Eine für alle (eBook)
272 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491524-1 (ISBN)
Ärztin zu werden und so Menschen zu helfen, war für Dr. med. Carola Holzner bereits ein Kindheitstraum. Die Fachärztin für Anästhesiologie arbeitet als Oberärztin in der Notaufnahme und als Notärztin im Rettungsdienst. Ihre Mission ist es, Medizin auf Augenhöhe zu vermitteln. Deshalb steht Doc Caro zusätzlich zu ihren zahlreichen Social-Media-Aktivitäten mit großem Engagement als Expertin für medizinische Themen vor der Kamera. Carola Holzner lebt mit ihrer Familie in Mülheim an der Ruhr.
- Spiegel Jahres-Bestseller: Sachbuch / Paperback 2022 — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Paperback (Nr. 07/2023) — Platz 15
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- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Paperback (Nr. 49/2022) — Platz 12
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Paperback (Nr. 48/2022) — Platz 12
- Spiegel Jahres-Bestseller: Sachbuch / Paperback 2021 — Platz 9
Ärztin zu werden und so Menschen zu helfen, war für Dr. med. Carola Holzner bereits ein Kindheitstraum. Die Fachärztin für Anästhesiologie arbeitet als Oberärztin in der Notaufnahme und als Notärztin im Rettungsdienst. Ihre Mission ist es, Medizin auf Augenhöhe zu vermitteln. Deshalb steht Doc Caro zusätzlich zu ihren zahlreichen Social-Media-Aktivitäten mit großem Engagement als Expertin für medizinische Themen vor der Kamera. Carola Holzner lebt mit ihrer Familie in Mülheim an der Ruhr.
ehrlich, humorvoll und berührend
Rührt zu Tränen, bringt zum Lachen.
Ein spannender Einblick in den Arztalltag.
Eine Hoffnung aber verbindet wohl alle, die Doc Caro erlebt haben: beim eigenen Notfall bitte von solch einer vitalen, lebenslustigen und kompetenten Ärztin behandelt zu werden.
Als "Doc Caro" nimmt sie kein Blatt vor den Mund, das macht sie in ihrem Buch auch nicht.
Ein paar Worte vorweg …
Ich gehöre wohl auch zu denen, die auf Arztserien reingefallen sind. Stets gutgelaunte, bildschöne Menschen in blütenweißen Kitteln finden sämtliche noch so seltenen Diagnosen heraus und retten jeden Tag Unmengen von Patienten, die sich im Anschluss überschwänglich bedanken. Achtung Spoiler: Alles gelogen. Aber das erfuhr ich erst, als ich das erste Mal als Studentin im Pflegepraktikum ein Krankenhaus betrat. Es hatte nichts von Ruhm und Ehre, Glorie, Professor mit weißem Kittel und goldenen Manschettenknöpfen. Zwischen überfordertem Pflegepersonal, die fünf Patientenklingeln gleichzeitig bedienen müssen, kaputtsparenden Controllern, für die Krankenhäuser Wirtschaftsunternehmen sind, und schlechtgelaunten Assistenzärztinnen mit Augenringen – stand ich. Was mich bei der Stange hielt, wusste ich damals nicht. Noch nicht. Es war wohl der unterbewusste Wunsch zu helfen. Menschenleben zu retten. Tatsächlich. Aber das erfuhr ich erst viel später, in einer harten Schule. Wenn du das Studium geschafft hast, meinst du, du bist die Größte. Ärztin, dachte ich … wie das klingt! Großartig. Die Freude über das bestandene Examen hielt nur kurz an. Der erste Dienst kam mir vor wie ein Fallschirmsprung ohne Schirm, und bis heute ist mir nicht klar, wie ich, geschweige denn die Patienten überlebt haben. Danach folgte die Ernüchterung. Schicksale, die ich niemals erwartet hatte. Körperliche Erschöpfung, emotionale Überforderung, immense Last unter der erdrückenden Verantwortung. Das ist real. Das hat nichts mit Arztserien zu tun. Wohl eher mit der Frage: Warum tut sie das? Warum entscheidet sich jemand bewusst dafür? Die Frage habe ich mir oft gestellt. Als ich neben dem emotionalen Stress auch unter Schlafstörungen und Magenschmerzen litt und mich irgendwann in einem Erschöpfungszustand wiederfand. Und erst recht, als ich nach einem Notarzt-Einsatz eine Posttraumatische Belastungsreaktion hatte. Das alles zwischen selber Mutter werden, Beruf und Familiendramen, geschlossenen Kitas und schlaflosen Nächten.
Aber dann ist da doch dieses eine Gefühl. Wenn du wirklich jemandem geholfen hast. Wenn du wirklich ein Leben gerettet hast. Es ist das schönste Gefühl der Welt. Es wiegt alles auf.
Ich liebe Menschen. Ich liebe das Leben. Und es gibt daher keine Alternative. Mein Herz ist die Medizin. Mein Leben ist die Medizin. Und ich bin dankbar dafür, dass ich Ärztin werden durfte. Dieses Buch ist mein Herzensprojekt, denn ich bekomme die Möglichkeit zu zeigen, was ich in meinem Beruf bisher erlebt habe. Und was jeden Tag millionenfach auf der Welt passiert: in Krankenhäusern, in Notaufnahmen, beim Rettungsdienst. Ich bin dankbar für die Chance, zu zeigen, was es bedeutet, Ärztin zu sein, und euch einen Blick auf die andere Seite zu gewähren. Hinter die Kulissen. Nach diesem Buch werdet ihr vielleicht einiges nicht mehr so sehen wie vorher. Und die Dinge (anders) verstehen. So wie ich nach jedem Erlebnis nicht mehr dieselbe war und sich mein Blick auf viele Dinge geändert hat. Und deshalb möchte ich euch ermutigen, euch darauf einzulassen. Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt. Danke, dass ihr dabei seid.
Auf der Suche nach einem geeigneten Buchtitel kam mir immer wieder das Wort »Herz« in den Sinn. Wahrscheinlich, weil es naheliegt, dass Medizin, Emotionalität, persönliches Handeln und Gefühle damit zu tun haben. Ein aus zwei Kammern und zwei Vorhöfen bestehendes, autark schlagendes Organ, welches das Blut durch unseren Körper pumpt. Es kann tachykard (schnell) oder bradykard (langsam) schlagen, seine Erregung breitet sich von den Vorhöfen vom Sinusknoten, ausgehend über den AV-Knoten und die HIS-Bündel weiter auf die Kammern aus. Es kann stolpern, gefährlich flimmern oder einfach nur stillstehen. Und dann ist es aus. Aber interessanterweise hatte ich diese Assoziationen und Vorstellungen nicht, als ich über Herz als Titel nachdachte. Ich spürte etwas anderes. Warum kann unser Herz eigentlich so viel mehr als schlagen im anatomischen Sinne? Es kann hüpfen, schmerzen, trauern, lieben, jubeln. Es kann uns zur Verzweiflung bringen und versteinern. Und es kann brechen. Und das tatsächlich. Das Broken Heart Syndrom fühlt sich an wie ein Herzinfarkt, es ist schmerzhaft und wird oft durch emotionalen Stress ausgelöst. Das zeigt, dass man Gefühle und körperliche Symptome oft nicht trennen kann.
Aber das Herz ist so viel mehr als ein Muskel, umgeben von Gefäßen. Es ist das, was vor allem in der hochtechnisierten Medizin, die mittlerweile so vieles kann, ständig untergeht. Weil es keinen Raum mehr gibt für Menschlichkeit, Gefühle, Emotionen, Schicksale. Ich habe schon so viele Herzen gesehen, die stehen geblieben sind. Und damit meine ich nicht die Reanimation im Schockraum, sondern vielmehr den emotionslosen Umgang mit der »Ware Mensch« oder die gespaltenen Persönlichkeiten, vor allem beim ärztlichen Personal. Der Druck der Wirtschaftlichkeit. Der Stress, der es einem auf Dauer versucht zu verbieten, jeden Patienten als wertvolles Individuum zu sehen, mit eigenem Anrecht auf Respekt, Zeit und Zuwendung abseits der medizinischen Versorgung.
Ich arbeite in einer Notaufnahme. Ich habe eine Intensivstation betreut. Ich bin unterwegs als Notärztin. Nirgendwo sonst ist die Grenze so schmal zwischen Glück und Unglück, Hoffnung und Segen. Leben und Tod. Sekunden entscheiden. Ein Herzschlag entscheidet. Und im besten Fall schlägt das Herz des Arztes für den Patienten. Das wünsche ich mir.
Das Herz spielt also eine große Rolle und dennoch habe ich mich für einen anderen Titel entschieden. Denn in jeder Geschichte gibt’s immer irgendwie etwas fürs Herz. Nein, Eine für alle sollte es sein, denn dieser Titel zeigt, dass wir Ärztinnen und Ärzte, vor allem in der Notfallmedizin, immer auf alles gefasst sein müssen. Oder besser: auf jeden. Wir sind für alle da und wir suchen uns unsere Patientinnen und Patienten und unsere Fälle nicht aus. Sie kommen einfach zu uns: mitten in der Nacht, während der Mittagspause, wenn wir gerade traurig sind oder mit einem Eis in der Sonne sitzen.
Ich möchte reale Einblicke in den Arztberuf geben.
Intensivstation, Schockraum, Notarzt-Einsätze: Was genau passiert da eigentlich? Wie sieht der Alltag in einer Notaufnahme aus? Gibt es den überhaupt? Was passiert in einem Schockraum, wer arbeitet da und welche Fälle werden dort betreut? Was geschieht, wenn ein Notruf bei der Feuerwehr eingeht? Ich nehme euch mit auf meine Schicht und erkläre euch, was wir da genau machen. Und was ich dabei denke und fühle. Wie es in mir tatsächlich aussieht, auch wenn es niemand sieht. Emotionen, Situationen, Gedanken, die fernab sind von der heilen Arztserienwelt, sondern eher an den »ganz normalen« Wahnsinn grenzen, und dennoch zeigen, warum sich der ganze Stress lohnt. Es ist und bleibt der schönste Job der Welt! In diesem Job – und das möchte ich euch in diesem Buch zeigen – weißt du nie, was passiert. So wie ich ständig ohne Vorbereitung mit neuen Situationen konfrontiert werde, werde ich auch euch konfrontieren. Gerade noch in der Notaufnahme finden wir uns plötzlich im Notarzteinsatzfahrzeug, dem NEF, wieder. Während wir uns in einem Moment freuen, weil eine Geschichte ein schönes Ende gefunden hat, wartet unmittelbar danach ein schreckliches Erlebnis auf uns. Ihr wisst nie, was euch erwartet. Hinter jeder Tür, durch die ich als Notärztin gehe, wartet ein neues Schicksal. Jeder Mensch, der die Notaufnahme betritt, bringt seine eigene Geschichte mit. So wie alle, die unter Lebensgefahr auf einer Trage in den Schockraum geschoben werden. Mein Leben als Ärztin zwischen Notaufnahme, Intensivstation und Rettungsdienst hat kein Drehbuch, es ist die pure Improvisation. Es gibt keine Regisseurin, vielleicht so etwas wie Schicksal oder Zufall. Genau so überraschend wie mein Arbeitsalltag ist, soll euch dieses Buch mitnehmen und überraschen. Alle Geschichten beruhen auf wahren Begebenheiten, die ich erlebt habe. Die Namen oder Örtlichkeiten sind vielleicht geändert oder die Geschichte wurde so umgeschrieben, dass sie nicht unmittelbar auf einen konkreten Einsatz schließen lässt. Denn ich bin Ärztin. Ich habe Schweigepflicht. Ich würde daher niemals Patientendaten erkennbar machen. Der ein oder andere Kollege aus dem Rettungsdienst und der Notaufnahme wird sich vielleicht wiedererkennen. Namen oder Personen sind aber zufällig gewählt. Ich möchte euch teilhaben lassen an meinen Momenten, um zu zeigen, dass mein Job nichts mit Halbgöttin in Weiß oder Neongelb zu tun hat. Er ist verdammt hart. Und verdammt schön. Ich würde keinen einzigen Patienten missen wollen. Manchmal hätte ich mir einen anderen Ausgang, ein Wunder, eine helfende Hand, die rettende Eingebung gewünscht. Aber ich habe niemals daran gezweifelt, dass es der wohl für mich einzige Beruf ist, der mehr ist als das. Eine Berufung. Das, wofür mein Herz schlägt.
Bevor ihr nun mit mir auf diese Reisen geht, möchte ich euch warnen. Das, was ich erlebe, ist nicht nur sehr oft blutig und schlimm, es ist mitunter eklig, abstoßend und schockierend. Manches mag man auf nüchternen Magen vielleicht nicht lesen, einiges eignet sich nicht als Lektüre kurz vor dem Einschlafen. Einige Geschichten sind traurig und tragisch, sie machen betroffen oder rühren an unsere Ängste. Immer dann bekommt ihr eine Triggerwarnung.
All diese Gefühle gehören zum Leben. Aber es gibt auch Schönes, wenn zum Beispiel jemand lächelnd die Notaufnahme verlässt. Lustiges, wenn wir uns vor Lachen in einem Einsatz kaum noch zusammenreißen können, und Nützliches: Wann rufe ich die...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2021 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | 112 • Anästhesie • Arztserien • Atemnot • Bergdoktor • Bluthochdruck • Christian Drosten • Corona • Diabetes • Doc Caro • Dr. Carola Holzner • Erzählendes • Essen • Franziska Böhler • Hans Sigl • Hendrik Streeck • Herzinfarkt • Hilfe • Hubertus Heil • Impfen • Intensivmedizin • Jörg Nießen • Karl Lauterbach • Krankenhaus • Krankenschwester • Lungenkrankheit • Medizinbetrieb • Medizin für alle • mrna impfstoffe • Mütend • Notfall • Pflegenotstand • Schockraum • Starke Frauen • Sterben • Tatoos • Tattoo • Virologie • Weihnachtsgeschenk 21 |
ISBN-10 | 3-10-491524-5 / 3104915245 |
ISBN-13 | 978-3-10-491524-1 / 9783104915241 |
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