Mitarbeiter gewinnen leicht gemacht (eBook)
180 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6260-1 (ISBN)
Johannes Bopp ist Unternehmer aus Leidenschaft. Seinen ersten Online-Shop gründete der Braunschweiger als Gymnasiast. Während des Studiums spezialisierte er sich auf E-Recruiting: die Personalgewinnung übers Internet. Heute begleitet er Handwerksbetriebe, Bau- und Industrieunternehmen bei der aktiven Mitarbeitergewinnung über soziale Netzwerke.
1. ZEITENWENDE:
Warum Sie neue Konzepte für
die Rekrutierung von
Mitarbeitern brauchen
»Ich bin überzeugt, dass es nichts Wichtigeres gibt,
als Leute einzustellen und weiterzuentwickeln.
Am Ende des Tages zählen Sie auf Menschen,
nicht auf Strategien.«
Lawrence Bossidy
(US-Manager und Autor, *1935)
Wenn Bella im Hafenrestaurant von Grömitz das Essen serviert, staunen die neuen Gäste nicht schlecht. Der ein oder andere rümpft schon mal die Nase, aber die Mehrzahl der Restaurantbesucher finden Gefallen an Bellas außergewöhnlichem Service. Ein bisschen so, als würde ihnen R2-D2 aus Star Wars die Speisen auftragen – denn Bella ist ein Roboter.
Ursprünglich war die Anschaffung des Bedienungsroboters für den Gastwirt Tim Bornewasser eher eine Verzweiflungstat als ein Werbegag. Er hatte während der Covid-19-Pandemie schlicht zu wenig Personal für sein Restaurant. Mit Bella hat er für 20000 Euro eine zusätzliche »Fachkraft« eingekauft, die stundenlang schwere Teller schleppt und immer noch mit dem Gesicht eines Schmusekätzchens lustig lächelt. Sie fragt nie nach Urlaub und braucht dank Austauschakkus keine Verschnaufpausen – nicht mal für die Zigarette zwischendurch.
Der Roboter soll die netten Damen und Herren im Service nicht ersetzen, sondern nur entlasten: Die Küche belädt Bella mit fertigen Speisen, die Maschine navigiert dann mithilfe von Sensoren und künstlicher Intelligenz selbständig durch den Gastraum, und am Tisch kommen wieder echte Menschen zum Einsatz. Für ein Restaurant in einem Ostseebad, das von wechselnder Kundschaft lebt, ist so eine Attraktion natürlich auch eine pfiffige PR-Maßnahme. Vor allem freut’s den Wirt, mit Bellas Hilfe seinen Personalengpass überwunden zu haben. Ihren Kaufpreis wird sie laut Bornewasser nach 120 Tagen abgearbeitet haben. Danach verlangt sie nicht mal mehr den Mindestlohn.
Kann diese kleine Geschichte als Blaupause zur Lösung von Personalengpässen dienen? Leider nicht. Doch sie zeigt, wie die clevere Integration digitaler Techniken in unser Arbeitsleben den Weg ebnet zu neuen Lösungen, an die vor wenigen Jahren nicht einmal zu denken war.
Das gilt ebenso für das Personalwesen, auch Personalwirtschaft oder Personalmanagement genannt. Im Internet und in der Fachliteratur finden Sie daneben immer öfter den Begriff Human Resources Management und seine Abkürzungen HRM oder HM. Das englische human resources lässt sich frei auch mit »Humankapital« übersetzen. Die Wikipedia schreibt zu diesen Stichworten:
»Das Personalwesen ist eine in allen Organisationen vorhandene Funktion, deren Kernaufgaben die Bereitstellung und der zielorientierte Personaleinsatz sind. In der Personalpraxis beziehen viele Unternehmen außer den Führungsprozessen auch die Interaktion und Emotion des Personals ein.«
So viel sei schon jetzt verraten: Um passende Mitarbeiter:innen für Ihren Betrieb zu gewinnen, müssen Sie bereits vor der Einstellung auf die Emotionen der künftigen Betriebsangehörigen eingehen und zeitgemäß mit ihnen interagieren. Bei der heutigen Personalknappheit bedeutet das für Firmen, sich dorthin zu begeben, wo sich geeignete Mitarbeiter:innen aufhalten, um sich bei ihnen zu bewerben. Ja, Sie haben richtig gelesen: Unternehmen können nicht mehr wie früher auf Bewerber:innen warten. Sie müssen sich bei potenziellen Arbeitskräften aktiv vorstellen und sie mit verlockenden Angeboten ködern.
Nicht von ungefähr verdrängt der Begriff »Personalgewinnung« zunehmend die alte Bezeichnung »Personalbeschaffung«. Letztere legt den Gedanken nahe, man bräuchte nur in einen Supermarkt zu spazieren und sich die passenden Mitarbeiter in den Einkaufswagen zu legen, so als würde man einen Serviceroboter kaufen. In weiten Teilen der Wirtschaft sind diese Zeiten längst vorbei. Die sogenannte »Rekrutierung« (engl. recruitment) von Arbeitskräften ist heute anspruchsvoller denn je. Sie erfordert grundlegend andere Herangehensweisen.
Dieser notwendige Wandel reicht weit über die Personalabteilungen hinaus. Zukünftig den Bedarf an Mitarbeitern zu decken, wird Unternehmen nur durch eine umfassende Transformation gelingen. Ich rede jetzt nicht von der Produktentwicklung, der Fertigung oder dem Marketing, sondern von den Rahmenbedingungen zur Gewinnung neuen Personals. Lassen Sie mich bitte im Folgenden Ihren Blick dafür schärfen, warum wir neue Konzepte für die Rekrutierung brauchen. Sehen wir uns die Fakten an:
Demografischer Wandel
Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Der Arbeitskräftemangel nimmt bedrohliche Ausmaße an. Trotz »Corona- Krise« bleibt die Zahl der Erwerbstätigen in vielen Branchen weiter hinter dem Bedarf der Unternehmen zurück. Im Jahr 2021 war die Arbeitslosenquote trotz Pandemie und wirtschaftlicher Schieflage in vielen Unternehmen von 6,3 auf gut 5 Prozent gefallen. Der ständige Zuwachs der Beschäftigung seit 2006 stößt an seine Grenzen. Diesen Trend hat bislang weder eine höhere Erwerbstätigkeit der Bevölkerung noch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte aufhalten können.
»Das Problem der Zukunft heißt Arbeiterlosigkeit« lautete deshalb die Überschrift eines alarmierenden Artikels im Handelsblatt vom Februar 2022. Dass Unternehmen vor den Herausforderungen der kommenden Jahre nicht die Augen verschließen dürfen, zeigt schon die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur in Deutschland. Von 2020 bis 2030 wird der Bevölkerungsanteil im Rentenalter (ab 67 Jahre) voraussichtlich um 3,3 Prozent zunehmen. In derselben Zeit schrumpft die Quote der Menschen im »Erwerbsalter« von 20 bis 67 um fast 4 Prozent (siehe Abb. 2). Unter dem Titel »Wenn die Babyboomer in Rente gehen, beginnen die Probleme« brachte es ZEIT ONLINE auf den Punkt:
»Schon 2030 könnten mehr als fünf Millionen Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt fehlen, vor allem in den handwerklichen Ausbildungsberufen.«1
Wenn geburtenschwache Jahrgänge auf Wirtschaftswachstum treffen, verschärft sich das Problem durch den steigenden Bedarf an Arbeitskräften. Laut dem Report »Duale Ausbildung 2020« der Konrad-Adenauer-Stiftung wird sich diese Entwicklung vor allem in einem Mangel an Fachkräften der sogenannten »mittleren Qualifikationsebene« zeigen. Hier sind die klassischen Berufe des dualen Systems gemeint wie Facharbeiter:innen der Industrie, Bauwirtschaft und des Handwerks.
Abb. 2 In den 2020er-Jahren wird der Bevölkerungsanteil im Rentenalter um 3,3 %wachsen, während die Quote im »Erwerbsalter« um fast 4 % schrumpft
Zugegeben, Prognosen können sich irren. Der Arbeitsmarkt ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine mit einer Vielzahl gut ausgebildeter Frauen hat dies 2022 einmal mehr eindrucksvoll bewiesen. Wir wissen auch nicht, wie der Staat die Zuwanderung von Fachkräften in den kommenden Jahren fördern wird und was die betreffenden Maßnahmen dann bewirken. Je mehr Arbeitnehmer aus kinderreichen Regionen zu uns kommen, desto stärkere Auswirkungen wird das auf die Altersstruktur der Bevölkerung haben. Auch können wir nur ahnen, welche Entlastungen die künstliche Intelligenz im Hinblick auf den Fachkräftemangel bringen wird.
Trotz aller Unwägbarkeiten ist die Zahl der Alarmsignale für eine sich dramatisch zuspitzende »Arbeiterlosigkeit« mittlerweile so groß, dass Abweichungen von den Voraussagen höchstens in der Schwere des Arbeitskräftemangels zu erwarten sind. Das Problem als solches bleibt bestehen. Das Handelsblatt hält den Fachkräftemangel in dem oben erwähnten Artikel sogar als »die am besten ausgeleuchtete Krise unserer Zeit« und als »das größte Wachstumsrisiko der deutschen Wirtschaft«. Wie real diese Gefahr ist, hören wir regelmäßig aus den Meldungen von längst überfälligen Brückensanierungen, Verzögerungen im Breitbandausbau, stockender Digitalisierung und von anderen Investitionsstaus.
Das Problem betrifft nicht nur die hochqualifizierten Fachkräfte, sondern auch solche mit geringerer Qualifikation. In der Johannes Bopp GmbH2 unterstützen wir zunehmend Betriebe aus der Baubranche und der Industrie bei der Suche nach Hilfskräften. Mittlerweile sind in einigen Branchen selbst Zuarbeiter und Helfer schwer zu finden. Zumindest für jene Firmen, die ihre Arbeitskräfte immer noch mit den Methoden des 20. Jahrhunderts suchen. Darf es sich ein Unternehmer heute noch leisten, alles Digitale für »neumodisches Zeug« zu halten, das nur Geld kostet und einen von der Arbeit abhält? Finden wir es heraus!
Digitalisierung
Es ist ein grauer Morgen im Januar. Im Büro von Holger Köster brennt noch das...
Erscheint lt. Verlag | 17.5.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie |
ISBN-10 | 3-7562-6260-X / 375626260X |
ISBN-13 | 978-3-7562-6260-1 / 9783756262601 |
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