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De profundis

Vom Scheitern der russischen Revolution

Ulrich Schmid (Herausgeber)

Buch | Hardcover
572 Seiten
2017
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-42009-6 (ISBN)
CHF 42,90 inkl. MwSt

Sie hatten die Revolution 1905 scheitern sehen und rechneten mit der russischen Intelligenzija ab, der sie selbst angehörten. In der Niederlage sahen sie die Chance einer radikalen Selbstbesinnung. So beschrieb der Historiker Karl Schlögel das Vorhaben von Autoren wie Pjotr Struwe, einem frühen Weggefährten und späteren Gegenspieler Lenins, der 1909 zusammen mit Nikolaj Berdjajew, Semjon Frank und Sergej Bulgakow den legendären Essayband Wegzeichen zur Krise der russischen Intelligenz herausbrachte. Sie und die anderen Autoren, unter ihnen Juristen, Nationalökonomen, Sozialtheoretiker und Religionsphilosophen, setzten ihre Hoffnung auf die Liberalisierung und begrüßten die Februarrevolution 1917.

Die Machtergreifung der Bolschewiki im Oktober bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. Unter dem Eindruck der Ereignisse verfassten sie einen Sammelband zur geistigen Lage Russlands, der 1918 druckfertig war: De profundis, »Aus der Tiefe« - der Titel spielt auf den 130. Psalm an -, ist ein einzigartiges Dokument. In apokalyptischen Bildern interpretierten die Gelehrten die epochale Wende: revolutionäre Ereignisse, die sie hatten kommen sehen und die doch an Schrecken alles übertrafen, was sie sich hatten vorstellen können. Eine Welt zog herauf, in der sie als die »Zellen eines sterbenden Körpers« keinen Platz mehr für sich sahen. Ihr Buch konnte erst 1990 in Russland erscheinen.

Ulrich Schmid, 1965 geboren, Slawist und Osteuropahistoriker, lehrt russische Kulturgeschichte in St. Gallen. Im Suhrkamp Verlag erschienen von ihm u. a. Technologien der Seele (es 2702) und De Profundis. Vom Scheitern der Russischen Revolution.

Gabriele Leupold ist Übersetzerin aus dem Russischen (u. a. Michail Bachtin, Vladimir Sorokin, Michail Ryklin) und Veranstalterin von Workshops für Übersetzer und Studierende. Für ihre Arbeit erhielt sie mehrere Preise, u.a. den Celan Preis (2002) für die Übersetzung von Andrej Belyjs Petersburg, sowie den Johann-Heinrich-Voß-Preis (2012).

Dorothea Trottenberg wurde 1957 in Dortmund geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Diplom-Bibliothekarin studierte sie Slawistik in Köln und Leningrad. Derzeit betreut sie das Fachreferat Slawistik und Osteuropa-Studien an der Universitätsbibliothek Basel und ist als freie Übersetzerin klassischer und zeitgenössischer russischer Literatur tätig. Trottenberg lebt in Zürich.

Volker Weichsel, geboren 1973, Slawist, Politikwissenschaftler, Redakteur der Zeitschrift OSTEUROPA, Übersetzer u.a. aus dem Russischen, Französischen und Tschechischen. Bei Suhrkamp erschienen zuletzt seine Übersetzungen von Artur Klinau: Acht Tage Revolution. Ein dokumentarisches Journal aus Minsk (es 2772) und Olga Shparaga: Die Revolution hat ein weibliches Gesicht (es 2769).

Olga Radetzkaja, 1965 in Amberg geboren, hat u.a. Werke von Julius Margolin, Viktor Schklowskij, Polina Barskova und Boris Poplavskij übersetzt. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Brücke Berlin Preis 2020 (zusammen mit Maria Stepanova).

Karl Schlögel, 1948 geboren, lehrte bis zu seiner Emeritierung Osteuropäische Geschichte, zuerst an der Universität Konstanz, seit 1995 an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören Moskau lesen, Petersburg 1909-1921. Das Laboratorium der Moderne, Im Raume lesen wir die Zeit und Moskau 1937. Sein 2017 erschienenes Buch Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

»De profundis bietet eine beunruhigend aktuelle Lektüre.« Marko Martin Deutschlandfunk Kultur 20171104

»Eine vorzügliche Ausgabe.«

»Eine würdige Präsentation dieses wichtigen Schlüsselwerks der russischen Geistesgeschichte.«

»Dieses Zeitdokument vermittelt einen Eindruck davon, wie die russischen Philosophen und Denker unter dem Schock der Ereigniss die Frage nach ihrer politischen Verantwortung neu stellen.«

»Für heutige Leser bietet die ›Flaschenpost‹, wie Karl Schlögel De Profundis in seinen aufschlussreichen einleitenden Überlegungen nennt, bemerkenswerte historische Zeitdokumente, die die durch die revolutionären Umbrüche ausgelöste massive politische und soziale Erschütterdung eindrücklich dokumentieren.«

»Wer diesen Sammelband zur Kenntnis genommen hat, wird manche Phänomene der jüngeren russischen Geschichte besser verstehen und viele Zusammenhänge klarer erkennen.«

Erscheinungsdatum
Einführung Karl Schlögel
Übersetzer Regula Zwahlen, Gabriele Leupold, Dorothea Trottenberg, Volker Weichsel, Olga Radetzkaja
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Iz glubiny
Maße 138 x 214 mm
Gewicht 706 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Sozialwissenschaften
Schlagworte 1917 • Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis 2020 • Iz glubiny deutsch • Oktoberrevolution • Oktoberumsturz • Osteuropa • Paul Scheerbart-Preis 2024 • Russische Revolution • Russische Revolution 1917 • Russland • Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2019 • Wegzeichen
ISBN-10 3-518-42009-7 / 3518420097
ISBN-13 978-3-518-42009-6 / 9783518420096
Zustand Neuware
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