld ist doch nur die Digitalisierung?!


Bevor wir gleich abtauchen in den realen Alltag der Kinder und Jugendlichen, möchte ich zunächst aufräumen mit dem altbekannten Vorwurf: »Die Digitalisierung – auch an Schulen – ist doch schuld an der Entwicklung unserer Jugend.« Das ist viel zu einfach gedacht, und so leicht können und sollten wir es uns nicht machen. Nicht, wenn uns Kinder und Jugendliche tatsächlich wichtig sind.

Wir sollten uns vielmehr die Mühe machen und vor allem die Zeit nehmen, einmal aus der Perspektive der Schulen, aber auch aus jener der Elternhäuser und der Politik darauf zu schauen, in welchem Dilemma sich unsere gegenwärtige Gesellschaft samt Bildungseinrichtungen befindet. In einem Dilemma, das möglicherweise mit dafür verantwortlich ist, dass wir Gefahr laufen, unsere Kinder im Heranwachsen zu verlieren. Zu verlieren in einem Alltag, der geprägt und durchzogen ist von einem Leben in virtuellen Welten, die längst real geworden sind. Das aber begreifen wir anscheinend nicht. Genau deswegen lohnt sich ein Blick auf uns und auf die Verantwortung, die wir selbst für das ungeschützte Abtauchen der Kinder und Jugendlichen in virtuelle Welten tragen, bevor wir allein dem Internet und der viel beschworenen Digitalisierung die Schuld dafür geben.

Wie oft höre ich nach Vorträgen oder Diskussionen den Satz, es sei doch sicher genauso wichtig oder noch wichtiger, dass die Schülerinnen und Schüler endlich mal wieder vernünftig Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Es würde einfach zu viel »herumgedaddelt«, und auch die Lehrerinnen und Lehrer würden sich nicht genug mit Technik und dem Netz auskennen.

Selbstverständlich sind die Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens wichtig, vielleicht sogar wichtiger als je zuvor. Insbesondere sinnerfassendes und reflektiertes Lesen befähigt uns doch, kritisch zu hinterfragen und über Sachverhalte nachzudenken. Aber auch auf einem Tablet oder einem Laptop lesen die Kinder, sie schreiben, oftmals sogar mit einem digitalen Stift, und sie rechnen. Und natürlich müssen wir von Lehrkräften erwarten, dass sie sich stets zu neuesten inhaltlichen und technischen Erkenntnissen fort- und weiterbilden. Nur braucht es dazu Zeit, Ressourcen und Angebote, was alles noch immer zu wenig vorhanden ist.

Die Welt von heute und morgen ist digital, ob wir das nun gut finden oder nicht. Wir können das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen. Künstliche Intelligenz wird unsere Gesellschaft stärker verändern, als wir es in unserem Scheuklappenalltag wahrhaben wollen. Digitalisierungsprozesse per se infrage zu stellen und zu verteufeln, ist in meinen Augen komplett realitätsfern und nahezu fahrlässig.

Klar infrage stellen möchte ich aber, ob das bisherige Schulsystem, in dem digitale Entwicklung vielerorts noch immer nur eine unliebsame und gleichsam erzwungene Ergänzung zum normalen Schulleben und den tradierten Lehrplänen darstellt, den Herausforderungen einer sich zunehmend verändernden Gesellschaft noch gerecht wird. Und hier ist meine Antwort ein deutliches Nein.

Unser Schulsystem hat seit etwa zweihundert Jahren in seiner jetzigen Form Bestand. Es diente der Wissensvermittlung zu Zeiten der Industrialisierung und der Aneignung von Fähigkeiten, dieses Wissen umzusetzen. Auch heute noch wird Schule oft so gelebt: Lehrkräfte unterrichten Kinder in unterschiedlichen Fächern. Sie vermitteln ein bestimmtes, fachbezogenes Wissen. Interdisziplinäres Arbeiten ist noch immer außergewöhnlich. Lehrpläne geben Inhalte vor, die in Deutschland 16-mal anders gestaltet sind. Jedes Bundesland zelebriert für sich dabei den besten Lehrplan. Sechzehn Schulgesetze sind gleichzeitig Anker, Richtung und Halt für das System. Kinder verlassen die Schule mit einem mittleren Schulabschluss oder dem Abitur, sie gehen weiter zur Schule, in die duale Berufsausbildung oder an die Universität. Manche Kinder scheitern im System, müssen durch begleitende Maßnahmen einen längeren Weg bis zum Schulabschluss gehen. Eigentlich doch alles so weit, so gut, wäre da nicht die Erfindung des Internets – ein kleiner, ironischer Einschub sei mir an dieser Stelle erlaubt: Es ist ein Internet für die ganze Welt und nicht 16 Internets (vermutlich hat das Wort »Internet« nicht einmal ein grammatikalisch korrektes Plural) für ein einziges Land.

Plötzlich steht also mit der Erfindung des Internets jedem Menschen (sofern er Zugang zum Netz hat) das Wissen der Welt uneingeschränkt, aber vor allem auch ungeprüft auf einen Wahrheitsgehalt hin zur Verfügung. Und ebenso plötzlich entsteht das Phänomen einer »eigenen Wahrheit«.

Während Schulbücher oft noch einen tradierten, aber eben nicht immer aktuellen Wissensstand anbieten, so ist es nun ein Leichtes, im Netz für jedes Wissen eine entgegengesetzte Theorie zu finden. Ob diese Theorie dabei auf einer bloßen Meinung ohne stützende Fakten beruht, ist scheinbar vollkommen egal. Es geht vielmehr um die Anzahl der Unterstützer, die Vehemenz der Vertreterinnen und Vertreter dieser Theorie und die Aggressivität der Verbreitung – und schon wird aus einer bloßen Meinung vermeintliches Wissen.

Die Artikel der allseits bekannten Wissensplattform Wikipedia sind redaktionell veränderbar, mittlerweile kann jeder Mensch seine eigene Internetseite mit seinen eigenen Inhalten kreieren, und nicht zuletzt seit der Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine wissen wir, wie manipulierbar und steuerbar Nachrichten sind.

Soziale Netzwerke ermöglichen seit den frühen 2010er-Jahren noch dazu einen weltweiten Austausch von Meinungen, Erfahrungen, Gefühlen und Gedanken. Ungefiltert, kaum reguliert, 24/7 erreichbar. Verabredungen über Messengerdienste (und ein ritualisiertes Zuspätkommen, weil man ja nur eine kurze Nachricht mit »Komme gleich« schicken muss) sind genauso selbstverständlich geworden wie das Mailen im Betrieb, das Arbeiten mit Cloud-Diensten und Online-Software und das Erstellen und Veröffentlichen von Tutorials für beinahe jedes Problem. Als ich beispielsweise einmal nicht wusste, wo ich die Batterie meines Pkws finde, konsultierte ich YouTube und hatte sofort die Antwort via Videoanleitung.

Nicht zuletzt seit Ende des Jahres 2022 stellt uns der Chatbot ChatGPT vor völlig neue Herausforderungen. Dieser Bot schreibt nach Aufforderung des Nutzers perfekte Texte, Briefe oder Gedichte, formuliert schwierige Texte in einfache Sprache um, gibt Tipps für Kochrezepte, kann ganze Unterrichtsstunden vorbereiten, Rechenaufgaben lösen und dabei den Rechenweg erklären, Exposés verfassen u.v.m. Dabei hat man das Gefühl, mit einem Menschen zu kommunizieren. Sicher ist dieser Bot noch fehleranfällig, und die Kompetenz des kritischen Hinterfragens ist hier nötiger denn je. Dennoch zeigt sich der Weg der Zukunft. Mittlerweile gelingt es ja auch, mittels KI menschliche Avatare zu erschaffen, die auf dem Bildschirm nicht von echten Menschen zu unterscheiden sind. Was also, wenn ein weiterer Schritt möglicherweise nicht mehr das Kommunizieren mit einem Bot, sondern mit einer menschlichen KI sein wird. Gruselig? Faszinierend? Befremdlich? Hilfreich? Die persönliche Antwort darauf ist meines Erachtens vollkommen irrelevant. Es wird und muss unsere Aufgabe sein, uns selbst und vor allem unsere Kinder auf diese Herausforderungen durch künstliche Intelligenz und Entwicklungen, Chancen, Grenzen des Internets moralisch, ethisch und vor allem mit einem kritischen Bewusstsein vorzubereiten.

Und natürlich dient das Netz und dienen soziale Netzwerke ebenso der alltäglichen Unterhaltung. Hier allerdings sollte uns eines sehr bewusst sein: Während wir vor den Zeiten des dauerhaft zugänglichen Internets eben nur Konsumenten von angebotenen Inhalten in den Medien waren, so ist jeder von uns mittlerweile auch zum Journalisten, Produzenten und gleichsam zum Schauspieler und Regisseur geworden. Mit jedem Klick, jedem Foto, jedem Video, das wir veröffentlichen, werden wir quasi zu ebenjenen Redakteurinnen und Redakteuren, die eine Verantwortung für den von ihnen produzierten und veröffentlichten Inhalt übernehmen müssten. Übernehmen wir aber tatsächlich Verantwortung? Machen wir uns über die Angemessenheit von Inhalten ausreichend Gedanken? Oder begnügen wir uns möglicherweise mit dem Gefühl, dass der Account ja vermeintlich nur privat zugänglich und allein für die scheinbaren Freunde und Follower einsehbar sei? Besser wir ersparen es uns an dieser Stelle, über den Sinn, den Wert und die Bedeutung von (scheinbarer) Freundschaft im Netz zu diskutieren.

Kaum jemand von uns macht sich aber hierüber wohl viele Gedanken, weil wir im Grunde nie gelernt und verstanden haben, dass es auch darum geht, Verantwortung im Netz zu übernehmen – für unsere Gemeinschaft, aber letztendlich auch für die Gesellschaft im Ganzen.

In der Netflix-Reportage Das Dilemma mit den sozialen Medien (The Social Dilemma) von Jeff Orlowski aus dem Jahr 2020 schlagen gar die Macher der sozialen Netzwerke selbst in einer packenden, phasenweise sicher bewusst zugespitzten Darstellung Alarm. Sie sprechen darüber, dass sie mit der Entwicklung dieser Netzwerke, die in erster Linie auf Profit ausgerichtet sind, die sprichwörtliche Büchse der Pandora geöffnet haben. Sie sprechen auch davon, dass die Netzwerke, die uns miteinander verbinden, uns gleichzeitig kontrollieren und manipulieren. Der Präsident von Pinterest und ehemalige Facebook-Mitarbeiter Tim Kendall berichtet davon, dass er sein Handy nicht weglegen konnte, wenn er nach Hause kam, weil er dem eigenen Geschäftsmodell des Erzeugens von Sucht und...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bildung • Bildungspolitik • Digitalbeauftragte • Digitale Ethik • Digitale Medien • Digitaler Wandel • Digitale Welt • Digitalisierung • Digitalisierung Buch • Digitalisierung Ethik • digitalisierung gesellschaft • Erziehung • Gefahren Digitalisierung • gesellschaftliche Debatte • Gesellschaftskritik • Gesellschaftskritische Bücher • Gewalt im Internet • Handynutzung Kinder • Internet • Internetnutzung Kinder • Kindererziehung Ratgeber • Kinder und Medien • Kinder und Smartphone • Lehrer • Lehrerin • Medienerziehung • Medienkompetenz • Medienkompetenz für kinder • Medienkonsum • Mediennutzung • Mediennutzung Kinder • Medienpädagogik • Pädagogik • Pädagogin • Ratgeber Erziehung • Ratgeber Medien bei Kindern • Sachbuch Gesellschaft • Schule • Schülerinnen und Schüler • Schulleiterin • Schulpolitik • Silke Müller • Smartphone • Social Media • Soziale Medien • Soziale Netzwerke
ISBN-10 3-426-46646-5 / 3426466465
ISBN-13 978-3-426-46646-9 / 9783426466469
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