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Und jetzt du. (eBook)

Zusammen gegen Rassismus - von SPIEGEL-Bestsellerautorin Tupoka Ogette – Mit vielen praktischen und alltagsnahen Übungen für Freunde, Familie, Schule und Beruf

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
336 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28470-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Und jetzt du. - Tupoka Ogette
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Das zweite Buch der Bestsellerautorin von »exit RACISM«: Wie wir WIRKLICH rassismuskritisch leben können - Jetzt im Taschenbuch!
Wir alle sind rassistisch sozialisiert. Rassismus findet sich in jedem Bereich unseres Lebens, unserer Gesellschaft. Allerdings haben wir nicht gelernt ihn zu erkennen, geschweige denn darüber zu sprechen. Rassismuskritik ist kein Trend und keine Phase. Rassismuskritisch denken und leben ist die Möglichkeit, Gesellschaft aktiv mit- und umzugestalten und eine gerechtere Welt für uns alle zu schaffen. Denn die echte Auseinandersetzung mit Rassismus eröffnet einen neuen Blick auf uns selbst und unsere Mitmenschen. Sie ermöglicht neue Perspektiven und Begegnungen. Sei dabei! Entscheide dich jeden Tag bewusst dafür, das System Rassismus Stück für Stück zu dekonstruieren. Tupoka Ogette ist DIE deutsche Vermittlerin für Rassismuskritik. Ihr Buch gibt dir - konkret und alltagsnah - Anregungen, wie du rassismuskritisch leben lernst. Im Freundeskreis, in der Familie, als Lehrer*in in der Schule, in der Freizeitgestaltung und im Beruf.

Tupoka Ogette wurde 1980 in Leipzig als Tochter eines tansanischen Studenten der Landwirtschaft und einer deutschen Mathematikstudentin geboren. Kurz vor der Wende wanderte ihre Mutter mit ihr nach Westberlin aus, wo Ogette bis zu ihrem Abitur lebte. Sie hat einen Magister in Afrikanistik und Deutsch als Fremdsprache von der Universität Leipzig und einen Master in International Business von der Graduate School of Grenoble. Seit 2012 ist Tupoka Ogette bundesweit als Beraterin und Trainerin im Bereich Rassismuskritik tätig. In dieser Funktion leitet sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz Workshops und Fortbildungen, tritt als Speakerin auf, berät Teams und Organisationen. Ihr im März 2017 erschienenes Handbuch »exit RACISM. Rassismuskritisch denken lernen« ist ein SPIEGEL-Bestseller. Im Jahr 2019 wurde Ogette vom Magazin Edition F als eine der 25 einflussreichsten Frauen des Jahres ausgezeichnet. SPIEGEL Online nahm sie als eine von zehn Frauen in den Bildungskanon zum Thema Theorie und Politik auf. 2021 wurde sie von About You zum »Idol of The Year« gewählt. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Künstler und Bildhauer Stephen Lawson, und ihren Kindern in Berlin. Zuletzt erschien ihr Buch »Und jetzt du. Rassismuskritisch leben«.

Rassismuskritische Memory Lane

Es ist der 19. Oktober 2020. In den letzten acht Jahren durfte ich Tausende Menschen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Südtirol und Luxemburg auf ihrer rassismuskritischen Reise begleiten. Ich habe Hunderte Workshops geleitet, in Panels diskutiert, Reden gehalten, Individuen und Institutionen beraten. 2017 habe ich das Buch exit RACISM. Rassismuskritisch denken lernen geschrieben. Meine Hoffnung, einige Menschen zu einer rassismuskritischen Auseinandersetzung zu motivieren, wurden deutlich übertroffen. Das Buch wurde ein Bestseller, und Hunderttausende Menschen hörten den Text in der Hörbuchfassung. Seit 2016 berate ich gemeinsam mit meinem Mann Stephen Lawson große Medienunternehmen, Werbeagenturen, Sportvereine, staatliche Fernsehsender, Energiekonzerne, Anwaltskanzleien, Staatstheater und Entwicklungsorganisationen zum Thema Rassismus. Ich mache viel Pressearbeit und beschäftige seit Anfang 2020 ein Team aus vier Mitarbeiterinnen. Stephen und ich haben einen monatlichen Podcast namens tupodcast – Gespräche unter Schwestern, und wir haben ein Atelier, in dem immer wieder empowernde, also stärkende, Projekte stattfinden. Wir haben die TUPOKADEMIE, eine rassismuskritische Online Academy (www.tupokademie.de), gelauncht, und wir sind dabei, Menschen in rassismuskritischer Bildungsarbeit auszubilden, damit wir die Flut der Anfragen weiterhin bewältigen können. Auch meine Kolleg*innen können sich – spätestens seit Sommer 2020 – nicht vor Anfragen retten.

Ich bin dankbar für den Erfolg, dafür, dass immer mehr weiße Menschen rassismuskritische Angebote wahrnehmen und sich auf diese – nicht immer einfache – Auseinandersetzung einlassen. Don’t get me wrong. Ich feiere das. Aber diese Bereitschaft kommt nicht von ungefähr. Und sie liegt auch nicht (nur) daran, dass ich gut bin in dem, was ich tue. Sie steht immer auch im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Ereignissen und Bewegungen.

Daher nehme ich dich jetzt ein Stück mit »down Memory Lane«: Noch vor Kurzem befanden wir uns sowohl in vielen privaten, aber auch in öffentlichen Debatten um Rassismus in einer quälenden Endlosschleife des Filmklassikers Und täglich grüßt das Murmeltier. Immer wieder stürzte man sich mit einer gänzlich unzulänglichen Definition von Rassismus, die zudem gepaart war mit einem, wie ich ihn nenne, Betroffenenvoyeurismus, in heftige Diskussionen. Wir diskutierten Rassismus fatalerweise sowohl im privaten als auch im öffentlichen Diskurs unter drei Prämissen: Individuum, Moral und Vorsatz. Diese Vorstellung von Rassismus bezieht sich 1. auf ein bestimmtes Individuum, welches 2. mit moralisch verwerflicher Absicht 3. bewusst rassistisch spricht oder handelt. In dieser Logik konnten also nur moralisch bösartige Individuen situativ rassistisch agieren. Dies war und ist einerseits schlicht falsch. Andererseits verhinderte es erfolgreich immer wieder den so notwendigen Dialog. Übrigens, keine Sorge: Warum das falsch war und wie sich Rassismus definiert, erkläre ich dir gleich, wenn wir richtig loslegen.

Diskussionen hängten sich demnach immer wieder daran auf, ob etwas überhaupt als rassistisch bezeichnet werden darf, weil das absolute individuelle Selbstbild von dem Urteil rassistisch/nicht rassistisch abhing. Rassistisch = schlecht. Nicht rassistisch = gut.

Dann gab es einen rassistischen Übergriff, wie zum Beispiel 2018 die Hetzjagden rechtsextremer Demonstrant*innen auf Schwarze Menschen und PoC in Halle. Menschen, die von Rassismus betroffen sind, begannen – wie schon viele Male zuvor –, in der Öffentlichkeit von ihren Erlebnissen zu sprechen. Direkt im Anschluss gab es in Kommentarspalten und Artikeln, aber auch in Talkshows und Radiosendungen einen Aufschrei aus der gesellschaftlichen Mitte. Nicht etwa ein allgemeines Entsetzen darüber, dass so viele unserer Mitbürger*innen täglich Alltagsrassismus ausgesetzt sind, sondern Diskussionen darüber, ob diese Erfahrungen denn überhaupt valide seien. Ob Rassismus überhaupt benannt werden darf. Ob diese Menschen nicht vielleicht doch zu emotional und übersensibel seien. Ob sie überhaupt ein Recht darauf haben, ihre Erfahrungen zu benennen.

Und dann begann eine nicht enden wollende Diskussion, in der die einen immer wieder fragten: »Ach, ihr erlebt wirklich Rassismus? Seid ihr sicher, dass es Rassismus war?« Und wenn die Gefragten dies dann bestätigten, hieß es: »Das ist aber übertrieben. Das müsst ihr erst einmal beweisen. Wir sind doch keine Rassisten!« Dann dauerte es nicht lange, und es hüllte sich wieder ein medialer Mantel des Schweigens über das Thema. Die einen schwiegen, weil sie ein weiteres Mal nicht gehört worden waren, obwohl sie sich durch das Teilen ihrer persönlichen und schmerzhaften Erfahrungen verletzlich gemacht hatten, die anderen schwiegen, weil sie sich nicht länger sagen lassen wollten, dass sie »Rassist*innen seien«. Und auch (Sarkasmus an), weil sie oft diejenigen sind, die in den Schaltzentralen sitzen und Diskurse an- und abschalten können, wie es ihnen beliebt (Sarkasmus wieder aus). Kurz: Es war frustrierend. Und das Schlimmste war: Es brachte uns weder individuell noch als Gesellschaft auch nur einen Schritt weiter.

Das Schlimmste? Nicht zu voreilig, Tupoka. Denn dann passierte

  • Halle. Am 9. Oktober 2019 – an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag – versuchte ein Rechtsextremist in Halle in eine Synagoge einzudringen, um die dort versammelten Menschen zu töten.
  • Hanau. Am 19. Februar 2020 wurden zehn People of Color von einem Rechtsextremisten erschossen.

Doch weder hatten People of Color und Schwarze Menschen Zeit zu trauern und dieses Trauma auch nur ansatzweise zu verarbeiten, noch bekam es gesamtgesellschaftlich die angemessene Aufmerksamkeit.

Denn im März 2020 geriet die gesamte Welt in einen vorher nie gesehenen Ausnahmezustand: Die COVID-19-Pandemie versetzte uns in den Lockdown und legte die Weltwirtschaft und das öffentliche Leben fast vollständig lahm. Und dann, mitten in diesem Ausnahmezustand, ging am 25. Mai 2020 ein Video weltweit viral, in dem die Festnahme und die anschließende grausame Ermordung eines Schwarzen Mannes namens George Floyd durch einen Polizisten von Passant*innen dokumentiert wurde. 8 Minuten und 46 Sekunden kniete der weiße Polizist Derek Chauvin auf dem am Boden liegenden gefesselten George Floyd. Das Video zeigt George Floyds Betteln und Bitten, sein immer schwächer werdendes Flehen, bis er schließlich verstummt und stirbt.

In meiner Verzweiflung schreibe ich folgenden Instagram-Post:

»TWb): Rassistisches Trauma, Gewalt: Ich habe gestern schlecht geschlafen. In einem Halb-Traum-halb-Wachsein-Delirium sah ich vor meinem inneren Auge immer wieder Ausschnitte aus dem Video, in dem George Floyd brutal ermordet wird. Der weiße Polizist, der in wissender Überlegenheit auf sadistische Art und Weise genüsslich sein Knie auf den Hals des wimmernden, sterbenden Mannes drückt. Die hilflose Menge drum herum, die nichts anderes tun kann, als den demütigenden, grausamen Tod des Mannes zu filmen. Ich möchte weinen und schreien. Aber etwas verschließt mir den Mund, schnürt mir die Kehle zu. Vor das Gesicht von George Floyd schieben sich die Gesichter meiner geliebten Brüder, meines Mannes, meiner Söhne. Immer wieder meine Söhne.

Meine Augen füllen sich mit Tränen, ich will zu ihnen laufen, sie halten. Ihnen zurufen, bloß ruhig zu bleiben. Dann wird alles gut … Wird es das?

Ich sehe meine Schwestern, meine Geschwister, rufend, bettelnd, wütend, seit Jahrhunderten kämpfend, immer kämpfend. Ihre verzweifelten Gesichter. Lasst uns atmen. Let us breathe. Ich bekomme immer noch keine Luft. Eine unsichtbare Hand drückt meine Kehle zu. Ich will ihnen zurufen: Seht ihr nicht, dass wir Menschen sind, dass wir um unsere Kinder trauern, so wie ihr? Dass wir lachen wollen, leben wollen? Sein wollen? Seht ihr nicht, was dieses System – white supremacy – mit euch gemacht hat? Was sagt es über euch, wenn ihr uns anschaut und keine Menschen seht?

Mein Magen dreht sich, mir wird schwindelig, die Knie sinken ein. Ich will atmen. Let me breathe, denke ich. Doch die Hand drückt weiter zu.

Ich schrecke hoch, schweißgebadet, fasse mir an den Hals, nehme mehrere tiefe Atemzüge. Was für ein Albtraum, denkst du? Unser Leben, sage ich. #blacklivesmatter #georgefloyd #saytheirnames.«

Weltweit saßen der Schmerz und die Wut tief. Es entbrannten zahlreiche Proteste, sowohl online als auch offline. Im Namen der Black-Lives-Matter-Bewegung, die sich in den USA bereits 2013, nach dem Mord an dem siebzehnjährigen Trayvon Martin formiert hatte1, gingen Tausende auf die Straße. Aber dabei blieb es nicht. In mehr als sechzig Ländern2 protestierten Menschen jetzt gegen Polizeigewalt an Schwarzen Mitbürger*innen.

Diesem weltweiten Aufschrei folgten konkrete Forderungen von Schwarzen Organisationen und Aktivist*innen. So forderte die Black Music Coalition die sofortige Auseinandersetzung mit Rassismus innerhalb der eigenen Reihen der Musikindustrie.

Auf ZEIT ONLINE stellten Daniel Gyamerah und Saraya Gomis von dem Community-basierten Bildungs- und Empowerment-Projekt »Each One Teach One e.V.« einen Forderungskatalog für eine Antirassistische Agenda auf. Die...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2022 • Afrodeutsche • Aktivismus • Alice Hasters • Alltäglicher Rassismus • Alltagsrassismus • Antirassismus • Black lives matter • Chimamanda Ngozi Adichie • Demokratie • Diskriminierung • eBooks • exit racism • Fremdenfeindlichkeit • für demokratie und vielfalt • Gegen Hass • Gegen Rechtsextremismus • Gleichberechtigung • Integration • Kübra Gümüsay • Leïla Slimani • Meinungsfreiheit • Neuerscheinung • Nie wieder • Nie wieder ist jetzt • Nominierung NDR Sachbuchpreis 2022 • Rassismus Buch Bestseller • Rassismus Buch Kinder • Rassismusdebatte • Rechtsextremismus • Reni Eddo-Lodge • Stereotype • verinnerlichte Machtstrukturen • Vorurteile • Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten • Was Weiße über Rassismus wissen sollten • white supremacy
ISBN-10 3-641-28470-8 / 3641284708
ISBN-13 978-3-641-28470-1 / 9783641284701
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