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Nationale Identität im Szenesport. Ziehen professionelle Snowboarder und Skateboarder ihre Szenezugehörigkeit der nationalen Identität vor? - Tim Vogelmann

Nationale Identität im Szenesport. Ziehen professionelle Snowboarder und Skateboarder ihre Szenezugehörigkeit der nationalen Identität vor?

(Autor)

Buch | Softcover
146 Seiten
2017
Diplomica (Verlag)
978-3-96146-554-5 (ISBN)
CHF 55,95 inkl. MwSt
Szenesportarten als informelle Sportkulturen weisen im Gegensatz zu organisierten Leistungssportarten alternative Szenewerte (Individualismus, Szeneengagement, Freiheit, Lebensstil, Abenteuer, Zusammengehörigkeitsgefühl, Flowgefühl, Rebellion) und eine alternative Organisationsstruktur auf.
Die sportsoziologische Literatur erwähnt zudem, dass Szenesportler dazu neigen, ihre Szenezugehörigkeit der nationalen Identität vorzuziehen. Diese These wurde jedoch bisher nicht empirisch überprüft, was in dieser Studie am Beispiel professioneller Snowboarder und Skateboarder geschieht.
Es wird der Frage nachgegangen, ob die Szenesportler als nationale Stellvertreter in Erscheinung treten wollen bzw. ob sie bei internationalen Wettkämpfen ihre Szenezugehörigkeit der nationalen Identität vorziehen.
Die Beantwortung dieser Frage ist von gesellschaftlicher Relevanz, da sich ein Großteil der Jugendlichen mindestens einer Szene zugehörig fühlt. Auch politisch ist die Antwort interessant, da der deutsche Staat einerseits durch eine gezielte Spitzensportförderung innerhalb der deutschen Bevölkerung eine nationale Identitätsstiftung zu erzielen versucht; andererseits kann aus der starken Ausprägung einer nationalen Identität Nationalismus mit mitunter gefährlichen Folgen erwachsen.

Tim Vogelmann, M.A., wurde 1984 in Hamburg geboren. Sein Studium im Bereich Sportmanagement und -soziologie an der Universität Bielefeld schloss der Autor 2017 ab. Während seines Studiums sammelte der Autor umfassende Erfahrungen im Bereich der Boardsportarten (Snowboarden, Skateboarden, Surfen). So arbeitete er viele Saisons als Snowboardlehrer, Freerideguide und Freestyletrainer in der Schweiz und Österreich, bewegte sich in der indonesischen und französischen Surfszene und arbeitete zudem ehrenamtlich als Skateboardtrainer. Hierbei lernte er die Sportszenen von innen kennen, was ihn dazu motivierte, sich dem Thema des vorliegenden Buches zu widmen.

Textprobe:
Kapitel 3 Methodik:
Um das dargestellte Forschungsinteresse auf angemessene Weise bearbeiten zu können bietet sich eine qualitativ-rekonstruktive Vorgehensweise an. Denn in Abgrenzung zu standardisierten quantitativen Verfahren hat das in vorliegender Studie relevante Vorgehen nicht den Anspruch, einen möglichst hohen Grad an Repräsentativität zu gewähren, vielmehr steht eine möglichst ganzheitliche Erfassung des Gegenstandsbereichs, sowie die subjektiven Sichtweisen der Szenesportler im Vordergrund (vgl. Helfferich 2011: 21). Zudem hätte eine repräsentative Umfrage bei dem Forschungsinteresse in Bezug auf die Szenesportart Snowboard wenig Sinn gemacht, da die Grundgesamtheit (mit insgesamt erst sechs Männer bzw. zwei Frauen aus Deutschland, welche an den olympischen Spielen in einer Freestyle-Snowboard Disziplin teilgenommen haben) sehr gering ausfällt. Bei der Szenesportart Skateboard lässt sich die Grundgesamtheit an deutschen Skateboardprofis, welche für eine Teilnahme an den olympischen Spielen 2020 in Frage kämen, nur schätzen, sie dürfte bei rund 20 Fahrern liegen. Für die vorliegende Studie wurde mit drei deutschen Snowboardprofis und zwei deutschen Skateboardprofis ein leitfadengestütztes qualitatives Interview durchgeführt.
Bei qualitativen Verfahren wird nach Hintergründen und Funktionsmechanismen gesucht, "um damit zu erklären, "warum" und "wie" ein Phänomen entstanden ist und wie man es deuten und verändern kann" (Friebertshäuser 2009: 707). Anhand von rekonstruktiver Analyseverfahren werden dann neue Hypothesen und Theorien generiert (vgl. ebd.: 701). Dabei richtet sich das Erkenntnisinteresse derartiger Verfahren auf "die Rekonstruktion von Konstruktionen [sowie] Selbst- und Weltdeutungen" der Befragten (ebd.). In Anlehnung an den symbolischen Interaktionismus wird nach Helfferich (2011: 22) davon ausgegangen, dass die soziale Wirklichkeit, "immer schon interpretierte, gedeutete und damit interaktiv hergestellte und konstruierte Wirklichkeit" ist.
Wie bereits erwähnt geht qualitative Sozialforschung davon aus, dass Menschen die Welt im Zusammenhang mit ihrer subjektiven Lebenswelt verstehen und ihr in diesem Rahmen einen Sinn geben (Helfferich 2011: 23). Nach Kleemann et al. (2013: 15) wird dabei zwischen drei forschungsrelevanten Sinnebenen unterschieden: Der subjektiv intendierte Sinn, die universal gesellschaftlichen Sinnmuster, sowie die gruppen- bzw. milieuspezifischen Deutungs- und Wissensbestände. Im Rahmen vorliegender Studie interessieren insbesondere die gruppen- bzw. milieuspezifischen Deutungs- und Wissensbestände, welche für die Szenenidenitäts- bzw. nationale Identitätskonstruktion von Bedeutung sind.
Bezüglich der Forschungsfrage soll in diesem Fall das Verstehen der Szenesportler verstanden werden und versucht werden, anhand von Einzeläußerungen das zugrunde liegende "Muster oder Konzept" zu identifizieren, da dieses wiederum Ausdruck der jeweiligen Lebenswelt ist (vgl. Helfferich 2011: 22). Helfferich bezeichnet dies als "Verstehen zweiten Grades" (ebd.: 23). Der Zugang zu dem Sinn der Forschungssubjekte wird erlangt, da Sinn durch Kommunikationssituationen, wie bspw. qualitative Interviews, interaktiv hergestellt wird. Die Kommunikation als Rahmen zur Konstruktion von sozialem Sinn zählt zu den drei Grundprinzipien qualitativer Sozialforschung (vgl. Helfferich 2011: 24, 80). Um zu verhindern, dass der Forscher die eigenen Interpretations- und Deutungsmuster in die der Beforschten hineinprojiziert, sollte strikt dem, für qualitative Forschung unerlässlichen, Prinzip der Offenheit nachgekommen werden. Im Rahmen qualitativer Forschung sorgt (paradoxerweise), weniger Eingriff für mehr Kontrolle (vgl. Bohnsack 2010: 20).
Da in vorliegender Studie Daten mittels für qualitative Forschung typischen Interviews erhoben werden, muss darauf geachtet werden, dass die Befragten das Thema in ihrer eigenen Sprache und ihrem eigenen "Symbolsystem", sowie inn

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 192 x 264 mm
Gewicht 363 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte Interview • Kollektivismus • Nationale Identität • Nationalismus • Olympische Spiele • Skateboard • Snowboard • Szeneidentität • szenesportart • Szenesportler
ISBN-10 3-96146-554-1 / 3961465541
ISBN-13 978-3-96146-554-5 / 9783961465545
Zustand Neuware
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