Meine Spielzüge (eBook)
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60040-8 (ISBN)
Volker Struth, Jahrgang 1966, wuchs in Pulheim bei Köln auf und stieg nach einer Zimmermannlehre und Stationen als Unternehmer für Büroartikel und Events zum erfolgreichsten Spielerberater Deutschlands auf.
Volker Struth, Jahrgagng 1966, wuchs im Arbeiterviertel Köln Pulheim auf und stieg nach einer Tischlerlehre und Stationen als Unternehmer für Büroartikel und Eventmanagement mit seinen Beratungsfirmen "Sportstotal" und "Sports360" zum erfolgreichsten Spielerberater Deutschlands auf.
Prolog:
Viva Colonia
Ich war noch nie auf einer Klausurtagung, ich habe noch nie eine Power-Point-Präsentation erstellt, meine Geschäftsideen entwickelte ich einfach so, einmal auch beim Schunkeln auf dem Münchner Oktoberfest.
Es ging damit los, dass die Musikkapelle im Festzelt Viva Colonia anstimmte. Eine Kölner Hymne auf dem bayrischsten aller Feste, fragte ich mich verblüfft, doch die Leute schwenkten schon die Bierkrüge zur Musik, mehr oder weniger im Takt. Zwei Stunden später sang die Menge lauthals: Da simmer dabei, dat is prima, Viva Colonia! Obwohl die Musikkapelle eigentlich ein ganz anderes Lied intonieren wollte. Da war die Idee plötzlich da.
»Das mache ich in Köln.«
»Was?«, sagte meine Frau neben mir mit eher abwehrendem als neugierigem Gesichtsausdruck. Sie ahnte wohl, dass mich nun wieder einer dieser Geistesblitze durchzuckte.
»Ich richte ein Oktoberfest in Köln aus.«
Viiiiva Cohhhlooonia, grölte die Menge.
Wenn mich eine Idee trifft, lässt sie mich nicht mehr los, dann muss ich sie bis zum fertigen Geschäftsplan durchspielen. Auch wenn ich gerade beim Zähneputzen bin. Oder eben vier Leute ihren Maßkrug gegen meinen knallen. Körperlich war ich weiterhin anwesend im Schottenhamelzelt, ich prostete den anderen zu, ich lachte über die Scherze, ich kann mich in solchen Momenten verdoppeln, ich bin dann hier und da, im Leben und in meiner Idee.
Ein Oktoberfest in Köln: Mit bayrischer Tracht, Lederhosen und Dirndln, einer bayrischen Blaskapelle, die Kölner Hymnen spielte, und was würde ich mit dem Bier machen, bayrisches Helles ausschenken oder Kölsch in Maßkrügen, wäre das ein Sakrileg oder der Gag? Es wäre auf jeden Fall ein todsicherer Erfolg. Feiern in Köln ist immer ein Erfolg, Viva Colonia, wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust. Applaus riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah mich um und erkannte, auf einer Empore im Schottenhamel, Edmund Stoiber.
Der bayrische Ministerpräsident grüßte, Bierkrug in der Luft, das Volk von oben. Wir waren mit einer Delegation Kölner Geschäftsleute zum traditionellen Anstich des ersten Bierfasses im Schottenhamel geladen, es war der 18. September 2004. Meine Gedanken rasten jetzt.
Der Stoiber. Ich brauchte den Stoiber.
Ich bahnte mir den Weg an massigen Schultern und verschwitzten Rücken vorbei durch das Festzelt.
Wenn ich ein bayrisches Kulturgut wie das Oktoberfest nach Köln exportieren wollte, wäre die Fürsprache des bayrischen Ministerpräsidenten eine unschlagbare Hilfe.
Zwei Sicherheitsmänner versperrten den Aufgang zur Empore.
»Grüß Gott«, sagte ich. »Fritz Schramma mein Name. Ich bin der Oberbürgermeister von Köln. Ich würde meinem Parteifreund Edmund Stoiber gerne Guten Tag sagen.«
Einer der Sicherheitsmänner sah mich an. Ich trug ein rot-weiß kariertes Hemd zur Lederhose, die schwarzen Haare im Nacken lang. Ich war 38. Die meisten hätten mich wohl eher als jugendlich-schwungvoll beschrieben statt als klassischen Bürgermeister. Doch die Plätze im Schottenhamel waren zum Anstich nahezu ausschließlich an Honoratioren vergeben, die Lederhosen machten alle gleich, wie sollte sich ein Sicherheitsmann sicher sein, ob da ein Kölner Oberbürgermeister daherkam. Der Sicherheitsmann sprach etwas in sein Funkgerät.
Oben auf der Empore setzte sich ein anderer Aufpasser in Bewegung und ging auf die Gruppe mit Edmund Stoiber zu. Stoiber war gerade in ein Gespräch verwickelt, deshalb wandte sich der Mann vom Sicherheitsdienst an Frau Stoiber. Sie sah zu mir herunter. Ich blickte hinauf und deutete dabei ein Lächeln an. Frau Stoiber nickte.
Schwungvoll nahm ich die Treppen und schob mich in die Gruppe um den Ministerpräsidenten. Ich schlängelte mich um eine Schulter, ich drückte einen Arm sanft zur Seite und stand auf scheinbar ganz natürliche Art vor ihm.
»Herr Stoiber, ich soll ganz herzliche Grüße von einem guten Freund bestellen, Fritz Schramma.«
»Ah, der Fritz! Wie geht’s ihm denn?«
Danke, sehr gut, nahm ich an. Auf jeden Fall: »Herr Stoiber, hören Sie mal, mir kam da gerade so eine Idee. Hier läuft ja die ganze Zeit Viva Colonia, und da fragte ich mich, was halten Sie davon, wenn wir ein Oktoberfest auch in Köln abhalten würden? Als eine Art Botschaft bayrischer Alltagskultur.«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee!«
»Ich würde das dann mit dem Fritz Schramma besprechen. Aber es wäre natürlich hilfreich, wenn ich dabei auf Ihre Unterstützung zählen könnte. Wenn der Fritz Sie anriefe, würden Sie ihm sagen, dass dieses Projekt in Ihrem Sinne sei?«
»Selbstverständlich.«
»Herr Stoiber. Ich bedanke mich.« Wir gaben uns die Hand. Ich blieb noch mindestens eine Viertelstunde auf der Empore, um mit Frau Stoiber zu plaudern.
»Sag mal, bist du irre, was hast du da oben beim Stoiber gemacht?«
»Ich glaube, ich sehe nicht richtig, da steht der Volker plötzlich beim bayrischen Ministerpräsidenten!«
Ich lachte mit den Kölner Freunden im Schottenhamel, unsere Maßkrüge krachten erneut gegeneinander, und ich erzählte ihnen, was geschehen war. Doch um vollends zu erklären, was ich beim bayrischen Ministerpräsidenten gemacht hatte, hätte ich ihnen auch das Folgende erzählen müssen.
Ich wuchs ohne Eltern auf, viele Jahre alleine mit meiner Großmutter, in einer Kohlensiedlung vor den Toren Kölns. Wenn ich mit einem Freund oder gar einem Mädchen telefonierte, achtete meine Oma darauf, dass ich nach 11 Minuten und 59 Sekunden auflegte. Zwölf Minuten zum Ortstarif kosteten 23 Pfennig, eine Sekunde mehr, und es wären wieder 23 Pfennig fällig gewesen. »Wir haben kein Geld«, sagte meine Oma. Ideen zu haben und Leute zu überzeugen war meine einzige Währung gewesen.
»Karl-Heinz«, sagte ich in unserer Kölner Gruppe im Schottenhamel zu Karl-Heinz Merfeld, dem Geschäftsführer der Köln Tourismus GmbH, »du musst mir mal wieder einen Termin bei Fritz Schramma besorgen.«
Es dauerte nicht lange, und ich grüßte Fritz Schramma in seinem Dienstzimmer als Kölner Oberbürgermeister ganz herzlich von Edmund Stoiber. Zu dem Zeitpunkt handelte ich erfolgreich mit Büro- und Merchandisingartikeln, die Umsätze gingen bereits in die Millionen. In der Eventorganisation hatte ich keinerlei Erfahrung. Doch die Idee arbeitete und ratterte schon, in meinem Kopf wurden Festzeltstangen aufgestellt, Brauereien kontaktiert.
Einen Herbst später stand ich diskret neben einer Bühne. Auf dem Podium stach Fritz Schramma mit ein paar Hammerschlägen das erste Bierfass auf dem ersten Kölner Oktoberfest an. Kölner Musiker in bayrischer Tracht spielten Kölsche Lieder, der Kaufhof in der Hohen Straße richtete eine ganze Abteilung mit Lederhosen und Dirndln ein, das Festzelt war an allen Abenden mit jeweils 3000 Besuchern ausverkauft. Als Organisationspartner hatte ich noch im Schottenhamel, zurück von Stoibers Empore, drei Kölner Geschäftsfreunde aus unserer Reisegruppe gewonnen.
Das Kölner Oktoberfest wurde für viele Jahre ein riesiger Erfolg. Kölsch gab es aus Krügen, allerdings nur 0,3 Liter groß statt einer Maß, der Frevel wäre mir doch zu groß gewesen. In den ersten Jahren feierte ich an jedem einzelnen Abend mit, und wenn die Menge in meinem Festzelt Da simmer dabei, dat is prima schmetterte, fragten sich vielleicht einige, warum ich ausgerechnet in dem Moment so glücklich lachen musste.
Ich hatte ein paar solcher erfolgreichen Geschäftsideen. Einen konkreten Berufswunsch hatte ich allerdings nie. Ich wollte als Junge nur raus aus dem Leben, in dem ich zweimal im Jahr mit dem Kleidergutschein vom Sozialamt bei C&A Hosen und Pullover bekam. Ich gründete einen Büroartikelvertrieb, ich erfand Karnevalsschals, ich organisierte eine Zeltstadt für 5000 Helfer beim Weltjugendtag und startete etliche andere Unternehmungen. Spielerberatung im Profifußball schien zunächst nur eine weitere Idee, als ich damit 2007 begann. Nun bin ich seit über einem Jahrzehnt der erfolgreichste deutsche Spielerberater. Als Deutschland 2014 Weltmeister wurde, vertrat unsere damalige Agentur SportsTotal drei aus der siegreichen Elf, Toni Kroos, Mario Götze, Benedikt Höwedes; vier wären es gewesen, hätte sich Marco Reus nicht am letzten Abend vor der Abreise zur WM verletzt. Das...
Erscheint lt. Verlag | 28.10.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | 1. FC Köln • Arbeiterkind • Autobiografie • Berater • Bestseller • Borussia Dortmund • Buch • Bücher • Bundesliga • FC Bayern • Friedhelm Funkel • Funkel • Fußall Autobiografie • Fußball • Fußball-Biografie • Fußball-Buch • Fußball-Bücher • Fußball-Geschenke • Götze • Hoeness • kleine Verhältnisse • Köln • Kroos • Marco Russ • Mario Götze • Nagelsmann • Oktoberfest • RB Leipzig • Robin Gosens • rummenigge • Selfmademan • SPIEGEL-Bestseller • Spielerberater • Sport • Sports total • Tellerwäscher • Toni Kroos • Upamekano • WM Brasilien • Zlatan |
ISBN-10 | 3-492-60040-9 / 3492600409 |
ISBN-13 | 978-3-492-60040-8 / 9783492600408 |
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