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Keep cool! Hilfen bei ADHS (eBook)

Elternratgeber für Schule und Zuhause
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
187 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61058-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Keep cool! Hilfen bei ADHS -  Corinna Stremme
Systemvoraussetzungen
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In der Welt von Kindern mit ADHS herrscht oft völliges Chaos. Sie haben Schwierigkeiten, stillzusitzen, sich zu konzentrieren oder erste Impulse zu kontrollieren. Lernen gelingt dadurch oft nur mit viel Mühe und Konflikte sind an der Tagesordnung. Aber auch Eltern von Kindern mit ADHS leisten täglich wertvolle Schwerstarbeit. Sie müssen die Diagnose verkraften, sich mit einer möglichen Medikation auseinandersetzen, den Familienalltag managen und geraten dabei nicht selten an die eigene Belastungsgrenze. Die Autorin liefert in ihrem Elternratgeber wichtiges Hintergrundwissen und gibt Eltern zahlreiche Hilfen für zu Hause und in der Schule an die Hand. Sie zeigt auf, wie Eltern sich selbst schützen und mit der nötigen Portion Humor und Optimismus das Familienleben meistern können.

Corinna Stremme ist Gymnasiallehrerin, Lerntherapeutin, Geschäftsführerin eines Vereins für Betroffene von ADHS und Mutter von drei Kindern, eins davon mit ADHS.

Corinna Stremme ist Gymnasiallehrerin, Lerntherapeutin, Geschäftsführerin eines Vereins für Betroffene von ADHS und Mutter von drei Kindern, eins davon mit ADHS.

Einleitung

Bevor ich selbst Kinder bekam und herausfand, dass eins meiner drei Kinder unter der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz: ADHS) leidet, war mir nicht nur nicht klar, was Eltern von ADHS-Kindern tagtäglich leisten, ich hatte keinen blassen Schimmer davon! Begegnet waren mir hyperaktive und herausfordernde Kinder natürlich schon zuvor im Unterricht und ich lernte bereits zu Beginn meiner Laufbahn als Lehrerin, dass mit ADHS-Kindern eine durchdachte und gut geplante Art des Unterrichtens angeraten ist.

Wir wollen Tretminen erkennen und aus dem Weg räumen.

Meine Erfahrungen als Mutter eines ADHS-Kindes und als Lehrerin und Lerntherapeutin einiger ADHS-Kinder prädestinieren mich für das Beschreiben von sogenannten „Tretminen“, die sich für Familien mit einem oder mehreren ADHS-Kindern in der Schule und im Elternhaus ergeben.

Sechs- bis Zwölfjährige merken ihre ADHS bewusst in der Schule. Vorher nicht zwingend.

Dieser Ratgeber möchte von ADHS betroffenen Familien lebenspraktische Beratung angedeihen lassen, dabei konzentrieren wir uns im Großen und Ganzen auf die Altersspanne der Sechs- bis Zwölfjährigen, also auf die ersten Jahre der Grundschule und die der weiterführenden Schule. Die Schulzeit der ersten Jahre ist die Zeitspanne, die in der Familie als eine sehr anstrengende wahrgenommen wird. Kinder sind in diesem Alter sowieso schwer zu motivieren, still zu sitzen. ADHS-Kinder stehen hier schier vor einer kaum lösbaren Situation und die Familien gezwungenermaßen ebenso. Ich möchte trotzdem behaupten, dass die Problematik im Umgang mit überaktiven Kindern in der Schule im Gegensatz zu dem, was Eltern (in den Ferien unter Umständen sogar 24 Stunden lang) leisten, einen überschaubaren Rahmen bietet.

ADHS im Elternhaus ist ein Fulltime-Job.

Die Nöte, die sich naturgegeben zu Hause ergeben, sind vielfältig und kristallisieren sich zeitlich noch deutlich vor dem Besuch des Kindergartens heraus. Außerdem kommt ADHS selten allein: Das Unvermögen, sich konzentrieren zu können, führt nicht selten dazu, dass in Bereichen, in denen Kinder in den ersten Jahren durch Imitieren lernen, erhebliche Defizite entstehen. Defizite entstehen überall dort, wo sich normalerweise gleichaltrige Kinder von anderen Verhalten und Fertigkeiten abgucken. Oft fehlt ADHS-Kindern schlicht die Zeit zum Studieren des Verhaltens Gleichaltriger oder das der Geschwister oder der eigenen Eltern. Die Aufmerksamkeitsstörung und alles, was daran hängt, treibt die Kinder vorwärts und führt angesichts dessen zu Problemen im Verhalten, im Lernen, in der Sprache, im Schreiben und Lesen, um nur einige Problembereiche zu umreißen, bei denen ein Abgucken von Fertigkeiten unumgänglich ist (Stremme 2017a). Letzteres beobachte ich besonders häufig in meiner Arbeit als Lerntherapeutin für lese- und rechtschreibschwache Kinder.

Die UN-Behindertenrechtskonvention sichert die Teilhabe aller an der Gesellschaft.

Ich möchte übergeordnet informieren, inwiefern Kindern mit ADHS sogar eine seelische Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention drohen kann, falls man sich auf solch ein Gedankenspiel einlassen möchte. In der UN-Behindertenrechtskonvention wird definiert, wer zu der Gruppe von Menschen mit Behinderungen zu zählen ist.

Struktur hilft ADHS-Kindern immer!

In der Schule lässt sich das Thema Hyper- oder Hypoaktivität und Unkonzentriertheit aufseiten betroffener Schüler mit dem richtigen Handwerkszeug relativ problemlos behandeln: Hat man ein Kind mit ADHS in der Klasse, rate ich als langjährige Fortbildnerin in der Unterrichtsentwicklung meinen Kollegen zuallererst zu einem gut strukturierten Unterricht.

ADHS-Kinder im Unterricht fordern heraus.

Neben grundlegender Information zu ADHS, ausreichender Professionalität, einem hohen Maß an Konsequenz und gut geplanter Fortbildung gehört zur Zufriedenheit aller ganz gewiss ein gehöriger Schuss Humor und das Herz auf dem rechten Fleck. Das soll jetzt nicht heißen, dass das Unterrichten von ADHS-Kindern in der Schule ein Kinderspiel ist – weit gefehlt! Dafür haben wir hier mit unseren Kindern eine der größten Baustellen unseres Lebens.

Perspektivwechsel sind gewünscht.

Deshalb widmet sich auch ein Part in diesem Ratgeber genau diesem Thema. Ich bitte meine Leser dort u. a. um einen Perspektivwechsel, um zu verstehen, was die Lehrer von Kindern mit ADHS im Hinblick auf das Störungsbild tagtäglich leisten.

Elternarbeit in Schulen ist elementar wichtig.

Zudem werbe ich hier für eine klar konzeptionell ausgerichtete Eltern- bzw. Gremienarbeit in der Schule. Sie müssen sich nicht mit den Gegebenheiten an deutschen Schulen abfinden. Gehen Sie planvoll vor, ich verrate Ihnen, wie. Dieser Ratgeber möchte auf keinen Fall die Nöte der Schule im Gegensatz zu denen zu Hause schmälern, sondern ganz im Gegenteil für eine Allianz beider Orte und beider Parteien werben. Eltern sollen aber allem voran – mit ihrer Lebensaufgabe, ihrem Ärger und Frust im Alltag mit hyperaktiven Kindern – ernst genommen werden. Das hier vorgestellte Konzept soll Elternteilen konkret helfen, sich deutlich weniger allein im Alltag zu fühlen.

Wir werben dafür: Eltern und Lehrer als Allianzpartner sind unerlässlich!

Ohne Allianzpartner geht es nicht. Wenn Eltern und andere Betroffene an einem Strang ziehen und Synergien nutzen, werden sie merken, dass sie im Elternhaus nicht in einen Burn-out rutschen müssen. Eine Gefahr, die leider angesichts von jahrelanger Beanspruchung auf Elternseite durch herausfordernde Kinder mit ADHS eine klare und ernst zu nehmende Gefahr darstellt. Es gibt sogar Aussagen von Fachärzten, die davon sprechen, Familien mit ADHS seien zwei- bis viermal so oft von Scheidungen bedroht und hätten eine doppelte Wahrscheinlichkeit zu starker Geschwisterrivalität (Dammann 2012).

ADHS-Familien müssen sich schützen!

Hier soll außerdem ein Elf-Punkte-Strategieplan vorgestellt werden, bei dem das Ziel verfolgt wird, im Sinne der Kinder mit ADHS zu handeln. Sie erfahren, wie u. a. durch Bewegung und Sensibilisierung des Umfelds mehr Ruhe ins Elternhaus einzieht.

Elf Strategien helfen weiter.

Nicht zuletzt möchte ich betonen, dass Eltern, die eine Schule suchen, die alle Kinder begleiten möchte und im Zuge von echter Inklusion wird begleiten müssen, einen Plan brauchen. Entweder wird eine Schule gesucht, die Erfahrung hat, oder man macht sich firm in der Gremienarbeit und wirbt für (seine) ADHS-Kinder und deren sinnvolle Integration.

Die richtige Schule zu suchen steht vorne an!

Es braucht ebensolche Schulen, die den betroffenen Schülern dieselbe Teilhabe an Bildung ermöglicht wie allen anderen Kindern auch, und ich möchte Tipps geben, wie Ängste zum Schulabschluss bewältigt werden und wie quasi ab sofort Bilder und Geschichten genutzt werden können, um mit ADHS-Kindern ins Gespräch zu kommen. Denn eins ist sicher: Eltern und Kinder mit der Funktionsstörung sollten sich ab heute als Team verstehen und innerhalb und außerhalb des privaten Systems deutlich machen, dass sie alle in der Familie zusammenhalten. Das ist nötig, um ein Leben als emanzipierte Gemeinschaft mit der Herausforderung ADHS zu bestehen und dem Kind als bedeutsamer Anderer zur Seite zu stehen (Lehmkuhl 2006).

Das ADHS-Kind braucht Sie als beständigen Fixpunkt in einer Welt, in der es blitzschnell und häufig ohne Handlungsplan unterwegs ist.

In diesem Ratgeber geht es nicht vordergründig um Ursachen, sondern um Unterstützung. Es geht nicht um Argumentationen gegen Medikamente, sondern um das Verstehen, warum Experten vor Ritalin und Co. warnen. Es handelt sich in meinen Ausführungen um die Unterstützung des Familiensystems, damit ungünstige Konsequenzen der Störung wie erhöhtes Unfallrisiko, höhere Mortalität, höhere Risiken für Depression, Persönlichkeitsstörungen, Substanzmissbrauch, Inhaftierung, schlechtere Schulabschlüsse sowie häufige Ausbildungsplatzwechsel nicht zum Horrorszenario einer Familie werden (Bachmann et al. 2017). Ich nähere mich diesen Fakten bzw. Ängsten jedoch von Elternseite, nicht von der Ärzteseite. Als Expertin, die sich in Schule, Lerntherapie, Elternhaus und Vereinsarbeit mit Betroffenen von ADHS mit den Problemen auch anderer Eltern und Kinder schon seit Jahren beschäftigt, sind mir „leb“-bare, sofort einsetzbare Strategien von Wichtigkeit. Ich wünsche betroffenen Familien viel Erfolg bei und nach der Lektüre und hoffentlich einiges an Unterstützung in den nächsten Kapiteln. Die Diagnose gewinnbringend zu nutzen, nachdem Sie sie verarbeitet haben, wäre mir ein wichtiges Anliegen.

Möge es gelingen! Es ist Ihnen zu gönnen!

Corinna Stremme, Hannover im Juni 2018

Im Folgenden werden die weibliche und männliche Form abwechselnd verwendet. Selbstverständlich sollen sich jedoch immer beide Geschlechter angesprochen fühlen.

Mein Dank geht an alle Lehrer und Therapeuten, die gerne mit ADHS-Kindern arbeiten. Ohne sie wären die Kinder mit Funktionsstörung...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2018
Reihe/Serie »Kinder sind Kinder«
Kinder sind Kinder
Kinder sind Kinder
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte ADHS • ADHS-Alltag • ADHS-Kinder • Elternratgeber • Ratgeber
ISBN-10 3-497-61058-5 / 3497610585
ISBN-13 978-3-497-61058-7 / 9783497610587
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