Der kleine Teamplayer (eBook)
96 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61432-5 (ISBN)
Marcus Weber, Neuss, Dipl.-Sozialpädagoge mit dem Schwerpunkt Freizeitpädagogik, ist pädagogischer Leiter im offenen Ganztag an Grundschulen in Nordrhein-Westfalen und leitet freiberuflich Fortbildungen, Schulungen und Kurse.
Marcus Weber, Neuss, Dipl.-Sozialpädagoge mit dem Schwerpunkt Freizeitpädagogik, ist pädagogischer Leiter im offenen Ganztag an Grundschulen in Nordrhein-Westfalen und leitet freiberuflich Fortbildungen, Schulungen und Kurse.
2 Anleitung zur Umsetzung der erlebnispädagogischen Aktionen
Die folgenden Seiten beinhalten Informationen zu der Rolle der Spielleitung bei der Umsetzung erlebnispädagogischer Aktionen, dem Ablauf der Aktionen, dem Umgang mit möglichen Rückschlägen und darüber, wie die Erlebnisse mit den Kindern reflektiert werden können.
2.1 Die Rolle der Spielleitung
Die pädagogische Fachkraft übernimmt bei der Umsetzung von erlebnispädagogischen Angeboten die Rolle der Spielleitung. Diese beinhaltet die Auswahl und Vorbereitung der Aktionen, die Einstimmung der Kinder auf diese Aktionen, deren Durchführung und die Reflexion der Erlebnisse.
Auswahl der Aktionen
Bei der Auswahl geeigneter Aktionen, um die Kinder im Rahmen des Vorschulprogramms in ihrer Team- und Kooperationsfähigkeit zu fördern, gilt grundsätzlich der Vorsatz, die Gruppe an ihrem aktuellen Leistungsstand abzuholen. Dies bedeutet, den Schwierigkeitsgrad der Aktionen zu Beginn der Förderung eher niedrig zu halten und ihn im Verlauf des letzten Kindergartenjahres kontinuierlich zu steigern. Es gibt jedoch auch immer wieder Gruppen, die in ihrem Kooperationsverhalten bereits zu Beginn der Förderung als sehr leistungsstark auffallen. Bei diesen Gruppen kann recht schnell der Schwierigkeitsgrad erhöht werden bzw. kann die Erzieherin mit kleinen Änderungen diesen bei den vermeintlich leichteren Übungen erhöhen, um die angestrebte Herausforderung für die Gruppe zu erreichen.
Bei der Auswahl der Aktionen ist auch immer die Einschätzung der Erzieherin gefragt, die mit der Gruppe arbeitet. Daher sollte die Rolle der Spielleitung auch immer von einer Erzieherin übernommen werden, die mit der Gruppe eng vertraut ist und diese in ihrer Leistungsstärke und ihrem Sozialverhalten sehr gut einschätzen kann. Eine Überforderung der Gruppe ist ebenso kontraproduktiv für die Entwicklung von Kooperationsstrategien wie eine Unterforderung. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass die Kinder schnell die Lust an den Aktionen verlieren und somit der angestrebte Lerneffekt ausbleibt.
Vorbereitung der Aktion
Ist die Entscheidung für eine Aktion gefallen, geht es nun an deren Vorbereitung. Im ersten Schritt muss der Erzieher prüfen, wo die Aktion stattfinden soll und ob der angedachte Raum hierfür geeignet ist. Dabei gilt es, die örtlichen Gegebenheiten auf potentielle Gefahrenquellen hin zu begutachten, um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können. Auch sollte darauf geachtet werden, dass die Gruppe während der Durchführung ungestört agieren kann und möglichst keine weiteren Kinder aus anderen Gruppen in umittelbarer Nähe anwesend sind. Erfahrungsgemäß lässt sich die Altersgruppe der Vorschulkinder recht schnell durch ihre Umwelt ablenken, was zu Störungen in dem angestrebten Gruppenprozess führen kann. Viele der in diesem Buch beschriebenen Aktionen finden auf dem Außengelände von Kindertagesstätten statt. Um Aktionen zur Team- und Kooperationsförderung ungestört mit Gruppen durchführen zu können, bietet sich in der Regel der Vormittag sehr gut an. Häufig ist die Mehrzahl der Kitakinder dann noch in den Gruppen beschäftigt und somit steht das Außengelände ausschließlich für das geplante Angebot zur Verfügung.
Im nächsten Schritt muss das benötigte Material von dem Erzieher organisiert werden. Ein Großteil der hier beschriebenen Aktionen kommt mit wenig bzw. mit solchem Material aus, das normalerweise in den Kindertagesstätten bereits vorhanden ist. Andernfalls wurde darauf geachtet, dass die Anschaffung des Materials mit möglichst geringen Kosten verbunden ist. Bei bereits vorhandenem Material sollte der Erzieher dieses sowohl auf Funktionsfähigkeit als auch auf Vollständigkeit prüfen. Dies erleichtert einen reibungslosen Ablauf und ermöglicht es dem Erzieher, sich mit Beginn der Aktion auf seine Gruppe und die Ereignisse zu konzentrieren.
Hinführung zur Aktion
Ist die Aktion vorbereitet, so steht der Durchführung nichts mehr im Wege. Jede Aktion beginnt mit einer Geschichte. Diese soll eine Verbindung zwischen kindlicher Realität und Spielsituation erzeugen und die Kinder auf die eigentliche Durchführung einstimmen.
Kindern fällt es im Vorschulalter noch nicht immer leicht, die während der Aktion gesammelten Eindrücke in ihre Lebenswelt zu übertragen. Dementsprechend kommt es vor, dass für ein Kind das Spiel im Vordergrund steht und es keine Erkenntnisse aus dem Erlebten ziehen kann. Geschichten können die Kinder dabei unterstützen, eine Verbindung zwischen der beschriebenen Situation und ihrer persönlichen Lebenswelt zu erkennen.
Zusätzlich dienen die Geschichten als Einstiegsritual in die jeweilige Aktionseinheit. Sie machen den Kindern deutlich, dass nun etwas Neues beginnt und holen sie aus ihrer aktuellen Situation ab. Machen Sie es sich ruhig mit den Kindern gemütlich, z. B. in einer gemütlichen Sitzecke mit weichen Bodenmatten und vielen Kissen. Eine Atmosphäre, in der die Kinder sich wohl fühlen, führt dazu, dass sie vollkommen in das Gehörte eintauchen und sich auf die im Anschluss folgende Aktionseinheit einlassen können.
Durchführung der Aktion
Jede Aktion beginnt, wie bereits erwähnt, mit einer Geschichte. Je nach Umfang der Geschichte werden bis zu zehn Minuten Zeit für den Einstieg benötigt. Ein Großteil der Aktionen ist für das Außengelände konzipiert. Da das Vorlesen der Geschichten erfahrungsgemäß im Gruppenraum besser durchzuführen ist, muss häufig ein Ortswechsel für die eigentliche Aktion eingeplant werden.
Hat die praktische Umsetzung der Aufgabenstellung durch die Kinder begonnen, so übernimmt die Erzieherin die Beobachterfunktion. Sie schaut sich die Ereignisse am Rande des Geschehens an und greift nur dann ein, wenn sich die Gruppe durch ihr Handeln einem Verletzungsrisiko aussetzt oder die Spielregeln nicht eingehalten werden. Die Rolle der Beobachterin ist jedoch nicht zu unterschätzen, denn sich bewusst zurück zu halten ist nicht von Vornherein Jedermanns oder Jederfraus Sache. Die eigenen Vorstellungen zur Zielerreichung hintenanzustellen und die Kinder ihren eigenen Weg finden zu lassen, fällt häufig schwerer als erwartet. Trauen Sie den Kindern ruhig etwas zu und geben Sie ihnen den Raum zu erfahren, wie ihre persönlichen Ideen zu Erfolgen oder auch zu Rückschlägen führen können.
Halten die Kinder sich nicht an die Spielregeln, so wird die Aktion durch die Erzieherin kurz unterbrochen. Sie kann die Kinder an dieser Stelle fragen, ob sie wissen, warum sie die Übung unterbrochen hat. Häufig kennen die Kinder den Grund für eine Unterbrechung sehr genau und haben so die Chance, ihr Handeln als Gruppe zu reflektieren. Anschließend empfiehlt es sich, die Regeln noch einmal zu wiederholen und daraufhin die Übung von vorn beginnen zu lassen.
Anleitung der Reflexion
Mit der Altersgruppe der Fünfjährigen ist eine Reflexion im klassischen Sinne noch nicht möglich. Fragestellungen wie: „Was ist euch während der Übung aufgefallen?“ oder „Was möchtest du dem Team noch zu dem Erlebten mitteilen?“ führen eher dazu, dass Spielregeln oder Bewegungsabläufe wiedergegeben werden. Die Fähigkeit, das erlebte Handeln zu reflektieren und daraus Veränderungen abzuleiten, ist bei den Kindern noch nicht immer vorhanden. Daher empfiehlt es sich, möglichst einfache Fragestellungen zu formulieren, um so die Kinder anzuregen, über das Erlebte nachzudenken. Als mögliche Fragen sind folgende Formulierungen geeignet:
Möchtest du noch etwas zu dem Spiel sagen?
War etwas besonders schwierig?
Hat das Team gut zusammengearbeitet?
Um eine Einschätzung von den Kindern in Bezug auf Schwierigkeitsgrad und Gefallen an der Aktion zu erhalten, bietet sich die „Grübelmethode“ an. Hierbei setzen sich die Kinder noch einmal als Gruppe zusammen und der Erzieher stellt ihnen folgende zwei Fragen:
Wie war die Aufgabe für dich? War sie einfach, ein bisschen schwer oder sehr schwer?
Wie hat dir die Aufgabe gefallen? Hat sie dir viel Spaß gemacht, ein bisschen Spaß gemacht oder überhaupt keinen Spaß gemacht?
Im Anschluss an die einzelnen Fragestellungen folgt das Grübeln. Hierzu nehmen der Erzieher und die Kinder eine Hand an den Kopf, machen mit den Fingern die Grübelbewegung und sprechen dabei gemeinsam „Grübel, grübel, grübel … 3 … 2 … 1 … Daumen zeigen!“. Die Kinder strecken dann den Arm nach vorne und zeigen mit ihrem Daumen an, wie sie den Schwierigkeitsgrad der Aktion einschätzen bzw. wie ihnen diese gefallen hat. Daumen nach oben bedeutet, dass die Aufgabe leicht war bzw. viel Spaß gemacht hat. Ein waagerechter Daumen zeigt, dass die Aufgabe ein bisschen schwer war und auch nur ein bisschen Spaß gemacht hat. Zeigt ein Kind mit dem Daumen nach unten, hat es die Aufgabe als zu schwer empfunden bzw. sie hat ihm keinen Spaß gemacht. Mit diesem Abschlussritual endet das Angebot und die Kinder werden zurück in ihren Gruppenalltag entlassen.
Abb. 1: Dieses Mal hat alles bestens funktioniert
Wenn es mal nicht so gut läuft
Natürlich können auch bei den in diesem Fachbuch vorgestellten Aktionen einmal unvorhergesehene Störungen oder Schwierigkeiten auftreten. Lassen Sie sich davon bitte nicht entmutigen. Rückschläge gehören in der Förderung von Sozialkompetenzen zum Berufsalltag dazu. Wie Erwachsene haben auch Kinder einmal „schlechte Tage“, die möglicherweise dazu führen, dass Angebote nicht wie geplant durchgeführt werden können. In den...
Erscheint lt. Verlag | 8.3.2021 |
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Reihe/Serie | erleben & lernen | erleben & lernen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Vorschulpädagogik |
Schlagworte | erleben & lernen • Erlebnispädagogik • erlebnispädagogische Aktionen • Erzieher • Erzieher(in) • Förderpädagogik • Frühförderung • Frühpädagogik • Gemeinschaft • Gruppen • Gruppenstunde • Kindergarten • Kindergartenkind • Kindertagesstätte • Kita • Kooperation • Kooperationsförderung • Miteinander • Pädagogik • Soziale Arbeit • Sozialkompetenz • Sozialpädagogik • Team • Teamfähigkeit • TEAMPLAYING • Unterstützung • Vorschule • Vorschulkind |
ISBN-10 | 3-497-61432-7 / 3497614327 |
ISBN-13 | 978-3-497-61432-5 / 9783497614325 |
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