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Breath - Atem (eBook)

Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atmens

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99742-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Breath - Atem -  James Nestor
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Atmen heißt Leben - James Nestor bringt uns mit seinem Buch die verlorene Kunst des guten Atmens wieder näher Die Atmung ist die einzige Körperfunktion, die der Mensch wirklich kontrollieren kann, bei der aber am meisten schief geht. Unsere Atmung kann uns helfen abzunehmen, unseren allgemeinen Gesundheitszustand positiv beeinflussen und sogar unser Leben verlängern. Wer richtig atmet, ist selbstbewusster und kann sich besser fokussieren. James Nestors Leben gestaltete sich einst ziemlich chaotisch: Ihm ging es gesundheitlich schlecht, er war gestresst, lebte in einem baufälligen Haus und erholte sich von seiner dritten Lungenentzündung. Das alles änderte sich schlagartig, nachdem er einen Kurs für Sudarshan-Kriya-Atmung besuchte. Wie viele andere Menschen machte sich Nestor bis zu diesem Zeitpunkt wenig Gedanken über diesen alltäglichen, aber lebensspendenden Akt. Schon nach der ersten Sitzung fühlte er sich jedoch wesentlich besser. Indem er sich einfach nur auf eine langsame Sauerstoffzufuhr durch die Nase konzentrierte, schlief er in der folgenden Nacht so gut wie schon lange nicht mehr. Atmen Sie einmal tief durch und lassen Sie sich anschließend von Autor James Nestor in seinem Buch 'Breath - Atem' zeigen, wie es richtig geht. Zehn Jahre hat James Nestor akribische Nachforschungen betrieben, Experteninterviews auf der ganzen Welt geführt, verschiedene Atemtechniken und die Auswirkung von Atembeschwerden am eigenen Körper getestet. Er bringt uns das Wissen von Schwimmtrainern ebenso nahe wie das von indischen Mystikern und strengen russischen Kardiologen, um zu zeigen, was die Atmung in unserem Körper auslösen kann. 'Breath - Atem: Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atems' ist eine aufschlussreiche Odyssee durch die spannende und gelegentlich etwas seltsam anmutende Welt des Atmens. »Rund 10 000 Atemzüge braucht es, sein Buch durchzulesen, sagt James Nestor. Die Mühe lohnt - nicht nur wegen der erstaunlichen Fakten und Geschichten zu Atmen und Gesundheit. Dazu ist das Buch auch ein Selbstversuch und gerade deshalb so überzeugend.« - P.M.

James Nestor, amerikanischer Journalist, schreibt unter anderem für das Outside Magazine und die New York Times. Er ist ein »Waterman« mit Leib und Seele und widmet sich den Grenzen, die uns das Wasser setzt: beim Freediving und Surfen sowie durch exzellente wissenschaftliche Recherchen. Von ihm liegt bei Malik National Geographic sein Band »Deep Sea« vor sowie bei Piper sein SPIEGEL-Bestseller »Breath - Atem«. James Nestor lebt in San Francisco.

James Nestor, amerikanischer Journalist, schreibt unter anderem für das "Outside Magazine" und die "New York Times". Als passionierter Taucher beschäftigt er sich schon lange mit dem Thema Atmung. Zuletzt erschien von ihm bei Malik "Deep Sea. Eine Reise zum Grund des Ozeans". James Nestor lebt in San Francisco.

Einleitung


Es sah aus wie ein Haus in Amityville: Von den Wänden blätterte die Farbe, die Fenster waren staubig, das Mondlicht warf drohende Schatten. Ich ging durch ein Tor, eine knarrende Freitreppe hinauf und klopfte.

Die Tür öffnete sich, eine Frau in den Dreißigern mit buschigen Augenbrauen und übergroßen weißen Zähnen bat mich herein. Ich musste die Schuhe ausziehen, dann geleitete sie mich in ein riesiges Wohnzimmer mit himmelblauer Decke, die mit weißen Wölkchen bemalt war. Ich setzte mich neben ein Fenster, das im Wind klapperte, und schaute im Licht der gelbsüchtigen Straßenlampen zu, wie die anderen hereinkamen. Ein Mann mit Augen wie ein Häftling. Ein streng dreinblickender Typ mit Jerry-Lewis-Koteletten. Eine Blondine mit einem unsymmetrisch platzierten Bindi auf der Stirn. Das gedämpfte Geräusch von Fußtritten und geflüsterten Hallos wurde überlagert von einem die Straße entlangrumpelnden Lkw; aus der Fahrerkabine dröhnte Paper Planes, die unentrinnbare Hymne des Tages. Ich legte den Gürtel ab, öffnete den Knopf am Bund der Jeans und setzte mich zurecht.

Ich war auf Empfehlung meines Arztes hier, der mir gesagt hatte: »Ein Atemtechnikkurs würde Ihnen guttun.« Ich sollte meine versagenden Lungen stärken, mein zerfahrenes Gemüt beruhigen, vielleicht eine neue Perspektive gewinnen.

Mir ging es schon seit Monaten ziemlich schlecht. Ich hielt den Druck der Arbeit nicht mehr aus, und mein 130 Jahre altes Haus fiel auseinander. Ich hatte mich gerade von einer Lungenentzündung erholt. Im letzten Jahr hatte ich ebenfalls eine gehabt. Und im Jahr davor. Ich verbrachte die meiste Zeit zu Hause, keuchte vor mich hin, arbeitete und aß drei Mahlzeiten am Tag aus derselben Schüssel – auf dem Sofa, über wochenalte Zeitungen gebeugt. Ich war in einer Routine gefangen – körperlich, geistig und auch sonst. Nachdem ich einige Monate so dahinvegetiert hatte, befolgte ich den Rat des Arztes und meldete mich für einen Einführungskurs in einer Atemtechnik namens Sudarshan Kriya an.

Um 19 Uhr schloss die Frau mit den buschigen Augenbrauen die Haustür ab, setzte sich in die Mitte der Gruppe, legte eine Audiokassette in einen alten Gettoblaster und drückte die Play-Taste. Über dem Zischen der Grundfrequenz hörte man eine Männerstimme mit indischem Akzent. Die Stimme klang hoch, leiernd und unnatürlich melodiös; unweigerlich dachte ich an eine Comicfigur. Sie wies uns an, langsam durch die Nase einzuatmen und dann langsam wieder auszuatmen. Uns auf den Atem zu konzentrieren.

Wir atmeten ein paar Minuten lang nach Anweisung. Ich griff mir eine Decke aus einem Stapel und wickelte sie mir um die Beine, um meine besockten Füße vor der Zugluft des undichten Fensters zu schützen. Ich atmete und atmete, aber nichts geschah. Keine Gelassenheit überkam mich, keine Anspannung wich aus meinen verkrampften Muskeln. Nichts.

Zehn Minuten vergingen, vielleicht auch zwanzig. Ich begann mich zu ärgern und bereute schon, dass ich einen Abend damit verschwendete, auf dem Fußboden einer viktorianischen Bruchbude staubige Luft zu atmen. Ich öffnete die Augen und schaute mich um. Alle schauten ernüchtert und gelangweilt drein. Der mit den Häftlingsaugen schien zu schlafen. Jerry Lewis sah aus, als machte er sich in die Hose. Die Bindi-Frau saß erstarrt da und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich überlegte, ob ich einfach gehen sollte, aber das kam mir unhöflich vor. Die Sitzung war kostenlos, die Kursleiterin war eine Freiwillige. Es gehörte sich, dass ich ihre Wohltätigkeit respektierte. Also schloss ich wieder die Augen, wickelte die Decke fester um mich und atmete weiter ein und aus.

Dann geschah etwas, auch wenn ich mir gar keiner Verwandlung bewusst war. Ich spürte keine Entspannung, der Schwarm nervtötender Gedanken verschwand nicht aus meinem Kopf. Aber es war, als wäre ich von einem Ort weg an einen anderen versetzt worden, und zwar übergangslos.

Die Kassette war zu Ende. Ich öffnete die Augen. Auf meinem Kopf spürte ich etwas Nasses. Ich hob die Hand, um es abzuwischen, und merkte, dass mein Haar triefnass war. Ich wischte mit der Hand übers Gesicht, spürte das Brennen von Schweiß in den Augen und schmeckte Salz. Ich schaute an mir hinunter und sah Schweißflecken auf Pullover und Jeans. Im Zimmer herrschten vielleicht 20 Grad, unter dem zugigen Fenster war es noch um einiges kühler. Alle trugen Jacken und Kapuzensweatshirts, um sich warm zu halten. Aber ich hatte meine Sachen unerklärlicherweise nass geschwitzt wie bei einem Marathonlauf.

Die Kursleiterin kam zu mir und fragte, ob alles in Ordnung sei, ob ich mich krank fühlte oder Fieber hätte. Ich antwortete, es gehe mir gut. Dann sagte sie etwas über Körperwärme und wie jedes Einatmen uns mit neuer Energie versorge und jedes Ausatmen alte, verbrauchte Energie freisetze. Ich versuchte, das zu verstehen, konnte mich aber nur schlecht konzentrieren. Mir ging dauernd im Kopf herum, wie ich in meinen durchweichten Sachen auf dem Fahrrad die fünf Kilometer von Haight-Ashbury nach Hause überstehen sollte.

Am nächsten Tag ging es mir sogar noch besser. Ich spürte tatsächlich die versprochene Ruhe und Gelassenheit in mir, die ich schon lange nicht mehr kannte. Ich schlief gut. Die kleinen Alltagsprobleme machten mir nicht mehr so zu schaffen. Meine Schultern- und Nackenmuskeln waren nicht mehr verspannt. Dieser Zustand hielt einige Tage an, bevor er langsam nachließ.

Was genau war da geschehen? Wie kann es zu einer so tiefgreifenden Reaktion kommen, wenn man sich eine Stunde lang in einem schäbigen Haus mit gekreuzten Beinen auf den Boden setzt und ein- und ausatmet?

Ich besuchte auch die nächste Sitzung des Atemtechnikkurses: wieder dasselbe Erlebnis, diesmal aber mit weniger Schweiß. Meiner Familie und den Freunden erzählte ich nichts davon, aber ich gab mir Mühe, zu verstehen, was geschehen war, und verbrachte schließlich mehrere Jahre damit, es herauszubekommen.

 

Während dieser folgenden Jahre reparierte ich mein Haus, riss mich zusammen und fand aus meiner erstarrten Routine heraus. Und ich entdeckte eine mögliche Antwort auf meine Fragen zur Atmung. Ich fuhr nach Griechenland, um eine Geschichte über das Apnoetauchen zu schreiben – die uralte Kunst, mit angehaltenem Atem Dutzende Meter tief zu tauchen. Zwischen den Tauchgängen befragte ich Dutzende Experten und hoffte, so eine Anschauung ihrer Technik und ihrer Beweggründe zu gewinnen. Ich wollte wissen, wie diese äußerlich unauffälligen Menschen – Programmierer, Werbeagenturmanager, Biologen, Ärzte – es schafften, ihren Körper so zu trainieren, dass er zwölf Minuten am Stück ohne Luft auskam, und dabei Tiefen erreichten, die die Wissenschaft vor einigen Jahren noch für unmöglich hielt.

Die meisten Leute, die im Schwimmbad zu tauchen versuchen, geben bei drei Meter Tiefe nach wenigen Sekunden auf, weil die Ohren heftig schmerzen. Die Apnoetaucher erzählten mir, sie hätten auch so angefangen. Ihre Verwandlung war reine Übungsleistung; sie hatten ihre Lungen gezwungen, härter zu arbeiten und ihre schlummernden Fähigkeiten zu nutzen, die wir anderen ignorieren. Sie bestanden darauf, dass sie nichts Besonderes seien. Jeder einigermaßen gesunde Mensch, der bereit sei, die Trainingszeit zu investieren, könne 30, 60, sogar 100 Meter tief tauchen. Es komme nicht aufs Alter, aufs Körpergewicht oder die erblichen Voraussetzungen an. Apnoetauchen, sagten sie, erfordere nichts weiter, als die Kunst des Atmens zu beherrschen.[1]

Für sie war das Atmen keine unbewusste Handlung – nichts, das einfach so ablief. Es war eine Kraft, eine Arznei und ein Mechanismus, durch den sie fast übermenschliche Macht gewinnen konnten.

Eine Ausbilderin, die einmal über acht Minuten lang die Luft angehalten und einmal tiefer als 100 Meter getaucht war, sagte: »Es gibt so viele Arten des Atmens, wie es Nahrungsmittel gibt. Und jede Atemtechnik wirkt sich anders auf den Körper aus.« Ein anderer Taucher erklärte mir, dass manche Atemtechniken das Gehirn mit Nährstoffen versorgen, während andere die Neuronen abtöten; dass manche gesund sind, andere aber das Leben verkürzen.

Sie erzählten verrückte Geschichten, wie sie durch besonderes Atmen die Ausdehnung ihrer Lungen um mehr als 30 Prozent vergrößert hatten. Sie berichteten von einem indischen Arzt, der mehrere Pfund Gewicht verloren hatte, indem er einfach anders einatmete, und von einem anderen Mann, der sich das bakterielle Endotoxin E. coli injizieren ließ und in einem rhythmischen Muster atmete, das sein Immunsystem stimulierte und so die giftigen Bakterien in wenigen Minuten vernichtete. Sie erzählten von Frauen, die ihren Krebs in Remission geschickt hatten, und von Mönchen, die mit ihrem nackten Körper über Stunden hinweg den Schnee im Umkreis zum Schmelzen brachten. Das klang alles absurd.

Wenn ich bei meinen Unterwasserrecherchen ein bisschen Freizeit hatte, meistens spätabends, arbeitete ich mich durch Stapel von Literatur zu diesem Thema. Sicher hatte sich doch die Forschung mit den Wirkungen des bewussten Atmens auf Landratten befasst? Irgendwo musste es doch Belege für die fantastischen Geschichten der Apnoetaucher über Atemtechniken zum Abnehmen, für mehr Gesundheit und Langlebigkeit geben?

Ich fand genug Material, um eine Bibliothek zu füllen – allerdings waren die Quellen allesamt Hunderte, teils Tausende Jahre alt.

Sieben Bücher des chinesischen Tao, die auf etwa 400 v. Chr. datiert werden, befassen sich ausschließlich mit dem Atmen – wie es uns tötet oder heilt, je nachdem, wie man es einsetzt.[3] Diese Manuskripte enthielten genaue Anweisungen, wie man den Atem...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2021
Übersetzer Martin Bayer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Achtsamkeit • Alltag • Apnoe-Tauchen • Apnoe-Taucher • Atem-Übung • Atemwegserkrankung • Atemwegserkrankungen • Atmen • Atmung • Ausatmen • Corona • Corona-Therapie • Covid • Covid-19 • Covid-19-Therapie • Einatmen • Gesundheit • Körper • Körper und Geist • Künstliche Beatmung • Kurzatmig • Laufen • Läufer • Ratgeber • Sport • Yoga
ISBN-10 3-492-99742-2 / 3492997422
ISBN-13 978-3-492-99742-3 / 9783492997423
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