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Schwul, lesbisch, hetero ...

Ein langer Weg zur Versöhnung in Familie und Gemeinde?!

(Autor)

Buch | Softcover
184 Seiten
2022 | 1. Auflage
Manuela Kinzel Verlag
978-3-95544-165-4 (ISBN)
CHF 27,90 inkl. MwSt
'Mama, was ist das Schlimmste, was einmal aus deinen Kindern werden könnte?''Nun ja, ich glaube, wenn sie Homosexuelle wären oder Neonazis, das wäre wohl das Schlimmste für mich.'Wenn ich heute auf diese Antwort schaue, dann schäme ich mich zutiefst. Stellte doch meine Tochter diese Frage und ich hörte nicht und ich verstand nicht, was sie zutiefst bewegte.Heute würde ich vermutlich antworten: 'Das Schlimmste für mich wäre, mit meinen Kindern unversöhnt leben zu müssen und dass auch sie nicht versöhnt mit sich und ihren Mitmenschen und Gott durchs Leben gehen können.''Ist Homosexualität eine bewusste Entscheidung der Auflehnung gegen ein vermutetes biblisches Lebensmodell, oder vielmehr Ausdruck einer Schöpfung, die sich nach dem Ausschluss aus dem Paradies verändert hat, also quasi das Ergebnis eines schicksalhaften Verhängnisses - so wie die Ursünde alle Menschen trifft - egal ob sie es wollen oder nicht'Dr.Volker Krüger, Ph.D/M.A in Theologie'Unvergesslich sind mir seine Tränen während des Segnungs-gottesdienstes. Dass es tatsächlich geschieht, dass diese Bibeltexte über menschliche Zweisamkeit und Gottes allmächtige Liebe wirklich ihm und seinem Partner gelten sollten, das war für ihn eine überwältigende und so unglaublich heilsame Erfahrung. In solchen Momenten wird für mich das Ja Gottes zu allen Menschen sehr greifbar.'Jutta Schierholz, Theologin Berlin

Die Autorin: Birgit Hartung, Jahrgang 1965, ist verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern und arbeitet als Erzieherin in einem Familienzentrum. Neben ihrem pädagogischen Abschluss erwarb sie einen weiteren zur Lebens- und Sozialberaterin, was verschiedenen sozialen Einrichtungen und Gemeinden zugute kam. Nachdem sich zwei ihrer Kinder als homosexuell geoutet hatten, beschloss sie, nach einem langen Weg der Veränderung, ihre Geschichte niederzuschreiben. So entstand dieses Buch, in dem sie als Christin ihre persönliche Betroffenheit beschreibt. Des Weiteren geht es um die Sicht auf Homosexualität im Allgemeinen, mit Blick auf die Gemeinde Christi sowie die Auswirkungen eines Outings auf Familienangehörige.

Inhaltsverzeichnis 1. Vorworte 1.1. Dr. Volker Krüger, Theologe 1.2. Tom Fricke, Zwischenraum e.V. 1.3. Birgit Hartung, Autorin 2. Einleitung 3. Was ist Homosexualität? 3.1. Zwei sehr gegensätzliche Sichtweisen 3.2. Sexuelle Vielfalt 3.3. Gedanken zur Entstehung von Homosexualität 3.3.1. Psychologische und seelsorgerliche Aspekte 3.3.2. Biologische Aspekte 3.3.3. Geistliche Aspekte 3.3.4. Schlussfolgerungen 4. Eine Möglichkeit einer biblischen Sicht 4.1. Das Gesetz Gottes 4.1.1. Das Gesetz und das Neue Testament 4.1.2. Gott selbst bewegt sein Gesetz 4.2. Eigene Haltungen überprüfen 4.3. Entspricht Homosexualität der Schöpfungs-ordnung Gottes? 4.4. Vom Mut, Anderes zu denken und Neues zu erwarten 5. Unsere eigene Geschichte 5.1. Der Ursprung 5.2. Das Umdenken 5.3. Der Zerbruch 5.4. Die Frage 5.5. Die Predigt 5.6. Das Gebet 5.7. Das Seminar 5.8. Das Fazit 6. Verschiedene Sichtweisen aus dem Blickwinkel von Angehörigen homosexueller Menschen 6.1. Ein Beitrag von Sigrid, die mit einem homosexuellen Mann verheiratet war 6.2. Ein Beitrag von Ulla, aus Sicht einer Mutter 6.3. Ein Interview mit Maria (Name geändert) 6.4. Die Gedanken eines Bruders, der den Glauben an die Religion verlor 6.5. Ein Beitrag eines Bruders, dessen Hoffnung Jesus ist 6.6. Ein Statement aus Sicht erwachsener Kinder 7. Die Herausforderung umzudenken 7.1. Der CSD 7.2. Begegnung 7.3. Anspruch und Realität 7.4. Rechtliche Auswirkungen auf die Gemeinde 7.4.1. Auswirkungen auf die Seelsorge 7.4.2. Auswirkungen auf Eheschließungen 8. Homosexualität und Gemeinde 8.1. Gemeinde im Spannungsfeld 8.2. Regeln sind nicht alles 8.3. Grenzen erweitern 8.4. Nur ein Leib Christi 9. Nachwort 10. Literaturnachweis Auszug aus Kapitel 4: Eine Möglichkeit einer biblischen Sicht Im Johannesevangelium wird darüber berichtet, wie eine Ehebrecherin zu Jesus gebracht wurde. Sie soll zum Tode verurteilt werden. Das allein lässt aufhorchen, denn um ein Todesurteil zu sprechen, brauchte es mehrere Zeugen. Man könnte also eher vermuten, dass die Frau bewusst in eine Falle gelockt wurde. Doch wie ging Jesus, der Stellvertreter Gottes, mit dieser Frau um, die nach dem Gesetz schuldig war? „Jesus aber ging zum Ölberg. Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem anderen, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete: Niemand Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht, geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ (Joh.8,1-11) Welch eine Befreiung, derjenige, der allein das Urteil hätte sprechen können, verdammt gar nicht! Und weil er es nicht tut, sollten wir es auch nicht tun. Ich weiß, dass es viele Stellen in der Bibel gibt, die uns auffordern wachsam zu sein. Wachsam auch in Bezug auf Sünde. „Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.“ (Matth.18, 15-17) Es wäre jetzt spannend, darüber nachzudenken, wie wir denn mit Heiden und Zöllnern umgehen sollen, denn genau denen sollen wir ja die Liebe Gottes bringen, doch das entfernt uns vom Gedanken der Wachsamkeit. Also wir sollen schon einen Umgang finden mit den Dingen, die wir als Sünde erkennen. Wir stehen aber in der Gefahr, die Dinge nicht nur zu klären, sondern den anderen zu verurteilen. Wo ist die Grenze zwischen Wachsamkeit und Verklagen? Und im „Falle“ eines homosexuellen Christusnachfolgers (wobei mir klar ist, dass so mancher Leser diese Wortkreation für einen Widerspruch in sich hält) verklage ich nicht nur einen von Gott gemachten und gewollten Menschen, sondern meinen Bruder oder meine Schwester. Wir wissen, wer der Verkläger der Brüder ist! Ganz sicher nicht der Geist Gottes. Konsequenter Weise müsste ich dann nicht nur auf homosexuelle Sünden achten, sondern auch auf andere. Das bezieht sich auch nicht nur auf eine tatsächliche Tat, sondern schon auf unsere Gedanken. Selbst das Begehren eines anderen Menschen wird in der Bibel schon als Ehebruch beschrieben. Und wie steht es dann mit allem anderen, z.B. Neid, Zauberei, Streitsucht, Völlerei, Trunksucht usw. Die Liste der Dinge, die wir unter Kontrolle bringen müssten, wäre immens. Welch ein Stress! Ganz sicher ist es gut, wenn wir uns als Christen gegenseitig die Erlaubnis geben, uns auf das ein oder andere hinzuweisen. In allererster Linie bin ich aber mal selbst mit meinem eigenen Leben Gott verantwortlich und ich sollte meinem Bruder und meiner Schwester zutrauen, auch erwachsen zu sein. Zu schnell müssten wir uns sonst vermutlich anhören: “Was siehst du den Splitter im Auge deines/er Bruders/Schwester, und den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht? Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt. Denn so, wie ihr jetzt andere verurteilt, werdet ihr auch verurteilt werden. Und mit dem Maßstab, den ihr an andere legt, wird man euch selber messen. Du regst dich auf über die kleinen Schwächen deines Bruders, und erkennst nicht deine eigene, viel größere Schuld. Du sagst: Freund, komm her, ich will dir die Augen für deine Fehler öffnen! Dabei bist du selbst blind für deine Schuld. Du Heuchler! Kümmere dich zuerst um deine Fehler, dann versuche, deinem Bruder zu helfen.“ (Matth.7,1-5) Auszug aus Kapitel 6: Verschiedene Sichtweisen aus dem Blickwinkel Angehöriger homosexueller Menschen Im April 2017, Janet ist nun 25 Jahre alt, trommelt sie die ganze Familie zu einem Osterfrühstück zusammen, um ihr „Coming-Out“ zu geben. Wie fühlt sich so eine Nachricht an für die Eltern, die ein Leben lang christlich geprägt in einer persönlichen Beziehung zu Jesus stehen? Was geht in so einem Moment in ihnen vor? Was bedeutet es für die Geschwister, den Rest der Familie? Wie geht man mit so einer Nachricht um, wie verarbeitet man sie und wie lernt man mit ihr zu leben? Sicherlich ganz unterschiedlich. Ich als Janets Mutter möchte davon berichten, wie ich diese Situation durchlebt und empfunden habe. Mein erster Gedanke, den ich Janet gegenüber ausspreche, als sie sich outet, ist: „Das ist doch wieder nur eine Flucht, die du antrittst, weil du mit dir selbst nicht klarkommst.“ Ich fühle mich, als hätte mir jemand ins Gesicht geschlagen, ich verstehe gar nichts mehr!! Was haben wir falsch gemacht? Es fühlt sich alles unwirklich an. Wir haben nach dem Osterfrühstück einen ca. einstündigen Heimweg. Diesen erlebe ich wie in Trance. Wir sprechen wenig, und als wir nach Hause kommen, und gleich darauf unsere besten Freunde vor der Haustüre stehen und mir bewusst wird, dass sie schon längst Bescheid wussten, kann ich nur noch heulen. Sie trösten mich und geben mir in diesem Moment Halt. Ich will das nicht! Schließlich habe ich meine Meinung über die Homosexualität längst gebildet und empfinde sie als Sünde und als nicht normal, außerdem als unästhetisch. Punkt! Menschen, die so empfinden, haben entweder eine schwere Kindheit gehabt, ein sozial schwaches Umfeld oder tun es, weil sie keine Moral haben und ihnen alles egal ist. Aber doch nicht unser Kind!!!! Wir haben sie nicht anders erzogen als unsere anderen drei Kids, führen eine glückliche Ehe und haben ein schönes friedvolles Zuhause, haben uns jahrzehntelang in unserer Evang.-Freikirchlichen Gemeinde engagiert und die Kids mit einbezogen und dabei das Gefühl gehabt, dass sie sich dort wohlfühlten. Und jetzt so etwas!! Meine Hoffnung ist, dass ich mit meiner Aussage recht behalte: Janet flieht vor sich selbst. Es ist nur eine Masche, um uns eins auszuwischen oder weil der Therapeut, den sie wegen ihrer Trichotillomanie in Anspruch nahm, ihr irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt hat. Die Tage danach vergehen wie im Flug. Da wir mit Familie und Gemeinde genug eingespannt sind, kommen wir nicht wirklich zum Nachdenken. Es legt sich eine Schwere auf mein Herz und beeinträchtigt mich im Tagesablauf und in der Arbeit. Ich muss viel weinen, weil ich die ganze Situation nicht einordnen kann. In der Gemeinde werde ich unsicher. Wir wissen, dass Janet ein Gespräch mit der Gemeindeleitung hatte. Wer weiß denn nun Bescheid und wer nicht? Wie sollen wir uns verhalten? Wenn wir allen davon erzählen, ist sie dann nicht gleich abgestempelt? Wenn wir nichts erzählen, wird dann hintenrum geredet? Fragen über Fragen. Ich habe das Gefühl, dass ich ein seelsorgerliches Gespräch brauche. Der Umgang mit unserer Tochter bleibt normal. Es gibt Berührungspunkte, aber nicht so sehr viele, da sie ja nicht mehr zu Hause wohnt. Unsere besten Freunde suchen mit uns das Gespräch und das ist gut so. Sonst können wir noch mit keinem über die Situation sprechen. Das belastet. Das seelsorgerliche Gespräch, ca. 1 ½ Monate nach Janets Coming Out, tut mir gut. Mir wird erklärt, dass Janet sich sehr viel Sorgen um uns macht und nicht möchte, dass es uns schlecht geht. Langsam bekomm ich eine Vorstellung davon, wie mein Kind gelitten haben muss. Ich fange an zu begreifen, dass sie zunächst selbst nicht verstehen konnte, was da mit ihr los war. Als sie es dann begriffen hat, hat sie es 10 Jahre nicht übers Herz gebracht, es uns zu erzählen, weil sie wusste, wie wir dazu stehen. Wie konnte es zu so einem Vertrauensverlust kommen? Wir bekommen die Anregung, einige ungeklärte Dinge mit Janet zu regeln und tun das auch recht zügig, was Tränen verursacht, aber gut tut. Wir nähern uns an, beginnen unsere Positionen gegenseitig zu verstehen, merken, dass wir uns lieben und ihre sexuelle Neigung dabei eine untergeordnete Rolle spielt. Der Schrecken wird langsam kleiner……………. Auszug aus Kapitel 7: Die Herausforderung, umzudenken Der CSD Lassen Sie mich kurz auf den Christopher Street Day eingehen. Er hat seinen Ursprung im Jahr 1969, genau genommen am 28. Juni, Im New Yorker Stadtviertel Greenwich Village. Vor diesem Tag gab es in Bars, in denen sich vornehmlich homo- und transsexuelle Menschen trafen, immer wieder willkürliche, gewalttätige Kontrollen durch die Polizei. An diesem Tag aber wehrten sich die Menschen gegen die Polizei. Das war der Beginn von tagelangen gewalttätigen Ausschreitungen und der Beginn, für die Rechte der homo- und transsexuellen Menschen zu kämpfen. Nachdem sich die Ausschreitungen gelegt hatten, bildete sich ein Komitee, das den ersten Christopher Street Day ins Leben rief, der sich mittlerweile weltweit verbreitet hat. Das, was heute wie ein Karneval anmutet, hat seinen Ursprung darin, sich gegen willkürliche Gewalt zu wehren, im Sinne der Grundrechte eines jeden Menschen. Meine Tochter machte mich an dieser Stelle darauf aufmerksam, dass der CSD auch heute noch in vielen Teilen politisch sei. Das stimmt. Es geht mir aber vor allem darum, was Menschen, so wie ich, die mit dem Thema Homosexualität irgendwie augenscheinlich so gar nichts zu tun hatten, wahrnehmen. Bei der kurzen Sequenz in den 8 Uhr Nachrichten sehe ich vor allem Regenbogenfahnen und sehr schrill gekleidete Menschen mit großen Federn auf dem Kopf. Und das bedient wieder das Klischee. Somit ist für „Außenstehende“ aus einem Aufstand für Freiheit und Gerechtigkeit ein bunter Karneval geworden. Vielleicht hinkt der Vergleich ein wenig, doch so wie der allgemeine Karneval (der natürlich auch politische Anteile hat) in Köln und anderswo nicht Otto-Normal-Verbraucher und einen heterosexuellen Lebensstil repräsentiert, so wenig spiegelt der CSD das ganz normale Leben eines homosexuellen Menschen wider. Leider, und jetzt komme ich wieder zu dem Punkt, den ich meine, sind die Bilder des CSD sehr in unseren Köpfen verankert. Stellen wir uns im Umkehrschluss vielleicht einmal vor, alle homosexuellen Menschen würden von den heterosexuellen denken, dass sie so sind, wie sie sich im Karneval verhalten. Heteros, das sind die, die komische Hütchen tragen, eine Pappnase aufhaben und versuchen, lustig zu sein. Das wäre das Pendant. Anspruch und Realität „Fakt ist, dass mein Alltag nicht immer so aussieht wie der von 'allen anderen'. Fakt ist, dass meine sexuelle Orientierung an vielen Stellen meines Lebens Auswirkungen hat und mich eben nicht nur auf der sexuellen Ebene ausmacht. Fakt ist, dass ich persönlich schon ein Dutzend Male in der Öffentlichkeit und im Internet homophob beleidigt wurde. Fakt ist, dass dies einige LGBT Personen davon abhält, offen zu sich und deren Partnern zu stehen. Fakt ist, dass ich aufgrund meiner sexuellen Orientierung von der Blutspende ausgeschlossen werde. Mich definiert deutlich mehr als meine sexuelle Orientierung. Trotzdem gibt es leider Punkte, an denen sie unangenehm im Mittelpunkt steht und ich Hass und Ausgrenzung erlebe. Das geschieht ganz sicherlich nicht alltäglich, aber eben in alltäglichen Situationen, die meinen Tag dann ganz schön auf den Kopf stellen.“ So könnte ich jetzt noch eine Menge Dinge aufzählen, die über Schwulenwitze, über Angst um den Arbeitsplatz, Ausgrenzung, Gewalthandlungen und Vieles mehr berichten. Und ich kann einerseits verstehen, dass ein homosexueller Lebensstil gerade auch die fromme Welt verunsichert, sich Feindbilder entwickeln, dem Widersacher Gottes sehr viel Macht zugeschrieben wird, dass ihm die Verführung gelungen sei. Doch ist uns eigentlich bewusst, dass die säkulare Welt, trotz aller rechtlichen Dinge, die auf den Weg gebracht sind, möglicherweise auch ausschließt? Und sollten wir als Christen nicht gerade dort handeln, wo ausgestoßen wird und hineinnehmen, so wie Jesus es tat? Selbst, wenn wir Homosexualität als Sünde betrachten, warum haben wir so viele Berührungsängste mit Sünde? Was unterscheidet das Christentum von Neonazis oder was trennt das Christentum vom Gedankengut des radikalen Islams, wenn wir homosexuelle Menschen ausgrenzen? Sollten wir als Jesusnachfolger nicht anders handeln? Sie sagen jetzt, das sind empörende Gedanken? Dann lesen Sie einmal nach, wie viele Homosexuelle im Konzentrationslager gestorben sind. Genau, wie die Juden mussten sie ein Zeichen tragen, keinen gelben Stern, sondern einen rosa Winkel. Und sie wurden getötet als Gefahr für die arische Reinheit. Was macht viele Menschen so empört, gerade in diesem Bereich? Wie erklärt sich der unglaubliche Hass in vielen Teilen der Welt heute noch? Haben wir es hier mit einem Thema zu tun, von dem wir behaupten können: Das war schon immer so? So lange wir zurückdenken können, gab es niemals ein allgemeines Befürworten oder eine allgemeine Toleranz Homosexualität gegenüber. Und dort, wo Religion oder Ideologie bestimmte Verhaltensweisen verbieten, wird es für Minderheiten schwierig oder lebensgefährlich, auch wenn sie in ihrem eigentlichen Sein ja niemandem schaden. Deutlich wurde das sehr stark zur Zeit des Nationalsozialismus. Wie schon gesagt, neben der erschreckenden Zahl von Juden, die in den Vernichtungslagern starben, ließen auch Widerstandskämpfer, Andersdenkende, behinderte Menschen und Homosexuelle ihr Leben. Bezüglich des jüdischen Volkes sind die Christen in diesem Land schon wirklich lange auf einem Weg der Versöhnung. Ebenso füllt uns Trauer oder Betroffenheit über den Tod eines Dietrich Bonhoeffers oder einer Anne Frank. Sie sind unsere Helden, Märtyrer. Etwas weniger beachtet wird schon eher die Gruppe der behinderten Menschen, die ihr Leben im KZ verloren. Doch uns allen ist klar, dass Christen sich selbstverständlich für Menschen mit Behinderung einsetzen. Nur die Gruppe der Homosexuellen erlebe ich bis heute als eine der vergessenen. Tausende wurden wegen ihrer sexuellen Identität im Dritten Reich ermordet. “Dass die vergasten Schwulen und Lesben – ganz im Gegensatz zu anderen Opfern des Nazi-Terrors – auch heute noch nicht im Bewusstsein einer breiten Bevölkerungsschicht sind und auch von politischer Seite erst ansatzweise rehabilitiert werden, widerspiegelt eine ungeheuerliche, ganz offensichtlich auch heute andauernde Ignoranz und Geringschätzung gegenüber gleichgeschlechtlich Empfindenden.“ (7/vgl.Silverstein 1996, Kurt Wiesendanger S. 30) Es entzieht sich unserem Blickfeld, aber auch heute werden Homosexuelle in vielen Ländern öffentlich hingerichtet oder politische Machthaber schüren Feindbilder gegen diese kleine Gruppe von Menschen, um ihr eigenes Image zu stärken.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Dessau
Sprache deutsch
Maße 128 x 190 mm
Gewicht 218 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Ethik • Gemeinde • gleichgeschlechtlilch • Gott • Hetero • Homosexualität • Lesbisch • Testament • Trans • Transgender • Transidentität • Transsexualtität • Versöhnung
ISBN-10 3-95544-165-2 / 3955441652
ISBN-13 978-3-95544-165-4 / 9783955441654
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