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Vom Wegnehmen der Grenze. Ein Interventionsforschungsprojekt zur Situation im grenzübergreifenden EU-Programm Slowenien-Österreich 2007 bis 2013 - Eva-Maria Wutte-Kirchgatterer

Vom Wegnehmen der Grenze. Ein Interventionsforschungsprojekt zur Situation im grenzübergreifenden EU-Programm Slowenien-Österreich 2007 bis 2013

Buch | Softcover
260 Seiten
2016
disserta Verlag
978-3-95935-306-9 (ISBN)
CHF 69,95 inkl. MwSt
Was ist Kohäsionspolitik? Was bezweckt die EU damit und welcher Instrumente bedient sie sich? EU-Programme sollen das Zusammenwachsen der Regionen und den wirtschaftlichen Ausgleich ehemals benachteiligter Rand- bzw. Grenzregionen unterstützen sowie die europäische Integration fördern. Die Autorin illustriert und analysiert die vielfältigen Herausforderungen auf den verschiedenen Ebenen der slowenisch-österreichischen Kooperation im Rahmen des interregionalen EU-Programms. Vieles resultiert aus der Tatsache, dass nationale Grenzen - auch wenn sie innerhalb der EU an Bedeutung verlieren sollten - nicht so einfach überwunden werden können. Es geht um die Wahrnehmung, Wirkung und die Dialektik dieser Grenze, um historische Ungleichzeitigkeiten der beteiligten Regionen, aber auch um die Sprache und den damit zusammenhängenden Vertrauensaufbau, der notwendig ist, um nachhaltige Beziehungen entwickeln zu können. In diesem Buch kommen Menschen aus der slowenischen und österreichischen Verwaltung sowie die Projektträgerschaft beidseits der Grenze zu Wort. Zu Hypothesen verdichtet zeichnen die Interviewergebnisse ein Bild über die existierenden Realitäten und Perspektiven der am Programm Beteiligten.

Eva-Maria Wutte-Kirchgatterer, Mag. Rer.soc.oec, Dr. phil., wurde 1972 in Vöcklabruck, Österreich geboren. Nach einer Ausbildung zur Touristikkauffrau und einem Management Training in San Diego, USA schloss die Autorin 1999 das Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien (Studienaufenthalt an der Université Catholique Louvai-la-Neuve, Belgien) ab. Während des Studiums arbeitete die Autorin bei der Internationalen Touristischen Werbegemeinschaft für die Donauländer. Seit 2004 ist sie beim Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds in den Bereichen der interregionalen Zusammenarbeit und der Förderung von (außer-)universitären Forschungseinrichtungen tätig. 2014 schloss die Autorin das Studium der Philosophie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ab. Sie ist Mitglied des Begleitausschusses des INTERREG VA-Programms Sl-At 2014-2020 sowie Aufsichtsratsmitglied der Kompetenzzentrum Holz GmbH. Die Autorin wohnt mit ihrer Familie seit 2001 im zweisprachigen Gebiet Kärntens.

'Textprobe:
Wodurch wird die Dominanz der administrativen Systemlogik verstärkt?
Sicherheit und Vertrauen sind Themen, die laut Interviews in diesem Programm sowohl auf Projekt- als auch auf Verwaltungsebene von Bedeutung sind. Sicherheit hat, wie bereits beschrieben, hauptsächlich eine rationale, nutzenorientierte Komponente und es wird versucht, Sicherheit über die Erfüllung formaler Regeln und Dokumentationen zu erlangen und zu gewährleisten. Vertrauen hat eine ausgeprägte emotionale Komponente, die vom Menschen selbst abhängt und nicht verordnet werden kann. Vertrauen ist eine Vorbedingung für soziale Interaktion, dennoch nichts Natürliches und sie erfordert eine fortwährende Konstruktion und Rekonstruktion. Es ist etwas Fragiles und Risikobehaftetes, da darauf gehofft wird, dass eine andere/ein anderer Dinge tut oder nicht tut. Dennoch wird auf Verwaltungsebene versucht, fehlendes Vertrauen mittels Formalismen sicherzustellen und zu kompensieren. Es werden Maßnahmen gesetzt, die Misstrauen und Fremdheit in Vertrauen überführen sollen. Ein Beispiel dafür ist die Einführung des Lead-Partner-Prinzips seitens der EU auf Projektebene, das die Projektpartnerinnen und Projektträger organisatorisch und finanziell aneinander bindet und zu (zwangsweiser) Kooperation führen soll; ein anderes ist die betont strukturierte und formalisierte Vorgangsweise der slowenischen Sitzungsleitung bei gemeinsamen Treffen der beteiligten Regionen und ihrer Organisationen. Dabei wird der Form mehr Bedeutung beigemessen als dem Inhalt und der Vertrauensbildung, was ein Interviewpartner bedauert und folgendermaßen begründet: "Okay, so we agree on that. Es ist viel intuitiver und expliziter. Da braucht man nicht mehr - diesen formellen Quatsch. Und man hat das schon alles vor Jahren gehabt. Und jetzt weiß man, das bringt gar nichts. Aber das braucht Vertrauen in die Rollen, von jedem. Wieso brauchen wir eine Stunde Diskussion über die genaue Formulierung der Konklusion der Sitzung? Weil man fürchtet, dass der andere mit einer anderen Konklusion Sachen macht, die man nicht will. Dass es nicht falsch verstanden wird. Das ist Sicherheit und nicht Freiheit. Es ist Sicherheit." (IP8-EU-V) Das Pendel schlägt in der aktuellen Förderperiode in Richtung Sicherheitsstreben aus. Das Gut Freiheit wird Projektträgerinnen und -trägern immer weniger zugestanden und auch auf Verwaltungsebene nimmt der Wert von Freiheit zu Gunsten des Wertes Sicherheit immer mehr ab. Für die Zukunft erwartet sich ein Verantwortlicher in einem slowenischen Ministerium keinen Kurswechsel bzw. keine Versöhnung der beiden Pole. "So the logic is not going in the direction that we should more trust the beneficiaries and that we should more evaluate beneficiaries on their results, not so much about inputs. [...] More restrictive, more checking, more untrust to the beneficiaries, now." (IP17-Sl-V) Wie viel Freiheitsverlust lassen sich die verschiedenen Akteure der verschiedenen Herkunftssysteme zur Aufrechterhaltung einer abstrakten Sicherheit gefallen? Auf diese Frage könnte das Spannungsfeld zwischen inhaltlicher und administrativer Logik zugespitzt formuliert werden. Die programmverantwortlichen Stellen verpflichten sich in erster Linie den Vorgaben hierarchisch höher stehender Stellen. Ein slowenischer ministerieller Mitarbeiter erkennt eine mögliche Ursache dafür in der rasanten Entwicklung Sloweniens von einer langjährigen sozialistischen Teilrepublik zum souveränen Staat und EU-Mitglied: "Sometimes we say that we just replaced Belgrad by Brussels. So there was also administration. [...] after the independence, there was a long period of negotiation with the commission, when we were not the strongest partner, because we were not a member. And then [...] you need some time to develop a good, proper relation. So of course there is/ if you put on the [...] table a Slovenian and an Austrian ex

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 418 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Dialektik • EU • Europäische Union (EU) • Grenze • Kooperation • Slowenien
ISBN-10 3-95935-306-5 / 3959353065
ISBN-13 978-3-95935-306-9 / 9783959353069
Zustand Neuware
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